Die Romane von Tom Clancy waren und sind manchmal recht prophetisch und dennoch greifen die Autoren, die in seinem Namen die Jack-Ryan-Reihe fortführen, aktuelle Themen der Politik und des Weltgeschehens auf.
Es gibt brisante Themen, die uns derzeit bewegen, die Welt ist um viele Konflikte reicher geworden; die Ukraine, der Machtanspruch Russlands, der Krieg gegen die Hamas und natürlich Themen, die wirtschaftliche Interessen beinhalten. Die Wirtschaftsmacht China und ihr Binnen- und Außenhandel - die Streuung der Wahrheit ist individuell und unser Stimmungsseismograph schlägt derzeit wohl täglich aus.
Der Kalte Krieg ist reaktiviert, auch das ist eine Wahrheit, die wir vielleicht ein wenig verdrängen. Die Schattenspiele der Nachrichtendienste werden immer intensiver und die kommunikativen und technischen Abteilungen der Geheimdienste wissen schon sehr genau, dass der nächste Krieg auch ein Cyber-Krieg sein wird. Die Macht der Information, die Zerstörung der Infrastruktur ganzer Länder, die Manipulation der Netze, die die Versorgung mit Strom, Wasser, Gas und allen Kommunikationskanälen sicherstellen, sind Ziele, die es zu zerstören gilt. Inzwischen sprechen wir von intelligenten digitalen Netzen - einer künstlichen Intelligenz, die lernt und genau diese Strukturen infiltrieren wird.
Leider ein Alptraum, der immer mehr zur Realität wird.
In diesem neuesten Band der Jack Ryan-Reihe greift der Autor James Cameron diese Themen auf.
Es geht um Leben und Tod, als Jack Ryan einen Hilferuf seines alten Freundes Pat West erhält: Dieser wird in Indonesien der Ketzerei verdächtigt und inhaftiert. Sofort beginnt er mit den Vorbereitungen für eine Rettungsmission. Doch sie können nicht auf offiziellem Weg gegen die indonesische Regierung vorgehen. Alle Hoffnung ruht auf dem Campus, der vor Ort nach einer Lösung sucht. Bleibt nur noch das Problem, vor dem Pat West in seiner Nachricht eigentlich gewarnt hat: Um seine eigene Festnahme macht er sich weniger Sorgen als um eine geheimnisvolle KI namens »Calliope«. Diese scheint über Indonesien in chinesische Hände gefallen zu sein. Die Macht des Programms stellt alles in den Schatten, was sich Jack Ryan und der Campus je hätten vorstellen können. (Verlagsinfo)
Das Feindbild in diesem Roman ist diesmal nicht Russland, sondern eine Bedrohung durch den chinesischen Geheimdienst. Dieser hat neben seiner Wirtschaftsspionage auch eine KI im Visier, deren Möglichkeit auch militärisch großen Schaden anrichten könnte. Marc Cameron beschreibt das brutale Vorgehen des chinesischen Geheimdienstes absolut drastisch. Das brutale, menschenverachtende Vorgehen zur Zielerreichung lässt den kalten Krieg als sehr heiß erscheinen.
„Gefahr im Verzug“ ist ein kleines Fest für alle, die sich gerne mit militärischen Waffenstrukturen beschäftigen. Der Autor verliert sich in unzähligen Merkmalen, die eine Handfeuerwaffe, ein Messer, eine Rakete oder ein Kampfschiff beschreiben. Das ist aber gut eingearbeitet und nimmt der Handlung keineswegs die Spannung.
Eine der Hauptfiguren ist nun der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Jack Ryan, der seine First Lady gleich mit ins Geschehen nimmt. Der gleichnamige Sohn Jack-Ryan-Junior ist damit auf dem Abstellgleis der Geschichte geparkt, was auch gut so ist. So erfährt man viel über die Struktur innerhalb eines der mächtigsten Machtapparate der Welt.
Neben vielen Actioneinlagen katapultiert uns der Autor in eine kurze, interessante Momentaufnahme einer KI, die militärische Technologie infiltriert. Dieses Storyboard ist nicht nur spannend, sondern auch beängstigend und lässt erahnen, welches Ausmaß und welche Bedrohung eine künstliche Intelligenz in den falschen Händen annehmen kann.
„Gefahr im Verzug“ knüpft an den erzählerischen Geist vieler früherer Romane um Jack Ryan Senior an und verknüpft zahlreiche Spannungsbögen miteinander.
So ist dieser Roman eine bunte Mischung aus Action, Technik, Politik, Geheimdiensten und militärischen Einsätzen.
In diesem Roman wird auch erwähnt, dass die Amtszeit des amtierenden Präsidenten Jack Ryan enden wird. Ich bin gespannt, wie es dann erzählerisch weitergeht - mit der First Family, die sich in der umkämpften Welt der Spionage und Geheimdienste seit Jahrzehnten doch recht wohl fühlen dürfte.
Fazit
Ein spannendes Eintauchen in den Kosmos von Geheimdiensten, Machtapparaten und einer künstlichen Intelligenz, deren Gefahren heute noch prophetisch sind, aber schon bald bittere Realität werden könnten.
Michael Sterzik
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