Samstag, 29. Mai 2010

Die Rache des Kreuzfahrers - James Patterson


James Patterson – Die Rache des Kreuzfahrers


Papst Urban II. rief im Jahre 1095 den ersten Kreuzzug aus. Jerusalem und das Heilige Grab sollten aus den Händen der Muslime befreit werden und so die größten und christlichen Heiligtümer des Christentums gerettet werden.

Naiv und vor allem verblendet durch die Aussicht nicht nur die angesammelten Sünden loszuwerden wenn man für Gott kämpft, sondern auch im Heiligen Land Schätze zu finden, sammelten sich viele Adlige in ganz Europa mitsamt ihren Rittern, Soldaten und einfachen Bauern ein, um sich auf den Weg ins Heilige Land zu begeben.

Schon der Weg Richtung Antiochia, Konstantinopel ist schwer und gefährlich und überall je näher sie dem Ziel kommen, finden die Kreuzfahrer „verbrannte“ Erde vor. Zerstörte Felder, verlassene Dörfer, stillgelegte Brunnen lassen die Invasoren verzweifeln denn es besteht so keinerlei Möglichkeit die ohnehin schon mageren Reserven zu ersetzen oder aufzufüllen. Hinzu kommt noch die unbeschreibliche Hitze, die Umgehung in den Vorhof der Hölle verwandelt. Hunger, Hitze und kleinere Kämpfe sowie Unfälle dezimieren schnell die Zahl der Kreuzfahrer. Nicht wenige wünschten sich auf dieses unselige Abenteuer besser verzichtet zu haben.

Als die ersten Städte der Ungläubigen nach langwieriger Belagerung durch die Kreuzfahrer erobert werden, entladen sich angestaute Wut und Verzweiflung, Ängste und Gier durch umbarmherzige Brutalität die keine Grenzen kennt. Raub, Mord, Vergewaltigung und Massaker an der zivilen Bevölkerung, aber durch „Gottes Gnade“ legitimiert, lassen doch einige desillusioniert Seelen zurück, die sich unter diesem „Kreuzzug“ etwas ganz anderes vorgestellt haben und nicht verabscheuungswürdige Taten die alle Sünden gleichwohl in die tiefsten Schatten stellen. Kriegsmüde und verletzt an Körper und Geist desertieren Adlige und einfache Soldaten und haben nur noch das Ziel die „Heimat“ vor Augen.

Doch nach vielleicht mehreren Jahren der Abwesenheit finden die ehemaligen Krieger der Kreuzzüge eine Gegenwart vor, die sie nicht mehr wieder erkennen.

James Patterson erzählt in seinem historischen Roman „Die Rache des Kreuzfahrers“ von einem einfachen Mann der zurück von den Kreuzzügen, nichts anderes findet als noch mehr Tod und Zerstörung.

Inhalt

Frankreich – Veille de Père, ein Dorf im südlichen Frankreich im Jahre 1096.
Hugh de  Luc lebt mit seiner Frau Sophie als Gastwirt friedlich in dem kleinen Provinzdörfchen. Der junge Mann der als umherziehender Gaukler nun endlich seinen Platz im Leben gefunden hat,träumt von einem ruhigen Leben und einem kleinen Glück mit seiner Frau.

Als ein Tross von Kreuzfahrern durch das Dorf zieht, sehnt sich Hugh nach den Reichtümern des heiligen Landes, die ihn dort erwarten und nach dem Kreuzzug ein sorgenfreies Leben in Freiheit und Wohlstand garantieren.

Zusammen mit vielen die das Kreuz auf sich nehmen ziehen sie in Richtung Heiliges Land. Seine schöne und junge Frau Sophie bleibt in dem kleinen Dorf zurück. Sie verspricht Hugh auf ihn zu warten und gibt ihm als Symbol ihrer Liebe die Hälfte eines schönen Kammes, ein Stück und Halt Erinnerung und das Versprechen des Wiedersehens.

Doch die Reise verläuft unerwartet Katastrophal: Viele Menschen sterben auf den qualvollen Fußmarsch durch den Balkan und Kleinasien an Hunger, Hitze und Krankheiten. Nach diesen Strapazen erwartet die Überlebenden die moslemische Festung Antiochia im heutigen Syrien. Nach einer langen Belagerung fällt letztlich die Stadt und die Kreuzfahrer richten ein Massaker bei der Bevölkerung an, egal ob es sich um christliche oder moslemische Einwohner handelt die in Freundschaft und Toleranz miteinander gelebt haben.

Als sich Hugh während des Massakers in eine winzige Kirche rettet, die gerade geplündert wird, verliert der ohnehin schon nicht gläubige Mann endgültig alle Ideale an die er sich geklammert hat. In Notwehr tötet er zwei „Ungläubige“ wird aber von einem dritten entwaffnet und sieht schon seinen eigenen Tod vor Augen. Doch der Moslem verschont Hugh in letzter Minute, wird aber von einigen fränkischen „Tafuren“, fanatischen Kämpfern vor den Augen Hughs grausam ermordet. Hugh fällt auf das die rücksichtlosen Mörder ein eingebranntes Kreuz am Hals haben.

Hugh der nun genug gesehen und erlebt hat, wendet sich ab, nicht ohne den Holzstab eines Priesters mitzunehmen der ihn auf die langwierige Reise nach Hause begleitet. Nach zwei Jahren Abschied erreicht Hugh sein Dorf, doch erwartet ihn dort nur die Trümmer seines Gasthofes und das Grab seines Sohnes Philippes, von dem er nichts geahnt hat. Sophie wurde von den Angreifern die große Teiles des Dorfes zerstört haben, verschleppt. Seine Freunde erzählen von maskierten Rittern die auf der Suche nach etwas waren und keinerlei Erkennungszeichen trugen. Hugh der vermutet das der Herzog Baudouin von Treille dahintersteckt, wandert durch die Wildnis Richtung seines Widersachers. Bei einem Angriff durch einen Eber wird Hugh schwer verletzt, und von einer edlen und schönen Frau namens Emilie in die Burg von Borée gebracht und dort gepflegt. Hugh vertraut sich in seinem Schmerz Emilie an und erzählt ihr von seinem ermordeten Sohn und seiner Frau, die wie er hofft noch am Leben sein soll und verschleppt wurde.

Emilie die gerührt ist, hilft Hugh sich unter Vorwand in die Höhle des Löwen zu begeben. Hugh der ja das Handwerk eines Gauklers seit Kindesbeinen kennt, wird als Hofnarr ausgebildet um unerkannt und recht anonym Sophie in der Burg suchen zu können. Nach und nach erfährt Hugh mehr von den mysteriösen Rittern die auf der Suche nach einer bestimmten Reliquie nicht vor Mord zurückschrecken und eine Spur des Todes zurücklassen....


Kritik

„Die Rache des Kreuzfahrers“ von James Patterson ist ein actionreicher und manchmal auch humorvoller Thriller im historischen Genre. Der Autor verstreut in der Haupthandlung so manches Rätsel, das spannend erzählt wird und den Leser überzeugt. Der Grundstein der Handlung sind die Abenteuer die Hugh auf seinem Kreuzzug erlebt, doch bilden diese inhaltlich den kleinsten Part, denn in der Haupthandlung geht es nur darum herauszufinden wer die mysteriösen Ritter mit den schwarzen Kreuzen sind, und warum und für wenn sie etwas suchen!?

James Patterson erzählt seinen historischen Thriller mit viel Action und dramatischen Szenen die immer wieder an die Oberfläche der Handlung kommen. Das der Kreuzzug blutig war, ist dem Leser ohnehin klar, aber auch als Hugh in sein zerstörtes Dorf kommt, geht es nahtlos mit „Mord und Totschlag“ weiter.

Das der Humor nicht zu kurz kommt, dafür sorgt schon die „Narrenfreiheit“ der sich Hugh bedienen muss um Sophie zu finden und um hinter die Bedrohung der mysteriösen Ritter zu kommen. Das „Mittelalter“ wird von dem Autor nicht auf die Schippe genommen, viel mehr wird der Leser mit den komödiantischen Talent Hughs konfrontiert, der mit Wortwitz und kalkulierten Risiko den Adel unterhalten und so einen gewitzten Blick hinter die Kulissen werfen kann.

Hugh versteht es zu provozieren und mit gewagten ironischen Wortspielchen sich Freund und Feind zu machen. Doch der Krug geht so lange zu Wasser bis er bricht, und auch die Narrenzeit hat einmal ein Ende und Hugh kehrt zu den Wurzeln zurück die sich in seinem Dorf befinden. Er baut seinen alten Gasthof auf und überzeugt seine Freunde und die Einwohner sich gegen die Bedrohungen und unrechtmäßigen Gesetze zu wehren. „Rebellion“ ist der letzte Akt, aber erst dann wenn den Menschen bewusst wird, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Um „Unabhängig“ zu werden, schließen sie sich Hugh an und letztlich im Finale wird das Rätsel der Reliquie gelöst, auch wenn der Preis dafür sehr hoch erscheint.

James Patterson lässt in seinem Roman dramatischen Opfer zu, gerade in den Reihen der Protagonisten entstehen schnell Lücken und so mit Dramatik die den Leser rührt.

Manche Rätsel werden im Laufe der Handlung gelöst, einige andere werden aber erst im Finale zur Überraschung aufgeklärt.

Fazit

„Die Rache des Kreuzfahrers“ ist ein sehr empfehlenswerter Roman der durch eine geschickte Kombination von Drama, Lovestory und Action überzeugt. James Patterson glorifiziert nichts und schildert das bunte Mittelalter in vielen farbenreichen Facetten. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz und knapp erzählt, so dass sich der Leser manche Atempause gönnen kann.

Die Spannung ist elegant aufbereitet, die Charaktere realistisch und die Story sowieso überzeugend.

„Die Rache des Kreuzfahrers“ ist unbedingt zu empfehlen. Man sagt ja „Rache“ ist süß, doch ist sie doch vielmehr, sie ist spannend, humorvoll, tiefgründig, traurig und lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen. Großartiges Lesevergnügen“.

Michael Sterzik

Sonntag, 16. Mai 2010

Die Wundärztin - Heidi Rehn



Die Wundärztin – Heidi Rehn

Das der 30jährige Krieg (1618 – 1648) ganz Deutschland und Teile Europas in einem verheerenden Krieg stürzte, spürten die Menschen noch Jahrzehnte später. Städte wie z.B. Magdburg und andere wurden belagert, erobert und für die damaligen Verhältnisse faktisch zerstört. Diese Epoche markiert einen wichtigen Umbruch in der Europäischen Geschichte. Das Ringen um Macht, politischen und militärischen Einfluss kostete hunderttausenden von Soldaten und weiteren unzähligen Zivilisten das Leben jeglicher Nation und Religion.

Die Autorin Heid Rehn erzählt in ihrem gerade erschienenden Roman „Die Wundärztin“ (Verlag Knaur), dass Schicksal einer Frau, die im Tross eines Heeres quasi aufgewachsen ist und in den Jahren der Kämpfe die Schlachten als „Wundärztin“ miterlebt hat.

Heidi Rehn beschreibt im primären Sinne die soziale Stellung der Frau in den über Jahre anhaltenden Krieg, und nicht die Motivation und Stellung der einzelnen kriegführenden Länder und Parteien. Es ist für den Leser nicht einfach nachvollziehbar, dass eine Generation ihr ganzes Leben im Krieg verbringt und lernen muss, die kleinen und spärlichen Glücksmomente, in einer solchen von Grauen des Krieges geprägten Leben, als Lichtblicke in einer brutalen Dunkelheit zu erleben und zu sehen. Die Heldin des Romans, Magdalena erlebt in ihrer Geschichte das beispiellose Grauen des Krieges, wenn zerfetzte menschliche Körper in ihrem Lazarett dem Tode näher sind wie dem Leben, und sie nicht nur entscheiden muss wie man den Verletzten hilft, sondern auch wem man hilft.

Einem komplizierten Uhrwerk gleich erzählt die Autorin vor der Kulisse des endenden Krieges von einem kaiserlichen Tross und seinem sozialem Aufbau. Vor allem die soziale Stellung der Frau, ihren Alltag, ihre Entbehrungen und ihre Hoffnungen bilden den Kern in dem Roman. Kombiniert mit einer alten Fehde und natürlich einer tiefen Liebesbeziehung taucht der Leser in eine Welt ein die detailliert und interessant beschrieben ist.

Allerdings bleibt größtenteils die Spannung auf der Strecke. Kühl und vor allem nüchtern wird das Schicksal Magdalenas und ihres Liebsten Eric erzählt. Falls der Leser hier erwartet viel über den Dreißigjährigen Krieg zu erfahren, so wird er enttäuscht sein. „Die Wundärztin“ ist zwar ein historischer Roman, aber doch bleibt es leider nur bei einer „Liebesgeschichte“ ohne sonderlichen Tiefgang. Die Story ist sehr vorhersehbar und wartet mit keinerlei Überraschungen auf.

Heidi Rehn erzählt ihre Geschichte teil sehr langatmig, mit vielen Durststrecken innerhalb der Handlung und dem einen oder anderen zeitlichen Sprung, der nicht hätte sein müssen. Ganz alleine aus der Perspektive „Magdalenas“ ist die Geschichte für mich zu eindimensional gewesen.

Die Rezeptur des Romans ist weder originell noch wirklich etwas neues. Bedient wurde sich ausschließlich einer verhängnisvollen Liebe zwischen zwei Menschen die nicht sein darf, einem Frauenschicksal usw. Alles schon einmal dagewesen nur mit anderen Titeln benannt.

Für mich absolut nicht empfehlenswert, vielleicht liegt es auch an meiner Erwartungshaltung? Ich hätte gerne mehr über den Dreißigjährigen Krieg gelesen, als über eine vorhersehbare Liebe.

Michael Sterzik

Donnerstag, 13. Mai 2010

Gewinnspiel - "Die Bestie von Florenz" - bei Buchwurm-info.de


Leseprobe zu »Die Bestie von Florenz«
von Douglas Preston & Mario Spezi


... Spezis Überlegungen wurden von der Ankunft von Hauptkommissar Sandro Federico unterbrochen, der in Begleitung eines Staatsanwaltes namens Adolfo Izzo und den Leuten von der Spurensicherung erschien. Federico hatte die typisch römische, lockere Art und gab sich stets nonchalant und leicht amüsiert. Izzo hingegen war auf seinem ersten Posten und erschien gespannt wie eine Feder. Er sprang aus dem Streifenwagen und stürzte auf Spezi los. "Was haben Sie hier zu suchen?", fragte er zornig.

"Ich arbeite."

"Sie müssen den Tatort auf der Stelle verlassen. Sie können hier nicht herumstehen."

"Schon gut, schon gut ..." Spezi hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Er steckte Stift und Notizbuch ein, stieg in seinen Wagen und fuhr zurück zum Polizeipräsidium. Im Flur vor Cimminos Büro lief er einem Wachtmeister über den Weg, den er gut kannte; sie hatten sich hin und wieder einen Gefallen erwiesen. Der Polizist zog ein Foto aus der Tasche und hielt es ihm hin. "Wollen Sie es haben?"

Das Foto zeigte die beiden Opfer lebendig, Arm in Arm auf einer niedrigen Mauer sitzend.

Soezi nahm es. "Ich bringe es später am Nachmittag wieder zurück, wenn wir es kopiert haben."

Cimmino nannte Spezi die Namen der beiden Opfer: Carmela De Nuccio, einundzwanzig Jahre alt, hatte für das Modehaus Gucci in Florenz gearbeitet. Der Mann hießt Giovanni Focci, war dreißig Jahre alt und Angestellter des örtlichen Stromversorgers. Die beiden waren verlobt. Ein Polizist, der an seinem freien Tag einen Sonntagsspaziergang in den Hügeln gemacht hatte, hatte die beiden um halb elf gefunden. Das Verbrechen war kurz vor Mitternacht geschehen, und es gab gewissermaßen einen Zeugen dafür: einen Bauern, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Er hatte John Lennons "Imagine" aus einem Auto gehört, das auf den Feldern geparkt war. Der Song war mittendrin plötzlich abgebrochen. Er hatte keine Schüsse gehört. Die Schüsse waren aus einer Pistole abgefeuert worden - die zurückgebliebenen Hülsen gehörten zu Geschossen der Winchester Serie H, Kaliber 22. Cimmino sagte, die beiden Opfer seien sauber und hätten keine Feinde, bis auf den Mann, den Carmela verlassen hatte, als sie Giovanni kennengelernt hatte.

"Es ist beängstigend", sagte Spezi zu ihm. "Ich habe so etwas hier in der Gegend noch nie gesehen ... Und wenn man erst daran denkt, was die Tiere mit ihr gemacht -"

"Welche Tiere?", unterbrach ihn Cimmino.

"Die Tiere, die in der Nacht an der Leiche waren ... die das Mädchen so verstümmelt haben ... zwischen den Beinen."

Cimmino starrte ihn an. "Tiere, von wegen! Der Mörder hat das getan."

Spezi wurde eiskalt. "Der Mörder? Was hat er getan, auf sie eingestochen?"

Kommissar Cimmino antwortete ihm in besonders nüchternem Tonfall, vielleicht seine Art, das Grauen zurückzudrängen. "Nein, er hat nicht auf sie eingestochen. Er hat ihr die Vulva herausgeschnitten ... und sie mitgenommen."

Spezi verstand nicht sofort. "Er hat ihre Vulva mitgenommen? Wohin?" Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, wie dumm sie sich anhörte.

"Sie ist einfach nicht mehr da. Er hat sie eben mitgenommen."

Leseprobe der ersten 17 Buchseiten als pdf-Datei
http://www.prestonchild.de
http://www.knaur.de

Eva Schuster [12.05.2010]

und hier der Link:

http://www.buchwurm-info.de/news/anzeigen.php?news_id=7463

Montag, 10. Mai 2010

Der gläserne Schrein - Petra Schier




Der gläserne Schrein – Petra Schier.

Aachen im Jahre 1413. In der alten Kaiserstadt soll die eindrucksvolle Chorhalle des alten Doms umgestaltet werden. Grund dafür ist der Todestag Kaiser Karls des Großen und der soll entsprechend in der alten Königsstadt gefeiert werden. Vom Marienstift und Zunft beauftragt die Arbeiten in der Chorhalle auszuführen, hat Bardolf Goldschläger einen lukrativen und vor allem einen sehr werbewirksamen Auftrag vor sich. Bardolfs Stieftocher Marysa, eine aus ungarnstämmige, verwitwete Reliquienhändlerin hat ganz andere Sorgen die sie plagen. Ihre zweijährige Frist in der sie als Witwe die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes schalten und verwalten kann, läuft in Bälde aus.

Nicht wenige wohlhabende und einflussreiche Kaufleute, sowie Gesellen haben mehr wie einen Blick auf die recht reiche und vor allem schöne Witwe geworfen, doch bisher ist es niemanden geglückt Marysas Herz zu erobern. Kühl und unnahbar trotzt die eigensinnige und selbstbewusste Frau einer neuen Ehe, die sie vielleicht wieder in Zwängen bringt, die sie sich überhaupt nicht wünscht und die gegen ihre doch recht frohe Natur sind. Ihr Vetter will sie unbedingt mit einem ihr unsympathischen Handwerker verheiraten und sieht sich als alleinigen Vormund, doch Marysas Mutter und ihr Mann Bardolf stehen voll und ganz hinter ihrer Tochter.

Und nicht nur unter familiären Schutz steht Marysa, auch der Dominikanermönch Christopherus, der als „Ablasshändler“ durch Europa pilgert, fühlt sich für das Glück Marysas verantwortlich. Marysas verstorbener Bruder Aldo war der engste Freund von Bruder Christopherus, und hat diesem auf dem Sterbelager das Versprechen abgenommen auf seine kleine Schwester und ihre Mutter achtzugeben. Bruder Christopherus nimmt diese Bitte ernst, schon einmal haben sich ihre Wege gekreuzt, doch nun fast zwei Jahre später, treibt es ihn wieder in die alte Reichsstadt.

Als es in der Chorhalle zu unheimlichen und tragischen Unfällen kommt, und auch ein alter Geselle Bardolfs seinen ernsten Verletzungen erliegt und auch Bardolf verletzt wird, aber überlebt, ist der erste Schrecken groß. Wenig später wird Bardolfs Konkurrent der vertretungsweise die Arbeiten in der Chorhalle übernommen hat, vergiftet. Bardolf wird von den Bütteln der Stadt Aachen ins „Grashaus“ das alte Gefängnis der Stadt gebracht. Des vorsätzlichen Mordes angeklagt erwartet Meister Bardolf Folter und Hinrichtung, sollte es Marysa und Christopherus nicht gelingen den oder die wahren Mörder zu finden….

Kritik

„Der gläserne Schrein“ von Petra Schier ist nach „Die Stadt der Heiligen“ der zweite Band einer historischen Trilogie um die Reliquienhändlerin Marysa Markwardt und dem Dominikanermönch „Christopherus.

Die Autorin erzählt diesen historischen Kriminalfall mit viel Gefühl und stützt sich dabei mehr auf ihre Protagonisten, als auf die eigentliche Haupthandlung. Spannung entsteht hier aber trotzdem und das anhaltend nur über die Charaktere, allen voran natürlich die selbstbewusste Marysa und der geheimnisvolle Mönch Christopherus. Letztere gibt der gesamten Handlung die notwendige Tiefe, denn so richtig anschaulich und erklärend ist die eigentliche Handlung – der oder die Mörder die in der Chorhalle für Unfälle gesorgt haben – nicht. Weder an Anfang noch im weiteren Verlauf der Handlung wird dem Leser klar worum es denn eigentlich geht. Weder kann der Leser ein Motiv vorab erkennen, noch Verdächtige ausmachen. All das ist erstmal verwirrend, wäre da nicht das persönliche Umfeld Marysas und ihre Vergangenheit. Ganz zu schweigen von Bruder Christopherus der man sagt ja zwischen Himmel und Erde mehr Geheimnisse hat, als man glauben mag.

Doch schon in den ersten Kapiteln offenbart sich der Mönch als ein Mann mit vielen Facetten und einigen, hilfreichen Eigenschaften, sowie einem hellwachen Geist. Amüsant und vor allem auch spannend ist die Verbindung zu Marysa, auch wenn sie natürlich etwas naiv und vorhersehbar ist.

Spannend und abwechslungsreich sind die Figuren in „Der gläserne Schrein“. Diese sind im Grunde überschaubar, aber so in einander verschachtelt und verwoben, dass man wie gewünscht mit den Figuren mit fiebert und natürlich lebt. Immer das mittelalterliche leben im Blick erzählt Petra Schier das Leben und die täglichen Schwierigkeiten einer Handwerkswitwe die in ihrer sozialen Stellung immer wieder zeigen muss, dass sie mehr ist, als nur eine „Frau“ die ihre ehelichen und mütterlichen Pflichten beizukommen hat. Marysa trägt Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen die ihr wichtig sind, egal ob es sich nun um einen einfachen Knecht handelt oder um ihre eigene Mutter. Sie trägt ihr Herz am rechten Fleck, auch wenn ihr Mundwerk und ihr Temperament so feurig sein kann, wie „ungarisches“ Gulasch.

Emanzipation hin oder her – „Der gläserne Schrein“ ist nicht nur für die weibliche Leserschaft. Auch wenn natürlich die „Liebe“ einen Großteil der Handlung einnimmt. Besonders nett und unterhaltsam sind die kleineren und größeren Wortgefechte zwischen dem „braven“ Mönchlein „Christopherus“ und Marysa. Diese beiden Schlüsselpersonen sind der Dreh- und Angelpunkt in der gesamten Dramatik.

Lobenswert auch hier, dass Petra Schier fabelhaft die Geheimnisse von Christopherus bis zum Ende im Dunklen lässt. Alles andere hätte, dem Roman die inhaltliche Spannung genommen.

Man kann den Roman „Der gläserne Schrein“ unabhängig von „Die Stadt der Heiligen“ (Erster Band) lesen, doch ist dem hier klar abzuraten, denn die Protagonisten sind so intensiv komplex, dass man sich als Leser immer fragt, was da wohl passiert sein mag!? Immer wieder wird im Laufe der Handlung auf die Geschehnisse im ersten Teil hingewiesen, so das wenn man schon den ersten Teil verpasst haben sollte, interessiert ist den ersten Teil zu lesen.

Fazit

„Der gläserne Schrein“ ist mehr „Sein“ als Schein und damit eine recht große Überraschung in diesem Genre. Neben gut recherchierten, geschichtlichen Material, verspricht die Handlung mit seinen liebenswerten Figuren, extremen Spaß.
Lesen Sie das Buch, oder besser, fangen Sie mit dem ersten Teil „Die Stadt der Heiligen“ an: Sie werden es nicht bereuen.

Michael Sterzik