Sonntag, 16. Juni 2024

Nachtwasser - Camilla Läckberg / Henrik Fexeus


Kann man Menschen lesen? Die Körpersprache zeigt sich nicht unbedingt von ihrer kryptischen Seite. Gestik, Mimik, Körperhaltung - dazu kommen Rhetorik, Betonung und diverse Körperfunktionen, die man im Grunde nicht bewusst steuern kann. Mit viel Training ist es möglich, auch hier eine „Maske“ aufzusetzen - aber das ist unsagbar schwer.

Theatralik und die hohe Kunst der Illusion und gegebenenfalls Zaubertricks, die auch technisch raffiniert ausgeführt werden können, gehören ebenfalls zum Handwerk des Mentalisten. Diese Kunst ist verblüffend - nichts Übernatürliches - nichts Paranormales - und doch beeindruckend.

Die Theorie, dass ein „Mentalist“ mit der Polizei zusammenarbeitet, um zum Beispiel bei einem Verhör als Beobachter und Berater zu fungieren, ist gar nicht so weit hergeholt, und es würde mich nicht wundern, wenn die Polizei auf die Talente von Mentalisten zurückgreifen würde.

Der schwedische Justizminister wird bedroht. Zur selben Zeit wird in den Stockholmer U-Bahn-Tunneln ein Haufen menschlicher Knochen gefunden. Das Skelett gehört einem hochrangigen Finanzier. Mina Dabiri und ihr Team beginnen nach Zusammenhängen zu suchen und ziehen den Mentalisten Vincent Walder zur Hilfe. Die Uhr tickt. Doch für Vincent, der mit Bedrohungen gegen seine Familie zu kämpfen hat, macht es den Anschein, als würde die ganze Welt auf ihn zurasen. Durch einen weiteren Knochenfund in den U-Bahn-Tunneln wird das Team endgültig auf die Probe gestellt - was geht in den Tiefen Stockholms vor sich? Und wer ist hinter dem Minister her? Für Mina und Vincent beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit … (Verlagsinfo) 

Der dritte und vielleicht letzte Band ist vielleicht der schwächste der Reihe, und zwar aus dem einfachen Grund, dass weniger Rätsel und weniger Symbolik in die Handlung eingebaut wurden. 

Wie schon in den beiden vorangegangenen Bänden wird das Privatleben von Mina und Vincent in die Haupthandlung eingeflochten. Das ist zwar spannend, aber es hätte der Geschichte besser getan, wenn ihre privaten Probleme nicht immer in die Handlung eingeflossen wären. Das ist eine sehr künstliche Konstruktion, die überhaupt nicht authentisch wirkt.

Nachtwasser" ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Gerade das Ende ist bittersüß, originell und polarisierend. Psychologisch raffiniert und zutiefst einfühlsam sind die Figuren angelegt. Vor allem Vincent ist der eigentliche Dreh- und Angelpunkt der ganzen Trilogie. Seine Figur sollte unbedingt in einer weiteren Serie wieder aufgenommen werden.

Fazit

Der Stimmungsseismograph schlägt bei Betrachtung der gesamten Reihe immer positiv aus und gehört zu den besten skandinavischen Krimis der Gegenwart. Die Serie ist an Originalität kaum zu überbieten. Unbedingte Leseempfehlung.


Michael Sterzik

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