Donnerstag, 10. September 2009

Nacht der Wölfin - Kelley Armstrong

Nacht der Wölfin

Wenn der Mond hinter den Wolken seinen vollen Umfang hat, so sagt die Legende, wechseln verfluchte Menschen ihre körperliche Gestalt und werden zu Werwölfen. Sie verlieren alles menschliche und begeben sich auf die Jagd nach Menschen. Der Sage nach, kann ein Mensch selbst zum Werwolf werden, wenn er angefallen und gebissen werden sollte, sofern er es überlebt. Mit Silberkugeln kann man die Werwesen töten, auch wieder ein Teil der Legende, aber wie so vieles ist alles nur eine Frage der Interpretation.

Kelley Armstrong hat in „Nacht der Wölfin“ untypischer Weise eine Geschichte um eine Werwölfin erzählt. Ja, Sie haben richtig gelesen, eine Frau verwandelt sich bei Nacht in eine reißende Bestie! Doch es kommt noch besser Elena Michaels, eine junge attraktive Journalistin ist der einzige weibliche Werwolf auf Erden. Damit ist sie in vielerlei Hinsicht eine Attraktion.

Inhalt

Elena Michaels führt eigentlich ein ganz normales Leben. Sie ist jung, attraktiv und Journalistin, aber wie viele andere Frauen auch, hat sie ihr ganz persönliches Geheimnis. Sie ist ein Werwolf. Das war sie allerdings nicht immer, sie wurde infiziert, eigentlich ein Prozess bei der die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist grausam zu sterben. Doch Elena hat überlebt und wurde später in einem Rudel „Werwölfe“ aufgenommen. Ihr Freund Clayton den sie auf der Uni kennen- und liebengelernt hat, konnte seine wahre Natur nur schwerlich unterbinden, und so wird aus Liebe und Selbstsucht durch einen Biss in die Hand seiner Verlobte Elena zum Werwolf.

Geschockt und verwirrt kann Elena in ihrem neuen Körper als Werwolf nur mit der Hilfe des charismatischen Jeremy Danvers überleben. Jeremy ist der Anführer, dass Alpha-Tier des Rudels und agiert überlegt und besonnen, aber auch grausam und endgültig wenn er dazu gezwungen wird. Das Rudel lebt nach strengen Regeln und gehorcht den Gesetzen des Alpha-Wolfes nicht als Wolf unter Menschen aufzufallen, denn sonst wäre ihre ganze Spezies bald ausgerottet.

Es gibt Einzelgänger, genannt auch „Mutts“ die streunend und mordend ihren Jagdtrieb nachgehen und über die Strenge schlagen. Sollten diese die Warnung des Rudels ignorieren, so werden sie von Danvers Rudel aufgespürt und liquidiert. Diese Aufgabe wurde dann von Clayton und Elena übernommen, doch Elena sieht ihre erhoffte Zukunft in Scherben vor sich liegen und ihre damalige Liebe zu Clayton ist traumatisiert, schließlich hat er sie zu dem Monster gemacht, was manchmal aus ihr ausbricht.

Als Elena sich vom Rudel und auch damit von Clayton trennt um sich ein „normales“ Leben, weiß sie das es nicht einfach werden wird. Doch sie baut sich eine Existenz als Journalistin im kanadischen Toronto auf, weit ab von dem Rudel und ihrem früheren Leben. Ihre feste Beziehung zu dem Geschäftsmann Philipp sind aber nicht ohne Probleme, ihr nächtlichen „Ausflüge“ oder Spaziergänge, ihr innerstes Wesen belastet sie und ihre Liebe zum dem Mann. Diese Liebe ist eine ganze andere und sie hält an der Vorstellung fest, dass es zur Normalität werden wird.

Doch diese Träume und Hoffnungen werden erstmalig seit ihrem Weggang vom Rudel unterbrochen, denn dieses wird durch Morde an Menschen zuerst einmal indirekt bedroht.

Karl Marsten, ebenfalls ein Werwolf, ein „Mutt“ rebelliert gegen die Herrschaft Jeremys. Neidisch auf das Territorium Danvers ist Marsten jeder Weg recht, zunächst bleibt er aber im Hintergrund und schickt seine Anhänger ins Feld. Diese töten aber mit einer Wildheit und Brutalität zu, die selbst Clayton erschreckt und so möchte man diese Bedrohung möglichst schnell und effektiv beseitigen.

Marsten hat Trieb- und Serienkiller angeheuert, ihnen ein fast unsterbliches Leben geboten um diese auf Danvers Rudel zu hetzen. Marstens Plan scheint aufzugehen, schon werden die ersten Werwölfe des Rudels zum Opfer. Jeremy, Clayton und auch Elena müssen sich der Gefahr stellen um den Wahnsinn zu stoppen.

Besonders Elena ist das Ziel Marstens, denn sie als exotische und vor allem einzigartige Kreatur eines Werwolfs übt einen gewissen Reiz aus....

Gegen ihre Willen, aber um der lebensgefährlichen Notwendigkeit Willens muß sich Elena entscheiden, welchen Weg sie auch in Zukunft gehen möchte....

Kritik

Wie auch der Vampir gehört der Werwolf zu den klassischen, phantastischen Wesen in der Welt des Horrors. Aber wie sollte es auch anders sein, die Autorin Kelley Armstrong bedient sich zum Glück nicht alten erzählerischen Vorurteilen und das versetzt ihre Protagonisten in eine dynamische und spannende Handlung.

Auch wenn die Figur des Werwolfs nicht wirklich neu in der Literatur ist, so gibt Kelley Armstrong ihr doch ganz andere, sagen wir „mo(r)derne Fähigkeiten an die Hand. Vergessen wir als alles erstes mal die Verwundbarkeit durch Silberkugeln, die fällt sofort weg, dann auch die relative Unsterblichkeit oder die Verwandlung in einer romantischen Vollmondnacht.

In unserer schnelllebigen und modernen Zivilisation mit allen Kommunikationsmöglichkeiten, gibt es auch für Werwölfe genug Konfliktsituationen und Alltagsprobleme denen man sich stellen muss. Gerade diesen Part hat die Autorin wundervoll betrachtet und in das spannende Geschehen eingebaut.

Der moderne Werwolf von heute reißt nicht mehr seine Kleider vom Leib und rennt mordend durch die Straßen oder Wälder und verschafft sich so sein Abendessen. Im Gegenteil, ein harmonisches und ruhiges Essen in einem First-class-Restaurant nimmt man genauso gerne mit, wie einen schnittigen Sportwagen und wenn man schon Geld verdienen muß, warum nicht auch als Professor an der Universität.

„Nacht der Wölfin“ bedient sich klassischen wie auch neuen Mythen und Eigenarten und hebt sich ein wenig von der Masse ab. Spannend ist der Roman allemal, und auch der zynische Werwolfhumor ist nicht verkehrt, ansonsten geht es nach alter Manier schon mal recht blutig und brutal zu, aber wir lesen hier ja auch einen Werwolf-Roman.

Die Autorin lässt ihre Hauptfigur Elena Michaels sich ausleben. Ihre beiden Existenzen als Mensch und Wolf und ihre dabei entstehenden inneren Konflikt erzählt Kelley Armstrong sehr intensiv und nicht immer sind diese Charakterzüge die sich zeigen positiv. Emanzipation ist ja gut und schön, aber auch Elena kann nicht aus ihrer Haut und fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der biederen Normalität die sie sich so sehr wünscht und ihren Verlagen nach Clayton und ihrem alten Rudel, dass so etwas wie eine Familienbande für sie war.

Fazit

„Nacht der Wölfin“ ist der Auftakt eine Magischen Roman-Reihe rund um Fantastische Fabelgestalten. Erfrischend packend lässt sie ihre Werwölfe ihren wilden Trieben nachgehen und überrascht die Leser mit einer herrlich anderen Interpretation von Werwölfen.

Michael Sterzik




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