Die Olympischen Spiele fanden 1972 in der bayrischen Hauptstadt München statt. An den sportlichen Wettkämpfen nahmen 121 Nationen teil. Es sollte ein blutiger September in München werden. Die palästinensische Terrorgruppe schwarzer September nahm im Olympiadorf neun israelische Sportler als Geiseln, zwei Sportler wurden bei Beginn der Geiselnahme erschossen. Die acht Geiselnehmer verlangten zunächst die Freilassung von 234 Gesinnungsgenossen, u. a. des japanischen Terroristen Kōzō Okamoto, aus israelischer sowie der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof aus deutscher Haft. Die amtierende Premierministerin Golda Meir und die Regierung ließ sich nicht erpressen und verweigerte die Freilassung der palästinensischen, inhaftierten Terroristen.
Nach Ablauf des Ultimatums
wollten die Geiselnehmer mit den israelischen Geiseln nach Kairo fliegen. Am
Fliegerhorst Fürstenfeldbruck stand eine Boing 727 bereit. Die deutschen
Polizeibehörden planten einen Angriff/Befreiungsversuch, um die Geiseln zu
befreien und um die Geiselnehmer zu liquidieren. Es endete in einem
dramatischen Schusswechsel, bei denen alle neun Geiseln starben, fünf der acht
Attentäter wurden getötet….
München, 1972: Die „heiteren Spiele“ beginnen mit Jubel und
Freude in der bayrischen Landeshauptstadt. Die Stimmung ist ausgelassen,
Frieden und Fröhlichkeit überall spürbar. Angelika Nowak könnte kaum
glücklicher sein. Sie wurde als einzige Bogenschützin ausgewählt, die DDR bei
den Olympischen Spielen zu vertreten. Schnell freundet sie sich mit Roman an,
einem Ringer der israelischen Mannschaft. Doch dann passiert etwas, mit dem
niemand gerechnet hat. Am Morgen des 5. Septembers verändert ein Terroranschlag
alles, und Roman ist einer der Geiseln …(Verlagsinfo)
Die Einleitungen eines Romans, bzw. die Positionierung der
Charaktere muss Raum gegeben werden. Als Grundstein einer Story bilden sie ein
Fundament für eine spannende, unterhaltsame Geschichte. Nun ja…in dem
vorliegenden Roman „München 72“ geht die
Einleitung an die 50% der Story, ohne dass es zur Geiselnahme kommt. Ohne dass
die politischen, kulturellen Auseinandersetzungen zwischen Palästina und Israel
überhaupt thematisiert werden. Stattdessen werden fünf fiktive Hauptpersonen
positioniert, die allerdings nur leidlich wenig später viel mit dem Attentat zu
tun haben. Eine Sportlerin der DDR, die recht rebellisch ist und einen Kontakt
zu einem israelischen Sportler sucht – und sich mit dem Gedanken trägt, die DDR
sprichwörtlich hinter sich zu lassen. Ein Journalist, dessen Story gestohlen
wurde, und ein Polizist, der sich über die nicht vorhandenen
Sicherheitsvorkehrungen aufregt. Soweit – so gut.
Aber soll der Roman nicht eigentlich von dem Terroranschlag
handeln? Vielleicht auch eine Perspektive der israelischen Regierung, oder der
palästinensischen Bewegung geben? Welche Auswirkungen hatte das missglückte
Attentat auf die Politik Israels und der ohnehin unruhigen Region? Nichts davon
wird gut erzählt! Stattdessen völlig überflüssige, fiktive Situationen
verschiedener Personen! Das ist weder spannend noch unterhaltsam und informativ
mal so gar nicht.
Selbst der Ablauf der Geiselnahme ist nur oberflächlich
erzählt. Zwar hält sich Petra Mattfeldt an die Fakten, aber auch hier wenig
Spannung. Das einzige, was wirklich gut funktioniert, ist das einer der jungen
Geiselnehmer seine Gedanken und Gefühle vermitteln kann.
Nach dem Attentat keine Aufarbeitung dieses Fiaskos? Keine
politische Reaktion von Deutschland, Israel, Palästina, oder die Stimmung im
Olympischen Dorf etc. Nicht davon. Stattdessen erzählt Petra Mattfeldt von der
Flucht einer fiktiven Sportlerin in die Bundesrepublik Deutschland – die noch
nicht einmal wirklich stattgefunden hat?
Das ist dilettantisch – wenn man sich das Ziel gesetzt hat,
von diesem historischen Ereignis zu erzählen.
Viele überflüssige Szenen, die nicht das Spiegelbild dieser dramatischen
Stunden darstellen, wenig Bezug auf die Stimmungen und Gefühle der wirklich
beteiligten Personen und Interessen. Stattdessen eine langweilige Erzählung von
den Beziehungen der Sportler und Trainer der DDR, dass es ggf. Spitzel gibt
usw. Nichts Neues und was hat dem Terroranschlag zu tun? Hier wird auf nichts
Interessantes eingegangen – nur dass als Konsequenz die GSG 9 gebildet wird.
Danke für nichts.
Wo ist denn hier eine gründliche Recherche? Stimmt, die
findet der Leser tatsächlich im Nachwort wieder und in den Querverweisen zu
Berichten und Reportagen etc. Das Nachwort ist historisch interessanter und
spannender als das gesamte Buch.
„München 72 – Der Tag, an dem die Spiele stillstanden“ ist
einer der wenigen Romane, die ich gelesen habe, die das eigentliche Thema
überhaupt nicht aufgegriffen haben. Keine Spannung – keine Atmosphäre –
inhaltlich nicht unterhaltsam – geschichtlich nur oberflächlich interessant.
Fazit
Ein Roman, den ich absolut nicht empfehlen kann. Eine
Aneinanderreihung von uninteressanten Szenen, und die Brisanz und die Dramatik
der Ereignisse einfach nicht verstanden zu transportieren. Einer der
schlechtesten Romane, die ich je gelesen habe.
Michael Sterzik