Donnerstag, 22. Oktober 2009

Drood - Dan Simmons


Drood – Dan Simmons

Die Werke des Englischen Schriftstellers Charles Dickens, gehören zu den wichtigsten Romanen der englischen Literatur. Titel wie: Oliver Twist; David Copperfield, oder die „Weihnachtsgeschichte“ wurden mehrfach erfolgreich verfilmt. Seine Figuren wie Scrooge, dem Waisenjungen Oliver Twist oder die Abenteuer des David Copperfield sind aus der literarischen Welt nicht mehr wegzudenken und deren Schicksale verzaubern und berühren noch immer viele Generationen von Lesern.

Am 9. Juni 1865 verunglückte der Tidel Train in Staplehurst. Das schwere Bahnunglück forderte zahllose Tote und Verletzte. Charles Dickes, einer der Fahrgäste, überlebte die Entgleisung des Zuges und den Sturz von der Brücke. Noch am Unfallort leistete Dickens erste Hilfe, doch auch wenn Dickens nur mit dem Schrecken davongekommen war, so durchlebte er dieses Unglück im Geiste immer wieder. Ein Trauma für den Rest seines Lebens.

Der amerikanische Autor Dan Simmons der mit seinem ebenfalls im Heyne Verlag erschienen Buch „Terror“ in dem er die abenteuerliche Suche nach der Nordwestpassage von John Franklin erzählte, war ein internationaler Bestseller, nun erzählt er in „Drood“ die Geschichte von Charles Dickens.

Inhalt

Als der berühmte Autor Charles Dickens bei einem schweren Bahnunglück am 9. Juni 1865 nur kanpp mit dem Leben davonkommt, ist das Beginn eines neuen Lebensabschnittes. Der bekannteste Schriftsteller seiner Zeit wird mit dem unmittelbaren Tod konfrontiert und fortan leidet er unter diesem tragischen Erlebnis. Noch am Unfallort, als er schwerstverletzte birgt und bei der Versorgung hilft, begegnet dem Autor ein Mann mit schwarzem Umhang und Zylinder. Eine imposante, aber auch mysteriöse dunkle Erscheinung die den Schriftsteller verängstigt, aber ebenso fasziniert.

Der unbekannte Mann stellt sich als „Drood“ vor und Dickens erlebt persönlich wie dieser am Ort des Unfalles zur elementaren Personifizierung des Todes wird. Die schiere unheimliche Aura umgibt Drood und Dickens erscheint diese Person als Botschafter des Todes.

Charles Dickens wird in seinen Träumen fortan von Drood verfolgt. Dickens entwickelt eine verhängnisvolle Leidenschaft in dem Versuch herauszufinden was es mit „Drood“ auf sich hat. Zusammen mit seinem literarischen Kollegen und Freund Wilkie Collins begibt sich Dickens in die dunklen Gassen des viktorianischen Londons und erlebt eine makabere Faszination für das ihm unbekannte, spirituelle.

Auf der Jagd nach dem geheimnisvollen Phantom finden die beiden etwas was sie nicht vermutet haben, ihre dunklen Seiten die sie in Opiumräuschen ausleben und deren Grenzen sie zwischen Alptraum und Realität nicht mehr unterscheiden können.....

Kritik

„Drood“ ist in erster Linie ein bodenständiger historischer Roman von Dan Simmons. Nach „Terror“ und seinem Erfolg ist die Erwartungshaltung der Leser sicherlich groß und Dan Simmons versteht es seine Geschichten mit hohem Niveau zu erzählen.

Der Leser wird keinesfalls den Roman „Terror“ mit „Drood“ vergleichen können. Zu unterschiedlich ist nicht nur das Thema, sondern auch vielmehr der Stil des Autors. Als Spannend ist „Drood“ nun wirklich nicht zu bezeichnen, der Autor vermischt zwar historische Fakten mit Fiktion doch erreicht er bei dem Leser nicht die packende Atmosphäre wie in seinem Vorgängerroman.

Dan Simmons konzentriert sich viel zu sehr auf die umfangreiche Charakterisierung seiner Protagonisten und nimmt damit der Geschichte seine Dynamik. Die Einleitung des Romans, dass schwere Zugunglück und das erstmalige Erscheinen von „Drood“ gehören schon zu den wenigen Höhepunkten in dem Roman. Überflüssige Passagen in denen das Leben von Charles Dickens und Collins bis ins kleinste Detail analysiert

und interpretiert werden, mildern das Lesevergnügen und wirken ungemein ernüchternd oder sagen wir schlicht – es wird langweilig. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass es sich fast beinahe um eine Biografie von Dickens handeln könnte.

Als Hauptfigur allerdings kommt Charles Dickens nicht positiv an. Dan Simmons hat den großen Schriftsteller als arroganten, unsympathischen Menschen dargestellt, der bei seinem Mitmenschen alles andere wie positiv im Gedächtnis geblieben ist. „Drood“ wird aus der Perspektive von Wilkie Collins erzählt, der immer im Schatten von Dickens lebt und arbeitet und der seinen Erfolg zwar nachvollziehen kann, aber das nur mit Neid- und Hassgefühlen.

Dan Simmons hat sich mit der Entstehung seines Romans „Drood“ viel vorgenommen. Wie schon gesagt, gewinnt der Leser schnell den Eindruck, dass es eine etwas längere Version einer Biografie sein könnte. Ebenso findet man in „Drood“ eine Geistergeschichte und phasenweise eine Dokumentation wieder. Der Autor hat dabei aber außer acht gelassen, dass sich der Leser dabei schnell verlieren könnte, denn einen wirklichen spannendes Konzept sucht man hier leider vergebens.

Nicht nur der Leser verliert hier den Überblick, auch die Protagonisten verlieren im Drogennebel der Opiumhöllen ihre Wahrnehmungen und ihre Intelligenz. Streckenweise gelingt es allerdings Dan Simmons sich wieder als faszinierender Erzähler zu profilieren. Das viktorianische London lässt der Autor vor den Augen des Lesers mit all seiner stinkenden und dunklen Präsenz aufleben. Inmitten der labyrinthischen Unterstadt, der Kanalisation in denen es von opiumsüchtigen Menschen bevölkert ist, beweist Simmons sein Talent der Erzählkunst.

Diese authentischen Abschnitte sind mit einem stilvollen, beklemmenden Gefühl das man entwickelt, erzählt, ähnlich grandios wie in Terror. So bildlich und düster stellt man sich eine Gruselgeschichte vor, so hätte es sein können und bleiben müssen.

Im Scheinwerferlicht der Handlung bleiben allerdings nur zwei Personen übrig – Dickens und Collins, der kümmerliche Rest von Protagonisten finden sich in der klassischen Rollenverteilung wieder, die das soziale Bild einer Gesellschaft um das Jahr 1865 in London gut widerspiegeln.

Fazit

In „Drood“ finden sich gleich mehrere Genres wieder. Als Historischer Roman konzipiert hätte dieser ebenso eine Biografie, eine Dokumentation oder Mystery-Roman sein können, wenn man allerdings alles erreichen möchte, und über einen schmalen Grat wandert, könnte man leicht in den Abgrund fallen. Und genau das ist leider bei „Drood“ passiert.

„Drood“ von Dan Simmons kann ich nicht empfehlen. Zu wenig inhaltliche Spannung ist in dem Roman zu finden, dafür viel zu viele kleinere Nebengeschichten rund um die Protagonisten, die mit der Person des geheimnisvollen „Drood“ als völlig überflüssig erscheinen.

Dan Simmons hat mit „Terror“ bewiesen das er ein großartiger Autor ist. Sein Stil, sein Talent für Sprache ist ausgesprochen ausgeprägt und er weiß durchaus wie man beim Leser Spannung erzeugen kann, doch hier, hat er sich anscheinend übernommen. „Drood“ ist ein Flickenteppich unterschiedlicher, stilistischer Genres, der mich leider nicht überzeugen konnte.

Michael Sterzik




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