Starbuck – Der Rebell (Bernard Cornwell)
Es war wohl einer der dunkelsten, aber auch
einer der schicksalsträchtigen Ereignisse: Der amerikanische Bürgerkrieg – ein
Bruderkrieg, ein Krieg in dem Freunde zu Feinden wurden und Männer aus Nord und
Süd den Ideologien Präsidenten folgten.
Die Bundesstaaten des Nordens in den ersten
Schritten zur Industrialisierung, der Weg in die Zukunft ebnen wird. Ihre
Politik war immer ausgerichtet, die moralische und unethische Sklavenhaltung
der Südstaaten zu bekämpfen. Der Süden hingegen wollte sich der Politik des
Nordens nicht anschließen. Deren Führung bestand zumeist aus aristokratischen
Großgrundbesitzern, auf deren Plantagen Baumwolle und Tabak geerntet und
verkauft wurden. Ihre Arbeitskräfte bestanden überwiegend aus afrikanischen
Sklaven. Billige Arbeitskräfte, die keinen Lohn erhielten, nur Unterkunft und
Verpflegung und die rechtlich vor dem Gesetz kaum mehr den Status „Mensch“
erhielten.
Die politischen, sozialen und
gesellschaftlichen Meinungen in Nord und Süd eskalierten. Die Südstaaten
strebten nach Unabhängigkeit und verließen die Union. Ihre Ideologien und
Traditionen ließen sie blind, stumm und taub werden – die Diplomatie der
Politik versagte. Der Süden rief zu den Waffen und organisierte sich vorerst in
kleinere Milizen, die sich später unter der Führung des hoch talentierten
Generals Robert E. Lee als große Bedrohung für den Norden herausstellte.
Nach dem Beschuss der Südstaaten auf Ford
Sumter reagierte der Norden unter der eisernen Führung Abraham Lincolns – Krieg
– das Ziel – die Abschaffung der Sklaverei und die Wiedereingliederung der
abtrünnigen Südstaaten.
Bernard Cornwell erzählt in seinem neuesten
Roman „Starbuck – Der Rebell“ von den Anfängen des Bürgerkrieges und der
ersten, großen Schlacht bei Manasses – die auch als Schlacht bei Bull Run in
die Geschichte einging.
Inhalt (Verlagsinfo)
Nathaniel Starbuck ist Sohn eines überaus
frommen Pastors aus Boston. Der Vater hasst die Südstaaten und er hasst die
Sünde. Aber Nate liebt die Frauen, und nach einem Skandal weiß er keinen
Ausweg, als zu seinem Studienfreund Adam nach Virginia zu fliehen.
Krieg liegt in der Luft, und beinahe lynchen
die braven Bürger von Richmond den jungen Mann aus dem Norden als Spion.
Gerettet wird Nate von Adams Vater: Washington Faulconer ist ein reicher Mann:
Er hat Land und Geld genug, um ein eigenes Regiment aufzustellen. Und Nate wird
aus Bewunderung erst Offizier, dann Kriegsheld, am Ende aber zum erbitterten
Feind seines Gönners …
Kritik
Bernard Cornwells historische Romane sind
meistens immer ein Garant für spannende und auch lehrreiche Unterhaltung. Er
versteht es zumeist vortrefflich, die historischen Fakten mit seinen erdachten
Figuren zu kombinieren. In dem
vorliegenden ersten Band – Starbuck der Rebell – schildert er die Anfänge des
amerikanischen Bürgerkrieges aus der Perspektive eines jungen Mannes, der sich
zwischen Nord und Süd – zwischen den Blauen und den Grauen entscheiden muss.
Damit kommen wir auch schon zur eigentlichen
Herausforderung, die sich der Autor selbst gestellt hat! Ein junger Mann, der
Sohn eines Priesters der die Sklavenhaltung und die Politik des Südens offen
von seiner Kanzel aus kritisiert, kommt oder flieht vielmehr in den Süden zu
einem seiner Studienfreunde. Klingt nicht unglaubwürdig und könnte sicherlich
auch so passiert sein, doch hin und wieder liest man doch kritisch und fragt
sich wohl für welche Seite sich Nathaniel Starbuck nun letztlich entscheiden
wird!? Für mich machte es den Eindruck, als hätte der Autor sich einen
ursprünglich anderen Weg ausgedacht.
Bernard Cornwell erzählt seinen Roman fast
ausschließlich aus der Perspektive Starbucks und die ist manchmal auf für den
jungen Mann selbst äußerst sprunghaft. Das ist zwar für die Story unentbehrlich,
zugleich aber manchmal auch überzogen dargestellt. Dass dabei die Sympathie für
die Hauptfigur auf der Strecke bleibt, war vom Autor evtl. nicht vorgesehen. Starbucks
Motivation den Armen und Einfluss seines Vaters zu entfliehen, kann man nachvollziehen,
allerdings das dieser dann der Moral und der Ethik und der vernünftigeren
Ideologie des Nordens den Rücken zukehrt ist überhaupt nicht zu begreifen.
Spätestens hier wird der Leser den Roman als positiv oder negativ bewerten, und
das erfolgt schon recht früh.
Sehr gut dagegen schildert Bernard Cornwell die
Vorstellungen der oftmals überheblichen und arroganten Männer des Südens. Hier
werden jahrelange Traditionen einfach entgegen der Vernunft und der Zukunft des
Süden argumentiert – gemäß dem Motto – Augen zu und durch. Jede Seite dachte ja
auch damals – eine Schlacht und der Krieg ist beendet – eine tödliche
Fehleinschätzung.
Die Macht einzelner Männer und deren Einfluss
auf die Politik und die Kultur im Süden war immens, in der heutigen Zeit würde
man sie als „Warlords“ bezeichnen. Sie alle strebten nicht nur nach
Unabhängigkeit, sondern auch nach Ehre, Ansehen und Einfluss.
Bernard Cornwell erzählt die Anfänge des
amerikanischen Bürgerkrieges leider nur aus der Sichtweise des Südens. Hier
wäre es für die Geschichte eindrucksvoller und empfehlenswerter zwei
Protagonisten zu installieren – eine aus dem Norden und eine aus dem Süden. Das
hätte der Geschichte vielmehr Tiefe und Spannung und auch Dramatik gegeben.
Bernard Cornwells Talent als
„Kriegsberichterstatter“ spielt er auch in „Starbuck – Der Rebell“ vollkommen
aus. Die erste Schlacht bei Manasses (Bull Run) schildert er so, wie wirklich
stattgefunden hat. Es war ein Desaster für den Norden. Als Autor hatte es
Cornwell nun leichter, als bei anderen seiner historischen Romane. Die Quellen,
Fotos und Dokumente sind zahlreicher, authentischer und machen es in der
Recherche viel leichter.
Den Verlauf der Schlacht und andere
Details z.B,. dass es wirklich ganze
Familien gab, die als Zuschauer dort waren und in Panik verfielen, wird hier
ebenso authentisch geschildert, wie die einzelnen Aktionen und das wie man es
vom Autor gewohnt ist, auch blutig und spannend. Das passierte allerdings auch
erst im letzten Drittel des Romans. Bernard Cornwell lässt sich viel Zeit und
positioniert seine Figuren geschickt und implementiert diese rund um Starbuck
selbst.
Fazit
„Starbuck – Der Rebell“ von Bernard Cornwell
ist der erste Band einer Reihe und damit bleibt noch viel Potenzial und viel
Entwicklungsmöglichkeiten übrig für Nathaniel Starbuck. Als Auftaktroman
empfand ich ihn recht schwach, maßgeblich dafür verantwortlich war und ist die
Charakterzeichnung der Hauptfigur.
Letztlich konnte mir auch die eindimensionale
Schilderung aus der Perspektive des Südens nicht klar überzeugen. Die Thematik
des amerikanischen Bürgerkrieges ist derartig komplex, dass man deren Verlauf
und Auswirkungen schwerlich nur aus einer Perspektive erzählen kann.
Der zweite Band wird entscheiden, ob ich die
Geschichte und das Schicksal Starbucks weiter verfolgen möchte. Sollten die
Schwächen weitgehendstes nicht ausgeräumt sein, so wird es für mich keinen
dritten Band geben.
„Starbuck – Der Rebell“ ist bedingt zu
empfehlen und gehört nicht zu den stärksten des Autors. Teils zu unstrukturiert
und eindimensional überzeugt er mich nur zum Teil.
Michael Sterzik