Die deutsche Autorin Sabine
Weiß hat schon mit den Titeln: „Die Hansetochter“ und „Die Feinde der
Hansetochter ihre Leser davon überzeugt, dass Sie vorbildlich recherchiert und
das Mittelalter, die Hansezeit aufleben lässt.
Ihr neuester Roman „Die
Tochter des Fechtmeisters“ spielt in Rostock 1608. Mittelpunkt der Geschichte
ist wie auch in den anderen Bänden eine starke Frau. Ebendiese Tochter eines
Fechtmeisters – Clarissa hat schon in jungen Jahren gelernt, mit dem Schwert
Perfekt umzugehen. Ihr Vater ist Lehrer und Inhaber einer bekannten und
angesehenen Fechtschule, in der junge Adelige und Kaufmänner in der Kunst des
Schwertkampfes unterwiesen werden.
Diese Fechtschulen in
Deutschen Landen sind untereinander verfeindet, sie buhlen um das Ansehen des
Kaisers und jährlich treffen sich die Meister der Schulen mit ihren Lehrlingen
zu Wettkämpfen im hessischen Frankfurt. Clarissa begleitet ihren Vater auf
diese anstrengende und gefährliche Reise. Bei einem feigen Überfall wird ihr
Vater getötet, sie selbst kann fliehen und wird fortan als Mörderin
verdächtigt. Als sie von einer Verschwörung gegen den Kaiser erfährt, ist sie
in noch größerer Gefahr.
Kritik
Der Kampf mit dem Schwert
ist eine Kunst. Mehr noch, ein Sport der dem Kämpfer vieles an Können und Einsatz abverlangt: Disziplin,
Kraft, Mut, Geschicklichkeit und ebenfalls im hohen Masse Intelligenz. Nicht
jeder wird in diesen Fechtschulen aufgenommen und noch weniger Schüler dürfen
sich nach langen Jahren der Ausbildung: Ein Meister des Schwertes nennen. Der
Schwertkampf ist ehrenvoll, wenn auch das Ziel das Töten oder Verletzen des
Gegners ist. Viele Schüler und Lehrer bilden in Kriegszeiten Soldaten aus und
erhalten ein hohes Offizierspatent in der Armee des amtierenden Herrschers.
Sabine Weiß hat mit ihrem
aktuellen Titel: „Die Tochter des Fechtmeisters“ wieder einmal bewiesen, dass
ein historischer Roman nicht nur der perfekten Unterhaltung dient, sondern auch
viel an Wissen übermitteln kann. Es gibt interessante und sehr informative
dokumentiere Fechtbüchern, die genaue Schritt- und Schlagfolgen beschreiben.
Für historische Chronisten und auflebenden Fechtschulen, auch in unserer Zeit
ein wahrer Schatz. Längst schon wird auch heutzutage, dass historische Fechten
zu einer attraktiven Sportart. Wie anstrengend und vor allem, welcher Einsatz
an Kraft und Konzentration dieser Sport, oder vielmehr diese Kunst abverlangt,
wird unterschätzt. Also bei Interesse selbst einmal ausprobieren. Die Autorin
wird u.a. selbst einmal das Schwert geschwungen haben, um einschätzen zu
können, was sie von ihren fiktiven Figuren verlangt.
Ihr Fachwissen, und das
beweist Sabine Weiß immer wieder ist groß. Ein Bild vom romantischen Glanz und
Gloria wird man hier nicht finden. Die mittelalterliche Welt wird so
realistisch und plausibel wiedergegeben wie möglich. Der Alltag der Bevölkerung
in Städten und Dörfern wird perfekt in Szenen beschrieben. Ein großes Lob geht
an die Autorin, da sie beschreibt, in welchem Umfang die jüdische Bevölkerung
zu leiden hat und wie sozial ausgegrenzt sie wurden. Erschreckend, aber ehrlich
gut ausgedrückt.
Die Figuren sind
konzeptionell gut aufgebaut. Zahlreiche Klischees werden zwar bedient, aber
nicht überdreht in die Geschichte eingesetzt. Die zahlreichen erzählten Kämpfe
mit dem Schwert werden spannend erzählt, auch wenn man die einzelnen
Fachbegriffe in Verwendung erst einmal so gar nicht versteht. Nach kurzen
Erklärungen ist man allerdings wieder im Thema und etwas schlauer.
Die Geschichte allerdings
ein paar erzählerische Längen, die deutlich auffallen. Den wirklichen „Roten
Faden“ der Geschichte findet man nur schwer und erst im letzten Drittel des
Buches offenbart sich der Kern der Story. Für mein Verständnis, leider etwas zu
spät.
Sabine Weiß überspannt
allerdings nicht den Boden und findet schnell wieder Anschluss an ihren
eigentlichen Pfad. „Die Tochter des Fechtmeisters“ hätte besser ausfallen
können, wenn Sabine Weiß ggf. die Geschichte etwas actionreicher aufgebaut
hätte. Durch einige Nebengeschichten entstanden einige langatmige Passagen. Es
wäre vorteilhafter gewesen, kriegerische Auseinandersetzungen mit dieser
Verschwörung zu kombinieren.
Fazit
„Die Tochter des Fechtmeisters“
ist ein guter historischer Roman. Nicht so scharf geschnitten wie erwartet,
doch insgesamt überzeugend. Wie schon in den anderen Titeln zuvor geht Sabine
Weiß im Nachwort auf die Fechtkunst und ihre historischen Hintergründe ein und
vervollständigt den Roman durch ein umfassendes Glossar.
Michael Sterzik
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