Samstag, 27. Januar 2018

Ragdoll - Daniel Cole

Ein Debütroman steht immer zwischen einem himmelhoch jauchzend und zum Tode betrübt Gefühl. Natürlich hat es den Vorteil, dass es keine großartige Erwartungshaltung gibt und der Leser vorurteilsfrei den Roman zur Hand nimmt.

„Ragdoll“ ist der Debütroman des Briten Daniel Cole. Der erste Teil einer geplanten Thriller-Reihe um die Ermittlungen bei dem altehrwürdigen Scotland Yard.

Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt „Wolf“, bekommt bei einer Gerichtsverhandlung um einen verdächtigen Serienmörder einen gewaltsamen Wutanfall und verletzt den Angeklagten schwer. In psychologischer, stationärer Behandlung und sowieso vom Dienst suspendiert, dauert es ein wenig, bis er seinen Dienst wieder antreten kann. Seine Frau hat sich getrennt, sein Leben in Scherben. Sein nächster Fall wird sein persönlichster: Eine Leiche wird gefunden, bzw. sechs Körperteile von verschiedenen Personen, die aneinander genäht wurden....! Die Jagd beginnt – schnell begreifen die Beamten, dass sie es sind, die gejagt werden. Der Killer präsentiert eine Todesliste, darauf vermerkt: die Namen und das Datum ihres Todes....

Wer sich im Genre Thriller auskennt, wird schnell feststellen, dass der Plot eigentlich nichts Neues ist. Doch es kommt darauf an, wie der Autor seine Handlung formt. Das ist Daniel Cole hervorragend gelungen. „Ragdoll“ ist spannend und legt ein hohes Tempo vor. Die Todesliste, sowie die Leichteile des „Ragdoll“ eine Flickenpuppe sind die Dreh- und Angelpunkte der gesamten Handlung. Ungewöhnlich ist, dass die Geschichte ohne Nebengeschichten, ohne Nebencharaktere auskommt. Das erhöht natürlich die Geschwindigkeit immens und fokussiert sich nur auf die Geschehnisse rund um den perfiden Plan des Killers. Dieser verhöhnt und provoziert, die Ermittler, die tatenlos mit ansehen müssen, dass die Zeit mit auch ihr größer Feind ist.
Die Nebengeschichten sind die Beziehungsebenen der Figuren, und die sind mitunter reichlich kompliziert. „Wolfs“ Kollegin Baxter, ist sein nebeliges Spiegelbild, ebenfalls jähzornig und eigensinnig, verkompliziert sie alles, was sie anfasst oder wem sie begegnet. Wolf dagegen ist ein typischer Antiheld, zerbrochen, dadurch psychisch nicht unbedingt stabil, jähzornig, hart zu sich selbst und durchweg ein Einzelgänger.

Die Handlung ist durchweg spannend, wenn auch manchmal im Ton leiser. Es gibt einige logische Fehler und die Handlungen der Protagonisten sind manchmal nicht nachvollziehbar. Doch trotz all dieser wenigen Kritikpunkte, gibt es große Stärken, die den Roman absolut empfehlenswert machen. Die Zwischentöne und die authentische Charakterisierung, die sich immer zwischen: Rache und Vergeltung, Schuld und Sühne und Hoffnung und Verzweiflung bewegt, sind es den Leser überzeugen.

Wer blutig-grausame Szenen erwarten mag, die gibt es wenig und das ist gut. Ein Thriller muss nicht durch Brutalität überzeugen, sondern über eine stilistische Spannung, und das gelingt Daniel Cole hervorragend. Für die Charaktere empfindet, man wenig Mitgefühl, oder Sympathie, es gibt hier keine Person, die durchgängig mit positiv, eingestellten Heiligenschein emphatisch handelt.


Fazit

„Ragdoll“ ist für einen Debütroman sehr gut gelungen. Inhaltliche Schwächen, logische Fehler, und die Ausprägung der Charaktere müssen deutlich besser werden.

Der Unterhaltungswert ist allerdings trotzdem sehr hoch, dadurch wird die Erwartungshaltung, für die kommende Fortsetzung hoch. Daniel Cole ist jedenfalls ein Autor, den man sich merken sollte, denn das Potenzial ist überaus hoch.

Michael Sterzik





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