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Samstag, 30. Mai 2009
Grabkammer - Tess Gerritsen
Grabkammer
Ägyptische Mumien sind immer noch geheimnisvoll und für Archäologen allzu wertvoll. Wie sah der Mensch aus der für die Reise in das nächste Leben einbalsamiert wurde, der künstlich mumifiziert wurde? Welche Krankheiten kann man mit hochwissenschaftlichen Methoden diagnostizieren und Rückschlüsse auf sein Leben erhalten?
Der Prozess einer Mumifizierung wurde schon von dem griechischen Schriftsteller Herodot in seinem zweiten Buch ausführlich beschrieben.
In der heutigen Zeit findet man nur noch wenige Mumien und wenn dann kommen diese nicht unbedingt aus Ägypten. Es gibt noch weitere Länder deren Einwohner sich darauf verstanden den Körper für die Nachwelt zu präparieren.
Für Museen die Mumien ausstellen ist diese eine nicht unerheblich wichtige Geldquelle. Der Tod übte schon immer eine gewisse makabre Faszination aus.
In dem Roman „Grabkammer“ von Tess Gerritsen spielen mumifizierte Tote eine große Rolle neben dem Ermittlungsduo Dr. Maura Isles und Jane Rizzoli
Inhalt
Madame X ist die neueste Sensation eines alten Bostoner Museums die zufällig bei Aufräum- und Archivarbeiten in dem Keller des Gebäudes gefunden wurde. Allem Anschein nach, handelt es sich hier um eine ägyptische Mumie. Die Herkunft und das Alter ist noch relativ unbestimmt, ebenso bleibt die Vergangenheit der Mumie im dunklem.
Im Bostoner Krankenhaus soll nun mit Hilfe der Computer Tomographie (CT) das Rätsel um das Geschlecht der Mumie und evtl körperlichen Besonderheiten etwas gelöst werden. Dr. Maura Isles die Pathologin der Gerichtsmedizin soll der Untersuchung dieses sensationellen Fundes beiwohnen. Eher aus Gründen der Neugierde als beruflichen. Die Spannung wächst als die Untersuchung vor den Augen des Museumsdirektor, der jungen Archäologin Josephine Pulcillo, der Radiologen und Dr. Isles beginnt.
Nur wenige Augenblicke später entdeckt der Radiologische Assistent auf den Röntgenbildern eine seltsame Verletzung in Madame X Bein. Ein Fremdkörper ist von außen in das Wadenbein gedrungen! Das Projektil einer Schusswaffe – und Dr. Isles deutet daraufhin das die Frau nach der Verletzung noch gelebt haben muss, da sich die Wunde schon im Heilungsprozess befand. Damit ist Madame X ein Fall für die Gerichtsmedizin und wenig später auch für Detektive Rizzoli denn die Tote ist keineswegs eine Jahrtausend alte Madame aus Ägypten sondern eine junge Frau die grausam und vorsätzlich umgebracht wurde.
In der toten jungen Frau wurde noch eine seltsame Münze gefunden mit einer ägyptischen Symbolschrift und als die junge Archäologin Josephine Pulicillo diese entziffern kann, benimmt diese sich verstört und unruhig.
Als Dr. Josephine Puicillo in dem Kofferraum ihres Autos eine Moorleiche findet und diese sehr ähnliche Verletzungen aufweist, ist das Grund genug die Ermittlungen in die Richtung der jungen Archäologin zu verstärken?
Aber was hat diese junge Frau mit einer Mumie aus diesem Jahrhundert und einer Moorleiche zu tun? Das Gebäude des Museums birgt dunkle Familiengeheimnisse und der Schlüssel liegt scheinbar in einer dunklen Erinnerung....
Kritik
„Grabkammer“ von der amerikanischen Autorin Tess Gerritsen ist nicht weniger spannend, aber auch nicht mehr in den anderen Romanen mit dem Duo Isles/Rizzoli
Die Idee eine Mumie, bei der man logischer Weise annimmt, dass diese ein paar tausend Jahre auf dem Buckel hat, und sich dann bei einer klinischen Untersuchung mit höchst modernen Medizinischer Technik herausstellt, dass die Tote erst seit einigen Jahrzehnten tot, ist originell.
Die Autorin baut die Spannung in den nächsten Kapiteln unaufhaltsam auf, mehr und mehr schließt sich der Kreis und Janes Rizzoli Intuition ist gleichbedeutsam der Motor der Ermittlungen. Die Handlungsstränge fügen sich wie bei einem Puzzle-Spiel zu etwas ganzem, doch nach den ersten Leichen lässt die Spannung deutlich nach. Schon nach wenigen Kapiteln die unglaublich viele Hinweise beinhalten, vermutet der Leser genau richtig – der Schlüssel ist bei Josephine Puicillo zu suchen.
In „Grabkammer“ spielt die Zeit – ob nun Vergangenheit oder Gegenwart die größte Rolle. Nicht auf die Leichen oder die Ermittlungen konzentriert sich die Handlung und die daraus resultierende Spannung sondern ganz allein auf die Person der jungen Archäologin und ihre geheimnisvolle Vergangenheit, auch wenn sie noch sehr, sehr jung ist.
Viel an Überraschungen und Wendungen gibt es nicht, es bleibt zwar spannend, aber irgendwie sehr unterdrückt. Ansprechender wäre es vielleicht gewesen, wenn Tess Gerritsen mehr Details auf die mysteriösen Toten gelegt hätte.
Stilistisch reiht sich „Grabkammer“ in die vorhandene Reihe mühelos ein. Wenig mysteriös in der Story findet man auch keine Verschwörungstheorien oder sonstige psychologische Themen wieder. Rizzoli und Isles bewegen sich auf sicheren Boden und geben sich keine Blöße, nur in privaten Dingen lernt man die Gerichtsmedizinerin von ihrer menschlichen Seite her kennen, aber auch kann sie nicht loslassen und wirkt als hätte sie ihre Maske gar nicht abgesetzt.
Interessant sind die Wissenschaftlichen und geschichtlichen Ansätze. Über Mumien und späteren Schrumpfköpfen geht es dann auch zu Moorleichen, jeder Fund wirft weiteren Fragen auf, aber engt den Täterkreis ein – alle Indizien lassen darauf schließen, dass es sich um jemanden handeln muss der in Archäologischen oder Wissenschaftlichen Kreisen tätig war oder ist.
Auch Tess Gerritsen die selbst Ärztin ist, spart nicht mit medizinischen Vokabular und erklärt vieles aus ihre pathologischen Sicht, wenn sie Dr. Isles recherchieren und ermitteln lässt, auch wenn ihr Tatort und Spurensuche auf dem Obduktionstisch stattfindet.
Fazit
Grabkammer ist stilistisch und inhaltlich nicht weniger oder mehr spannend wie die anderen Romane aus der Reihe. Allzu brutal sind die Taten nicht geschildert, nur die Leichen bzw. die Konservierung derer ist originell und einfallsreich.
Tess Gerritsen ist mit ihrem Roman „Grabkammer“ ein solider und empfehlenswerter Thriller gelungen. Die Figuren und ihr privates wie auch berufliches Umfeld entwickeln sich mit der Reihe mit, dass gibt den Personen die sympathische, persönliche Note und eine bleibenden Eindruck.
Michael Sterzik
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