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Donnerstag, 26. März 2015

Starbuck - Der Gegner - Bernard Cornwell

Der dritte Band um den Offizier aufseiten der Konföderierten Staaten von Amerika spielt im Sommer des Jahres 1862. Der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und den Rebellen des Südes wird deutlich härter und erbarmungsloser geführt. Längst geht man nicht mehr davon aus, dass dieser ein schnelles Ende findet. Nach den ersten vielversprechenden, gewonnenen Schlachten des Südens, folgt die Ernüchterung. Der industrielle Norden mit seinen Fabriken gewinnt zudem an militärischer Wucht. Die ersten kritischen und ironischen Stimmen aufseiten der Rebellen finden allerdings kaum Gehör. Robert E.Lee – General und Absolvent der Militärakademie West Point betritt für den Süden als Oberbefehlshaber die Bühne. Ein taktisches und strategisches Genie, aber auch jemand der das Thema der Sklavenhaltung deutlich kritisch sieht.

Der Autor Bernard Cornwell veröffentlichte mit seinem inzwischen Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg, eine überzeugende und sehr spannende historische Romanreihe. Gut recherchiert und anhand von historischen Ereignissen erzählt er dieses amerikanische Trauma des Bruderkrieges aus der Perspektive des Südens. Die Hauptfigur – Nathaniel Starbuck ist ein junger, gerade knapp 22j-ähriger Offizier, der gebürtig aus dem Norden des Staates kommt, aber auf seitens des Südens eine saubere militärische und erfolgreiche Laufbahn einschlägt. Der junge Rebell aus „gutem“ Hause ist nicht unbedingt überzeugt von den Gründen und Argumenten des Südens, doch hat er schnell Freunde und Rückhalt in seiner Armee gefunden. Auch wenn sein bester Freund, aus Überzeugung die Seiten gewechselt und nun als Offizier den Blauen (Norden) angehört, einen Wechsel sieht er für sich persönlich noch nicht.

Bernard Cornwell erzählt seine Geschichte brillant – und das ohne wirkliche Wertung. Geschickt und sehr neutral erzählt er das Kriegsgeschehen und den Verlauf zumeist aus der Perspektive des Südens. Er verklärt und verfängt sich nicht  in Aussagen des von Ehre und Kultur geprägten Argumenten und Wertvorstellungen der Südstaaten. Sein Stil ist es, den Kriegsverlauf und Erlebnisse aus der Sicht des einfachen Soldaten oder Offiziers zu schildern, der an vorderster Front kämpft, lebt und stirbt. Hier allerdings glorifiziert er den Krieg mit seinem Grauen und Schrecken, seiner brutalen Gewalt nicht. Im Gegenteil: Als Leser sitzt man hier quasi in der ersten Reihe und erlebt die blutigen Gefechte sehr detailreich und fast schon minutiös mit.

Doch der Autor katapultiert den Leser nicht nur in die einzelnen Gefechte, sondern thematisiert auch Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung, Propaganda und die Überheblichkeit von politisch motivierten Generälen, die sehr deutlich den Krieg als Instrument für ihre persönliche Profilierung wählen. Es gibt hier einige Beispiele, zum einen kommt Stabucks Vater einen relativ großen Auftritt in der Handlung. Als Mann Gottes – Reverend (Pastor) kennt er nur schwarz oder weiß – Himmel oder Hölle – Gut oder Böse. Seinen Sohn hat er inzwischen verbannt, enterbt, verstoßen. Zugleich sammelt er Geld für die Sache des Nordens und wie gesagt: Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Als er die Front besucht, feuert er die Soldaten an, die Gottlosen zu töten, zu vernichten und keine Gnade walten zu lassen. Das sind auch Momente, die der Autor sehr stark erzählt und die lange nachklingen.

Sehr verstörend auch die Kriegsverbrechen des Nordens und die Verweigerung hochgestellter Offiziere diese zu bestrafen. Auch hier wird der Grundstein für weitere Handlungsstränge gelegt und diese Konfrontationen werden sicherlich noch in späteren Romanen ihren Platz finden.

Auch wenn der Leser natürlich schon weiß, wie der Krieg zwischen den Blauen und den Grauen enden wird, so bleibt das Schicksal und die Entwicklung von Nathaniel Starbuck noch lange offen. Es ist noch kein Trend abzusehen wohin es mit Starbuck und seinen Freunden geht. Fakt ist, dass es mehr und mehr persönlicher wird. Starbuck erklimmt nach und nach die höheren Offiziersränge, doch unmittelbar erhöht sich auch die Anzahl der Feinde im Verhältnis, die Starbuck Tod sehen wollen.

Die Reihe wird von Roman zu Roman besser. Die Konzipierung der Charaktere vertieft sich und macht damit die Personen viel greifbarer. Logischerweise wird parallel dazu die Handlung auch komplexer und spannender.

Es gibt wenig Schwächen, die sich hier zeigen. Die historischen Personen kommen wenig zu Wort, damit wird der Kriegsverlauf und die Politik sehr, sehr wenig erklärt und dem Leser vermittelt. Vielleicht wird sich das aber in den nächsten Romanen stärker ausgeprägt sein. Im Nachwort allerdings erklärt sich der Autor zu den von ihm verwendeten Szenen.

Fazit

„Starbuck – Der Gegner“ ist kugelschnell und garantiert perfekte Unterhaltung. Bernard Cornwell ist ein historischer Kriegsberichterstatter, vielleicht mit einer, der besten Autoren für Geschichte.


Michael Sterzik