Sonntag, 15. Juli 2012

Der Kreuzfahrer - Angus Donald


Der Kreuzfahrer (Angus Donald)

1190. Um eine alte Schuld abzutragen, wird der berühmte Outlaw Robin Hood von Richard Löwenherz verpflichtet, beim Dritten Kreuzzug mitzuziehen. Doch schon auf dem Weg nach Osten holt ihn die Vergangenheit blutig ein: Ein Verräter in den eigenen Reihen will Robin töten, bevor sein Fuß die Schlachtfelder des Heiligen Landes betritt …(Verlagsinfo)

Kritik


Wir alle kennen die sagenhafte und legendäre Figur Robin Hood aus Comics, Büchern und diversen Verfilmungen. Der Rächer und Gesetzlose, der für die armen Menschen rund um Nottingham geraubt und gestohlen hat, um die armen und unterdrückten Menschen in dieser Grafschaft zu unterstützen. Genauso gut kennen wir den Ausgang dieser Geschichte: Richard auch genannt Löwenherz kehrt von Kreuzzügen im Heiligen Land heim und rettet England vor seinem Bruder König oder Prinz Johann ohne Land! Nebenbei erkennt Richard die Treue von Robin und per Amnestie erhält der nun ehemalige Vogelfreie, seinen Grafentitel, seine Privilegien und Ländereien wieder.

Analysieren wir den Charakter Robins, so wird dieser als selbstlos, edel, heldenhaft, stark und schön gezeichnet. Ebenso tummeln sich an seiner Seite seine treuen Freunde z.B. Little John, Will Scarlett, Bruder Tuck und seine herzallerliebste Dame die holde Lady Marian.

Damit ist eigentlich schon alles im Groben erzählt. Die Protagonisten sind gesetzt, die Grundidee bewegt den Spannungsbogen aus einem Baukasten und das Ende ist uns sowieso ebenso bekannt.

In „Der Barde“ von Angus Donald erzählt der Autor die schon unlängst bekannte Geschichte um Robin von Locksely, auch genannt Robin Hood aus der Perspektive des treuen Alan Dale, ein Kampfgefährte und Freund Robins.
Im zweiten vorliegenden Band „Der Kreuzfahrer“ erzählt Angus Donald wie die Lebensgeschichte Robin Hoods einen Schritt weitergeht.

Was Angus Donald wunderbar in den beiden Bänden gelingt, ist, dass Robin Hood alles andere als der edle und selbstlose Held ist, wie er bislang immer dargestellt wurde. Angus Donalds Robin Hood ist kalt und unberechenbar, er tötet, wenn er muss, auch unschuldige um sein Ziel zu erreichen. All sein tun dient nur einem Zweck: Er opfert sich auf für seinen König, sein Versprechen und seine Freunde. Loyalität ist für ihn der Grundbegriff für Ehre und Treue. Ist man keiner seiner Gefährten und Freunde, so schwebt man ständig in Lebensgefahr, sollte man sich nicht seinem Willen oder seinen Vorstellungen beugen.

Robin sieht seine Person und sein Umfeld aber mit dem klaren Blick eines kompromisslosen Realisten. Er glaubt an sich und weder interessieren ihn aufkeimende Rebellionen gegen die Juden im eigenen Land, noch folgt er König Richards Kreuzzug blind in Heilige Land aus einer fanatischen Ideologie. Er folgt ihm, weil er es ihm schuldig ist, nicht mehr oder weniger selbstlos sind also seine Motive.

„Der Kreuzfahrer“ von Angus Donald ist ein historischer Roman mit einer gewissen Durchschlagskraft und überzeugt durch eindringliche und manchmal sehr brutale Szenen. Ritterlichkeit und Moral findet man hier nur sehr wenig und auch Richard Löwenherz wird hier so realistisch geschildert, wie es die Geschichtsbücher hergeben. Er metzelt Tausende von Menschen wieder um seinen Willen durchsetzen zu wollen, und ob da nun wehrlose Frauen und Kinder wahllos mit dem Schwert geköpft werden, interessiert ihn wenig.

Zwar entwickelt sich der Spannungsbogen rasant mit der Geschichte, doch erst ca. in der Mitte geht es auf ins Heilige Land. Vorher muss sich Robin Geld in York leihen und wird Zeuge der Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Zwischendurch entgeht er immer diversen Mordanschlägen, diese werden allerdings aufgelöst und versprechen am Ende eine ziemlich gute eingebaute Überraschung.
Der Roman wird nur aus der Perspektive Alan Dales erzählt, das hat den Vorteil einer gewissen Objektivität und lässt den Leser genauso mitfiebern, wie Dale selbst. Ein großer Nachteil allerdings, dass man die Motivation eines Robin Hoods oder Richard Löwenherz überhaupt nur schwerlich folgen und somit nicht nachvollziehen kann. Auch die blutigen Kämpfe werden nicht heroisiert oder beschönigt, hier wird gemetzelt, gemeuchelt und verstümmelt und würde sicherlich eine FSK 18 Eischätzung bekommen, würde man es verfilmen wollen.
Das Tempo und die Spannung sind hoch, und gerne folgte man Alan und Robin in die verschiedenen Abenteuer. Es wird so denke ich, auch nicht bei dem zweiten Band bleiben, denn die Lebensgeschichte des Robin Hoods endet nicht, denn man weiß, dass Alan Dale Robin überlebt und somit die Geschichte mindestens einen weiteren Band weiter erzählt werden muss.

Fazit

„Der Kreuzfahrer“ von Angus Donald ist unerbittlich spannend, abwechslungsreich und überzeugt durch eine realistische Darstellung von Kämpfen, Sterben und Leben zur Zeit der Kreuzzüge.

Tempo – Spannung – Dramatik – mehr muss nicht gesagt werden. Ich freue mich schon auf den nächsten wohl abschließenden Band und erwarte einen dramatischen Abschluss um den legendären Freiheitshelden.

Anmerkung; Lesen Sie bitte erst „Der Barde“ sonst bleiben ihnen einige Personen und deren Handlungen und Entscheidungen nicht nachvollziehbar genug.

Michael Sterzik



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