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Dienstag, 3. September 2024

Essex Dogs- Dan Jones


Es gibt sehr viele Sachbücher und historische Romane, die sich mit dem Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich beschäftigen. 

Diese Erzfeindschaft kostete Tausenden von Menschen das Leben, ob Ritter oder Knecht. Der Tod machte keine Ausnahme und der Krieg wurde brutal und zerstörerisch geführt. Terror, Brutalität und Willkür - die Gier nach Macht und Einfluss, nach Beute und Ruhm - die Motive waren unterschiedlich und doch gleich.

Dan Jones - der Autor des vorliegenden Romans: „Essex Dogs“ ist eigentlich Sachbuchautor über die Geschichte des englischen Königtums im Mittelalter und ein hervorragender Historiker, der aber auch gerne im Rampenlicht steht. Seine Themen sind unter anderem das Haus Plantagenet, die Rosenkriege Heinrichs VIII. und alles rund um die Geheimnisse der britischen Burgen. 

Zurück zum 100-jährigen Krieg. Die Sicht der Könige, der Soldaten, der Kirche, des Adels und der leidgeprüften Zivilbevölkerung - all diese Perspektiven wurden in unzähligen historischen Romanen verarbeitet. Nun kommt der einfache Söldner zu Wort, ein Soldat, der nur für Geld kämpft und tötet.

Interessant ist aber, dass nun ein Historiker einen Roman und kein Sachbuch schreibt. Die Grenze zwischen fachlichen Fakten und spannender Unterhaltung ist also nicht einfach zu ziehen.

Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.

Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt …(Verlagsinfo) 

„Essex Dogs“ ist eine sehr genaue historische Geschichte. König Edward III. und sein Sohn, der „Schwarze Prinz“, begannen den Hundertjährigen Krieg mit einer Invasion Frankreichs, um den französischen Königsthron zu erobern. Angriffsziel war die Normandie, wo Edward mit 15.000 Soldaten landete. Für die Engländer kämpfen die Essex Dogs, eine fiktive bunte Söldnertruppe.

Geschickt ist die Gestaltung der so unterschiedlichen Charakterköpfe innerhalb dieser ehrgeizigen Gruppe. Am Ende des Romans überleben nicht alle und am Ende ist sich fast jeder selbst der Nächste und die individuellen Karrieren und Schicksale dieser Söldner bilden den Kern der Handlung. Das Kriegshandwerk wird sehr bildhaft geschildert, ebenso die Kriegsverbrechen, die willkürliche Brutalität und das Morden in den eroberten Städten. Auch das einfache Leben der Soldaten, die auf Gedeih und Verderb der Willkür ihrer Befehlshaber ausgesetzt waren und so mancher Einsatz eher ein Himmel- oder Höllenkommando war, kommt hier zu seinem Recht.

Viele kleine Szenen und Dialoge finden sich auch in historischen Quellen wieder, wenn man sich die Mühe macht zu recherchieren. Ob sie ins Reich der Legende gehören oder sich tatsächlich so zugetragen haben, lässt sich nicht feststellen. 

Dan Jones hat als Historiker sehr viel Wert darauf gelegt, die historischen Personen so genau zu zeichnen, wie es die Quellen hergeben, und sie werden hervorragend als fehlerhafte Menschen dargestellt. Im Grunde wird in diesem Titel wirklich nichts romantisiert, also edle Ritter, weise Könige und böse Franzosen wird man hier nicht finden. Schade ist allerdings, dass die Geschichte nur aus der Sicht der Eindringlinge geschildert wird - die Franzosen sind eher stumm.

Wer hier vielleicht eine Liebesgeschichte erwartet - wird enttäuscht. Besagte Frau, die im Klappentext erwähnt wird, ist eher oder vielleicht noch eine Randfigur und weit davon entfernt, in eine klassische Liebesgeschichte verwickelt zu werden.

Man merkt dem Roman sehr schnell an, dass sich der Autor eher im Genre Sachbuch zu Hause fühlt. Spannend wird die Geschichte nur durch die Figuren, ansonsten fehlt ein wenig der „rote“ Faden einer Handlung. Vielleicht wird die Geschichte im zweiten Band etwas strukturierter.

Fazit

Der Hundertjährige Krieg im Breitbildformat. Schmutzig, böse und realistisch wird hier das blutige Handwerk des Krieges historisch genau gezeigt. Spannender Geschichtsunterricht der Extraklasse.

Michael Sterzik