Der dritte Band um den
Offizier aufseiten der Konföderierten Staaten von Amerika spielt im Sommer des
Jahres 1862. Der Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und den Rebellen des
Südes wird deutlich härter und erbarmungsloser geführt. Längst geht man nicht
mehr davon aus, dass dieser ein schnelles Ende findet. Nach den ersten
vielversprechenden, gewonnenen Schlachten des Südens, folgt die Ernüchterung.
Der industrielle Norden mit seinen Fabriken gewinnt zudem an militärischer
Wucht. Die ersten kritischen und ironischen Stimmen aufseiten der Rebellen
finden allerdings kaum Gehör. Robert E.Lee – General und Absolvent der
Militärakademie West Point betritt für den Süden als Oberbefehlshaber die
Bühne. Ein taktisches und strategisches Genie, aber auch jemand der das Thema
der Sklavenhaltung deutlich kritisch sieht.
Der Autor Bernard Cornwell
veröffentlichte mit seinem inzwischen Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg,
eine überzeugende und sehr spannende historische Romanreihe. Gut recherchiert
und anhand von historischen Ereignissen erzählt er dieses amerikanische Trauma
des Bruderkrieges aus der Perspektive des Südens. Die Hauptfigur – Nathaniel
Starbuck ist ein junger, gerade knapp 22j-ähriger Offizier, der gebürtig aus
dem Norden des Staates kommt, aber auf seitens des Südens eine saubere
militärische und erfolgreiche Laufbahn einschlägt. Der junge Rebell aus „gutem“
Hause ist nicht unbedingt überzeugt von den Gründen und Argumenten des Südens,
doch hat er schnell Freunde und Rückhalt in seiner Armee gefunden. Auch wenn
sein bester Freund, aus Überzeugung die Seiten gewechselt und nun als Offizier
den Blauen (Norden) angehört, einen Wechsel sieht er für sich persönlich noch
nicht.
Bernard Cornwell erzählt
seine Geschichte brillant – und das ohne wirkliche Wertung. Geschickt und sehr
neutral erzählt er das Kriegsgeschehen und den Verlauf zumeist aus der
Perspektive des Südens. Er verklärt und verfängt sich nicht in Aussagen des von Ehre und Kultur geprägten
Argumenten und Wertvorstellungen der Südstaaten. Sein Stil ist es, den
Kriegsverlauf und Erlebnisse aus der Sicht des einfachen Soldaten oder
Offiziers zu schildern, der an vorderster Front kämpft, lebt und stirbt. Hier
allerdings glorifiziert er den Krieg mit seinem Grauen und Schrecken, seiner
brutalen Gewalt nicht. Im Gegenteil: Als Leser sitzt man hier quasi in der
ersten Reihe und erlebt die blutigen Gefechte sehr detailreich und fast schon
minutiös mit.
Doch der Autor katapultiert
den Leser nicht nur in die einzelnen Gefechte, sondern thematisiert auch
Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung, Propaganda und die Überheblichkeit
von politisch motivierten Generälen, die sehr deutlich den Krieg als Instrument
für ihre persönliche Profilierung wählen. Es gibt hier einige Beispiele, zum einen
kommt Stabucks Vater einen relativ großen Auftritt in der Handlung. Als Mann
Gottes – Reverend (Pastor) kennt er nur schwarz oder weiß – Himmel oder Hölle –
Gut oder Böse. Seinen Sohn hat er inzwischen verbannt, enterbt, verstoßen.
Zugleich sammelt er Geld für die Sache des Nordens und wie gesagt: Im Krieg und
in der Liebe ist alles erlaubt. Als er die Front besucht, feuert er die
Soldaten an, die Gottlosen zu töten, zu vernichten und keine Gnade walten zu
lassen. Das sind auch Momente, die der Autor sehr stark erzählt und die lange
nachklingen.
Sehr verstörend auch die
Kriegsverbrechen des Nordens und die Verweigerung hochgestellter Offiziere
diese zu bestrafen. Auch hier wird der Grundstein für weitere Handlungsstränge
gelegt und diese Konfrontationen werden sicherlich noch in späteren Romanen
ihren Platz finden.
Auch wenn der Leser
natürlich schon weiß, wie der Krieg zwischen den Blauen und den Grauen enden
wird, so bleibt das Schicksal und die Entwicklung von Nathaniel Starbuck noch
lange offen. Es ist noch kein Trend abzusehen wohin es mit Starbuck und seinen
Freunden geht. Fakt ist, dass es mehr und mehr persönlicher wird. Starbuck
erklimmt nach und nach die höheren Offiziersränge, doch unmittelbar erhöht sich
auch die Anzahl der Feinde im Verhältnis, die Starbuck Tod sehen wollen.
Die Reihe wird von Roman zu
Roman besser. Die Konzipierung der Charaktere vertieft sich und macht damit die
Personen viel greifbarer. Logischerweise wird parallel dazu die Handlung auch
komplexer und spannender.
Es gibt wenig Schwächen, die
sich hier zeigen. Die historischen Personen kommen wenig zu Wort, damit wird
der Kriegsverlauf und die Politik sehr, sehr wenig erklärt und dem Leser
vermittelt. Vielleicht wird sich das aber in den nächsten Romanen stärker
ausgeprägt sein. Im Nachwort allerdings erklärt sich der Autor zu den von ihm
verwendeten Szenen.
Fazit
„Starbuck – Der Gegner“ ist
kugelschnell und garantiert perfekte Unterhaltung. Bernard Cornwell ist ein
historischer Kriegsberichterstatter, vielleicht mit einer, der besten Autoren
für Geschichte.
Michael Sterzik