Freitag, 19. März 2010

Gold - Pirate Latitudes (Michael Crichton)


Gold – Pirate Latitudes – Michael Crichton

Die Karibik war nicht nur für die Seemächte, allen voran England, Frankreich, Holland und Spanien, als Handels- und Militärstützpunkte von größter Wichtigkeit, auch Abenteurer, Piraten und Freibeuter fühlen sich in den Breitengraden des karibischen Meeres äußerst wohl.

Im Goldenen Zeitalter der Piraterie, zwischen dem 17. – frühen 18. Jahrhundert boten viele kleine Inseln gute Unterschlupfmöglichkeiten für die Bukaniern und Piraten. Auf Port Royal und Tortuga entstanden ganze Piratensiedlungen, in denen unglaublich viele Piraten jeglicher Nation ihre Schiffe vor Anker legten.

Besonders die Spanischen Silberschiffe waren das Ziel der Freibeuter, die oftmals legitimiert durch Kaperbriefe, die von englischen Gouverneuren ausgestellt wurden, angegriffen und aufgebracht wurden. Die Prisen wurden aufgeteilt zwischen den Gouverneuren und natürlich den Freibeutern und deren Mannschaften. Gerade für die Regierung in London war es enorm praktisch und günstig den Krieg gegen Spanien „Piraten“ in die Hände zu geben, so profitierte jeder von diesem blutigen Geschäft. Die „Freibeuter“ wurden aber nicht nur mit den „Kaperbriefen“ ausgestattet, sondern auch von den Gouverneuren finanziert und mit Waffen und Gerät ausgestattet.

Das Ziel der Freibeuter waren nicht nur die schwerfälligen, spanischen Galeonen die Gold und Silber, Gewürze und sonstige Luxusgüter transportierten, sondern auch nahegelegene Küstenstädte die es zu plündern galt.

Michael Crichton hat in seinem Roman „Gold – Pirate Latitudes“ die Karibik als Schauplatz seiner Piratengeschichte gewählt.

Inhalt

Port Royal – Sir James Almont ist Gouverneur der Insel Jamaika. Eingesetzt von seiner Majestät Charles II. muss er am 7. September des Jahres 1665 eine Hinrichtung vornehmen. LeClerc, ein französischer Halunke, hat sich als Pirat den Tod durch den Strang verdient. Sir Almont ist ein strenger Gouverneur, der durchaus einen Unterschied zwischen einen gemeinen Piraten und einen Freibeuter erkennt, aber er würde niemals zugeben das die Grenzen eher fließend sind und wenn der eigentliche Pirat Spanische Galeonen überfällt, und die Krone England seinen Teil der Prise bekommt, so nennt man das etwas verklärt, die legale Freibeuterei.

Port Royal ist ein facettenreicher Ort. Die Hafenstadt die den Seeleuten und Piraten, pardon Freibeutern, viele Möglichkeiten gibt „geraubte“ Waren entweder zu tauschen oder zu verkaufen, hat in ihrem Stadtbild neben vielen berüchtigten Kneipen, Freudenhäusern, Tavernen und Spielhöllen, auch eine Kirche und anständige Kaufhäuser zu bieten. Die Gebäude sind recht unterschiedlich in ihrer Bauweise und noch vielseitiger in ihrem Erscheinungsbild. Neben klapprigen Holzbuden, gibt es ansehnliche Villen und Herrenhäuser, doch die neue Welt besitzt ihr persönliches Bild wie Almonts Vorgänger das immer gerne erzählt hat. Schon längst hat sich Gouverneur Sir Almont an die Geräuschkulisse der Stadt gewöhnt, auch wenn mitten in der Nacht Schüsse, Gelächter und Schreie zu hören sind, der Schlaf wird ihm deswegen nicht mehr geraubt.

Nach der vollstreckten Hinrichtung bekommt Sir Almonts mit einem gerade in Port Royal angekommenen Kauffahrer ins Gespräch, der von seinen Beobachtungen erzählt, und dass auf eine nahegelegenen Insel ein großes Schiff der Spanischen „Silberflotte“ vor Anker liegt. Auch Hunter, ein freigeborener und erfahrener „Freibeuter“ hört von dem Schatzschiff und spielt mit dem Gedanken, die als uneinnehmbar geltende Inselfestung zu überfallen, den Schatz zu stellen und mit dem gestohlenen Schiff davon zu segeln. Hunter hat zwei Ziele vor Augen, einmal natürlich der Schatz an Bord des Schiffes, zum anderen hat er noch mit dem spanischen Befehlshaber Cazalla eine persönliche Rechnung offen, denn er brachte Hunters Bruder grausam um.

Die Inselfestung wurde von der Seeseite aus, schon öfters angegriffen, doch ohne Erfolg, dafür mit vielen menschlichen Verlusten. Hunter sucht unter seiner Mannschaft und in Port Royal nach Spezialisten für die Eroberung der schwer bewachten und zugänglichen „Schatzkammer“ um ein Husarenstück zu realisieren was bisher noch niemanden geglückt ist.

Doch auf dem Weg wird Hunters Schiff „Cassandra“ von seinem Erzfeind Cazella geentert, die Piraten werden unter Deck eingesperrt, in Erwartung eines grausamen Todes….

Kritik

„Gold – Pirate Latitudes – von Michael Crichton ist, wäre das Buch schon verfilmt worden, im Popcorn-Genre einzuordnen. „Gold“ ist ein spannender aber kurzweiliger Abenteuerroman in bester Piratenmanier, der mit Sicherheit die nicht hohe Erwartungshaltung des Lesers nicht enttäuschen wird.

Ähnlichkeiten zu etwaigen Piratenstoffen sind vom verstorbenen Autor Michael Crichton höchstwahrscheinlich gewollt eingesetzt. Das die Geschichte in der von Piraten hochfrequentierten Region Karibik spielt, ist nichts außergewöhnliches, schließlich sind diese Breitengrade historisches gesehen immer ein bunter Spielplatz für Piraten gewesen. Die vielen kleinen Inseln im Karibischen Meer und den Großen Antillen waren sehr einladend, nicht nur des Versteckens wegen, sondern auch um Wasser und Lebensmittel aufzunehmen, Waren einzutauschen, Mannschaften anzuheuren. Im Laufe der Zeit gab es dann einige bekannte Piratensiedlungen wie im Buch erwähnt – Port Royal und Tortuga.

Michael Crichton hat schon in anderen Romanen seinen perfiden Realismus im Bezug auf inhaltliche Details bewiesen. Und auch diesmal werden Waffen, Nautik, Schiffe und Ortschaften gekonnt und spannend erklärt.

Der Roman lebt ausschließlich von seinem hohem Tempo und seiner Action. Hier werden der Säbel und der Degen geschwungen, wild geschossen und viel Blut auf die Planken verteilt. Wie es sich für Piraten gehört gibt es neben viel Blutvergießen auch Intrigen, Neid und Verrat, und die daraus resultierende Rache dazu.

Was an Action übermäßig den Leser geboten wird ist enorm, andersrum hingegen bleiben die Protagonisten einfach auf der Stelle stehen.

Sehr, sehr schade, denn viele Figuren in „Gold“ hätten das Potential für noch mehr Abenteuer in der Karibik. Hunter der als Hauptprotagonist und Anführer die Idee hat, sich mit Gewalt des spanischen Goldes zu bemächtigen wirkt manchmal etwas unsicher in seinem Handeln und ohne seine Spezialisten hoffnungslos verloren. Sein Gegenspieler, der spanische Befehlshaber Cazella, ein Todfeind und damit Ziel von Hunters Rache ist nur eine Etappe im Buch gewidmet. Sein Ende kommt so unerwartet abrupt, dass sich der Leser sofort fragen wird: Aha, und was passiert auf den nächsten zweihundert Seiten?! Cazalla und sein Hang zur Grausamkeit unter der Maske eines Gentlemans kommen zwar an die Oberfläche, aber gehen dann sang- und klanglos unter.

Es gibt noch andere Gegenspieler, und gerade auf die weiblichen Protagonisten gilt es zu achten, denn diese „Piratenbräute“, sind alles andere als edel und nett und bringen Hunter immer wieder in große Gefahr.

Im Laufe der Erzählung, in der man nicht zur Ruhe kommt, gibt auch Kapitel in denen die Abenteuer und Gefahren der Piraten an Lächerlichkeit zunehmen. Unrealistisch ist noch eine nette Umschreibung, aber lesen sie selbst: Sie werden schnell verstehen was ich damit gemeint habe. Die große Stärke der Geschichte ist die Einleitung und der Hauptteil von „Gold – Pirate Latitudes“, die Gefechte auf See, der Angriff auf die Festung, sind brillant und spannend erzählt, so das eine Atmosphäre entsteht, in der sich „jung“ gebliebene, erwachsene Leser wieder mit Augenklappe und Säbel in der Hand sehen möchten.

Fazit

Inhaltlich ist „Gold – Pirate Latitudes“ enorm spannend und unterhaltsam, es entstehen einige Überraschungen und Wendungen, doch mehr als kurzweilig ist es dann doch nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Buch verfilmt wird, denn solche Action die Michael Crichton abliefert, schreit geradezu danach auf die Kinoleinwand projiziert zu werden.

„Gold – Pirate Latitudes“ ist der wahre „Fluch der Karibik“ – aber eindeutig für die ernstere Leserschaft geeignet.

Michael Sterzik






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