Samstag, 1. September 2012

Engelspakt - Alex Thomas


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Engelspakt – Alex Thomas

Göttliche Wesen, Diener im Reich Gottes, Bote und Abgesandter, Geistwesen - alles Begriffe, die in den verschiedenen Religionen wie Christentum, dem jüdischen Glauben und auch dem Islam zu finden sind. In unserem Verständnis bezeichnet man diese als Engel.

Es gibt viele Darstellungen auf den jeweils zeitgenössischen Bildern von geflügelten Wesen die zumeist menschliche Erscheinungsform zeigen. Daneben gibt es in religiösen Texten im Alten und Neuen Testament Erzählungen von dem Erscheinen und der Hilfe von Engeln die unmittelbaren Einfluss auf das Geschehen nehmen. Natürlich gibt es auch Überlieferungen aus der Spätantike und das auftauchen bei Legenden, Märchen und Sagen. In der heutigen Zeit findet man „Engel“ auch oft in der Esoterik wieder. Hier begleiten sie Menschen, die in Zeiten von Krisen und Schicksalsschlägen Unterstützung benötigen, auch in der Psychotherapie ist dies begleitend zu finden.

Doch in der Engelskunde (Angelogie) die tatsächlich auch Thema in der katholischen und evangelischen Theologie ist, gibt es Quellen aus anerkannten Hauptschriften, die sich mit der Chronik und der Organisation der Himmlischen Heerscharen befassen, z.B. im Buch Henoch. Natürlich gibt es auch einige Schriften, die offiziell nicht von der Kirche anerkannt sind, dass Buch Henoch ist eines davon. Weiterhin gibt es noch sicherlich einige andere historische Werke, z.B. das Buch Tobit, und Schriften (Apokryphen) die nicht den Rang einer Heiligen Schrift erreicht haben.

Man mag dies belächeln oder ins lächerlich ziehen, doch wie bei allen Legenden und theologischen Erzählungen, mag hier auch ein Stück Wahrheit zu finden sein. Engeln wurde in der Literatur, sowie auch in Filmen immer eine Bühne gegeben. Schließlich bleiben die mystischen Wesen immer auf der Stelle des Jen- und Diesseits stehen, unerklärliche Phänomene und Begegnungen begleiten uns durch die Geschichte und eröffnen uns immer wieder fragen, die wir weder theologisch, logisch oder manchmal gar nicht erklären können.

Das Autorenehepaar Alex Thomas hat im zweiten Roman aus der Reihe mit der sehr weltlichen und eigensinnigen Schwester Catherine Bell, einen großartigen klerikalen Thriller veröffentlicht – Engelspakt.

Inhalt

Gefallene Engel, heimliche Liebe und gefährliche Vatikangeheimnisse

Mitten in der Nacht wird Schwester Catherine Bell aus dem Bett geklingelt. Kardinal Ciban, den sie heimlich liebt, bricht schwer verletzt auf ihrer Türschwelle zusammen. In derselben Nacht wird in Rom die Leiche des Cambridge-Professors Alan Scrimgeour entdeckt, mit dem Ciban unmittelbar zuvor in Kontakt stand. Bei dem Treffen ging es um neue Hinweise im mysteriösen Mordfall seiner Schwester Sarah. Die Suche nach Scrimgeours Mörder führt Catherine zu einem rätselhaften Jungen und zu einer Macht, die alles, was ihr bisher an Bösem begegnet ist, in den Schatten stellt …

Ein neuer Fall für die rebellische Nonne Catherine Bell. (Verlagsinfo)

Kritik

„Engelspakt“ von Alex Thomas ist einer der atmosphärischen Thriller die man, selbst einige Tage nach dem Lesen, nicht vergessen kann. „Lux Domini“ – der Debütroman des Autorenehepaars war ein schon ein grandioser, erste Auftritt um die revoltierende Nonne Catherine Bell die neben einer weltlichen Karriere als Schriftstellerin, noch medial begabt ist. Als Gegenpart fungiert der geheimnisvolle, aber charismatische Kardinal Marc Ciban. Beide sind manchmal wie Feuer und Wasser, oder noch sinnbildlicher gesprochen wie „Himmel und Hölle“.

In Lux Domini musste sich Schwester Catherine noch der Kongregation für Glaubenslehre stellen, dessen Vorsitz Kardinal Ciban hatte. In Lauf der Handlung erarbeiten sich die beiden komplizierten Charaktere eine gegenseitige Akzeptanz und auch Respekt. Beide sind Idealisten und neben ihrem Glauben, doch bodenständige Realisten.

Das die Autoren es brillant verstanden haben Fakten und Fiktion miteinander zu kombinieren, in dem sie über die inneren Kreise und Interessengruppen erzählen, beweisen sie auch in „Engelspakt“. Doch innerhalb der Handlung werden die Charaktere von Catherine Bell und Kardinal Ciban weitgehend ausgebaut. Hier erfährt man auch weit mehr über Kardinal Cibans Vergangenheit, insbesondere aus seiner Kindheit und der Beziehung zu seiner Schwester, die inzwischen verstorben ist.

Das der Vatikan als Staat seine eigenen Gesetze, Traditionen und Geheimnisse hat, wird hier ebenso beschrieben, wie das vertuschen von kritischen Situationen unter politischen Gesichtspunkten. Da die Kirchenfürsten nicht weniger oder mehr als Menschen sind, streben sie ebenfalls nach Macht und Einfluss und setzen diese mit allen Mitteln durch.

„Engelspakt“ verfügt über eine Haupt- und einige Nebenhandlungen die perfekt miteinander im Einklang stehen. Wie der Titel schon aussagt, geht es primär um „Engel“ bzw. deren menschlichen Auftritt auf Erden. Als Gegenpart, aber das bleibt noch ein wenig im dunklen, agieren hier die bösen Mächte, die man durchaus dämonisch beschreiben kann.

Auch wenn die Kirche seit über zwei Jahrhunderten existiert, so geht der Weg auch für die Kurie über technischen Fortschritt und Medizintechnik in eine moderne Zukunft. Das wir irgendwann einmal begreifen müssen, dass Wissenschaft und Religion sich nicht auszuschließen brauchen, thematisieren die Autoren überzeugend.

Die Idee, dass es ein Buch gibt, dass älter als die Bibel ist, und die Schöpfungsgeschichte aus der Perspektive der Engel erzählt, ist nicht Fiktion. In ihr soll es um die Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft der Menschen geben, doch in falschen Händen, könnte es zu einer gefährlichen Waffe werden.

Wenn es einem Thriller wie „Engelspakt“ gelingt, neben einer grandiosen Unterhaltung noch eine Motivation aufzubauen, mehr über Engel zu erfahren, dann ist dies wohl den Autoren hoch anzurechnen. Theologische Thesen und Überlegungen werden so spannend angerissen interpretiert, dass das Interesse an weiterer Recherche bei dem einen oder anderen geweckt werden wird.

Catherine Bell und Kardinal Ciban begegnen dem „Bösen“. Das mag aus den eigenen Kardinalsreihen kommen, aber auch mit Ende von „Engelspakt“ ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt. Am Ende werden viele Fragen geklärt werden, dennoch hat man den Eindruck das neben Band 3 den die Autoren gerade schreiben, noch mehr erzählt werden kann. Das Potenzial der beiden Protagonisten Bell und Ciban, ist noch lange nicht ausgeschöpft und selbstverständlich verfügt der Vatikan über Geheimnisse die es noch zu ergründen gibt.

Dem Leser ist allerdings sehr zu empfehlen, erst zu „Lux Domini“ zu greifen, denn dann das Verhältnis der Protagonisten und Catherine Bells Vergangenheit ist der eigentliche Grundstein.

Fazit

„Engelspakt“ ist ein himmlisch, genialer Thriller der seinen Vorgänger „Lux Domini“ überholt hat. Spannung, Politik und Intrigen am Hofe der Kurie. Nachkommen von Engeln und Dämonen die noch immer um die Seelen der Menschen kämpfen und Charaktere die so intensiv konzipiert wurden, dass man sich denen nicht entziehen kann.

„Engelspakt“ würde in einer olympischen Disziplin – Klerikalter Thriller – mit Sicherheit auf dem Treppchen stehen.

Ich freue mich auf den dritten Teil, doch zu empfehlen ist dem Autorenehepaar die Geschichte um Catherine und Kardinal Ciban nicht endlos zu erzählen, denn mit den beiden vorliegenden Bänden, ist den Autoren eine großartige Reihe gelungen. Es wäre schade, wenn diese inflationär werden würde.

Danke Alex Thomas für grandiose Unterhaltung und der Motivation die Geschichte zwischen den Zeilen zu suchen.

Michael Sterzik








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