Erlöst mich (Simon Kernick)
Sie ist sein nächstes
Opfer und seine letzte Rettung
»Ich habe Menschen getötet, die es verdient hatten, ohne mit der
Wimper zu zucken. Und ich habe wahrscheinlich auch Menschen getötet, die es
nicht verdient hatten. Streichen Sie das wahrscheinlich. Ich habe mich zu
Richter, Jury und Henker in einer Person aufgeschwungen. Aber ich habe eine
Menge schlafloser Nächte deshalb verbracht, weil mich die Geister der Toten
in meinen Träumen heimsuchen. Ich habe eine Moral. Glauben Sie mir.«
(Verlagsinfo)
Kritik
„Erlöst mich“ von Simon Kernick ist dritte und abschließende Band der
Reihe um den früheren Detektive und jetzigen Profikiller Dennis Milne. Nach
fast zehn Jahren möchte er keine Aufträge mehr annehmen. Dennis Mile
durchlief eine harte, ihm selbstauferlegte Schule und die Dämonen, die
Menschen die er töten musste, verfolgen ihn in seinen dunklen Nächten. Zwar
tröstet sich Dennis damit, dass er nur die „bösen“ Jungs über die Klinge
springen ließ, doch seine moralischen und ethischen Grundsätze sind arg
erschüttert. Allerdings zerfließt er auch nicht in Selbstmitleid, sehnt sich
aber nach einer innerlichen Ruhe und ein Leben ohne zusätzliches Blut an den
Händen.
Simon Kernick lässt seine Protagonisten durch die Hölle gehen und
verschiebt dabei unsere moralischen Grundsätze von Gut und Böse auf einen
möglichst dünnen Grad. Ist es „böse“ oder gar unentschuldbar, wenn Dennis
Milne Mörder, Drogenhändler, und Kinderschänder eiskalt tötet und nicht der Justiz
übergibt? Vor allem aber, hat es der Autor es fantastisch geschafft, die Welt
und die Täter und Opfer aus der Perspektive eines Killers zu erzählen. Und
diese ist vielschichtiger und dunkler, als wir es uns vorstellen können. Wenn der Autor Dennis Mile erzählen lässt,
so fällt der Leser zusammen mit dem Antihelden auf eine unbarmherzige Bühne.
Dennis Mile hat zwar für seine Aufträge eine lukrative Vergütung bekommen,
doch das Geld ist kein wirklicher Ersatz für menschliche Wärme und Zuneigung.
Für eine Familie ist in seinen Leben kein Platz.
Es schien einmal so, und noch immer erinnert sich Dennis an eine
wundervolle Frau und sein ungeborenes Kind, was er verlassen musste. Noch
immer träumt er davon loslassen zu können und neu anzufangen, aber seine Vergangenheit
holt ihn ein und er weiß auch, dass er so sterben wird, wie er gelebt hat.
„Erlöst mich“ überzeugt nicht nur durch rasante Spannung
und Abwechslungsreiche Action, sondern viel mehr über die erzählenden
Protagonisten. Neben dem Profikiller Dennis Milne erscheint noch die harte
und souveräne Ermittlerin Tina Boyd die in dieser Geschichte mit dem „bösen“
verbünden muss, um einen Kinderschänder und Mörder zu überführen. Die
Lernkurve, die die taffe und selbstbewusste junge Frau allerdings fliegen
muss, lässt ihre „alten“ Vorstellungen von Recht und Gesetz wie ein
Kartenhaus einstürzen. Zugleich Richter und Henker sein zu wollen und dabei
kaltblütig töten zu müssen, wird seine Spuren hinterlassen. Und ebenso wie
Dennis Milne, den sie Anfangs überhaupt nicht verstehen kann und will, ist
der Weg das Ziel zum verstehen oder zum akzeptieren. Will man den Teufel
besiegen, so sollte man sich mit einem Dämon verbünden.
Simon Kernick erzählt seiner Geschichte durch den
handelnden Protagonisten mit Überschallgeschwindigkeit. Trotzdem bleibt der
Leser dabei nicht auf der Strecke und hüpft quasi auf den Spannungsbogen mit.
Dennis Milne als (Anti)Held ist der Dreh- und Angelpunkt
der ganzen Geschichte und zielgerichtet baut sich sein ganzes Umfeld mit ihm
auf. Von Beginn an merkt man aber schnell, dass der Autor oder auch seine
Figur Dennis Milne sich seinem Leben stellt und abrechnet. Deswegen auch der
englische, passende Originaltitel „Payback“. Als Leser empfindet man eine
ungemeine Sympathie mit Dennis Milne der zwar durch eigenes Verschulden zu
dem geworden ist, was er ist – ein eiskalter und erfolgreicher
Auftragsmörder, doch empfindet man immer wieder Mitleid und sogar Verständnis
für seine Situation.
Die Actionszenen sind hart und realistisch in Szene gesetzt
und bilden mit den Dialogen von Tina und Dennis einen optimalen
Spannungsaufbau. Wie der Titel schon prophezeit, ist dies das Ende für den
Auftragskiller Dennis Milne, aber die Startlinie für die Ermittlerin Tina Boyd ist genauso
gezogen. Ein Ende ist also auch nur ein weiterer Anfang.
Fazit
„Erlöst mich“ von Simon Kernick ist absolut zu
empfehlen. Neben der atemlosen Spannung die man dabei empfindet, überzeugt
der Autor durch die sensible Darstellung des Auftragsmörders Dennis Milne,
der sich nicht sehnlicheres wünscht, als zur Ruhe zu kommen.
Für mich ein überzeugender Titel der alles hält war er
verspricht und durchaus Interesse weckt, mehr Titel des Autors lesen zu
wollen.
Packend, rasant und sensibel und mit Sicherheit zu
empfehlen. Und zu guter Letzt: Das Buch ist quasi eine Einladung verfilmt zu
werden.
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1 Kommentar:
Sehr schöne Rezension, gefällt mir gut.
Aus welchem Land kommt denn der Auftrackskiller Dennis Milner eigentlich? Wäre super wenn du mir das beantworten könntest.
LG, Philip
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