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Montag, 19. September 2022

München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden - Petra Mattfeldt


Die Olympischen Spiele fanden 1972 in der bayrischen Hauptstadt München statt. An den sportlichen Wettkämpfen nahmen 121 Nationen teil. Es sollte ein blutiger September in München werden. Die palästinensische Terrorgruppe schwarzer September nahm im Olympiadorf neun israelische Sportler als Geiseln, zwei Sportler wurden bei Beginn der Geiselnahme erschossen. Die acht Geiselnehmer verlangten zunächst die Freilassung von 234 Gesinnungsgenossen, u. a. des japanischen Terroristen Kōzō Okamoto, aus israelischer sowie der RAF-Mitglieder Andreas Baader und Ulrike Meinhof aus deutscher Haft. Die amtierende Premierministerin Golda Meir und die Regierung ließ sich nicht erpressen und verweigerte die Freilassung der palästinensischen, inhaftierten Terroristen.

Nach Ablauf des Ultimatums wollten die Geiselnehmer mit den israelischen Geiseln nach Kairo fliegen. Am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck stand eine Boing 727 bereit. Die deutschen Polizeibehörden planten einen Angriff/Befreiungsversuch, um die Geiseln zu befreien und um die Geiselnehmer zu liquidieren. Es endete in einem dramatischen Schusswechsel, bei denen alle neun Geiseln starben, fünf der acht Attentäter wurden getötet….

München, 1972: Die „heiteren Spiele“ beginnen mit Jubel und Freude in der bayrischen Landeshauptstadt. Die Stimmung ist ausgelassen, Frieden und Fröhlichkeit überall spürbar. Angelika Nowak könnte kaum glücklicher sein. Sie wurde als einzige Bogenschützin ausgewählt, die DDR bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Schnell freundet sie sich mit Roman an, einem Ringer der israelischen Mannschaft. Doch dann passiert etwas, mit dem niemand gerechnet hat. Am Morgen des 5. Septembers verändert ein Terroranschlag alles, und Roman ist einer der Geiseln …(Verlagsinfo)

Die Einleitungen eines Romans, bzw. die Positionierung der Charaktere muss Raum gegeben werden. Als Grundstein einer Story bilden sie ein Fundament für eine spannende, unterhaltsame Geschichte. Nun ja…in dem vorliegenden Roman „München 72“  geht die Einleitung an die 50% der Story, ohne dass es zur Geiselnahme kommt. Ohne dass die politischen, kulturellen Auseinandersetzungen zwischen Palästina und Israel überhaupt thematisiert werden. Stattdessen werden fünf fiktive Hauptpersonen positioniert, die allerdings nur leidlich wenig später viel mit dem Attentat zu tun haben. Eine Sportlerin der DDR, die recht rebellisch ist und einen Kontakt zu einem israelischen Sportler sucht – und sich mit dem Gedanken trägt, die DDR sprichwörtlich hinter sich zu lassen. Ein Journalist, dessen Story gestohlen wurde, und ein Polizist, der sich über die nicht vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen aufregt. Soweit – so gut.

Aber soll der Roman nicht eigentlich von dem Terroranschlag handeln? Vielleicht auch eine Perspektive der israelischen Regierung, oder der palästinensischen Bewegung geben? Welche Auswirkungen hatte das missglückte Attentat auf die Politik Israels und der ohnehin unruhigen Region? Nichts davon wird gut erzählt! Stattdessen völlig überflüssige, fiktive Situationen verschiedener Personen! Das ist weder spannend noch unterhaltsam und informativ mal so gar nicht.

Selbst der Ablauf der Geiselnahme ist nur oberflächlich erzählt. Zwar hält sich Petra Mattfeldt an die Fakten, aber auch hier wenig Spannung. Das einzige, was wirklich gut funktioniert, ist das einer der jungen Geiselnehmer seine Gedanken und Gefühle vermitteln kann.

Nach dem Attentat keine Aufarbeitung dieses Fiaskos? Keine politische Reaktion von Deutschland, Israel, Palästina, oder die Stimmung im Olympischen Dorf etc. Nicht davon. Stattdessen erzählt Petra Mattfeldt von der Flucht einer fiktiven Sportlerin in die Bundesrepublik Deutschland – die noch nicht einmal wirklich stattgefunden hat?

Das ist dilettantisch – wenn man sich das Ziel gesetzt hat, von diesem historischen Ereignis zu erzählen.  Viele überflüssige Szenen, die nicht das Spiegelbild dieser dramatischen Stunden darstellen, wenig Bezug auf die Stimmungen und Gefühle der wirklich beteiligten Personen und Interessen. Stattdessen eine langweilige Erzählung von den Beziehungen der Sportler und Trainer der DDR, dass es ggf. Spitzel gibt usw. Nichts Neues und was hat dem Terroranschlag zu tun? Hier wird auf nichts Interessantes eingegangen – nur dass als Konsequenz die GSG 9 gebildet wird. Danke für nichts.

Wo ist denn hier eine gründliche Recherche? Stimmt, die findet der Leser tatsächlich im Nachwort wieder und in den Querverweisen zu Berichten und Reportagen etc. Das Nachwort ist historisch interessanter und spannender als das gesamte Buch.

„München 72 – Der Tag, an dem die Spiele stillstanden“ ist einer der wenigen Romane, die ich gelesen habe, die das eigentliche Thema überhaupt nicht aufgegriffen haben. Keine Spannung – keine Atmosphäre – inhaltlich nicht unterhaltsam – geschichtlich nur oberflächlich interessant.

Fazit

Ein Roman, den ich absolut nicht empfehlen kann. Eine Aneinanderreihung von uninteressanten Szenen, und die Brisanz und die Dramatik der Ereignisse einfach nicht verstanden zu transportieren. Einer der schlechtesten Romane, die ich je gelesen habe.

 

Michael Sterzik

Dienstag, 11. Januar 2022

Todland von Kim Faber und Janni Pedersen


Nach „Winterland“ hat nun das dänische Autorenpaar den zweiten Titel „Todland“ im Münchner Verlag
  Blanvalet veröffentlicht. Die Storyline knüpft unmittelbar an den ersten Teil an. Der inländische dänische Geheimdienst PET hat der Mordkommission und seinen Beamten einen Maulkorb angelegt und Beweismittel wie Rechner etc. beschlagnahmt. Mit der Gesamtsituation nicht zufrieden, verstricken sich die Ermittler Martin Juncker und Signe Kristiansen dennoch tiefer in den brisanten Terroranschlag.

Das Autorenehepaar versteht es imposant seine Leser urplötzlich in die Handlung zu schleudern. Das geschieht so schnell und plötzlich – und zack findet man sich wieder in einem Schattenkrieg der Geheimdienste und der politischen Ströme. Die Reihe zeigt sich allerdings nicht als eine klassische Agenten-/Spionagereihe. Das Autorenduo legt viel Wert auf eine authentische und realistische Atmosphäre, die nicht mal ansatzweise fiktional klingt. Damit zeigt sich auch eine gewisse Aktualität und offenbart, dass das Thema „Terrorismus“ auch in den skandinavischen Ländern durchaus eine Bedrohung darstellt – und nicht nur islamischer Terror, sondern auch rechtsextreme Nationalisten, die jedes kriminelle Element und jede Methode dafür verwenden, ihre Interessen zu zeigen.

Der schreckliche Terroranschlag in Kopenhagen wirft immer noch seinen Schatten auf den Ermittler Martin Juncker: Während er im Fall eines toten Anwalts zu ermitteln beginnt, erhält seine Frau Charlotte einen anonymen Hinweis: Der Anschlag sechs Monate zuvor hätte verhindert werden können – und Martin soll in die Vertuschung verwickelt gewesen sein.

Als Journalistin konfrontiert Charlotte ihren Mann, doch der bestreitet alles. Insgeheim fürchtet er um sein eigenes und Charlottes Leben, wenn sie die Story weiterverfolgt. Einzig Martins ehemalige Kollegin Signe will der Reporterin helfen, doch ihr Antrieb ist ein persönlicher … Als Charlottes Informant brutal ermordet wird, beschließt Signe, dass es an der Zeit ist für die Wahrheit. Und so kommt sie einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, die bis in die höchsten Kreise der dänischen Politik reicht und in die auch Martin Junckers Mordopfer verwickelt ist …(Verlagsinfo)

Die Story teilt sich auf zwei Ebenen auf – der Kriminalfall, den Juncker bearbeitet und der ihn ein Stück weit in die kindliche Vergangenheit treibt und Signe, die Junckers Frau Charlotte behilflich ist. Die investigative Journalistin wird von einem Whistleblower kontaktiert, der geheimdienstliche Informationen zu dem Terroranschlag hat.

Man erahnt schon, wohin der Weg der beiden Ermittler geht – in ein lebensgefährliches Labyrinth, bei der an jeder Ecke der berufliche, oder auch der persönliche Tod winkt. Die Story ist insgesamt spannend, doch die Nebengeschichten und damit meine ich das Talent von Juncker und Kristiansen sich über Gebote, Anweisungen, moralische Etikette, und gut gemeinten Ratschlägen einfach hinwegzusetzen, sind faktisch die Schlüsselmomente. Das wirklich unterhaltsame ist bei den beiden, dass die kein emotionales, vergangenes und gegenwärtiges Minenfeld umfahren, sondern mit einer ignoranten Selbstverständlichkeit so mir nichts, dir nichts, mit Anlauf da reinspringen.

Diese Explosionen erzeugen dann wilde, verfahrene Situationen und erzeugen damit eine Spannung, der man sich nicht entziehen kann.

Die charakterliche Tiefe der beiden ist sympathisch, doch sind die beiden auch exemplarisch als typische Einzelgänger und Antihelden zu verstehen. Pragmatischer Egoismus in Kombination mit einer rebellischen Note und fertig sind die laufenden Katastrophengebiete.

Damit ist der Unterhaltungswert hochklassig. Man fragt sich allerdings am Ende des Buches – was die beiden im dritten, ggf. abschließenden Band anstellen werden. Abgesehen von einem Kriminalfall, haben beide noch private Herausforderungen, die es nicht leichter machen werden. Ideen sind also mehr als genug da und analysiert man die Eskalationsspirale, die sich in „Todland“ deutlich schneller bewegt, so könnte Band 3, der im Mai diesen Jahres im Buchhandel erscheint, noch spektakulärer werden.

Die große beschriebene Stärke ist ggf. auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Die persönlichen Minenfelder der beiden sind zu ausufernd dargestellt. Die tatsächliche Storyline um den Terroranschlag, der Verwickelung des Inlandsgeheimdienstes stehen weit abseits in der zweiten Reihe. Schade.

„Todland“ hat auch kein Alleinstellungsmerkmal und vorher sollte der Leser definitiv zum ersten Band „Winterland“ greifen. Es gibt zu viele Ereignisse, Situationen und charakterliche Merkmale, die der Leser nur dann vollumfänglich begreifen kann, wenn er etwas informiert ist.

Fazit

Juncker und Kristiansen sind Chaos & Anarchie. Hochaktuell und originell unterhaltsame Spannung. Hier ist überhaupt nichts ruhig, selbst der Leser wird emotional eine Achter- oder Geisterbahn machen und wenig später nach „mehr“ schreien. Lesen.

Michael Sterzik