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Montag, 5. August 2024

Ferryman - Der Tod ist nur der Anfang - Justin Cronin


Dystopien sind ein beliebtes Thema. Für den Autor ist die Entwicklung einer Geschichte mit diesem Hintergrund eine grüne Wiese, auf der er fröhlich alle Ideen ausleben kann, seien sie noch so abwegig und surreal.

Der amerikanische Autor Justin Cronin hat schon mit seiner erfolgreichen „Passage-Reihe. Jetzt hat der Schriftsteller mit „Ferryman – Der Tod ist nur der Anfang“ einen neuen Roman veröffentlicht. 

Die Inseln von Prospera liegen in einem riesigen Ozean, idyllisch abgeschieden vom Rest der Menschheit. Die Bewohner genießen ein unbeschwertes Leben voller Privilegien, umsorgt von dienendem Hilfspersonal. Neigt sich die Lebenszeit der Prosperaner dem Ende zu, werden sie auf eine geheimnisvolle Nachbarinsel geschickt, um dort neu gebootet zu werden und ein weiteres Leben zu beginnen. Proctor Bennett ist der Fährmann, der die Prosperaner dorthin geleitet. Er hat seine Arbeit nie in Frage gestellt, bis er eines Tages eine kryptische Nachricht erhält. Sie bestätigt, was er insgeheim immer befürchtet hat – denn sie birgt eine Wahrheit, die das Schicksal der Menschheit auf ewig verändern wird ...(Verlagsinfo) 

Beginnen wir die Besprechung mit der Information, dass es sich nicht um einen Thriller handelt. Der Titel lässt sich dem Genre Fantasy und Science Fiction zuordnen. 

Dieser Einzeltitel ist jedoch nicht vergleichbar mit der vorangegangenen Trilogie.

Regional spielt die Geschichte auf „Prospera“. Eine große Trauminsel, die von einer undurchdringlichen Barriere geschützt wird. Drohnen verfolgen jede Annäherung an diese hochmoderne, gesegnete und idyllische Insel. Die Bewohner sind Menschen - isoliert von der Außenwelt und scheinbar sorglos durch Verträge aneinandergebunden, fristen sie ein tristes, langweiliges Dasein. Nur wenige der dort lebenden Menschen fragen sich nach dem Sinn des Lebens, woher sie kommen, wohin sie gehen und was es außer dieser Insel noch gibt! Auf der Schattenseite des Lebens leben die sozial eher Ausgegrenzten, die Verlierer, die Verzweifelten, die Dienstboten usw. - sie leben auf einer Parallelinsel, dem „Annex“.  

Es gibt keine biologische Reproduktion. Die Wiedergeburt erfolgt, wenn ein Systemmonitor im Arm sagt, dass es Zeit für eine „Erneuerung“ ist. Wer will schon krank und alt werden? Es ist, als ob man auf eine „Fähre“ geht und frisch und munter zurückkommt, aber ohne Erinnerung an das alte Leben!

Damit sind wir bei der Hauptfigur dieses insgesamt verwirrenden Titels angelangt: „Proctor Bennett“ - ein „Fährmann“, ein systemtreuer Bürokrat, der die Auserwählten auf die „Fähre“ bringt. Doch in ihm kommen Zweifel auf und wilde Erinnerungsszenen - Echos genannt - wie Eindrücke aus einem früheren Leben. Als Proctors über 120 Jahre alter Vater sich weigert, die Fähre zu betreten, eskaliert die Situation und damit die Gegenwart, die Vergangenheit und sowieso die Zukunft unseres Helden.

Bis dahin war „Ferryman – Der Tod ist nur der Anfang“ ein spannender und interessanter, unterhaltsamer Titel. Danach wird der Schalter auf: „Verwirrung“ und Orientierungslos gedreht und die spannende Unterhaltung ist abgesagt. 

Es folgen verwirrende regionale und zeitliche Sprünge, diverse Wiederauferstehungen machen die Geschichte nicht besser. Inhaltlich kommt es zu erzählerischen Längen, die weder die Geschichte vorantreiben, noch diese „Welt“ anschaulich und schlüssig erklären. Justin Cronin schreibt dann so verwirrend, wie ich es selten erlebt habe und ich habe mich ständig gefragt, warum das so ist - eine Antwort darauf habe ich auch nach Beendigung des Titels nicht erhalten.

Was ist Wirklichkeit? Was ist Traum? Das weiß man erst am Ende - aber man fragt sich ernsthaft nach dem Warum. 

Nach einem Muster schickt der Autor dann auch die anderen Haupt- und Nebenfiguren auf eine verwirrende, irrwitzige Reise ohne Erklärungen. Manche mögen es komplex nennen - ich würde es eher als eine Art orientierungslosen Rausch ohne Tiefgang bezeichnen.

Fazit

Es hätte eine tolle Novelle werden sollen - ziehen wir mal fünfhundert Seiten ab, dann wäre es spannend geworden. So kann ich den Roman nicht empfehlen.

Michael Sterzik