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Dienstag, 25. November 2025

Eisland - Kim Faber und Janni Pedersen


Wenn das Fundament der Gerechtigkeit bröckelt: Ermittlungs- und Verfahrensfehler können Existenzen in Schutt und Asche legen. Solche Justizirrtümer zerstören unwiederbringlich – nicht nur die verurteilte Person. Auch für die Opfer und ihre Angehörigen ist es eine unerträgliche Bürde, wenn ein potenzieller Täter die Freiheit zurückerhält. Doch auch die Ermittler selbst bleiben von dieser moralischen Zerreißprobe nicht unberührt. Die quälende Frage, ob der Freigelassene erneut schwere Verbrechen, vielleicht sogar einen weiteren Mord begeht, lastet wie ein Mühlstein auf ihrem Gewissen und lässt den Kompass der Gerechtigkeit ins Trudeln geraten.

In diesem Spannungsfeld positioniert das dänische Autorenduo Faber und Pedersen den vorliegenden fünften Band ihrer Erfolgsserie. Sie tauchen tief in diese moralischen Grauzonen ein und verweben sie geschickt mit der Schattenwelt der organisierten Bandenkriminalität. Man spürt: Die Reihe stellt sich neu auf. Frische Gesichter betreten die Bühne des Verbrechens, was dem etablierten Ensemble eine neue Dynamik verleiht.

Die Handlung beginnt mit einem Paukenschlag: Nach sieben Jahren wird der Mörder eines elfjährigen Jungen freigelassen – die Schuld ist juristisch nicht mehr haltbar. Doch Signe Kristiansen und Martin Juncker von der Kopenhagener Polizei sind fest von seiner Täterschaft überzeugt. Entgegen aller Anweisungen ihrer Vorgesetzten nehmen die beiden Ermittler die Jagd wieder auf. Als kurz darauf ein Staatsanwalt spurlos verschwindet, entdeckt ihre Kollegin Nabiha Khalid eine explosive Verbindung, die alle Fälle in einem brisanten Licht erscheinen lässt … (Quelle: Verlagsinfo)

„Eisland“ ist mehr als nur ein Thriller – es ist ein Spiegelbild nordischer Realität. Die Autoren scheuen sich nicht, schmerzhafte, brisante Themen zu sezieren: Neben dem klassischen Mordfall beleuchten sie die finsteren Abgründe organisierten Kindesmissbrauchs und das Wirken internationaler Verbrechersyndikate, die auch in Skandinavien längst Fuß gefasst haben.

Um ihren Protagonisten eine greifbare Tiefe zu verleihen, gewähren uns Faber und Pedersen einen intimen Einblick in das Privatleben der Ermittler. Sie bewegen sich auf einem schmalen Grat zwischen Gesetzestreue und persönlicher Verzweiflung. Diese schonungslose Thematisierung des Privaten wirkt dabei nie aufgesetzt, sondern unterstreicht die absolute Realitätsnähe der gesamten Handlung.

Die architektonische Konstruktion der Geschichte ist schlichtweg formvollendet. Dies ist keine phantasievolle Räuberpistole mit unrealistischen Zufällen oder Figuren, die Klischees bedienen. Der erweiterte Cast ist eine gelungene Bereicherung, die das Spektrum von Signe Kristiansen und Martin Juncker zwar neu justiert, aber ihre Relevanz keineswegs schmälert.

Die Erzählgeschwindigkeit ist hervorragend getaktet, und der Wechsel der Perspektiven verschafft dem Leser nicht nur eine tiefere Charakterzeichnung, sondern auch Momente, um Atem zu holen. Die Autoren legen erkennbar Wert auf die konsistente und logische Weiterentwicklung ihrer Figuren; Brüche oder Widersprüche sind Fehlanzeige. Die Dialoge und Interaktionen wirken durchdacht und gehen weit über das Oberflächliche hinaus.

Unterm Strich kann man dem sechsten Teil dieser Dänen-Krimireihe mit großer Vorfreude entgegensehen. Ein Wiedersehen mit diesem brillanten Figuren-Ensemble ist garantiert. „Eisland“ markiert unbestreitbar einen der stärksten Titel innerhalb der Serie.

Fazit

Ein schonungslos realistischer Kriminalroman mit garantierter Sogwirkung und einem absolut authentischen Hintergrund. Die skandinavische Krimilandschaft beweist mit solchen Titeln ihre ungebrochene Hoftauglichkeit.


Michael Sterzik

Montag, 20. Juni 2022

Blutland - von Kim Faber und Janni Pedersen


Nach den beiden Titeln: „Winterland“ und „Todland“ des dänischen Journalistenpaares, folgt nun mit „Blutland“ der abschließende Band der Trilogie.

Die Autoren verstehen ihr Handwerk und wissen wie und worüber sie schreiben. Sie wissen, wie man eine unterhaltsame Spannung erzeugt und vor allem auch gewissen Überraschungsmomente einbaut. Der vorliegende Roman befasst sich nicht mit geheimdienstlichen Altlasten, oder akute Bedrohungen durch rechtsextreme Terroristen. Diesmal spielt die Vergangenheit zwar auch eine wesentliche Rolle – doch dreht sich jetzt alles um einen alten Kriminalfall, der durch einen neuen Mord wieder reanimiert wird. Diese Reihe um Juncker & Kristiansen gehört zu den derzeit besten skandinavischen Titeln aus dem Genre Krimi/Thriller.

Die Bestie im Menschen – es gibt sie! Sie ist manchmal zahm, man kann sie kontrollieren, zähmen – doch sie kann auch mit Gewalt ausbrechen und fürchterliche Taten vollbringen. Brutal – unmenschlich – rücksichtslos und vernichtet ggf. Existenzen und Leben. Kennen wir den Menschen, mit dem wir ggf. seit Jahren leben, vielleicht zusammenarbeiten, mit dem wir befreundet sind? Manchmal so nah, und doch so fern. Wenn Masken fallen – was bleibt dann übrig?

Martin Juncker ist gerade zur Kopenhagener Polizei zurückgekehrt, da entbrennt in der dänischen Hauptstadt ein Kampf zwischen Neonazis und Rechtsradikalen auf der einen Seite und autonomen Gruppen und Einwandererbanden auf der anderen. Dabei wird ein Neonazi erstochen, und Junckers frühere Partnerin Signe Kristiansen übernimmt die Untersuchung des Mordes. Kurz darauf wird die Leiche einer Frau in einem Naturschutzgebiet gefunden: erdrosselt und sexuell missbraucht. Martin ermittelt in diesem Fall, und zum ersten Mal seit langer Zeit arbeitet er wieder mit Signe zusammen. Denn die beiden vermuten, dass die Taten von demselben Mann verübt wurden – einem eiskalten Killer, der es vermag, auch die erfahrensten Polizisten auf die falsche Fährte zu locken.(Verlagsinfo)

Ich hoffe, dass der dritte Band nicht der abschließende ist. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am besten ist – aber ein „Ende“ wäre zu verfrüht.

Die Charaktere sind gewachsen in den Storys. Sie sind gereift, aber lange nicht vollkommen und perfekt. Sie begehen Fehler, sind egoistisch, belügen sich und andere usw. Eine große Anzahl auf dem persönlichen Sündenregister – doch sympathisch findet man sie dennoch. Mal mehr – mal weniger.

Die Handlung bzw. die Sexualdelikte in denen Juncker & Kristiansen ermitteln zeigen die „Bestie“ im Menschen. Verbrechen – bei denen die Frauen, die vergewaltigt worden sind, den Tod vorziehen? Nicht nur der Körper ist vergewaltigt – die Seele auch und das mit irreparablen Schäden. Ein Schrecken, den das Buch direkt in die Köpfe der Leser transportiert, und das schonungslos.

Der dritte Band ist auch der spannendste, obwohl die Abgrenzungen eher verschwimmen. Nicht nur die Spannung gehört zum Lesevergnügen, denn auch die Charaktere übernehmen den zweiten Part. Haupt- und Nebenfiguren sind ausgewogen und genau so aufgestellt, dass sie sich weder behindern noch andere verdrängen. Der Fokus liegt bei Martin Juncker – auch sein Privatleben hat seine Kapitel, doch die Dramatik liegt bei diesem Kriminalfall, der auch ganz ohne den Nebendarsteller Kommissar Zufall zurechtkommt.

Zufälle klammern wir also nun aus – allerdings gibt es sehr gute Überraschungsmomente, die die beiden Autoren sich hier sehr raffiniert ausgedacht haben.

Alle Kapitel sind geschlossen – alles ist erzählt? Wenn, dass der Fall ist – so sollte man sich dennoch das Autorenpaar gedanklich notieren. Durch ihre berufliche Vergangenheit, wissen sie genau, welche „Knöpfe“ sie bei dem Leser drücken müssen, um diesen zu unterhalten.

Fazit

Wenn Masken fallen – was bleibt übrig? Vergangenheit und Gegenwart im schrecklichen Einklang. Eine Sinfonie des (Über)Lebens. Eine Thriller- Reihe, die man unbedingt lesen sollte. Prädikat: Pageturner

Michael Sterzik