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Donnerstag, 13. September 2018

Oracle Year - Tödliche Wahrheit von Charles Soule

Wissen ist Macht! Allerdings kann „Wissen“ auch mächtig gefährlich werden. Die Möglichkeit, die scheinbar relative Zukunft mit einer Prophezeiung aus den Angeln zu heben, könnte einer dieser Effekte sein. In unserer Menschheitsgeschichte gibt es unzählige Propheten die uns positive, wie auch negative zukünftige Ereignisse mitteilen. Einige davon bewahrheiten sich, andere verfehlen weit das Ziel. Nehmen wir zum Beispiel die Prophezeiungen des französischen Arztes und Apothekers Nostradamus. Seine kryptischen Prophezeiungen lassen sich in vielen verschiedenen Richtungen interpretieren. Seine prophetischen Vierzeiler sind noch immer rätselhaft und manchmal auch überhaupt erst viel zu spät erkennbar. Manchmal erst dann, wenn dieses Ereignis, in welchen Ausprägungen auch immer stattgefunden hat. 

Aber was würde mit unserer Welt – unserer Gesellschaft, unseren Machtzentren, der Kultur, der Religion geschehen, wenn es jemanden wirklich geben würde, dessen Prophezeiungen wenig später wirklich eintreten würden!? So eine immense Macht könnte man missbrauchen, oder sich geschäftstüchtig und wirtschaftlich gesehen auf einen Handel einlassen!? Göttliche Kraft oder teuflischer Fluch? 

Der amerikanische Autor Charles Soule übernimmt dieses Thema in dem vorliegenden Titel: „Oracle Year – Tödliche Wahrheit. Ein junger, erfolgsloser Musiker erwacht eines Morgens mit über 100 Prophezeiungen die durch seinen Kopf schwirren. Anfangs noch als Traum interpretiert, ist der Schrecken groß, als er feststellt, dass seine Visionen sich realisieren. Das „Orakel“ wie man ihn später bezeichnet, wird sich seiner Verantwortung bewusst – und wie gefährlich sein Wissen um zukünftige Ereignisse sein werden kann....

Die Grundidee des Romans ist wahrlich brillant. Die Erwartungshaltung damit unweit hoch. Das Ergebnis ernüchternd negativ. Der Roman soll ein Thriller sein – also expliziert spannend, abwechslungsreich, überraschend, vielleicht auch innovativ – aber in jedem Fall unterhaltsam! Er ist weder das eine, noch das andere. Die Story so viel hochgradiges Potenzial diese auch vermuten mag, spielt es einfach nicht aus. Dialoge die so endlos lange währen – Charakter, deren Motive man zwar folgen kann, aber so wenig an tiefe vermitteln sie. Die Storyline überlebt nur aufgrund der Neugierde – schließlich will man wissen, woher diese Visionen kommen und vor allem von wem? 

Die Handlung wirft Fragen auf – allerdings Antworten gibt es kaum welche. Immer mal wieder labyrinthisch der Versuch die Handlung in stringente Bahnen aufs Parkett zu befördern. Leider ohne Erfolg. Und es hilft auch an dieser Stelle kein Perspektivwechsel der Figuren. Die Nebenfiguren sind überschaubar und auch hier leider verpasste Möglichkeiten diese nicht grau im Regen stehen zu lassen. 

Philosophisch passiert hier auch nicht viel – die Religion mischt sich zwar ein, aber diese verhält sich provokativ und wenig weltoffen. Der Pastor – als Nebenfigur – das wäre ein allzu ernster Ansatz gewesen. Seine Ehrlichkeit und seine Motivation seilen Willen durchsetzen waren interessante Momentaufnahmen. 

Selbst das Ende der Geschichte wirkt einfallslos – eine Armee von Fragezeichen bleibt übrig. 

  
Fazit

„Oralcle Year – Tödliche Wahrheit“ von Charles Soule ist ein einfallsloser, blasser Titel. Keine Wahrheiten – nur Vermutungen und Überlegungen die sich in einem Dickicht von Halbwahrheiten und Lügen verlaufen. 

Michael Sterzik