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Montag, 20. Juni 2022

Blutland - von Kim Faber und Janni Pedersen


Nach den beiden Titeln: „Winterland“ und „Todland“ des dänischen Journalistenpaares, folgt nun mit „Blutland“ der abschließende Band der Trilogie.

Die Autoren verstehen ihr Handwerk und wissen wie und worüber sie schreiben. Sie wissen, wie man eine unterhaltsame Spannung erzeugt und vor allem auch gewissen Überraschungsmomente einbaut. Der vorliegende Roman befasst sich nicht mit geheimdienstlichen Altlasten, oder akute Bedrohungen durch rechtsextreme Terroristen. Diesmal spielt die Vergangenheit zwar auch eine wesentliche Rolle – doch dreht sich jetzt alles um einen alten Kriminalfall, der durch einen neuen Mord wieder reanimiert wird. Diese Reihe um Juncker & Kristiansen gehört zu den derzeit besten skandinavischen Titeln aus dem Genre Krimi/Thriller.

Die Bestie im Menschen – es gibt sie! Sie ist manchmal zahm, man kann sie kontrollieren, zähmen – doch sie kann auch mit Gewalt ausbrechen und fürchterliche Taten vollbringen. Brutal – unmenschlich – rücksichtslos und vernichtet ggf. Existenzen und Leben. Kennen wir den Menschen, mit dem wir ggf. seit Jahren leben, vielleicht zusammenarbeiten, mit dem wir befreundet sind? Manchmal so nah, und doch so fern. Wenn Masken fallen – was bleibt dann übrig?

Martin Juncker ist gerade zur Kopenhagener Polizei zurückgekehrt, da entbrennt in der dänischen Hauptstadt ein Kampf zwischen Neonazis und Rechtsradikalen auf der einen Seite und autonomen Gruppen und Einwandererbanden auf der anderen. Dabei wird ein Neonazi erstochen, und Junckers frühere Partnerin Signe Kristiansen übernimmt die Untersuchung des Mordes. Kurz darauf wird die Leiche einer Frau in einem Naturschutzgebiet gefunden: erdrosselt und sexuell missbraucht. Martin ermittelt in diesem Fall, und zum ersten Mal seit langer Zeit arbeitet er wieder mit Signe zusammen. Denn die beiden vermuten, dass die Taten von demselben Mann verübt wurden – einem eiskalten Killer, der es vermag, auch die erfahrensten Polizisten auf die falsche Fährte zu locken.(Verlagsinfo)

Ich hoffe, dass der dritte Band nicht der abschließende ist. Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am besten ist – aber ein „Ende“ wäre zu verfrüht.

Die Charaktere sind gewachsen in den Storys. Sie sind gereift, aber lange nicht vollkommen und perfekt. Sie begehen Fehler, sind egoistisch, belügen sich und andere usw. Eine große Anzahl auf dem persönlichen Sündenregister – doch sympathisch findet man sie dennoch. Mal mehr – mal weniger.

Die Handlung bzw. die Sexualdelikte in denen Juncker & Kristiansen ermitteln zeigen die „Bestie“ im Menschen. Verbrechen – bei denen die Frauen, die vergewaltigt worden sind, den Tod vorziehen? Nicht nur der Körper ist vergewaltigt – die Seele auch und das mit irreparablen Schäden. Ein Schrecken, den das Buch direkt in die Köpfe der Leser transportiert, und das schonungslos.

Der dritte Band ist auch der spannendste, obwohl die Abgrenzungen eher verschwimmen. Nicht nur die Spannung gehört zum Lesevergnügen, denn auch die Charaktere übernehmen den zweiten Part. Haupt- und Nebenfiguren sind ausgewogen und genau so aufgestellt, dass sie sich weder behindern noch andere verdrängen. Der Fokus liegt bei Martin Juncker – auch sein Privatleben hat seine Kapitel, doch die Dramatik liegt bei diesem Kriminalfall, der auch ganz ohne den Nebendarsteller Kommissar Zufall zurechtkommt.

Zufälle klammern wir also nun aus – allerdings gibt es sehr gute Überraschungsmomente, die die beiden Autoren sich hier sehr raffiniert ausgedacht haben.

Alle Kapitel sind geschlossen – alles ist erzählt? Wenn, dass der Fall ist – so sollte man sich dennoch das Autorenpaar gedanklich notieren. Durch ihre berufliche Vergangenheit, wissen sie genau, welche „Knöpfe“ sie bei dem Leser drücken müssen, um diesen zu unterhalten.

Fazit

Wenn Masken fallen – was bleibt übrig? Vergangenheit und Gegenwart im schrecklichen Einklang. Eine Sinfonie des (Über)Lebens. Eine Thriller- Reihe, die man unbedingt lesen sollte. Prädikat: Pageturner

Michael Sterzik