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Freitag, 14. Februar 2025

Eisiges Glas - Anders de la Motte


Es gibt ja im Genre Thriller/Krimi viele Szenarien, die, sagen wir mal, sehr ins Phantastische abdriften, von Authentizität kann dann keine Rede sein. Viele Ermittler sind auch persönlich in diese Kriminalfälle involviert, da gibt es wieder Minuspunkte für die Realitätsnähe. Natürlich steht der Unterhaltungswert im Vordergrund - er soll dem Leser entspannte, spannende Stunden bescheren. Doch wo ist hier die Grenze - ab wann wird eine Geschichte zu abgedreht? Das Leben schreibt bekanntlich die besten Geschichten, die besten Drehbücher, die wir uns vielleicht nicht einmal in unseren kühnsten Träumen vorstellen können.

Mich persönlich ärgert es sehr, wenn in einer Geschichte der Realismus eine Ausfahrt nimmt und damit den Weg der souveränen Authentizität verlässt. Unterhaltungswert hin oder her, und wenn dann auch noch Kommissar Zufall die Rolle des Kriminalbeamten übernimmt, dann wird es vollends absurd.

Im vorliegenden Roman „Eisiges Glas“ von Anders de la Motte - eigentlich ein Kriminalroman/Thriller - wechselt er blitzschnell das Genre und findet sich in einem fantastischen Horrorthriller wieder.   

Kaum hat Kriminalinspektorin Leonore Asker ihren ersten Fall als Leiterin der Abteilung für hoffnungslose Fälle gelöst, nimmt ihr Vater nach jahrelangem Schweigen Kontakt zu ihr auf. Der Prepper steht unter Verdacht, mit dem Tod eines Urban Explorers in Zusammenhang zu stehen, dessen Leiche ohne Augen aufgefunden wurde – und droht, sich der Verhaftung ohne Hilfe seiner Tochter gewaltsam zu widersetzen.

Zur gleichen Zeit erhält Leos Kindheitsfreund Martin Hill den Auftrag, auf einer Privatinsel mit verlassenem Observatorium an einer Biografie zu arbeiten. Bald entdeckt Hill, dass es in der Gegend noch mehr Geschichten gibt – über mysteriöse Lichter und über Körper ohne Augen …(Verlagsinfo) 

Wie schon in der Einleitung beschrieben, präsentiert uns Anders de la Motte in seinem zweiten Band dieser offenen Reihe eine Geschichte, die haarsträubend, abgedreht, unrealistisch und auch nicht gerade spannend ist. 

Dass den beiden Hauptfiguren Leo Asker und Martin Hill jeweils eine eigene Geschichte zugeteilt wird, die sich im Laufe der Handlung als eine gemeinsame herausstellt und nebenbei auch noch Leos Vergangenheit mit einbezieht und Kommissar Zufall allen Protagonisten den Weg ebnet, kann nur als völlig absurd bezeichnet werden.

Die sehr kurzen Kapitel werden meist aus der Erzählperspektive von Leo und Martin geschildert. Kurzweilig - manchmal mit einem gekonnten Cliffhanger beendet - kommt leider keine Spannung auf. Einzig der ebenfalls verrückte Handlungsstrang um Leos Vater verspricht Spannung, rettet den Roman aber nicht. Die weiteren kurzen Erzählperspektiven - Kommissar Hellmann und der „gläserne“ Mann - sind Nebenschauplätze und letztere Perspektive ist oberflächlich und überflüssig.

Man mag vermuten wie der Roman enden wird, und dass dabei jeglicher Realismus abhandenkommt und man der phantastischen Gedankenwelt des Autoren nicht folgen kann.

Viel zu wenig Raum wird der Abteilung „Etage -1“ und ihren Beamten eingeräumt. Die Vergangenheit und vielleicht auch die persönlichen Talente und Eigenschaften bleiben in diesem Exil einfach unentdeckt. Schade - denn das Potential ist mehr als deutlich vorhanden. 

Generell werden die Protagonisten zwar mit einer Vita ausgestattet, aber zu oberflächlich beschrieben. Zwar wird die Beziehungsebene zwischen Martin und Leo weiter ausgearbeitet, aber von den anderen und sehr zahlreichen Nebenfiguren erfährt man nichts.

Auch Nebenschauplätze und Nebenhandlungen gibt es faktisch nur wenige, was die erzählerische Tiefe des Romans in Bezug auf die Entwicklung der Figuren und natürlich auch der Geschichte selbst immens mindert. 

Fazit

Unglaubwürdige, völlig absurde Geschichte. Es kommt keine Spannung auf und viele Chancen werden einfach vertan. Leider überhaupt nicht empfehlenswert.

Michael Sterzik