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Samstag, 28. September 2024

Winterwölfe - Dan Jones


Der vorliegende Titel ist der zwei Band der Essex-Dogs Reihe des britischen Historikers Dan Jones. 

Der Hundertjährige Krieg in seiner Anfangsphase zur Durchsetzung des Anspruchs auf den französischen Königsthron. Mit aller Gewalt - kompromisslos und konsequent wurde nicht nur auf dem Schlachtfeld gekämpft. Es waren nicht nur die edlen, meist adligen Ritter, die sich in einem Kampf auf Leben und Tod gegenüberstanden, sondern meist einfache Soldaten, zum Kriegsdienst gezwungene Vasallen der verschiedenen Herrscherhäuser. Aber auch Söldner kämpften gegen Bezahlung gegen den „Feind“.

Die französische Zivilbevölkerung wurde von den Invasoren in ihren Dörfern, kleinen und großen Städten misshandelt. Viele Städte wurden belagert, immer wieder angegriffen und endlos bombardiert. Eine psychische und physische Folter, die auch Hungersnöte mit sich brachte, wenn die Vorräte vernichtet oder aufgebraucht waren. Die hygienischen Verhältnisse verschlechterten sich, Krankheiten und Seuchen breiteten sich unter der verängstigten Bevölkerung rasant aus.

Der Krieg zerstört sehr schnell die Menschlichkeit - auf beiden Seiten - ob man nun Gewalt ausübt oder ihr zum Opfer fällt. Er hinterlässt unweigerlich Narben auf der Seele, die auch die Zeit nicht heilen kann. 

Der Autor Dan Jones erzählt sehr eindringlich und nachhaltig von den Schrecken des Krieges, von Belagerungen, Plünderungen, Kriegsverbrechen - aber auch von der psychischen Gewalt, von posttraumatischen Erlebnissen, die zerstörerisch sind.

Ende August 1346: Die große Schlacht bei Crécy ist geschlagen. Die erschöpften Essex Dogs wollen nach Hause, doch der englische König hat anders entschieden: Noch weiter im Norden liegt die reiche Hafenstadt Calais. Während der winterlichen Belagerung werden die Söldner zu einsamen Wölfen... Im zweiten Teil seiner Essex-Dogs-Trilogie lässt Dan Jones seine Leser ganz tief eintauchen in ein dunkles Mittelalter, in dem die zarten Flammen an Menschlichkeit, Sehnsucht und Liebe nur umso heller leuchten.

Mit französischem Terrain sind die englischen Söldner mittlerweile vertraut. Aber eine monatelange Belagerung einer Stadt und ihrer Bewohner – das ist auch für Männer, die schon alles gesehen haben, eine brutale Erfahrung. Wofür und gegen wen kämpfen sie hier? (Verlagsinfo)

„Winterwölfe“ ist etwas weniger actionreich als sein Vorgänger. Gekämpft wird natürlich auch, aber der Fokus liegt diesmal mehr auf den Charakteren, die durch ihre ganz persönliche Hölle gehen. Ehre und Ruhm, Pflichtbewusstsein und Kameradschaft - ja, all das kommt vor und wird auch thematisiert. Die „harten“ Essex Dogs zeigen nun auch ihre menschliche Seite. Immer wieder die Hoffnung, heil in der Heimat England anzukommen. Geld spielt als Motivation immer weniger eine Rolle. Das Überleben zählt, aber auch das verdammte Pflichtgefühl sich um seine Kameraden zu kümmern, egal wie aussichtslos das eine oder andere Himmelfahrtskommando auch sein mag. 

Es gibt Tote - von der einen oder anderen Figur muss man sich im Laufe der Handlung verabschieden. Von der ursprünglichen Zahl dieser Gruppe bezahlter Söldner ist nicht mehr viel übrig geblieben. Und diese dezimierte Zahl wirft die Frage auf, wie es im dritten Band weitergehen wird.

Historisch erzählt ist „Winterwölfe“ sehr gut. Das darf man von einem Historiker auch erwarten. Die Situation einer sehr langen Belagerung, und wir reden hier nicht von ein paar Tagen, wird sehr realistisch dargestellt. Das Eintreffen der Kanonen, das ständige Feuer auf die Mauern einer Stadt, deren Zivilisten unschuldig sind. Die Erwartungshaltung des herrschenden Adels, dem ein Menschenleben nichts bedeutet. Die Kluft zwischen dem Adel und dem einfachen Soldaten wird immer wieder thematisiert und dramatisiert, auch das Ausgeliefertsein, wenn absolut sinnlose Befehle ausgeführt werden müssen.

Manchmal wirkt die Geschichte ermüdend, vor allem dann, wenn die einzelnen Perspektiven der Figuren an der Reihe sind. Viele dieser Szenen zeigen die Verlassenheit, die Verzweiflung und den schwindenden Glauben, den Krieg überleben zu können.  

Die beiden historischen Romane von Dan Jones sind harte und grausam erzählte Momentaufnahmen des Hundertjährigen Krieges. Für Leser, die immer noch das Bild eines glorreichen und moralischen Ritters vor Augen haben, sorry - dieses idealisierte Bild taucht an keiner Stelle auf. Dan Jones erzählt das Töten, Sterben und Leiden absolut schonungslos und eine klassische, romantische Liebesgeschichte wird man hier auch nicht finden. 

Fazit

Der Alptraum des Krieges - sehr menschlich und packend dargestellt. Realistisch und nachhaltig verstörend zeigt uns Dan Jones die Bestie Krieg, die alles verschlingt - Täter wie Opfer.

Michael Sterzik

Dienstag, 3. September 2024

Essex Dogs- Dan Jones


Es gibt sehr viele Sachbücher und historische Romane, die sich mit dem Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich beschäftigen. 

Diese Erzfeindschaft kostete Tausenden von Menschen das Leben, ob Ritter oder Knecht. Der Tod machte keine Ausnahme und der Krieg wurde brutal und zerstörerisch geführt. Terror, Brutalität und Willkür - die Gier nach Macht und Einfluss, nach Beute und Ruhm - die Motive waren unterschiedlich und doch gleich.

Dan Jones - der Autor des vorliegenden Romans: „Essex Dogs“ ist eigentlich Sachbuchautor über die Geschichte des englischen Königtums im Mittelalter und ein hervorragender Historiker, der aber auch gerne im Rampenlicht steht. Seine Themen sind unter anderem das Haus Plantagenet, die Rosenkriege Heinrichs VIII. und alles rund um die Geheimnisse der britischen Burgen. 

Zurück zum 100-jährigen Krieg. Die Sicht der Könige, der Soldaten, der Kirche, des Adels und der leidgeprüften Zivilbevölkerung - all diese Perspektiven wurden in unzähligen historischen Romanen verarbeitet. Nun kommt der einfache Söldner zu Wort, ein Soldat, der nur für Geld kämpft und tötet.

Interessant ist aber, dass nun ein Historiker einen Roman und kein Sachbuch schreibt. Die Grenze zwischen fachlichen Fakten und spannender Unterhaltung ist also nicht einfach zu ziehen.

Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.

Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt …(Verlagsinfo) 

„Essex Dogs“ ist eine sehr genaue historische Geschichte. König Edward III. und sein Sohn, der „Schwarze Prinz“, begannen den Hundertjährigen Krieg mit einer Invasion Frankreichs, um den französischen Königsthron zu erobern. Angriffsziel war die Normandie, wo Edward mit 15.000 Soldaten landete. Für die Engländer kämpfen die Essex Dogs, eine fiktive bunte Söldnertruppe.

Geschickt ist die Gestaltung der so unterschiedlichen Charakterköpfe innerhalb dieser ehrgeizigen Gruppe. Am Ende des Romans überleben nicht alle und am Ende ist sich fast jeder selbst der Nächste und die individuellen Karrieren und Schicksale dieser Söldner bilden den Kern der Handlung. Das Kriegshandwerk wird sehr bildhaft geschildert, ebenso die Kriegsverbrechen, die willkürliche Brutalität und das Morden in den eroberten Städten. Auch das einfache Leben der Soldaten, die auf Gedeih und Verderb der Willkür ihrer Befehlshaber ausgesetzt waren und so mancher Einsatz eher ein Himmel- oder Höllenkommando war, kommt hier zu seinem Recht.

Viele kleine Szenen und Dialoge finden sich auch in historischen Quellen wieder, wenn man sich die Mühe macht zu recherchieren. Ob sie ins Reich der Legende gehören oder sich tatsächlich so zugetragen haben, lässt sich nicht feststellen. 

Dan Jones hat als Historiker sehr viel Wert darauf gelegt, die historischen Personen so genau zu zeichnen, wie es die Quellen hergeben, und sie werden hervorragend als fehlerhafte Menschen dargestellt. Im Grunde wird in diesem Titel wirklich nichts romantisiert, also edle Ritter, weise Könige und böse Franzosen wird man hier nicht finden. Schade ist allerdings, dass die Geschichte nur aus der Sicht der Eindringlinge geschildert wird - die Franzosen sind eher stumm.

Wer hier vielleicht eine Liebesgeschichte erwartet - wird enttäuscht. Besagte Frau, die im Klappentext erwähnt wird, ist eher oder vielleicht noch eine Randfigur und weit davon entfernt, in eine klassische Liebesgeschichte verwickelt zu werden.

Man merkt dem Roman sehr schnell an, dass sich der Autor eher im Genre Sachbuch zu Hause fühlt. Spannend wird die Geschichte nur durch die Figuren, ansonsten fehlt ein wenig der „rote“ Faden einer Handlung. Vielleicht wird die Geschichte im zweiten Band etwas strukturierter.

Fazit

Der Hundertjährige Krieg im Breitbildformat. Schmutzig, böse und realistisch wird hier das blutige Handwerk des Krieges historisch genau gezeigt. Spannender Geschichtsunterricht der Extraklasse.

Michael Sterzik

Sonntag, 28. November 2021

Legenden des Krieges - Im Schatten des Falken - David Gilman

 


David Gilman lässt uns in seinem 7. Roman der Thomas Blackstone Reihe, wieder am 100-jährigen Krieg teilnehmen. Der Krieg zwischen den Erzfeinden England und Frankreich verlagert sich ins ferne Spanien.

Der Erbfolgekrieg in Kastilien lässt Thomas Blackstone in diesem Roman, an seine Grenzen kommen. Als „Kriegsherr“ ist er dem König verpflichtet, auch wenn er begreift, dass er in dieser dramatischen Auseinandersetzung in Gefahr gerät, als kleine Schachfigur, in dem Spiel um die Throne vernichtet zu werden.

In diesem Buch geht es dramatisch zu. Fernab der Heimat müssen der erfahrene Kriegsherr und sein Trupp von Rittern und gefürchteten Bogenschützen bluten. David Gilman erzählt sehr plakativ, wie Könige ihre Soldaten opfern, um sich persönlich zu bereichern, oder ihren Einfluss und ihre Macht auszubauen.

Winter 1364. Sir Thomas Blackstone, Kriegsherr König Edwards III., sichert die Bretagne für England. In den Wirren des Erbfolgekriegs rettet er einen kastilischen Jungen, Lázaro – der allein Zeuge eines Mordes wurde. Hat der König von Kastilien und Englands Verbündeter, Don Pedro I., seine Gemahlin Blanche de Bourbon getötet?

Kastilien steht kurz davor, in die Knie zu gehen. Blackstone muss Don Pedro in Sicherheit bringen! Gemeinsam mit seinen Gefährten und einer Gruppe treu ergebener maurischer Kavalleristen reitet Blackstone bis zum weit entfernten Sevilla und nach Santiago de Compostela. Aber der Mörder der Königin Kastiliens hat es auf Blackstone und seinen Schützling Lázaro abgesehen …(Verlagsinfo)

„Im Schatten des Falken“ ist ein teils sehr mystischer Roman, der auch erzählt, dass die damaligen Menschen in dieser Epoche doch sehr an Vorzeichen und Omen glaubten. Hexerei, Zauberei – der ewige Kampf zwischen Gut und Böse – der schmale Grat zwischen Vernunft und einem abwegigen Aberglauben kann Soldaten den Mut und die Zuversicht nehmen.

Die Dramatik hat in dem vorliegenden Roman auch einen hohen Stellenwert. Thomas Blackstone verliert einige seiner ‚Freunde‘ und auch seine kleine Truppe wird erhebliche Verluste erleiden – am Ende stellt sich die Frage: War es das alles wert“? Das macht den siebten Band dieser Reihe zu einem sehr spannenden – gerade weil man als Leser auch begreift, dass Thomas Blackstone verletzlich, sogar sterblich ist, und das der Autor ein bittersüßes Happy End verfassen kann. Dem Tod zu dienen verlangt Opfer – und diese werden eingefordert.

Fiktion und Fakten werden von David Gilman großartig kombiniert, ohne, dass dieses brisante Thema erzählerisch langweilig wird. Der Unterhaltungswert ist hoch, dank einer herausragenden Spannung und einer starken Dramaturgie. Dieser Ausflug nach Spanien war vielleicht nötig, um etwas Abwechslung zu bringen, doch hoffe ich doch, dass der Autor in den nächsten Bänden geografisch sich wieder England und Frankreich zuwendet.

Die Actionszenen sind qualitativ gut und nicht zu grausam geschildert. Vom Krieg zu erzählen, heißt schließlich auch das „sterben“ aufzuzeigen. Doch bei diesen harten Passagen vergisst David Gilman auch nicht, von Ehre, Ethik, Verantwortung zu sprechen und Mitgefühl und Freundschaft bis in den Tod lassen den Roman sehr lebendig und authentisch wirken.  

Fazit

„Legenden des Krieges – Im Schatten des Falken“ ist einer der stärksten Romane aus dieser Reihe. Dramatik – ohne künstliche Theatralik – eine souveräne und steigende Spannung. Und selbst ruhige Momente um Freundschaft und Liebe bei den „harten“ Männern wirken selbstbewusst und authentisch. Sehr zu empfehlen.

Michael Sterzik

Dienstag, 7. Juli 2020

Legendes Krieges - Der eiserne Schwur - David Gilman


David Gilman lässt seinen Protagonisten Thomas Blackstone zum inzwischen sechsten Mal im 100.jährigen Krieg zwischen dem englischen und französischen Königshaus kämpfen.  Der jugendliche Steinmetz ist inzwischen zum legitimierten Kriegsherrn aufgestiegen. Doch sein kriegerisches Leben hinterlässt eine Spur des Todes in seiner Vergangenheit. Seine Frau und Tochter wurden ermordet, ganz zu schweigen von vielen Freunden – Lehrern und Weggefährten, die nicht nahezu unsterblich wirken, wie Blackstone selbst.

Das dieser Krieg nicht nur lange, sondern auch von beiden Seiten unerbittlich und brutal geführt wurde, geben viele historische Quellen wieder. Die Opfer waren nicht nur Soldaten der beiden Länder, oder Söldner – sondern gerade die Zivilbevölkerung in kleineren Dörfern und Städten wurde fast schon systematisch abgeschlachtet. David Gilman lässt in dem vorliegenden Band dieser hervorragenden historischen Reihe eine Brutalität sprechen, die fast schon nicht mehr zu ertragen ist. Ein Leben, auch das eines einfachen Soldaten wird nicht wertgeschätzt – es kann natürlich sein, und es deutet ja auch alles darauf hin, dass es wirklich so gewesen sein mag – aber die erzählerische Kälte möglichst den Tod durch das Schwert spannend und blutig zu schildern, ist tendenziell zu stark. Dieses wiederum spiegelt sich auch im Charakter von Thomas Blackstone wider. In „Der eiserne Schwur“ zeigt er bis auf wenige Ausnahmen eine Gefühlskälte dar, bei der man sich fragt, wie es charakterlich mit der persönlichen Legende des Krieges weitergehen mag.

Der Autor hat gezeigt, dass er sehr, sehr spannend erzählen kann. Spannend ist der vorliegende Band auch – doch auch sehr vorhersehbar und allzu konzentriert darauf möglichst brutale Tötungen zu beschreiben. Kampfkunst hin oder her – auch hier beschreibt David Gilman anhand historischer Quellen verschiedene Schwerttechniken, die natürlich auch praktische Verwendung finden.

Trotz dieser vorherrschenden Kritikpunkte retten die Nebenfiguren den Unterhaltungswert. Die Dialoge sind manchmal sehr provokant witzig, ironisch und führen Thomas Blackstone zurück auf den unblutigen Weg des Kriegers.

Auch die Politik versteckt sich hinter der Bühne. Leider – denn auch das wäre ein spannendes Thema sein können. In puncto „Liebe“ – die hier sehr sekundär verwendet wird, findet man zum Ende hin eine interessante Dramatik, aber auch diese ist vorhersehbar und keineswegs überraschend. Gerade eine dramatische Auseinandersetzung fehlt hier – eine Person, oder überhaupt ein Feind, der Thomas Blackstone ebenbürtig ist. David Gilman stellt ihn als allzu selbstsicher, unbesiegbar und unsterblich dar. Letzteres ist ärgerlich – denn es ist nicht allzu realistisch, dass er einfach alles überlebt.  

Frankreich, 1362: Zwar wurde Thomas Blackstone, einst ein einfacher Bogenschütze, zum Kriegsherrn König Edwards III. ernannt – doch das schützt ihn vor Verleumdung nicht. Eine Gruppe Ritter des Deutschen Ordens trachtet nach Vergeltung an dem walisischen Söldnerführer Gruffydd ap Madoc, der für grausame Verbrechen im Elsass verantwortlich sein soll. Da wittert Simon Bucy, der raffinierte Berater des französischen Königs, seine Chance. Blackstone sei mit dem Waliser geritten und der eigentliche Schuldige, flüstert er ihnen ein, und die Ritter begeben sich auf die Suche. Blackstone kämpft derweil mit Entschlossenheit für den Anspruch seines Königs auf französischen Boden. Zugleich bangt er um die Sicherheit seines Sohnes Henry. Dann gerät nicht nur dieser, sondern auch der englische Prinz in größte Gefahr …(Verlagsinfo)

Fazit

„Legendes Krieges – Der eiserne Schwur“ von David Gilman ist ein brachiales, brutales Bild des 100. Jährigen Krieges. Erbarmungsloses Töten – kalt und emotionslos erzählt. Spannend ist es – wie geht’s denn nun weiter? Es wird Zeit für eine neue Herausforderung, die Thomas Blackstone dazu treiben muss, sich selbst zu reflektieren. Es wird Zeit – dass auch er wieder weiß – was Tot und Verlust bedeuten mag.

Der sechste Band ist, obwohl der Schwächen sehr empfehlenswert – wenn man sich auch die gesamte Reihe konzentriert. David Gilman hat auch mit diesem Band bewiesen, dass er ein guter Autor ist – gut recherchiert – guter Aufbau – gute Charaktere – aber insgesamt zu wenig Handlung.

Michael Sterzik

Montag, 27. Januar 2014

1356 - Bernard Cornwell



Thomas of Hookton, bekannt als «Der Bastard», ist ein versierter englischer Bogenschütze. Der Hundertjährige Krieg hat ihn in die Gascogne verschlagen, wo er eine Gruppe von Söldnern anführt. Dort fängt seine Truppe einem widerlichen französischen Adeligen die entlaufene Ehefrau wieder ein. Doch als der Mann ihnen den versprochenen Lohn in wertlosen Münzen auszahlt, nimmt Thomas die Frau mit – und schafft sich einen Feind fürs Leben. Bertille ist eine atemberaubende Schönheit, die den Männern in Thomas’ Tross den Kopf verdreht. Zur selben Zeit versammelt Edward, Prince of Wales, ein Heer. Bevor Thomas mit ihm für den Ruhm seines Vaterlandes kämpfen kann, soll er ein geheimnisvolles Schwert finden, das seinen Besitzer unbesiegbar machen soll: La Malice, «Die Bosheit». Angeblich gehörte es dem heiligen Petrus, der damit seinen Herrn Jesus Christus verteidigte. Aber nicht nur Thomas, sondern auch andere, zwielichtigere Gestalten machen sich am Vorabend der Schlacht der Engländer gegen die überwältigende französische Übermacht auf die Jagd nach dem heiligen Schwert. Auch Thomas’ Feinde sind unter ihnen …(Verlagsinfo)

Kritik

Bernard Cornwell ist bekannt für seine meist epischen historischen Romane, in deren er längst vergangene Schlachten wieder aufleben lässt. Fast schon realistisch situativ schildert er Taktiken, Strategien und minutiös die Entwicklung einer Schlacht. Cornwell erzählerischer Stil ist wahrlich meisterlich und er lässt seine Protagonisten durch manche Feuertaufen gehen.

In Cornwells historischen Romanen geht es nicht um tragische, dramatische Liebesgeschichten, in denen mehr Fiktion vorkommt als das sich der Autor an historischen Fakten hält. Sicherlich nimmt sich auch Cornwell die schriftstellerische Freiheit diese miteinander zu verweben, doch für die Liebhaber actionreicher Romane dürfte dieses das kleinste Hindernis darstellen.

In „1356“ geht es wieder einmal wie in der Grals-Trilogie auch, um die mittelalterliche Erzfeindschaft zwischen England und Frankreich. In dem vorliegenden Buch wird der Leser alte Bekannte und neue Feinde finden und wieder einmal spielt Thomas of Hookton eine tragende Rolle. Doch in „1356“ geht es nicht um die Suche nach dem Heiligen Gral, sondern um ein anderes, mystisches und legendäres Artefakt – das Schwert des Petrus. Das hier dann die „weltliche“ Kirche mit ihren Fürsten nicht gut bei weg kommt, verwundert dabei nicht. Schließlich war im Mittelalter der „Glaube“ nur ein Instrument zur Steuerung und Manipulation der einfachen Schafe und ihrer Hüter – sprich: der Adel mitsamt seinen Fürsten.

„1356“ von Bernard Cornwell entwickelt sich recht langsam, aber an spannenden Elementen fehlt es allerdings auch nicht. Die drei Vorgängerromane muss man nicht unbedingt gelesen haben. Trotzdem ist es empfehlenswert zu diesem zu greifen. Sollte dem Erstleser also in dem Roman Thomas of Hookton zum ersten Male begegnen, so sollte unbedingt auch zur „Grals-Trilogie“ greifen. Diese vermittelt doch manch auftauchenden Charakter deutlich interessanter.

Zum Ende des Romans schließt sich der erzählerische Kreis und gipfelt in der Schlacht von Poitiers. Wer ein Faible für den 100 jährigen Krieg hat und sich zudem für die endlosen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich interessiert, wird hier gut auf seine Kosten kommen. Ebenso wird es für Militaristen ein Vergnügen sein, dem Autor zu folgen, wenn er die Vorzüge eines Langbogen mitsamt seinen unterschiedlichen, aber effizient tödlichen Pfeilen schildert.

Bernard Cornwell ist einer der wenigen Autoren dessen Grundtenor immer der gleiche ist, der es aber trotzdem immer wieder beeindruckenderweise schafft, den Leser ins umkämpfe Mittelalter zu katapultieren. Auch in 1356 wird getötet, gestorben, verstümmelt und gelitten. Wer also holde Burgfrauen und heldenhafte Ritter in 1356 vermutet, der wird enttäuscht sein. Der Krieg um die Kronen England und Frankreichs forderte einen hohen Blutzoll.

Fazit

„1356“ von Bernard Cornwell ist mit Sicherheit nicht der stärkste Band des Autors. Die Atmosphäre ist zwar durchgehend spannend, doch erst zum Ende hin, explodiert diese förmlich. Manchmal hatte man den Eindruck, der Autor wüsste nicht unbedingt, welche Situation er wohin weiterentwickelt.

Mit „1356“ und Thomas of Hookton sollte es doch jetzt auch hoffentlich beendet sein. Schließlich hat der 100-jährige Krieg noch andere Schlachten und Schicksale parat, die es wert sein dürften erzählt zu werden.

Alles in allem ein echter „Cornwell“ ohne Wenn und Aber. Empfehlenswert – aber nicht erstklassig.

 Michael Sterzik