Samstag, 24. Dezember 2011

Stephen King - Der Anschlag


Wenn die Vergangenheit grausam zuschlägt – Stephen King schreibt die amerikanische Geschichte neu
Am 22. November 1963 fielen in Dallas, Texas, drei Schüsse. John F. Kennedy starb, und die Welt veränderte sich für immer. Wenn man das Geschehene ungeschehen machen könnte – wären die Folgen es wert? Jake Epping kann in die Vergangenheit zurückkehren und will den Anschlag verhindern. Aber je näher er seinem Ziel kommt, umso vehementer wehrt sich die Vergangenheit gegen jede Änderung. Stephen Kings neuer großer Roman ist eine Tour de Force, die ihresgleichen sucht – voller spannender Action, tiefer Einsichten und großer Gefühle.
Jake Epping lebt ein normales Leben, bis sein Freund Al ihm ein großes Geheimnis enthüllt: Er kennt ein Portal, das ins Jahr 1958 führt. Und Al gewinnt ihn für eine wahnsinnige Mission. Jake soll in die Vergangenheit zurückkehren und das Attentat auf John F. Kennedy vereiteln, um den Gang der Geschichte positiv zu korrigieren. Und so beginnt für Jake ein neues Leben in einer für ihn neuen Welt. Es ist die Welt von Elvis und JFK, von großen amerikanischen Autos und beschwingten Highschool-Tanzveranstaltungen. Es ist die Welt des gequälten Einzelgängers Lee Harvey Oswald, aber auch die der Bibliothekarin Sadie Dunhill, die Jakes große Liebe seines Lebens wird – eines Lebens, das gegen alle normalen Regeln der Zeit verstößt. Und je näher Jake seinem Ziel kommt, den Mord an Kennedy rückgängig zu machen, desto bizarrer wehrt sich die Vergangenheit dagegen – mit aller gnadenlosen Gewalt, die sich auch gegen Jakes neue Liebe richtet ...(Verlagsinfo)

STEPHEN KING

Der Anschlag

Originaltitel: 11/22/63
Originalverlag: Scribner
Aus dem Amerikanischen von Wulf Bergner 
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 1.056 Seiten,13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-453-26754-1





Sonntag, 18. Dezember 2011

Der Heiler der Pferde (Gonzalo Giner)

Kastilien, 1195: Die Familie des 14-jährigen Diego von Malagón wird von arabischen Almohaden brutal überfallen, mit letzter Kraft entkommt er. In Toledo wird er Lehrling eines muslimischen Pferdeheilers, muss die Stadt wegen einer Frau aber verlassen. Diegos Abenteuer führen ihn mitten in die politischen Konflikte der spanischen Reiche und zwingen ihn immer wieder zu Flucht und Neuanfang. Mit dem Glück des Mutigen kämpft er jedoch um seine Berufung und die Erfüllung seiner großen Liebe. (Verlagsinfo)


Michael  Sterzik











GONZALO GINER

Der Heiler der Pferde

Roman

Originaltitel: El sanador de caballos
Originalverlag: Ediciones Temas de Hoy, Madrid 2008
Aus dem Spanischen von Eva Maria del Carmen Kobetz Revuelta 
ERSTMALS IM TASCHENBUCH

Samstag, 10. Dezember 2011

Saeculum (Ursula Poznanski)


Die Mittelaltermärkte haben Hochkonjunktur. Auf vielen Plätzen, aber auch Burgen, Ruinen und Schlossparks tummeln sich bunt gewandete Menschen. Das Mittelalter ist und bleibt faszinierend für uns, gerne stellen wir uns holde Burgfrauen, gestandene Ritter und gefürchtete Diebe und Räuber vor. Romantik - Abenteuer - Gefahren, für manchen Freizeitritter das größte Vergnügen. In Rollenspielen vergessen die Protagonisten gerne ihren Alltag und ihr zivilisiertes und hochtechnisiertes Leben und begeben sich auf eine Bühne, auf der sie eine ganz andere Person darstellen können. Doch so sorglos und einfach war das reale Leben im Mittelalter wahrscheinlich nicht: Kriege, Hungersnöte, Krankheiten, Willkür, unzulängliche hygienische Bedingungen ließen keine lange Lebenserwartung zu. All das vergisst man gerne schon einmal.

Ursula Poznanski hat mit ihrem neuesten Roman "Saeculum" das Mittelalter in die Kinder- und Jugendzimmer transportiert.


Klappentext

Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy; Normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch mitmacht bei dieser Reise in die Vergangenheit, liegt einzig und allein an Sandra. Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit. Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?


Kritik

Ursula Poznanski, die Autorin des vorliegenden Romans, hat mit "Saeculum" einen spannenden und mystisch angehauchten Titel geschaffen. Um es von vornherein zu sagen: "Saeculum" ist ein Jugendbuch, kein Titel der All-age-Thriller, den somit auch Erwachsene gerne zu Hand nehmen. Die Erwartungshaltung war sehr hoch, auch wenn immer ein wenig Skepsis mitschwang.

Die Einführung der Charaktere ist kurz und pragmatisch gehalten. Vorgestellt wurden diese auf einem Mittelaltermarkt, auf dem die extrovertierte und attraktive Sandra ihren Freund, den Medizinstudenten Bastian, entführt.

Bastian ist eher der verwöhnte und von seinem erfolgreichen und bekannten Vater eingeschüchterte Sohn, auch wenn er die väterlichen Fesseln gerne abstreifen würde. So lernt Bastian, der mit dem Mittelalter sonst nicht viele Berührungspunkte hatte, den selbstbewussten Paul kennen. Paul organisiert jedes Jahr ein Live-Rollenspiel, eine Convention, die berühmt und etwas berüchtigt ist.

Viele Jugendliche und junge Erwachsene möchten gerne teilnehmen, um mit
Einigen anderen, über mehrere Tage, Abenteuer und Aufgaben erleben. Mit dabei sind neben Paul, die übernatürliche Schönheit Lisbeth mit ihrem Freund Georg sowie Doro, die sich für eine wahre Hexe hält und glaubt, mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen zu können, und der etwas übergewichtige Junge, der von allen Steinchen genannt wird. Auch Iris, eine verschlossene Person, widmet sich eher der Musik, als soziale Kontakte zu knüpfen und gibt sich geheimnisvoll.

All diese Charaktere spielen eine festgelegte Rolle und es entsteht schnell den Eindruck, dass diese von der Autorin im Detail von vornherein aufgebaut wurden, ohne sich ggf. mit der Handlung parallel zu entwickeln. Wirklich sympathisch waren sie zu diesem Zeitpunkt nicht, dagegen aber sehr authentisch.

Sehr geschickt baut die Autorin Stück für Stück die Handlung auf, manchmal ist das Tempo allerdings sehr schleppend. Sehr stimmungsgebend ist die Legende, die Paul seinen Mitstreitern auf der Fahrt erzählt, denn genau hier findet das Rollenspiel statt.
Die Sage handelt von einem alten Fluch, von Blut, Gewalt und Rache über den Tod hinaus, und sie erreicht die jungen Rollenspieler mit einer urgewaltigen mystischen und beklemmenden Angst.

Als die Gruppe fernab jeglicher Zivilisation an ihrem Ziel ankommt, entwickelt sich die atmosphärische Spannung rasant. Als die ersten Teilnehmer spurlos in der Nacht verschwinden, Gepäck und Ausrüstung abhandenkommen, das Wetter sich verschlechtert, beginnt der Albtraum. Immer mehr eskaliert die Stimmung in der vorher friedlichen Gruppe. Und genau hier wird die Story für die Leser interessant. Neben der Spannung entwickeln sich zwischen den Rollenspielern Spannungen, die bis in die Panik einzelner reichen. Und aus den anfänglich mutigen und übermütigen Spielern wird eine Gruppe von schlotternden, verängstigten Kindern, die den Überblick über die Situation verlieren.

Wie gesagt: Der Roman ist für Jugendliche geschrieben. Liest man die Geschichte mit der Erfahrung und dem Wissen eines Erwachsenen, so tauchen recht schnell logische Fehler und Schwächen auf. Versetzt man sich in die Lage der Rollenspieler, so fällt es einem nicht schwer, einen Ausweg aus dieser Notlage zu finden. Aber wie gesagt, als Jugendlicher denkt man ganz anders und sieht vielleicht manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, so wie die verängstigten Figuren in dem Roman.

Schnell entdeckt man zwischen den kleineren oder größeren Fehden unter den Protagonisten, dass hier wenig Übersinnliches oder Mystisches sein Unwesen treibt. Zu real, zu konstruiert wirken die Fallen, Rätsel und Hinweise. Genau das nimmt der Spannung wirklich schrittweise die Entwicklung.

Zum Ende hin gibt es noch eine Klippe, an der die Handlung und die Logik dann ziemlich leckschlagen. Auch hier bleiben zu viele Ungereimtheiten und zu viele offene Fragen. In letzter Konsequenz gibt es einige Passagen, in denen sich die Protagonisten offenbaren und einiges aufklären können, aber der größte Teil bleibt schlichtweg unausgesprochen. Das Ende des Buches ist unbefriedigend und wie so oft nicht wirklich nachvollziehbar.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Protagonisten sind die eigentlichen Höhepunkte innerhalb des Romans.


Fazit

"Saeculum" von Ursula Poznanski ist ein sehr guter Jugendroman. Eine solide, spannende Story, mit Charakteren, mit denen sich die jugendlichen Leser identifizieren können. Allerdings werden erwachsenen Leser sehr schnell die Schwächen des Romans lokalisieren und damit wird der Roman für diese eher langweilig.

Auch wenn "Saeculum" ein abgeschlossener Roman ist, könnte die Autorin mit einigen ihrer Figuren neue Romane entwickeln. Vielleicht das nächste Mal weniger mystisch und nicht so offenkundig durchschaubar.

In jedem Fall ist "Saeculum" für die jugendlicher Leser empfehlenswert und könnte, wie der Vorgänger der Autorin "Erebos", schnell zum Geheimtipp werden.


Autorin

Ursula Poznanski, geboren in Wien, studierte sich einmal quer durch das Angebot der dortigen Universität, bevor sie nach zehn Jahren die Hoffnung auf einen Abschluss begrub und sich als Medizinjournalistin dem Ernst des Lebens stellte. Nach der Geburt ihres Sohnes begann sie Kinderbücher zu schreiben. Aufgrund des Erfolges ihres ersten Jugendbuchs "Erebos", das in mehr als 23 Sprachen übersetzt wurde und u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis (Jugendjury) gewann, wagte sie den Sprung ins hauptberufliche Autorenleben. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden von Wien.


Broschiert: 496 Seiten
ISBN-13: 978-3785570289
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre

Blog der Autorin
www.loewe-verlag.de
Michael Sterzik





Mittwoch, 7. Dezember 2011

Satori (Don Winslow)


Die Rückkehr einer Thrillerlegende ... episch, packend, gewaltig!
Tokio 1951: Das Schicksal der Welt steht auf Messers Schneide. USA und Russland kämpfen mit allen Mitteln um die Vorherrschaft in Asien. Die CIA, die Nikolai Hel inhaftiert und gefoltert hat, macht ihm ein Angebot: Seine Freiheit gegen den Tod des sowjetischen Botschafters in Peking. Getarnt als Waffenhändler gerät Hel in ein tödliches Netz politischer Intrigen und verfolgt dabei ganz eigene Ziele: Rache und den Weg zu Satori, der Erleuchtung. (Verlagsinfo)

Ein grandioser und spannender Roman. Ein Katz-und-Maus-Spiel der Geheimdienste und ein Agent zwischen den Religionen und Welten. Es gibt kein Weg zurück....nur vor.

Brilliant - Satori ist Spannung pur. 

Michael Sterzik


DON WINSLOW

Satori

Thriller

Originaltitel: Satori
Originalverlag: Grand Central Publishing
Aus dem Amerikanischen von Conny Lösch 
DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Taschenbuch, Klappenbroschur, 608 Seiten13,5 x 20,6 cm
ISBN: 978-3-453-40808-1





Montag, 5. Dezember 2011

Das Ende (Steve Alten)


Das Ende aller Tage ist gekommen...
666 Jahre nachdem die Pest Europa heimsuchte und die Hälfte der Weltbevölkerung dahinraffte, ist der Schwarze Tod zurückgekehrt. Mitten in Manhattan bricht die Seuche erneut aus. Die Stadt wird hermetisch abgeriegelt und versinkt im Chaos. Nur eine Handvoll Überlebender vermag die Zeichen des Untergangs richtig zu deuten. Wird ihnen die Flucht gelingen? (Verlagsinfo)

STEVE ALTEN

Das Ende

Roman

Originaltitel: Grim Reaper:End of Days
Originalverlag: Variance Publishing
Aus dem Amerikanischen von Thomas BertramMartin Ruf 
DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Donnerstag, 24. November 2011

Die Marionette (Alex Berg)

Unsere Nation ist nicht nur berühmt und berüchtigt in der Vergangenheit etwas kriegerisch unterwegs gewesen zu sein, auch haben deutsche Rüstungskonzerne mit ihren Waffenproduktionen längst schon einen hohen Stellenwert bei befreundeten Nationen. Unser Ruf in dieser Richtung ist also auch aktuell kein schlechter.

"Die Händler des Todes" haben aber mit Sicherheit nicht immer eine weiße Weste. Bei so viel Geld, das die Konten wechselt, sind eventuell ideologische und ethische Beweggründe sekundär und wenig von Interesse.

Viel mehr Interesse liegt hier schon bei den Geheimdiensten. Deren Wissen mag nicht immer synchronisiert mit der Regierung sein. Schauen wir uns die aktuellen Nachrichten der letzten Wochen oder Monate an, so kann man dieser Presse doch den einen oder anderen kritischen Kommentar entnehmen.

Ebenso ein aktuelles Thema in unserem Land ist die militärische Beteiligung an einigen Brandpunkten, bei der man kaum oder nur sehr wenig von Entspannung reden kann. Afghanistan, Irak, Südafrika - hier kämpfen und sterben deutsche Soldaten in ihrem humanitären Einsatz. Doch welchen psychologischen und physischen Druck die jungen Männer und auch Frauen ausgesetzt sind, kann man wohl nur realistisch nachvollziehen, wenn man einer von ihnen selbst gewesen ist.

Nicht wenige Soldaten haben Schwierigkeiten, das Erlebte aufzuarbeiten und sich in unserer "friedlichen" Gesellschaft wieder einzugliedern. Zu tief sitzen die Bilder des Grauens in ihren Köpfen fest, zu wenig Vertrauen in unserer Akzeptanz und Verständnis.

In ihrem neuesten Roman "Die Marionette" erzählt die Autorin von Waffengeschäften, verlorenen Idealen und zerstörten Träumen, von Kriegseinsätzen, die traumatische Störungen hervorrufen, und Menschen, die wie ein Stück Papier zerreißen.


Inhalt

In Afghanistan wird eine Bundeswehr-Patrouille zum Ziel eines Guerilla-Angriffes der Taliban. Ihr Konvoi wird aufgerieben und die Soldaten bis auf wenige, darunter eine Frau, lassen in diesem Hinterhalt ihr Leben. Schwer verletzt und in ihrer Heimat zurück, stellt die überlebende Soldatin Katja Rittmer kritische Fragen, auf die sie zunächst keine Antwort enthält. Warum wurde sie durch deutsche Munition verletzt und ihre Kameraden getötet? Wie gelangen diese hochmodernen und tödlichen Waffen in die Hände ihrer Feinde?

Als ein deutscher Rüstungskonzern beschuldigt wird, illegale Verhandlungen und Lieferungen von deutschen Waffen vorzunehmen, werden von Seiten der Regierung Untersuchungen gestartet. Eric Mayer, ein BND-Agent und früherer Soldat einer deutschen Eliteeinheit, der KSK, führt die offiziellen Ermittlungen durch.

Der Rüstungskonzern reagiert prompt und übergibt der jungen und erfolgreichen Rechtsanwältin Valerie Weymann die Aufgabe, die Interessen der Firma zu schützen und zu vertreten. Eric Mayer und Valerie Weymann kennen sich und ihr Verhältnis wird zunehmend schwieriger, da beide Seiten den Druck enorm steigern und Ergebnisse sehen wollen. Nicht zuletzt die Geheimdienste möchten diese prekäre Situation entschärfen. Auch Katja Rittmer, die die Mörder ihrer Kameraden und ihres Verlobten zur Rechenschaft ziehen will. Und diese "Mörder" sind nicht die Taliban, sondern die Verantwortlichen des Waffenhandels - diese werden von Katja Rittmer erbarmungslos gejagt - und die Elite-Soldatin hinterlässt eine Schneise der Verwüstung und der Angst ...


Kritik

Schon in ihrem ersten Roman "Machtlos" in denen ebenso die Hauptrollen von der Juristin Valerie Weymann und dem Top-Agenten des BND, Eric Mayer, grandios besetzt wurden, war die Spannung solide und fesselnd. Alex Berg setzt nun diese Reihe fort und hat das Tempo um einige Stufen erhöhen können.

Die Autorin bedient sich dabei aktuellen und brisanten Themen, die durch die Medien immer wieder an die Öffentlichkeit getragen werden. Doch leider werden diese zu wenig objektiv betrachtet und ins richtige Licht gerückt. "Die Marionette" von Alex Berg ist ein Politthriller, der sensationell authentisch recherchiert wurde.

Ohne wirklich anzuprangern oder sich in Klischees zu verwickeln, erzählt Alex Berg geschickt von Interessen, die gewahrt werden wollen, egal ob es sich nun um die engsten Regierungsmitglieder handelt oder um mächtige Großkonzerne, die mit ihren Kontakten und Geschäften ein nicht ungefährliches Spiel inszenieren. Doch politische Interessen kennen nur wenig bis gar keine Grenzen und so spielen die Geheimdienste eine ernstzunehmende und wesentliche Rolle in dem vorliegenden Roman.

Neben der Spannung präsentiert die Autorin dem Leser noch solide Action und viel sehr gut recherchiertes Hintergrundmaterial, welches zum Nachdenken anregt. Durch die zwischenmenschlichen Komplikationen ihrer beiden Charaktere Eric Mayer und Valerie Weymann wirft die Autorin noch das Grundelement "Liebe" aufs Spielfeld. Doch diese Nebenschauplätze sind eher im Hintergrund angesiedelt und haben wenig Einfluss auf den Hauptpart ihrer Erzählung. Beide Charaktere sind sich ähnlich und stoßen und ziehen sich in einem immer wiederkehrenden Rhythmus an oder auch ab. Beide sind auf ihre Art Einzelgänger und scheuen sich davor, sich selbst und ihr Verhalten vor anderen zu reflektieren. Ihre Charaktere werden hier aufbauend auf die Erlebnisse in "Machtlos" weiterentwickelt.

Besonders realistisch und eindringlich lässt uns die Autorin einen Blick in das Opfer und zugleich die Täterin Katja Rittmer werfen. Ihre physischen Verletzungen sind eher kleinere Schrammen im Verhältnis zu ihren traumatischen Erlebnissen und Verlusten, die sie niemals wieder ablegen kann. Katja Rittmer fühlt sich in Stich gelassen, unverstanden, isoliert und abgeschoben und ihre idealistischen Träume haben sich als brutale, unauslöschliche Erinnerungen offenbart. Sie ist nicht anderes als eine Marionette, deren Fäden immer mal wieder von einem anderen Puppenspieler gezogen werden.

Andere Puppenspieler sind hier zum Beispiel der Vorstandsvorsitzender des Waffenkonzerns oder ein amerikanischer Senator mit guten Kontakten zum CIA. Sicherlich gibt es hier Verwandtschaften zu realen Personen und manchmal eröffnet sich ein erzählerisches Klischee, aber gemessen an der Kernbotschaft des Themas und der Spannung ist das nicht weiter der Rede wert.

Damit kommen wir zur eigentlichen Hauptrolle - dem Thema: humanitäre Einsätze, die dann faktisch doch Kampfeinsätze sind, in denen getötet und gestorben wird. Das sich Deutschland an diesem Krieg aktiv beteiligt, ist nicht mehr wegzudiskutieren. Ebenso auch die Verwicklungen unserer Geheimdienste in militärische Interventionen und Aktionen, die, man muss es doch offen aussprechen, eine wichtige und maßgebliche Rolle spielen. Das leider in unsere Welt Themen wie diese eher stiefmütterlich behandelt werden, ist der Macht der Medien zu verdanken oder vielleicht doch den Interessen von Regierungen und Geheimdiensten!?

Das Szenario, dass deutsche Waffen einen Bundeswehrkonvoi vernichten, ist überhaupt nicht undenkbar oder unrealistisch. Über die Waffenlieferungen Dritter, über Geheimdienste und Kontakten in gewissen Schurkenstaaten oder Mitglieder der Achse des Bösen mal abgesehen, ist das allzu real. Dafür muss man nicht gleich an die Irak-Iran-Kriege denken, es reicht schon, sich mit den aktuellen Krisenherden zu beschäftigen.

Beim Lesen des Romans "Die Marionette" ist die menschliche Tragödie, die sich dort zeigt, die intensivste. Mit viel Sensibilität und Blick über den Tellerrand hinaus, erzählt die Autorin von Dramen, die sich tagtäglich in Familien abspielen, ohne dass wir es wissen wollen oder wir uns einfach ins Tagesgeschäft flüchten. Die Seelenlandschaft der Katja Rittmer ist ein emotionales Minenfeld, in der jeder Schritt über kurz oder lang vernichtende und verletzliche Spuren hinterlässt.


Fazit

"Die Marionette" ist ein großartiger Politthriller. Mit aktuellen Themen gestützt, deren Brisanz uns leider in der Realität noch nicht klargeworden ist. Doch "Die Marionette" ist nicht nur ein Zurücklehnen und Genießen von Spannungsmomenten - nein, sie bringt uns die Erlebnisse und die posttraumatischen Erlebnisse unserer Söhne, Töchter, Brüder und Väter wieder näher und damit einer Verantwortung, der wir uns stellen müssen.

Stefanie Baumm oder auch ihr Pseudonym, Alex Berg, hat hier einen sensationell guten Thriller geschrieben und sich damit freigeschwommen.

"Die Marionette" ist nicht nur zu empfehlen, weil er einfach spannend, sondern auch weil er komplex und wieder eine Steigerung ihres Könnens ist. Ich bin gespannt auf ein Wiedersehen mit Eric Mayer und Valerie Weymann und noch gespannter, welches aktuellen Themas sich die Autorin nun bedient.


Autorin

Alex Berg, geboren 1963, hat viele Jahre für norddeutsche Tageszeitungen als freie Journalistin geschrieben, bevor sie ihre ersten Spannungsromane verfasste. Mit ihrem Thriller "Machtlos" gelang Alex Berg ein hoch spannender und brisanter Auftakt zu der Reihe um die Hamburger Staatsanwältin Valerie Weymann und den BND-Agenten Eric Mayer. Hinter dem Pseudonym Alex Berg verbirgt sich die Autorin Stefanie Baumm. Mehr Informationen unter www.alexberg.de


Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426508992

www.droemer-knaur.de
Michael Sterzik

Sonntag, 13. November 2011

Revenge -Eiskalte Täuschung (Douglas Preston/Lincoln Child)


Revenge - Eiskalte Täuschung

Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast

Der Schock trifft Pendergast ohne jede Vorbereitung: Seine Frau Helen, deren mysteriösen Tod er aufzuklären versucht, lebt! Aber wer liegt dann in ihrem Grab, und warum setzt Helens Bruder Judson Esterhazy alles daran, seinen Schwager auszuschalten? Pendergast beginnt unter Hochdruck zu ermitteln. Dabei kommt er einer skrupellosen Bruderschaft auf die Spur, die ihre dunklen Machenschaften seit langer Zeit erfolgreich verbirgt. Um Pendergast in die Knie zu zwingen, ist ihr jedes Mittel recht – und zum ersten Mal droht der sonst stets kühl kalkulierende Ermittler die Kontrolle zu verlieren …(Verlagsinfo)

Michael Sterzik

"Revenge" erscheint am 20.12.2011 im Buchhandel. (Verlag Droemer)