Freitag, 19. Januar 2018

Das Lied der toten Mädchen - Linus Geschke

Nach den ersten beiden Kriminalromanen: „Die Lichtung“, dem zweiten Band: „Und am Morgen waren sie tot“ ist nun im Verlag Ullstein, der dritte Band: „Das Lied der toten Mädchen“ von dem Kölner Journalisten und Autor Linus Geschke veröffentlicht worden.

Wieder einmal spielen das investigative Journalistenduo Jan Römer und Stefanie Schneider, auch passend genannt; „Mütze“ die Hauptrollen. Beider sind Reporter bei einem Nachrichtenmagazin „Die Reporter“ im Köln und veröffentlichen in der Rubrik ungelöste Kriminalfälle ihre spannenden und informativen Reportagen.

Im Jahre 1997 wurde eine junge Frau tot auf den Wilzenberg im Sauerland aufgefunden. Die Ermittlungen der Polizei konnten nicht abgeschlossenen werden, die dürftigen Spuren führten zu keinem kaltblütigen Mörder. Motivierte Feinde hatte sie nicht, der Exfreund ein wasserdichtes, kristallklares Alibi. Jegliche Spuren sind erkaltet. Auch die Spieluhr, die der mutmaßliche Mörder am finsteren Tatort, inmitten eines unheimlichen Waldes hinterlassen hat, führte die Recherchen und Ermittlungen zu keinem befriedigenden Ergebnis.

Schon der Prolog und das erste Kapitel wirkt fesselnd, die Bühne bildet der unheimliche Wald, bei Tag ein attraktives Touristenziel, in der Nacht unheimlich, beklemmend, dunkel, Angst auslösend – so sind halt Wälder in der Nacht. Und nicht wenige werden von Legenden und Geistergeschichten noch furchterregender gemacht, als sie ohnehin schon sind.

Jan Römer und „Mütze“ ermitteln, unterstützt durch den türkischen Ex-Profiboxer Arslan – der Mann für die groben, physikalischen Diskussionen, wenn es nötig wird, dann aber sehr effektiv. Schnell stoßen sie auch nach 20 Jahren auf Schweigen, Indizien, und auch ersten Spuren, die andere Player und dann gleich den Verfassungsschutz ins Spiel bringen.

Der Autor Linus Geschke versteht sein schriftstellerisches Handwerk. Auch im dritten, vorliegenden Band entwickelt der Kölner Journalist seine Charaktere weiter. Nicht zu viel – nicht zu wenig – genau proportioniert um nicht zu langweilen, aber die  Charaktere auszubilden und damit für den Leser realistisch zu gestalten. Es sind Charaktere, die formvollendet Menscheln und mit Ecken, Kanten und auch Fehlern versehen sind. Herzlich willkommen also in der Realität eines fiktionalen Krimis. Ebenfalls beschreibt der Autor die atmosphärischen Schauplätze gekonnt, egal ob die Szenen nun in einem dunklen Wald, einem Büro, einer Wohnung oder auf der Straße spielen. Immer wieder verteilt Linus Geschke feine Details, die der Leser sehr fix in seinem Kopfkino einbaut – sodass die Geschichte, sowieso realistisch, auch plakativ wirkt.

Der Mordfall, der schon 20 Jahre in der Vergangenheit liegt, wird kaum in Rückblenden an die Oberfläche gedriftet. Einzig und alleine, die Person des talentierten Uhrmachers zeigt einen dunklen Korridor von dem recht und links, hinter Türen Geheimnisse und Motive warten, entdeckt zu werden. Die Handlung aus dieser Perspektive ist beklemmend, aber so spannend, dass ich persönlich immer wieder gehofft habe, diesen mehr Raum zu geben.

Spannung – ohne diese hat kein Kriminalroman eine „Lebenserwartung“ na ja, die Opfer sowieso nicht. „Das Lied der toten Mädchen“ ist auch ein klein wenig – „Spiel mir das Lied vom Tod“. Eindringliche Spannung, viele Wendungen, ein kleiner Personenkreis, der anwächst und ein paar Leichen, die sich dazu gesellen.

Der Autor weiß sehr genau wie er psychologisch, die Story spannend aufbaut. Auch das diese durch gut aufgestellte Nebengeschichten nicht verdrängt werden, oder das Tempo runterschalten, ist gegeben. Spannend sind die Nebengeschichten auch, und immer wieder der Funken Humor, getarnt durch intelligente Ironie und Sarkasmus.

Realismus? Check – Fakten und Fiktion kombiniert wie in einer klassischen Teezeremonie, nur nicht ganz so harmonisch und harmlos.

Es gibt (fast) nichts zu bemängeln – „Das Lied der toten Mädchen“ ist wie die beiden anderen Bände auch, eine Garantie für unterhaltsame und spannende Lesestunden. Persönlich hätte ich den Uhrmacher gerne mehr im Vordergrund gesehen, ggf. in Rückblenden, ebenso Arslan, der seine kraftvolle Diplomatie wenig ausspielen konnte.

Es wird einen vierten Band geben, so viel weiß man – ich hoffe, und das wäre absolut „Top“ wenn die Cold Case Fälle pausieren könnten, und der nächste Fall Jan Römer und Mütze persönlich betrifft.

Fazit

„Das Lied der toten Mädchen“ ist eine Melodie des Todes und des (Über)Lebens. Kraftvoll mit viel Bass, ruhigen Klängen und einem spannenden Rhythmus, der einen in seinen Bann zieht. Bravo Herr Geschke und ein Dankeschön.

Michael Sterzik

 






.

1 Kommentar:

Seehases Lesewelt hat gesagt…

Hallo Michael,

das ist eine gelungene Rezension zu einem tollen Krimi! Ich liebe die Jan-Römer-Reihe! Ich werde mich noch ein bisschen bei Dir umschauen und bleibe schon mal als Leserin hier. Ich verlinke Deine Rezension auf meinem Blog und hoffe, dass Du damit einverstanden bist. Wenn nicht, melde Dich gerne!

Viele Grüße
Kerstin