Samstag, 27. April 2024

Extinction - Wenn das Böse erwacht - Douglas Preston


Kann der Mensch wirklich „Gott“ spielen und Leben erschaffen, in die Evolution eingreifen und mit Hilfe modernster Gentechnik längst ausgestorbene Tiere und Pflanzen wieder zum Leben erwecken? Ich bin sicher, das ist möglich, nicht erst seit Dolly dem Schaf. Es gibt genug Privatlabors auf der Welt. Vielleicht sind sie gerade dabei, die Zeit zurückzudrehen. „Das Leben findet einen Weg“ auch außerhalb des Reagenzglases, des abgeschirmten Labors. Dass ein solcher Traum zum Alptraum werden kann, steht in der Frage. Und aus dem göttlichen Funken könnte durchaus etwas entstehen, das man vielleicht nicht kontrollieren kann.
„Jurassic Park“ - der Roman des verstorbenen amerikanischen Autors Michael Crichton hat diese Vorstellung auch im Kino erfolgreich thematisiert. Doch schon bald könnte aus der Fiktion eine neue Realität werden. Douglas Preston, Teil des Autorenduos Preston & Child, liebt es, wissenschaftliche Themen mit spannenden Geschichten zu verbinden. Dabei werden auch schon mal paranormale Theorien verarbeitet - immer mit dem drohenden Fingerzeig: "Was wäre wenn?

Tief in den Rocky Mountains liegt das gigantische Ferienresort Erebus. Dank modernster Gentechnik können die betuchten Gäste wie vor Jahrtausenden wollige Mammuts, gewaltige Riesenhirsche und meterhohe Riesenfaultiere in ihrem natürlichen Habitat erleben. Als ein Millionärssohn und seine Frau entführt und im Hinterland tot aufgefunden werden, gerät eine Gruppe von gewaltbereiten Öko-Terroristen in Verdacht. FBI-Agentin Frances Cash und Sheriff James Colcord sollen den Fall schleunigst aufklären. Doch dann häufen sich die Morde, und der 400 Quadratkilometer umfassende Ferienort muss evakuiert werden. Inmitten der prähistorischen Flora und Fauna werden Cash und Colcord mit etwas Bösem konfrontiert, dem es nicht ums Neubeleben, sondern ums Auslöschen geht …(Verlagsinfo) 

Man erkennt beim Lesen schnell gewisse Parallelen zu „Jurassic Park“. Auch hier wird eine neue Welt erschlossen. Für Außenstehende hermetisch abgeriegelt, wird dieser Park gegen ein gewisses Entgelt natürlich gerne der Öffentlichkeit gezeigt. So ist es nicht verwunderlich, dass hier hinter den verschlossenen Labortüren grundsätzlich etwas schief gelaufen ist. Aber was wurde geweckt und warum sollte es gleich „böse“ sein? Weil die neue/alte Lebensform nach Freiheit ruft und konsequent lieber selbstbestimmt leben möchte, als eine künstliche Marionette für ein Vergnügen und die Forschung zu sein? Ist das also „böse“?

Es dauert sehr, sehr lange, bis der Vorhang gelüftet und das „Böse“ präsentiert wird. 
Der eigentliche Spannungsbogen, der sich bis dahin hätte entwickeln können, wurde nicht aufgebaut. Stattdessen gab es die Suche nach den beiden verschwundenen Besuchern, endlose Dialoge über die Richtung der Ermittlungen und viele andere Ereignisse, die schließlich in einer Sackgasse endeten.

Keiner der Protagonisten ist in der Lage, die erzählerische Bühne wirklich auszufüllen und, wenn auch zu Beginn keine Spannung aufkommt, so doch zumindest eine spannende Atmosphäre zu erzeugen. Zum Ende hin überschlagen sich die Actionszenen und es kommt Spannung auf, die aber auch nur von kurzer Dauer und Intensität ist. 

Wissenschaftlich plätschert die Geschichte auch so vor sich hin, erst im Nachwort erfahren wir vom Autor selbst eine Momentaufnahme der vielleicht schon jetzt angedachten Möglichkeiten, mit Hilfe der Gentechnik Leben zu schaffen, das heute vielleicht noch als „ausgestorben“ bezeichnet werden kann.

An sich kein schlechter Roman, aber inhaltlich zu schwach, um wirklich zu überzeugen. Eine Fortsetzung ist nicht ausgeschlossen, aber dann weniger wissenschaftlich und mehr als „Märchenstunde“.

Fazit

Inhaltlich schwach, gelegentlich spannend - das Nachwort glänzt mit Informationen, die besser in die Geschichte selbst hätten integriert werden sollen.

Michael Sterzik

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