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Sonntag, 31. August 2025

Die Sommergäste - Tess Gerritsen


Ferien und Urlaub – eine willkommene Auszeit und Gelegenheit zur Erholung, nach der wir uns alle sehnen. Es ist ein Ort der Ruhe und des Rückzugs, ein Zeitfenster, um mit der Familie zur Ruhe zu kommen, dem Alltag zu entfliehen und gemeinsam innezuhalten, um über zukünftige Wege nachzudenken oder den aktuellen Stand zu reflektieren.


Wenn man immer wieder an den gleichen Ort reist, trifft man natürlich auch immer die gleichen Menschen: Einheimische, die dort wohnen, wo andere Urlaub machen, und ganze Ortschaften, die von den Touristenströmen leben, in der Hoffnung, dass diese viel Geld in Restaurants, Geschäften, Hotels oder Pensionen ausgeben.


Diese Sommergäste werden oft polarisierend betrachtet. Es entstehen viele tiefe Freundschaften, aber auch Vorurteile und Abneigungen zwischen den Einheimischen und den Besuchern, die manchmal aus einer ganz anderen Welt kommen.


Tess Gerritsens zweiter Roman um den „geheimnisvollen Martini-Club“ greift dieses Thema im Titel „Die Sommergäste“ auf.


Jahr für Jahr kommen die Sommergäste nach Purity und beziehen die imposanten Ferienhäuser am Maiden Pond – misstrauisch beäugt von den Anwohnern, die den reichen Großstädtern nicht über den Weg trauen. Als eines Tages ein Mädchen aus einer der Urlauberfamilien verschwindet und kurz darauf menschliche Überreste aus dem See geborgen werden, spitzen sich die Ereignisse in der Kleinstadt zu. Die Polizei ermittelt erfolglos – bis Maggie Bird und der „Martini-Club“ ihre Expertise zur Verfügung stellen. Der Club mag zwar aus Spionen im Ruhestand bestehen – doch das Ermitteln verlernt man nie … (Verlagsinfo)


Der zweite Roman um den Bücher- und Kochclub der ehemaligen CIA-Agenten – dem „Martini-Club“ – ist ein unterhaltsamer Feel-Good-Roman. Er ist spannend, wenn auch etwas weniger actionreich als sein Vorgänger, bietet aber eine tolle Unterhaltung.


Die vertrackte Kombination von Vergangenheit und Zukunft bildet die Grundlage des Thrillers. Tess Gerritsen versucht immer wieder, den Leser durch Wendungen, neue Ereignisse und Szenen und mancherlei Überraschungen in der Geschichte zu fesseln – diese sind allerdings mehr oder minder abenteuerlich und auch vorhersehbar.


Dass die ehemaligen Spione also Profis in der Ermittlungsarbeit sind, liegt auf der Hand. Interessant ist allerdings, dass hier auch aufgezeigt wird, dass sie sich täuschen können, selbst wenn sie der ansässigen Polizei immer einen Schritt voraus sind. Wird also der Club der alternden Ex-Spione mit dem aktuellen Fall überfordert sein und sein unerschütterliches Selbstbewusstsein verlieren?


Es menschelt in dem Titel „Die Sommergäste“; man könnte fast meinen, dass die Protagonisten und ihre Schöpferin Tess Gerritsen ermüdet sind. Zu konstruiert wirkt manchmal die Handlung, und am Ende stellt sie sich als zu wenig originell heraus.


Das Zusammenspiel der Figuren ist allerdings toll aufgebaut – allein schon die Beziehungsebene zur jungen, ansässigen Polizeibeamtin Jo ist nicht ohne Humor. Eine Zweckgemeinschaft – wobei Jo wirklich alle Augen zudrückt, wenn es um die manchmal aufdringlichen Ermittlungsmethoden der ehemaligen Spione geht.


In diesem Roman erhält der Leser leider auch keine weiteren oder überhaupt neuen Informationen zu der Vergangenheit des “alten” Spionage-Clubs. Eigentlich hätte ich hier erwartet, dass man mehr aus deren aktiven Zeit erfährt. Aber vielleicht werden diese Themen in den nächsten Romanen aufgefasst. 


Fazit


Bei gutem Essen, mit einem guten alkoholischen Getränk und viel Konversation über Literatur – ja, genauso kann man diesen Roman genießen. Er ist nicht so spannend wie sein Vorgänger, aber eine Story, die jeden Sommer- und Feriengast in seiner ruhigen Komfortzone überzeugen kann.


Michael Sterzik


Samstag, 10. Mai 2025

Die Spionin - Tess Gerritsen


Als Geheimnisträger, als ehemaliger Agent eines Nachrichtendienstes ist es schwierig, auf die Frage zu antworten, welchen Beruf man ausgeübt hat. Einfach nüchtern zu sagen: „Ich war früher Spionin im Dienste der CIA und habe verdeckt gearbeitet“ - das klingt zwar ein bisschen nach James Bond, aber grundsätzlich wird diese Frage ehemaligen Geheimdienstlern trotzdem gestellt. Schließlich bringt es der Beruf mit sich, dass man Zeuge oder vielleicht sogar Täter in brisanten Situationen wird. In Krisenländern, in denen es um Drogen, Terrorismus, Waffenhandel geht, kann es für den Spion/Agenten lebensgefährlich werden. Eine Marionette an langen Fäden, die sicherlich auch die eine oder andere posttraumatische Belastungsstörung mit sich bringen dürfte. Ach ja, und neben diesem heiklen Beruf gibt es ja auch noch das Privatleben, eventuell mit Partner und Kindern - und selbst diese schützt man mit Lügen, Betrug und vielen Halbwahrheiten, um sie nicht selbst in den Fokus einer Bedrohung zu rücken.

Und wenn man dann tatsächlich das Renten-/Pensionsalter erreicht - dann trägt man vielleicht so viel seelisches Gepäck mit sich herum, dass man sich nur noch nach idyllischer Ruhe sehnt. Alte Gewohnheiten, die man aber auch in einem Nebenfach des Gepäcks mit sich führt - und zwar immer. Und was passiert, wenn alte Freunde oder Feinde an die Tür klopfen, um ein offenes Thema zu beenden? Richtig - das kann viel, viel Ärger bedeuten.

Tess Gerritsen beschreibt diese Thematik im ersten Buch der Reihe: „Die Spionin“. 

Über Maggie Bird kann man einiges erzählen: Sie züchtet Hühner, ist eine zuvorkommende Nachbarin und lebt ein ruhiges Leben im idyllischen Purity in Maine. Die scheinbar durchschnittliche Sechzigjährige besucht regelmäßig einen Buchclub, wo sie mit ihren ebenfalls pensionierten Freunden Martinis trinkt – gerührt, nicht geschüttelt. Sie kann hervorragend mit einem Gewehr umgehen. Und sie spricht nie über ihre Vergangenheit.

Als eines Tages eine tote Frau in ihrer Auffahrt liegt, ist Maggie sofort klar: Dies ist eine Nachricht aus der »guten alten Zeit«. Vor sechzehn Jahren arbeitete sie für die CIA, und nun scheint die Vergangenheit sie eingeholt zu haben. Zusammen mit ihren Freunden aus dem Buchclub – alles ehemalige Spione wie sie – nimmt Maggie die Ermittlungen auf, denn sie alle wissen: Für die lokale Polizei ist dieser Fall eine Nummer zu groß …(Verlagsinfo) 

Es ist keine neue Idee, eine Reihe alter Spione wieder auferstehen zu lassen, die ihr altes Netzwerk und ihre Fähigkeiten nutzen, um Verbrechen aufzuklären. Der Auftakt der Erfolgsautorin ist jedenfalls originell gelungen und verspricht gute Unterhaltung und einen soliden Spannungsbogen.

Die Geschichte gliedert sich in Gegenwart und Vergangenheit - wobei die Rückblenden inhaltlich spannender und abwechslungsreicher erzählt sind. „Die Spionin“ ist bei weitem kein Actionthriller, das Tempo ist gemächlich, aber die Geschichte überzeugt durch ihren Realismus. Vielleicht abgesehen von den fünf Freunden, allesamt ehemalige Agenten, die zusammen in einer Kleinstadt leben, Martinis trinken und bei gutem Essen über Literatur plaudern.

Es gibt eine Vielzahl von Figuren in diesem Roman, die sicher auch in den Folgeromanen eine Rolle spielen werden. Schließlich gibt es noch vier weitere Freunde, die von ihren früheren Abenteuern bei der CIA zu berichten haben.

So konzentriert sich alles auf Maggie - und die anderen Figuren werden eher oberflächlich beschrieben. Hier hätte ich mir die eine oder andere Nebenfigur gewünscht, die der Geschichte etwas mehr Tiefe gegeben hätte.

Originell und augenzwinkernd ist dagegen die Polizistin in dem kleinen Ort, die neben einer Leiche langsam begreift, dass die rüstigen, gut ausgerüsteten Rentner etwas zu verbergen haben. Deren Ruhe und Gelassenheit mit souveränem Schweigen zu beantworten, bringt die junge Beamtin ein wenig zur Verzweiflung.

Neben der handfesten Spannung kommt auch das Gefühl nicht zu kurz. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Maggie erzählt, die mit vielen alten Gefühlen, Ängsten und Vorwürfen kämpft, die sie nur schwer in den Griff bekommt.

„Die Spionin“ macht große Lust auf eine Fortsetzung und ich hoffe, dass sich im zweiten Band nicht wieder alles um Maggie Bird dreht.

Fazit

Fünf Freunde, das sind wir - mit vielen Geheimnissen und einem gewissen Talent, auch im Alter nicht zur Ruhe zu kommen. Eine spannende Geschichte mit tollen Charakteren.


Michael Sterzik