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Mittwoch, 1. Mai 2013

Starbuck - Der Rebell - Bernard Cornwell


Starbuck – Der Rebell (Bernard Cornwell)

Es war wohl einer der dunkelsten, aber auch einer der schicksalsträchtigen Ereignisse: Der amerikanische Bürgerkrieg – ein Bruderkrieg, ein Krieg in dem Freunde zu Feinden wurden und Männer aus Nord und Süd den Ideologien Präsidenten folgten.

Die Bundesstaaten des Nordens in den ersten Schritten zur Industrialisierung, der Weg in die Zukunft ebnen wird. Ihre Politik war immer ausgerichtet, die moralische und unethische Sklavenhaltung der Südstaaten zu bekämpfen. Der Süden hingegen wollte sich der Politik des Nordens nicht anschließen. Deren Führung bestand zumeist aus aristokratischen Großgrundbesitzern, auf deren Plantagen Baumwolle und Tabak geerntet und verkauft wurden. Ihre Arbeitskräfte bestanden überwiegend aus afrikanischen Sklaven. Billige Arbeitskräfte, die keinen Lohn erhielten, nur Unterkunft und Verpflegung und die rechtlich vor dem Gesetz kaum mehr den Status „Mensch“ erhielten.

Die politischen, sozialen und gesellschaftlichen Meinungen in Nord und Süd eskalierten. Die Südstaaten strebten nach Unabhängigkeit und verließen die Union. Ihre Ideologien und Traditionen ließen sie blind, stumm und taub werden – die Diplomatie der Politik versagte. Der Süden rief zu den Waffen und organisierte sich vorerst in kleinere Milizen, die sich später unter der Führung des hoch talentierten Generals Robert E. Lee als große Bedrohung für den Norden herausstellte.

Nach dem Beschuss der Südstaaten auf Ford Sumter reagierte der Norden unter der eisernen Führung Abraham Lincolns – Krieg – das Ziel – die Abschaffung der Sklaverei und die Wiedereingliederung der abtrünnigen Südstaaten.

Bernard Cornwell erzählt in seinem neuesten Roman „Starbuck – Der Rebell“ von den Anfängen des Bürgerkrieges und der ersten, großen Schlacht bei Manasses – die auch als Schlacht bei Bull Run in die Geschichte einging.

Inhalt (Verlagsinfo)

Nathaniel Starbuck ist Sohn eines überaus frommen Pastors aus Boston. Der Vater hasst die Südstaaten und er hasst die Sünde. Aber Nate liebt die Frauen, und nach einem Skandal weiß er keinen Ausweg, als zu seinem Studienfreund Adam nach Virginia zu fliehen.

Krieg liegt in der Luft, und beinahe lynchen die braven Bürger von Richmond den jungen Mann aus dem Norden als Spion. Gerettet wird Nate von Adams Vater: Washington Faulconer ist ein reicher Mann: Er hat Land und Geld genug, um ein eigenes Regiment aufzustellen. Und Nate wird aus Bewunderung erst Offizier, dann Kriegsheld, am Ende aber zum erbitterten Feind seines Gönners …


Kritik

Bernard Cornwells historische Romane sind meistens immer ein Garant für spannende und auch lehrreiche Unterhaltung. Er versteht es zumeist vortrefflich, die historischen Fakten mit seinen erdachten Figuren zu kombinieren.  In dem vorliegenden ersten Band – Starbuck der Rebell – schildert er die Anfänge des amerikanischen Bürgerkrieges aus der Perspektive eines jungen Mannes, der sich zwischen Nord und Süd – zwischen den Blauen und den Grauen entscheiden muss.

Damit kommen wir auch schon zur eigentlichen Herausforderung, die sich der Autor selbst gestellt hat! Ein junger Mann, der Sohn eines Priesters der die Sklavenhaltung und die Politik des Südens offen von seiner Kanzel aus kritisiert, kommt oder flieht vielmehr in den Süden zu einem seiner Studienfreunde. Klingt nicht unglaubwürdig und könnte sicherlich auch so passiert sein, doch hin und wieder liest man doch kritisch und fragt sich wohl für welche Seite sich Nathaniel Starbuck nun letztlich entscheiden wird!? Für mich machte es den Eindruck, als hätte der Autor sich einen ursprünglich anderen Weg ausgedacht.

Bernard Cornwell erzählt seinen Roman fast ausschließlich aus der Perspektive Starbucks und die ist manchmal auf für den jungen Mann selbst äußerst sprunghaft. Das ist zwar für die Story unentbehrlich, zugleich aber manchmal auch überzogen dargestellt. Dass dabei die Sympathie für die Hauptfigur auf der Strecke bleibt, war vom Autor evtl. nicht vorgesehen. Starbucks Motivation den Armen und Einfluss seines Vaters zu entfliehen, kann man nachvollziehen, allerdings das dieser dann der Moral und der Ethik und der vernünftigeren Ideologie des Nordens den Rücken zukehrt ist überhaupt nicht zu begreifen. Spätestens hier wird der Leser den Roman als positiv oder negativ bewerten, und das erfolgt schon recht früh.

Sehr gut dagegen schildert Bernard Cornwell die Vorstellungen der oftmals überheblichen und arroganten Männer des Südens. Hier werden jahrelange Traditionen einfach entgegen der Vernunft und der Zukunft des Süden argumentiert – gemäß dem Motto – Augen zu und durch. Jede Seite dachte ja auch damals – eine Schlacht und der Krieg ist beendet – eine tödliche Fehleinschätzung.
Die Macht einzelner Männer und deren Einfluss auf die Politik und die Kultur im Süden war immens, in der heutigen Zeit würde man sie als „Warlords“ bezeichnen. Sie alle strebten nicht nur nach Unabhängigkeit, sondern auch nach Ehre, Ansehen und Einfluss.

Bernard Cornwell erzählt die Anfänge des amerikanischen Bürgerkrieges leider nur aus der Sichtweise des Südens. Hier wäre es für die Geschichte eindrucksvoller und empfehlenswerter zwei Protagonisten zu installieren – eine aus dem Norden und eine aus dem Süden. Das hätte der Geschichte vielmehr Tiefe und Spannung und auch Dramatik gegeben.

Bernard Cornwells Talent als „Kriegsberichterstatter“ spielt er auch in „Starbuck – Der Rebell“ vollkommen aus. Die erste Schlacht bei Manasses (Bull Run) schildert er so, wie wirklich stattgefunden hat. Es war ein Desaster für den Norden. Als Autor hatte es Cornwell nun leichter, als bei anderen seiner historischen Romane. Die Quellen, Fotos und Dokumente sind zahlreicher, authentischer und machen es in der Recherche viel leichter.

Den Verlauf der Schlacht und andere Details  z.B,. dass es wirklich ganze Familien gab, die als Zuschauer dort waren und in Panik verfielen, wird hier ebenso authentisch geschildert, wie die einzelnen Aktionen und das wie man es vom Autor gewohnt ist, auch blutig und spannend. Das passierte allerdings auch erst im letzten Drittel des Romans. Bernard Cornwell lässt sich viel Zeit und positioniert seine Figuren geschickt und implementiert diese rund um Starbuck selbst.

Fazit

„Starbuck – Der Rebell“ von Bernard Cornwell ist der erste Band einer Reihe und damit bleibt noch viel Potenzial und viel Entwicklungsmöglichkeiten übrig für Nathaniel Starbuck. Als Auftaktroman empfand ich ihn recht schwach, maßgeblich dafür verantwortlich war und ist die Charakterzeichnung der Hauptfigur.

Letztlich konnte mir auch die eindimensionale Schilderung aus der Perspektive des Südens nicht klar überzeugen. Die Thematik des amerikanischen Bürgerkrieges ist derartig komplex, dass man deren Verlauf und Auswirkungen schwerlich nur aus einer Perspektive erzählen kann.

Der zweite Band wird entscheiden, ob ich die Geschichte und das Schicksal Starbucks weiter verfolgen möchte. Sollten die Schwächen weitgehendstes nicht ausgeräumt sein, so wird es für mich keinen dritten Band geben.

„Starbuck – Der Rebell“ ist bedingt zu empfehlen und gehört nicht zu den stärksten des Autors. Teils zu unstrukturiert und eindimensional überzeugt er mich nur zum Teil.

Michael Sterzik