Die Wundärztin – Heidi Rehn
Das der 30jährige Krieg (1618 – 1648) ganz Deutschland und Teile Europas in einem verheerenden Krieg stürzte, spürten die Menschen noch Jahrzehnte später. Städte wie z.B. Magdburg und andere wurden belagert, erobert und für die damaligen Verhältnisse faktisch zerstört. Diese Epoche markiert einen wichtigen Umbruch in der Europäischen Geschichte. Das Ringen um Macht, politischen und militärischen Einfluss kostete hunderttausenden von Soldaten und weiteren unzähligen Zivilisten das Leben jeglicher Nation und Religion.
Die Autorin Heid Rehn erzählt in ihrem gerade erschienenden Roman „Die Wundärztin“ (Verlag Knaur), dass Schicksal einer Frau, die im Tross eines Heeres quasi aufgewachsen ist und in den Jahren der Kämpfe die Schlachten als „Wundärztin“ miterlebt hat.
Heidi Rehn beschreibt im primären Sinne die soziale Stellung der Frau in den über Jahre anhaltenden Krieg, und nicht die Motivation und Stellung der einzelnen kriegführenden Länder und Parteien. Es ist für den Leser nicht einfach nachvollziehbar, dass eine Generation ihr ganzes Leben im Krieg verbringt und lernen muss, die kleinen und spärlichen Glücksmomente, in einer solchen von Grauen des Krieges geprägten Leben, als Lichtblicke in einer brutalen Dunkelheit zu erleben und zu sehen. Die Heldin des Romans, Magdalena erlebt in ihrer Geschichte das beispiellose Grauen des Krieges, wenn zerfetzte menschliche Körper in ihrem Lazarett dem Tode näher sind wie dem Leben, und sie nicht nur entscheiden muss wie man den Verletzten hilft, sondern auch wem man hilft.
Einem komplizierten Uhrwerk gleich erzählt die Autorin vor der Kulisse des endenden Krieges von einem kaiserlichen Tross und seinem sozialem Aufbau. Vor allem die soziale Stellung der Frau, ihren Alltag, ihre Entbehrungen und ihre Hoffnungen bilden den Kern in dem Roman. Kombiniert mit einer alten Fehde und natürlich einer tiefen Liebesbeziehung taucht der Leser in eine Welt ein die detailliert und interessant beschrieben ist.
Allerdings bleibt größtenteils die Spannung auf der Strecke. Kühl und vor allem nüchtern wird das Schicksal Magdalenas und ihres Liebsten Eric erzählt. Falls der Leser hier erwartet viel über den Dreißigjährigen Krieg zu erfahren, so wird er enttäuscht sein. „Die Wundärztin“ ist zwar ein historischer Roman, aber doch bleibt es leider nur bei einer „Liebesgeschichte“ ohne sonderlichen Tiefgang. Die Story ist sehr vorhersehbar und wartet mit keinerlei Überraschungen auf.
Heidi Rehn erzählt ihre Geschichte teil sehr langatmig, mit vielen Durststrecken innerhalb der Handlung und dem einen oder anderen zeitlichen Sprung, der nicht hätte sein müssen. Ganz alleine aus der Perspektive „Magdalenas“ ist die Geschichte für mich zu eindimensional gewesen.
Die Rezeptur des Romans ist weder originell noch wirklich etwas neues. Bedient wurde sich ausschließlich einer verhängnisvollen Liebe zwischen zwei Menschen die nicht sein darf, einem Frauenschicksal usw. Alles schon einmal dagewesen nur mit anderen Titeln benannt.
Für mich absolut nicht empfehlenswert, vielleicht liegt es auch an meiner Erwartungshaltung? Ich hätte gerne mehr über den Dreißigjährigen Krieg gelesen, als über eine vorhersehbare Liebe.
Michael Sterzik
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