Samstag, 15. August 2009

AQUA TM - Jean Marc Ligny

Aqua TM

Tsunami, Dürreperioden, Waldbrände, Überschwemmungen, Orkane, allesamt Naturkatastrophen beschäftigen global gesehen fast alle Länder auf unserem Planeten. Klimawandel und evtl. mutierte Krankheiten die sich schnell zu Pandemien ausweiten können, bedrohen die gesamte Menschheit. Der Kampf um das Element Wasser wird vielleicht in 20-30 Jahren Regierungen stürzen, Kriege entfachen und so zum kostbarsten „Rohstoff“ werden. Eine Gefahr die ebenso schnell einen fanatischen Religionskrieg auslösen könnte und manche politische Partei oder auch ein Unternehmen könnte zum gefährlichen Sicherheitsrisiko werden!

Flüchtlingsströme würden wie eine Invasion über die Nachbarländer kommen, unaufhaltsam würde ein Krieg um fruchtbaren Lebensraum beginnen in dem nur die starken sich durchsetzten und überleben könnten. Noch ist das alles Theorie, aber schon längst gibt es in vielen Ländern „Pläne“ die sich mit dieser globalen Bedrohung beschäftigen, nur lassen sie sich nicht gerne in die Karten schauen. Klimapolitik die Angst macht, aber noch hat jede Nation eigene Interessen die sie vertritt. Die Erderwärmung und die daraus resultierende klimatischen Veränderungen bedrohen die Machtverhältnisse und längst schon gibt es neben den „Plänen“, Überlegungen militärischer Strategen.

Der Preis wird hoch sein, aber wir werden ihn bezahlen müssen, so oder so, und es wird Menschenleben kosten.

Der französische Autor Jean Marc Ligny lässt diese Bedrohung in seinem neuesten Roman „Aqua TM“ zur schrecklichen Wirklichkeit werden.

Inhalt

Im Jahr 2030 ist es jedem Einwohner klar geworden, dass die ständigen Naturkatastrophen die über die Staaten und ihre Menschen hereinbrechen immer schlimmer werden. Die Wüste in der Sahara dringt immer mehr in den Lebensraum, der Sand verschlingt, ehemals fruchtbare Regionen und ganze Dörfer, Orkane und Tsunamis bedrohen besonders die Städte an den Küsten und nicht selten verschwinden ganze Inseln in den Fluten des Meeres. Die Hitze auf den afrikanischen Kontinent ist mörderisch, der Hautkrebs und andere auch Infektionskrankheiten wie Malaria und andere sieben schnell die Starken von den Schwachen aus. Es gibt nur noch Chaos und Anarchie auf den ehemals blauen Planten.

Als eine Sekte in den Niederlanden einen Damm sprengt verlieren in der verheerenden Flutwelle Hunderttausende ihr Leben. Ganze Dörfer werden vernichtet und auch Rudy ein Holländer der sich auf Geschäftsreise befindet verliert bei dem brutalen Attentat seine Frau und sein Kind. Verzweifelt und ohne wirklich Hoffnung auf das Überleben seiner Familie landet Rudy in einem Auffanglager. Ohne persönliche Papiere und Finanzielle Mittel wartet Rudy auf eine Chance und einen Sinn weiterzuleben.

In dem Auffanglager begegnet unzureichende Verpflegung, von Hygiene ganz zu schweigen. Mitgefühl und Verständnis bringt man den vielen Flüchtlingen nicht entgegen, es herrscht das Recht des stärkeren. Im Lager schließt sich Rudy wenig später als Teilnehmer eines Überlebenstraining an. Dort lernt er Nahkampftechniken und den Umgang mit Schusswaffen. Als er Europa den Rücken kehren möchte, kommt ihn ein Angebot als Fahrer für eine Hilfsorganisation gerade recht.

In Afrika wurde ein unterirdisches Wasserreservoir gefunden das die Versorgung für ca. 50 Jahre gewährleistet. Unendlicher Reichtum und Wohlstand würde dies für das geplagte Land und seine Menschen versprechen, dass unter einer tödlichen, schrecklichen Dürre leidet. Doch auch private Unternehmen haben Interesse an dem Wasser und versuchen mit allen legalen und illegalen Mitteln, sich das Wasserreservoir zu sichern.

Rudy soll für die Hilfsorganisation das Bohrmaterial in das kleine afrikanische Land befördern und ihm ist bewusst das dieses Unternehmen ein Himmelfahrtskommando ist. Es beginnt ein tödlicher Wettlauf um das köstliche und kostbare „Wasser“.

Kritik

Jean Marc Ligny beschreibt in seinem Roman einen wahren Weltuntergang. Düster, bedrohlich und verzweifelt erzählt er der Reihe nach einzelne Katastrophen, selbst das Verhalten der Protagonisten mit- und zueinander ist negativ gestimmt.

„Aqua TM“ wird aus der Sicht des Hauptprotagonisten Rudy erzählt, der im Laufe der Handlung über sich hinaus wächst. Als ehemaliger Blumenhändler, der friedlich seinen Geschäften nachgeht und seine unternehmerische Interessen vertritt entwickelt sich dieser zu einem „Elitekämpfer“, der sich seine Fähigkeiten nicht bewusst war, oder der jetzt erst nach einigen gefährlichen Extremsituationen erkennen musste, dass ihm wenig andere Auswege übrigbleiben. Seine Figur ist manchmal sehr glaubhaft, aber auch in einigen Situationen überzeichnet.

In einem solchen Thriller gibt es natürlich auch immer die weniger guten Charaktere, diese sind hier absolut in der Überzahl. Neben der radikalen, religiösen Sekte die sehr weltliche Ziele verfolgt und auch im Namen Gottes nicht vor Mord zurückschreckt, füllt der Unternehmer Anthony Fuller noch eine wichtige Position aus. Sicherlich fällt er unternehmerische Entscheidungen und seine Perspektive ist durchaus nachvollziehbar, doch begeht er Verbrechen ohne Reue, ohne Nachsicht und loyal ist er nur gegenüber sich selbst. Doch auch er zahlt für seine Verfehlungen und Verbrechen einen hohen Preis. Seine Frau Pamela rächt sich für die Ignoranz ihres Mannes indem sie sich der radikalen Sekte anschließt.

Jean Marc Ligny lässt seine Protagonisten leiden, die guten ebenso wie die bösen auch. Jeder bekommt die Umweltkatastrophen zu spüren, auch wenn man in einer sicheren in sich geschlossener Enklave lebt, die geschützt vor schädlichen Umwelteinflüssen existiert, so beeinflusst und kontrolliert man sein Leben mit Medikamenten und synthetischen Drogen. Soziale Abgrenzung ist an der Tagesordnung und manche Menschen ziehen sich in die virtuelle Welt zurück, die aber auch gefährlich sein kann.

Für die Leser ist „Aqua“ spannend zu lesen, auch wenn die Story besonders zum Ende hin immer unglaubwürdiger wird und einige unlogische Passagen und Entwicklungen auftauchen. Ernüchternd ist auch die Grundstimmig, vielleicht auch gerade deswegen weil diese uns mit einer möglichen Zukunft konfrontiert: Wer hört schon gerne, dass die Natur erbarmungslos zurückschlägt und dabei keine Gnade kennt?! Zynisch ist der Grundton des Autors Jean Marc Ligny der auch nicht davor zurückschreckt manchmal etwas sehr reich an Details so manche dramatische Situation noch ein wenig abstoßender zu beschreiben. Mitgefühl an den Schicksalen der Protagonisten empfindet man wenig, genauso wenig emotionell ist der Stil von Jean Marc Ligny.

Fazit

„Aqua TM“ ist ein erschreckender Thriller der Spannung weckt, aber diese nicht wirklich anhaltend und packend vorantreibt. Viele Situationen sind vorhersehbar und wenig überraschend. Zwar gibt es nicht viele Längen doch nüchtern und emotionslos erzählt verpatzt es ein wenig das Interesse an dem Roman.

Der Plot ist reißerisch und erwartungsvoll, doch kann ich „Aqua TM“ nur bedingt empfehlen. Als Leser hätte ich gerne mehr von den Naturkatastrophen und wie die Bevölkerung damit umgeht, welche Schutzmassnahmen usw. getroffen werden, erfahren, dass wird leider in dem Roman immer nur mal kurz angesprochen, und geht dann in dem gnadenlosen und spektakulären Wettlauf um das Wasserreservoir unter. Da sich die Geschichte primär in Afrika abspielt und konzentriert, erzählt der Autor leider viel zu wenig von den anderen Kontinenten die ebenso um ihr überleben kämpfen und sich schützen müssen.

„Aqua TM“ ist interessant, manchmal spannend, aber inhaltlich ist die Story zu überzogen und zu konzentriert auf einen kleinen Fokus. Etwas mehr Abwechslung hätte diesem Umwelt- oder auch Ökothriller viel besser machen können.

Autor

Jean-Marc Ligny ist Bretone, hat bereits mehrere Jugendromane und Romane für Erwachsene veröffentlicht. Er ist Rockgitarrist und wurde in dem Jahr geboren, das der Entsendung der ersten Sputnik voranging. Für AQUA TM hat er viele Preise erhalten, unter anderem den Preis Un autre terre.

Michael Sterzik



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