Der Kreuzfahrer (Angus
Donald)
1190. Um eine alte Schuld
abzutragen, wird der berühmte Outlaw Robin Hood von Richard Löwenherz
verpflichtet, beim Dritten Kreuzzug mitzuziehen. Doch schon auf dem Weg nach
Osten holt ihn die Vergangenheit blutig ein: Ein Verräter in den eigenen Reihen
will Robin töten, bevor sein Fuß die Schlachtfelder des Heiligen Landes betritt
…(Verlagsinfo)
Kritik
Wir alle kennen die sagenhafte und
legendäre Figur Robin Hood aus Comics, Büchern und diversen Verfilmungen. Der
Rächer und Gesetzlose, der für die armen Menschen rund um Nottingham geraubt
und gestohlen hat, um die armen und unterdrückten Menschen in dieser Grafschaft
zu unterstützen. Genauso gut kennen wir den Ausgang dieser Geschichte: Richard
auch genannt Löwenherz kehrt von Kreuzzügen im Heiligen Land heim und rettet
England vor seinem Bruder König oder Prinz Johann ohne Land! Nebenbei erkennt
Richard die Treue von Robin und per Amnestie erhält der nun ehemalige Vogelfreie,
seinen Grafentitel, seine Privilegien und Ländereien wieder.
Analysieren wir den Charakter
Robins, so wird dieser als selbstlos, edel, heldenhaft, stark und schön
gezeichnet. Ebenso tummeln sich an seiner Seite seine treuen Freunde z.B. Little John, Will Scarlett, Bruder Tuck und seine herzallerliebste
Dame die holde Lady Marian.
Damit ist eigentlich schon alles im
Groben erzählt. Die Protagonisten sind gesetzt, die Grundidee bewegt den
Spannungsbogen aus einem Baukasten und das Ende ist uns sowieso ebenso bekannt.
In „Der Barde“ von Angus Donald
erzählt der Autor die schon unlängst bekannte Geschichte um Robin von Locksely, auch genannt Robin Hood aus der Perspektive des treuen Alan
Dale, ein Kampfgefährte und Freund Robins.
Im zweiten vorliegenden Band „Der
Kreuzfahrer“ erzählt Angus Donald wie die Lebensgeschichte Robin Hoods einen
Schritt weitergeht.
Was Angus Donald wunderbar in den
beiden Bänden gelingt, ist, dass Robin Hood alles andere als der edle und
selbstlose Held ist, wie er bislang immer dargestellt wurde. Angus Donalds
Robin Hood ist kalt und unberechenbar, er tötet, wenn er muss, auch unschuldige
um sein Ziel zu erreichen. All sein tun dient nur einem Zweck: Er opfert sich
auf für seinen König, sein Versprechen und seine Freunde. Loyalität ist für ihn
der Grundbegriff für Ehre und Treue. Ist man keiner seiner Gefährten und
Freunde, so schwebt man ständig in Lebensgefahr, sollte man sich nicht seinem
Willen oder seinen Vorstellungen beugen.
Robin sieht seine Person und sein
Umfeld aber mit dem klaren Blick eines kompromisslosen Realisten. Er glaubt an
sich und weder interessieren ihn aufkeimende Rebellionen gegen die Juden im
eigenen Land, noch folgt er König Richards Kreuzzug blind in Heilige Land aus
einer fanatischen Ideologie. Er folgt ihm, weil er es ihm schuldig ist, nicht
mehr oder weniger selbstlos sind also seine Motive.
„Der Kreuzfahrer“ von Angus Donald
ist ein historischer Roman mit einer gewissen Durchschlagskraft und überzeugt
durch eindringliche und manchmal sehr brutale Szenen. Ritterlichkeit und Moral
findet man hier nur sehr wenig und auch Richard Löwenherz wird hier so
realistisch geschildert, wie es die Geschichtsbücher hergeben. Er metzelt
Tausende von Menschen wieder um seinen Willen durchsetzen zu wollen, und ob da
nun wehrlose Frauen und Kinder wahllos mit dem Schwert geköpft werden,
interessiert ihn wenig.
Zwar entwickelt sich der
Spannungsbogen rasant mit der Geschichte, doch erst ca. in der Mitte geht es
auf ins Heilige Land. Vorher muss sich Robin Geld in York leihen und wird Zeuge
der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Zwischendurch entgeht
er immer diversen Mordanschlägen, diese werden allerdings aufgelöst und
versprechen am Ende eine ziemlich gute eingebaute Überraschung.
Der Roman wird nur aus der
Perspektive Alan Dales erzählt, das hat den Vorteil einer gewissen Objektivität
und lässt den Leser genauso mitfiebern, wie Dale selbst. Ein großer Nachteil
allerdings, dass man die Motivation eines Robin Hoods oder Richard Löwenherz
überhaupt nur schwerlich folgen und somit nicht nachvollziehen kann. Auch die
blutigen Kämpfe werden nicht heroisiert oder beschönigt, hier wird gemetzelt,
gemeuchelt und verstümmelt und würde sicherlich eine FSK 18 Eischätzung
bekommen, würde man es verfilmen wollen.
Das Tempo und die Spannung sind
hoch, und gerne folgte man Alan und Robin in die verschiedenen Abenteuer. Es
wird so denke ich, auch nicht bei dem zweiten Band bleiben, denn die
Lebensgeschichte des Robin Hoods endet nicht, denn man weiß, dass Alan Dale
Robin überlebt und somit die Geschichte mindestens einen weiteren Band weiter
erzählt werden muss.
Fazit
„Der Kreuzfahrer“ von Angus Donald
ist unerbittlich spannend, abwechslungsreich und überzeugt durch eine
realistische Darstellung von Kämpfen, Sterben und Leben zur Zeit der Kreuzzüge.
Tempo – Spannung – Dramatik – mehr
muss nicht gesagt werden. Ich freue mich schon auf den nächsten wohl
abschließenden Band und erwarte einen dramatischen Abschluss um den legendären
Freiheitshelden.
Anmerkung; Lesen Sie bitte erst
„Der Barde“ sonst bleiben ihnen einige Personen und deren Handlungen und
Entscheidungen nicht nachvollziehbar genug.
Michael Sterzik
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