Samstag, 11. Juni 2011

Lux domini - Alex Thomas (Rezension)


Lux Domini – Alex Thomas


Ohne Verrat keine Kreuzigung - Ohne Kreuzigung keine Auferstehung - Ohne Auferstehung keine Erlösung.

Es gibt unzählige Quellen und Schriften, die die Grundlage der Heiligen Schrift, der Bibel sind. Doch sind uns nicht längst alle bekannt, und aus religionspolitischer Perspektive wurden einige Apokryphen gar nicht erst ins „Neue Testament“ aufgenommen. Ebenso verhält es höchstwahrscheinlich, mit dem Quamran-Funden, die in den 50er und 60er Jahre in den Tal am schwarzen Meer gefunden wurden, und die zu den ältesten bekannten Handschriften der Bibel gehören.

Vieles von dem besitzt der Vatikan in seinen Archiven einsortiert, die natürlich mit zu den größten und wichtigsten der Welt gehören. In den kilometerlangen Regalreihen stehen unzählige Urkunden, Bücher, Dokumente und Protokolle aus mehreren Jahrhunderten. Ein Wissenschaftlicher Schatz und das nicht nur für Bibelforscher, sondern auch für jeden anderen Historiker interessant, auch wohl das höchste Ziel sich hier der Recherche widmen zu dürfen.

Der Vatikan, ein souveräner Staat in Rom liegt direkt am Tiber. Der Vatikan ist der Religiöse Dreh- und Angelpunkt der katholischen Kirche und Zentrum der Christenheit. Doch neben dem religiösen Gedanken, reihen sich auch innen- und außenpolitische Themen die sehr weltlich diskutiert werden. Der Vatikan mit seiner Kurie, ist auch nichts anderes wie eine Zentrale Behörde. Und in dieser gibt es viele unterschiedliche Idealisten und politische Meinungen. Die Kirchenfürsten, Kardinäle sind nicht nur in Kongregationen organisiert, sondern auch in vielen unterschiedlichen Gruppierungen wie z.B. Opus Dei. Doch gibt es hier noch einige unbekannte und bekanntere, die sich aber nicht gerne in das Licht der Öffentlichkeit treiben lassen. Hier spielen neben den politischen Machtkämpfen, viele wirtschaftliche Interessen eine übergeordnete Rolle, und viele Mythen und Legenden gleich mit.

Das Autorenduo – Alex Thomas – hat in seinem Debütroman „Lux Domini“ die Thematik um die Bedeutung der 12 Apostel verarbeitet, und damit einen Vatikanthriller veröffentlicht, der durch intelligente Spannung überzeugt.

Inhalt

Catherine Bell ist medial begabt und sie ist nicht die einzige. Das besondere an der jungen Frau sind aber nicht nur ihre geistigen Kräfte, sondern auch ihr rebellischer Kopf unter ihrer Ordenstracht. Die Publikationen der jungen Schwester Catherine lassen den Kirchenstaat mitsamt seiner nicht immer toleranten Ideologien nicht gut dastehen. In einem Disziplinverfahren muss sich die junge Theologin nun verantworten und zu von ihr geäußerten Themen Stellung beziehen. Der oberste Glaubenswächter Marc Abott Kardinal Ciban ein charismatischer Großinquisitor, der zwar keine Scheiterhaufen mehr brennen lässt, aber doch ketzerische Gedanken in seiner Funktion bekämpft. Catherine Bell reagiert angemessen, umsichtig und auch wenn sie ihr Leben der Kirche seit der Kindheit gewidmet hat, so trägt sie sich immer mit den Gedanken diesen Abschnitt endgültig zu beenden.

Einer ihrer Vertrauten ist seit diesen Kindheitstagen auch ihr etwa gleichaltriger Jugendfreund Ben, der ebenso den klerikalen Weg folgt, wenn auch mit einer ganz anderen Funktion. Ben ist ein Mitarbeiter des Nachrichtendienstes im Vatikan, ein Agent der im Auftrage der Kirche Ermittlungen durchführt. Sein nächster Auftrag führt ihn nach Deutschland, dort soll der junge Monsignore und Agent den Tod von Catherines väterlichen Mentor, Pater Darius aufklären, der bei einem Unfall um Leben gekommen ist.

Ben entdeckt dass dieser Unfall nur inszeniert wurde und es sich hier bei um einen kaltblütigen Mord handelt. In späteren Ermittlungen verfolgt der junge Geistliche weitere Spuren und stößt dabei zeitgleich auf mehrere mysteriöse Unfälle von Priestern und Nonnen.

Als sich bei einem Bankett der einflussreiche Kardinal Benelli sich das Leben nimmt, überträgt er seine mediale Energie an Catherine. Zuvor übergibt er der jungen Frau einen Tresorschlüssel und erklärt ihr, dass sie die einzige Person ist, die mit ihrer Gabe den amtierenden Papst Leo retten kann. Catherine verwirrt und verängstigt Angesichts ihrer immer intensiveren Visionen, muß sich Kardinal Ciban anvertrauen der sie in den päpstlichen Privathaushalt des Stellvertreter Christis einschleust.

Ben findet in den Nachlässen der ermordeten Personen Bibeln mit identischen Markierungen in der Apostelgeschichte. Kardinal Ciban an den er berichtet, scheint das nicht überzeugend genug zu interessieren, so dass sich Ben dazu entschließt sich Catherine anzuvertrauen die inzwischen erkannt hat, dass sie mit ihrer geistigen Verbindung den schwächelnden Papst stärkt.

Nach und nach erkennen Catherine und Ben das Geheimnis um die markierten Bibelstellen und ein Geheimnis, wem die Kirche ihr 2000jähriges Überleben verdankt. Der Schlüssel zu dem Geheimnis ist nicht Christus selbst, sondern die 12 Apostel und deren schicksalshafte Aufgabe....

In der Sixtinischen Kapelle kommt es zur Konfrontation mit dem Mörder....

Kritik

Eine interessante Theorie der sich das Autorenduos bedient, und gar keine abwegige. Im neuen Testament ist die Rollenverteilung eine ganz klare: Hauptprotagonist ist Jesus von Nazareth, und seine Jünger die 12 Apostel spielen zwar tragende, wenn auch nicht wichtige Rollen. Allerdings von einigen Situationen mal abgesehen. Doch wer kennt diese Apostel mit ihrem Namen und ihrer Funktion in diesem tragischen Zentrum? Wer war Judas wirklich und warum hat er Jesus verraten? Welche Rolle spielte Petrus der später in Rom gekreuzigt wurde? Auf welchen Kontinent hielten sich die Jünger nach dem Tod ihrers Meistern auf? Und welche historische Rolle spielte Maria von Magdala?

Auf all diese Fragen gehen die Autoren ein und das mit einer Intensität die nicht nur spannend, sondern auch ungemein interessant sind. Die Bibelforschung ist mit Sicherheit eine Wissenschaft die nicht einfach ist. Alleine schon die vielen Quellen sind schwer interpretierbar, und archäologische Beweise eher wenig überzeugend. Vieles könnte sicherlich der Vatikan selbe aufklären, aber will er das überhaupt?

Auch hier beschreibt das Autorenehepaar augenzwinkernd, dass im Vatikan eher sehr integriert wird und gerade die weltliche Macht die religiöse weitgehendstes stützt. Immer mit einem Pro und Kontra beschreiben die Autoren die verschiedenen Einflüsse innerhalb und außerhalb des kleinen Kirchenstaates. Fiktion und Fakten werden hier interessant vermischt, so dass der Leser nicht nur am Ende des Romans selbst recherchieren wird. Vieles wirkt widersprüchlich aber gerade das erklärt ja gerade die fast schon ehrfürchtige Mystik um den kleinen Staat am Tiber.

Die Autoren beschreiben uns wie es vielleicht in der Organisation der Kurie zugeht, welche persönlichen Interessen die Kardinäle an einer Machterhaltung des Vatikans haben, und warum manchen lieber innerhalb der Mauern bleiben sollte. Auch werden hier Religion und Wissenschaft miteinander vermengt und nicht wie so oft es ist, im Widerspruch beschrieben.

Mit einer sehr überzeugenden Atmosphäre ist dieser Vatikanthriller kein typischer. Sicherlich gibt es wie in so vielen anderen dieses Genre auch Verschwörungstheorien, doch interessanterweise spielt Jesus hier in der Rolle des Erlösers der Menschheit nicht die Paraderolle. Die Apostelgeschichte mit göttlicher Unterstützung bildet Gottes Plan. Und warum nicht, allerdings könnte es auch die gesamte katholische Kirche revolutionieren. Doch die Kirchenoberen würden dies nicht so amüsant empfinden.

Die Figuren in „Lux Domini“ sind realistisch entworfen. Catherine Bell die quasi von der Kirche erzogen wird, rebelliert mit ihrem wachen Geist gegen die Traditionen und intoleranten Ideologien des Kirchenstaates. Ihr Glaube an Gott ist dabei unerschütterlich, doch versucht sie es mit ihren Publikationen, die Kirche zu modernisieren.  Glaube und Wissenschaft sind für den Vatikan dadurch nicht immer einfach zu kombinieren. Der Glaube ist das einzige an das sie sich festhalten können und die Zukunft ihrer Kirche garantiert.

Ben der seit Kindheitstagen sehr eng mit Catherine verbunden ist, geht einen ganz anderen Weg. Ebenso wie seine Jugendfreundin widmet er sein Leben der Kirche, aber seine Beruf(ung) als Agent des Vatikan geht vielmehr die weltliche Richtung. Ob in der Realität der Vatikan einen eigenen Geheimdienst gehört sicherlich zu den größeren Vermutungen und Mythen, aber ausgeschlossen oder gar unwahrscheinlich ist diese These nicht.

Ein weiterer interessanter Charakter ist der des charismatischen Kardinals Ciban, der immer Herr der Lage zu sein scheint und seine Schachfiguren scheinbar beliebig flexibel aufstellen kann. Von seiner Person hätte ich gerne mehr gelesen. Alleine sein Wissen um die politischen Gruppierungen wie z.B. Opus Dei oder Lux Domini u.a. würden Volumen für viel mehr Romane parat legen.

Spannend ist „Lux Domini“ allemal, wenn auch manchmal einzelne Passagen etwas die Intensität fehlt. Vieles wird kurz angerissen, aber später nicht mehr aufgegriffen und alleine schon die Wichtigkeit der Apostel und deren Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg, bleibt mir ein wenig zu sehr im Schatten.  Sehr aufschlussreich und erklärend hingegen waren die Visionen von Catherine die sich in einer Zeitreise gleich, im neuen Testament bewegt. Sie begegnet Jesus, Petrus, Judas u.a., auch an Orten wie Golgatha und andere Wesenheiten wie ein Erzengel offenbaren sich ihr. Und entgegen allerhand Klischees bleibt und ist „Lux Domini“ ein überzeugender klerikaler Thriller.

Fazit

„Lux Domini“ ist der Debütroman eines Autorenehepaars mit dem Pseudonym Alex Thomas. Wer als Leser gerne zu spannenden Vatikanthrillern greift, wird hier überhaupt nicht enttäuscht sein und auch der Theologe mit einem Faible für spannende Thriller wird hier das Buch nicht zur Seite legen können.

Eine ungemein, wasserdichte Atmosphäre in der Faktion und Fiktion grandios verarbeitet wurden, bilden das Grundgerüst dieses fabelhaften Romans. Spannung ist allgegenwärtig und kleinere Ausflüge in die Welt von Jesus und seinen Aposteln bilden ein rundes Bild.

Für mich einer der bisher spannendsten und gut durchdachtesten Thrillern in den letzten Jahren. Absolut zu empfehlen und ich freue mich auf weitere Bücher und vielleicht ein Wiedersehen mit Kardinal Ciban.

Michael Sterzik

 Autoren: Alex Thomas ist das Pseudonym eines in Deutschland lebenden Autorenehepaares. Sie arbeitet seit über zwei Jahrzehnten im Buch- und Medienvertrieb, er als Wissenschaftler und Dozent an einer Universität. Besonders reizt Alex Thomas der Grenzbereich von Wissenschaft, Religion und Menschheitsgeschichte, das Betreten geheimer Laboratorien, konspirativer Machtzentren sowie die mystische Anziehungskraft alter Kathedralen. Wann immer es ihnen möglich ist, reisen sie nach Rom, Paris oder London, um dort neue Eindrücke und Ideen zu sammeln. Lux Domini ist ihr erster Roman (Verlagsinfo).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Good Article