Der Totenmeister
Wenn wir den Begriff Voodoo hören, so interpretieren wir immer schwarze Magie und Zombies, die Seelen- und willenlos als Diener, Sklave jemanden dienen. Als Symbol dient oftmals eine sogenannte Voodoo-Puppe die das Opfer darstellen soll und die durch dunkle Magie verhext, bzw. verflucht ist. Hier werden oftmals Fakten mit Fiktion kombiniert. Voodoo gibt es wirklich und es ist eine anerkannte Religion die auf Haiti, in Afrika und auch in südlichen Teilen der USA aktiv praktiziert wird.
Durch die Sklaverei kam dieser Glauben, der auch für viele Magie beinhaltet – schwarze wie auch weiße, auf die westindischen Inseln. Voodoo ist aber keine „böse“ Religion, oder ein fanatischer Irrglaube, Voodoo beschäftigt sich auch viel mit Medizin, Trance und alternative, natürliche Heilverfahren. Inzwischen hat sich der Voodoo-Glauben in vielen Regionen mit den Glaubenslehren des Islams vermischt. Oftmals besonders in Afrikanischen Staaten wir der christliche Glaube, neben dem Voodoo-Kult praktiziert, praktisch und viele Menschen glauben dort an Gott genauso wie an ihre traditionellen Geister des Voodoo.
Wie auch bei anderen Religionen gibt es Priester und auch Priesterinnen die Menschen verhexen, bzw. durch schwarze Magie und Rituale erschrecken und manipulieren können. Hier gibt es durch die Medien viele Übertreibungen, doch genauso sicher ist es, dass hier auch wahrer Kern existiert. Natürlich gibt es pflanzliche Stoffe, die behandelt oder kombiniert verschiedene Reaktionen des menschlichen Körpers hervorrufen können: z.B. Besessenheit, Trance, Hypnose, Suggestion.
Als Europäer kennen wir sicherlich ähnliche Religionen, die sich an Geister oder überhaupt eher an Kulten orientieren, doch dieser ist uns gänzlich sehr fremd. Voodoo gehört in die Kategorie der „Naturreligionen“. Alleine schon dadurch haben wir aus Erziehungsgründen schwer, damit umzugehen oder an etwas zu glauben, dass auf dem ersten Blick nicht erklärbar oder nicht zu sehen ist.
Der englische Autor Nick Stone hat schon in seinen ersten Roman „Voodoo“ erschienen 2007 im Goldmann Verlag, diesen Kult thematisiert. Nun ist im Goldmann Verlag „Der Totenmeister“ veröffentlicht worden, in dem auch Max Mingus wieder die Hauptrolle spielt.
Inhalt
Miami, die sonnige Stadt in Herzen Floridas im Jahre 1980. Ronald Reagan ist der 40 Präsident der Vereinigten Staaten. Miami einstmals für viele Rentner und Geschäftsleute das Erholungsparadies ist zu einer gefährlichen, kriminellen Stadt geworden.
Cuba, dass kleine kommunistische Land wird von Fidel Castro regiert und um sein Land zu reorganisieren entleert er seine „kubanischen Toiletten“ und schickt Massen an Kriminellen und Psychopathen gen Florida. Nach kurzer Zeit wimmelt es in der damaligen paradiesischen Stadt von kriminellen Latein- und Südamerikaner und die Metropole verwandelt sich schnell in eine Hölle. In Zeltlagern wohnen die mittelosen Menschen die sich in Hoffnung auf ein besseres Leben gemacht haben, dicht zusammen gepfercht auf längsten Raum. Die tägliche Gewalt und die Drogen die aus Südamerika kommen lässt die Polizei verzweifeln, überfordert wie sie sind.
Doch auch die Polizei passt sich der neuen Bedrohung an. Neue Elite-Einheiten betreten die Bühne des Verbrechens und gehen genauso hart und rabiat um, wie man ihnen selbst begegnet. Max Mingus und Joe Liston gehören der Polizeieinheit der Miami Task Force an. Sie sind ein eingespieltes Team und die besten Freunde.
Als im Zoo von Miami die stark verweste Leiche eines Mannes gefunden wird, ist das der Beginn einer Auseinandersetzung zwischen Solomon Boukman, den brutalen König der Unterwelt Miamis der mit schwarzer Magie und Angst und Einschüchterung über die Stadt herrscht.
Das Opfer das im Zoo tot aufgefunden wurde, hat vorher scheinbar grundlos seine gesamte Familie grausam und kaltblütig erschossen. Ebenso gehören seine Geschäftspartner zu den Opfern. Bei der Obduktion der Leiche wird im Magen eine seltene, geheimnisvolle Tarotkarte entdeckt, die den „König der Schwerter“ Welche Symbolik und welches Ritual steckt hinter diesem brutalen Verbrechen? Als Mingus und Liston ermitteln, führen alle Spuren zu Soloman Boukman und seine Voodoo-Hexe Eva Desamours die sich diabolisch gut mit Schwarzen Magischen Ritualen auskennt und diese auch praktiziert.
Max Mingus ist ein erfahrener Polizist, aber je mehr er in diesem Mordfall ermittelt, desto enger zieht sich auch die Schlinge seiner eigenen Ängste und Sünden die er auch im Dienst begangen hat. Als Polizeibeamter mußte und wollte er auch das „Böse“ mit dem „Bösen“ bekämpfen; Beweise und falsche Indizien streuen, Gewalt und Misshandlungen als letztes Mittel zur Überzeugung eingesetzt, usw. die Liste ist lang und langsam wird im bewusst das er sich in der Mühle des Gesetzes verliert.
Nicht zuletzt lernt er eine Frau kennen, die ihm ins Gewissen redet und seine Methoden anzweifelt. Was unterscheidet ihn von den Gesetzlosen die er bekämpft? Ist er nur eine Marionette seines Bosses, der wie er ahnt selbst zu nicht legalen Mitteln greift. Kennt er sogar Soloman Boukman – den König der Schwerter persönlich? Als Max Freundin entführt wird, verschwimmen seine Grenzen und verzweifelt greift er zu allen Waffen die in zur Verfügung stehen.
Kritik
Nach dem Roman „Voodoo“ von Nick Stone konnte man schon gespannt sein, wie die Geschichte um Max Mingus, den gestrauchelten Polizisten, Ex-Häftling und jetzigen Privatdetektive weitergeht. „Voodoo“ spielte im Jahre 1996, die Geschichte warf ziemlich viele offene Fragen auf, allein schon die rätselhafte Vergangenheit des Hauptprotagonisten blieb kurz angerissen im Dunkeln.
Nun werden in „Der Totenmeister“ dessen Originaltitel „Der König der Schwerter“ lautet, viele Fragen beantwortet, denn diese Handlung spielt ca. 16 Jahre vor den Ereignissen in „Voodoo“.
Nick Stones Stil kommt den eines James Ellroy recht nahe, auch die Handlungen seiner bisher zwei veröffentlichten Romanen weisen Ähnlichkeiten zu Ellroy Werken auf. Doch steht Stone nicht in dem Schatten des jüngeren Autors. Gekonnt entwickelt sich die Geschichte um Max Mingus in einer Welt von Voodoo und Ritualen, von Bandenkriegen, von Religionen und Traditionen die oftmals den Grundstein, der Anstoß der Handlung sind.
Der Schauplatz der Geschichte ist Miami mitsamt seiner Schattenregierungen und Abhängigkeiten untereinander. Das Organisierte Verbrechen, die Gewaltbereitschaft und auch die sozialen Probleme der Stadt in der Zeit der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts sind realistisch und erschreckend geschildert. Nick Stone übertreibt hier nicht, wenn er beschreibt wie Öffentliche Ämter und Beamte mit dem Verbrechen Hand in Hand arbeiten, um sich vielleicht zu bereichern und um Feuer mit Feuer zu bekämpfen.
Kriminell ist hier jeder, auch die Polizei, allen voran Max Mingus und Joe Liston, haben hier keine reine fleckenlose, weiße Weste. Selbst ihr Polizeichef setzt seine eigene Politik durch, und das gerne wenn es nicht anders geht auf den Rücken seiner Beamten, die für ihn die Drecksarbeit erledigen. Und die er entweder lobt und unterstützt, oder vernichtet.
Nicks Stones Protagonisten sind vielschichtig und psychologisch interessant konzipiert. Wie eine komplexer Motor ist jeder Bestandteil wichtig, hier erfüllt jeder Charakter seinen Sinn, es gibt nicht viele Nebenfiguren oder kleinere Geschichten die parallel zur Haupthandlung erzählt werden.
„Der Totenmeister“ ist ein Thriller, kein Krimi und sicherlich auch kein Roman mit Horrorelementen oder Übernatürlichen Phänomen. Zwar bildet hier „Voodoo“ die Basis, aber mit diesen Glauben wird nur die Schreckensherrschaft von Soloman Boukman und seiner Priesterin Eva Desamours erklärt. Diese beiden negativen Charaktere sind das Spiegelbild von Max Mingus und Joe Liston. Vielschichtig und interessant, erfährt man hier viel von deren Weg ins kriminelle Milieu und ihrer Herrschaft die sie durch faulen Zauber und Einschüchterung, sowie Aberglauben ausüben.
Max Mingus, der Titelheld den viele schon aus „Voodoo“ kennen, ist kompliziert und unnahbar. Verzweifelt, aber nicht eingeschüchtert sucht er immer eine Lösung, auch wenn das eine gefährliche Konfrontation auslöst. Sich seiner eigenen Ängste stellend weiß er, dass er einen Hang zur Selbstzerstörung hat, aber noch lange nicht zur Selbstaufgabe. Mit seiner neuen Liebe Sandra sieht er sich an einer Kreuzung stehen und als diese unmittelbar in Gefahr gerät, dreht der sozusagen durch und auf.
Mit der Bekämpfung des „Königs der Schwerter“ – Soloman Boukman schafft er sich einen Todfeind fürs Leben. „Du gibst mir Grund zu leben“ ist ein Satz der Mingus schon in Voodoo verfolgt hat. Hier in „Der Totenmeister“ erfährt man, wie es dazu gekommen ist.
Fazit
„Der Totenmeister“ ist der zweite Roman von Nick Stone, aber um die Figuren und die Handlung vom ersten Teil „Voodoo“ besser verstehen zu können, ist es empfehlenswert erst mit dem Roman „Der Totenmeister“ zu beginnen.
Spannend, düster und brutal ist die Schilderung der Geschichte. Miami ist nicht nur hell und paradiesisch sondern auch im Schatten dunkel und diabolisch. „Der Totenmeister“ sondert sich von anderen herkömmlichen Thrillern positiv ab. Mit viel Raum für die Entwicklung der Protagonisten, allen voran Max Mingus und Soloman Boukman, schafft der Autor einen Schauplatz voller Spannung, unterstrichen von etwas mystischen wird man sich nach dem lesen der Romane schon auf den dritten Teil freuen der in Vorbereitung ist, und wahrscheinlich an „Voodoo“ anknüpft.
Nick Stone ist keine schriftstellerische Eintagsfliege, und das er es versteht seine spannenden und fesselnden Schilderungen Leben einzuhauchen und sich nicht auf den Erfolg auszuruhen, zeigt sich mit „Der Totenmeister“ oder auch genannt „Der König der Schwerter“.
Autor
Nick Stone wurde 1966 im englischen Cambridge geboren. Sein Vater ist ein renommierter Historiker, seine Mutter entstammt einer der ältesten Familien Haitis, den Aubreys. Nick Stone verbrachte seiner frühe Kindheit in Haiti, bevor er 1971 nach England zurückkehrte. Ein späterer Aufenthalt in Haiti inspirierte ihn schließlich zu seinem Debütroman „Voodoo“. Das Werk begeisterte Leser wie Kritiker und wurde als bester Thriller des Jahres mit dem Steel Dagger sowie mit dem Debut Thriller Award ausgezeichnet und erhielt den Macativy Award für das beste Romandebüt. „Der Totenmeister“ ist Nick Stones zweiter Roman mit Max Mingus, ein dritter ist bereits in Vorbereitung. Der Autor ist verheiratet und lebt in London. Mehr zu Nick Stone und seinen Romanen unter www.nickstone.co.uk.
Michael Sterzik
1 Kommentar:
Super klasse!!!!!
Liebe dich
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