Nach den beiden Teilen der Passage-Reihe: „Der
Übergang“ und „Die Zwölf“, ist nun der dritte und abschließende Teil: „Die
Spiegelstadt“ im Goldmann Verlag erschienen.
Diese Dystopische Reihe um den Untergang und
die Auferstehung der menschlichen Zivilisation gehört zu den derzeitig besten
Umsetzungen, die es auf den Buchmarkt gibt. Erinnern wir uns, was in den
letzten beiden Romanen geschehen ist. Ein Virus breitete sich aus und
infizierte Menschen mutierten zu Vampirähnlichen Kreaturen, deren Verstand fast
faktisch aussetzte. Die Kreaturen überrannten die Städte, die überlebenden
sammelten sich in kleinen Städten und bauten diese zu schwer bewaffneten
Festungen aus. Die Menschheit ordnete sich vollkommen neu, eine soziale
Infrastruktur sorgte für latente Sicherheit und zu guter Letzt, konnten die 12
Hauptträger des Virus vernichtet werden.
Der dritte Band „Die Spiegelstadt“ knüpft fast
nahtlos an den Zweiten. Die Virals, wie sie die Überlebenden nennen, sind
verschwunden. Doch die Angst und Bedrohung, dass diese nach Jahren wieder
auftauchen, ist allgegenwärtig. Nicht ohne Grund – es gibt noch den einen –
Zero genannt – der das Virus in sich trägt. Dieser Vater der Zwölf ist der
Ursprung und seine menschliche Seite verspürt noch immer Rache und Wut. Einst
war er ein begnadeter Wissenschaftler, aber nach einer unerfüllten, tragischen
Liebe ist sein Ziel, die Reste der Menschheit auszulöschen.
Ein Großteil des Romans handelt von „Zero“ – es
ist eine intensive Biografie, die einen manchmal sehr berührt. Ein Mensch mit
vielen Fehlern, aber auch außergewöhnlichen Talenten und wie so oft in sich an
kleinen Dingen gescheitert.
Es ist nicht möglich mit diesen Antagonisten
keine Sympathie zu empfinden, denn „böse“ war er zu diesem Zeitpunkt nicht.
Verzweifelt, ängstlich, ermüdet vom Leben und nun eine tragische Gestalt ohne
Hoffnung auf innere und äußere Vergebung?!
Die Spannung in „Die Spiegelstadt“ entsteht
durch die eindringlichen Dialoge und einer symbolischen und tiefgründigen
Charakterzeichnung der Figuren. Die
Spannung bleibt in jedem Augenblick der Story enthalten, einige Dialoge und
Szenen ziehen sich zwar inhaltlich in die Länge, doch mindern diese keineswegs
das Lesevergnügen. Das Szenario umfasst viele Genre in sich: Fantastik, Horror,
Thriller....alles zusammen ein fantastischer Mix, der überzeugt.
„Die Spiegelstadt“ kann allerdings als
Einzeltitel nicht gelesen werden, ohne die Basis des ersten und zweiten Teils
ist der vorliegende Band nicht zu begreifen.
Diese Trilogie ist ein Stoff aus Albträumen,
Ängsten und einer wirklich nicht unrealistischen Idee. Eine Verfilmung als
Serie wäre gut vorstellbar – allerdings müssten die Charaktere auch sorgsam
ausgewählt werden, diese sind der Dreh- und Angelpunkt der gesamten Handlung.
Der Abschluss ist ein Feuerwerk an Action –
rasant – intensiv – stark. Besonders der Epilog geht unter die Haut, denn die
Geschichte ist grandios beendet.
Justin Cronin hat mit diesem Werk für sich ein
kleines, literarisches Denkmal gesetzt.
„Die Spiegelstadt“ von Justin Cronin ist Formvolllende
Endzeitliteratur mit einem brillanten Suchtfaktor.
Michael Sterzik