Die Violine des Teufels (Joseph Gelinek)
Niccolò Paganini war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine Interpretation von Capraccio Nr. 24 ist legendär, nicht zuletzt durch seine eindrucksvolle und bisher nicht erreichte Spielweise, sondern auch durch seine hageres, fast schon dämonisches Aussehen. Sein Umgang mit der Violine ist unerreicht, und man sagte ihm nach, er hätte ein Pakt mit dem Teufel geschlossen, denn nur so könnte Paganini derartig schnell und perfekt spielen.
Doch auch seine Instrumente sind berühmt, besonders die Violine von Stradivari, eine von insgesamt sieben aus seiner persönlichen Sammlung. Deren Klang ist einzigartig, dass viele Künstler sagen, der Klang sei wie eine Kerze, aufflackernd, hell und sinnlich. Über die Akustik, dem Klangkörper der Violine und der Herstellung ranken sich einige Legenden. Zweifelsfrei allerdings gehört eine Stradivari zu den besten der Violinen auf der ganzen Welt.
Joseph Gelinek lässt in seinem neuesten Musikthriller „Die Violine des Teufels“ eine Stradivari töten, zumindest bringt diese Geige Unglück über die Besitzer. Ein Fluch, oder morden Menschen um diese berühmte Geige in ihrem Besitz zu nehmen?!
Inhalt
Inspector Raul Perdomo besucht mit seinem dreizehnjährigen Sohn Georgio, der ein begabter Geigenspieler ist, dass Konzert von Ane Larrazabal, einer der bedeutendsten Geigensolisten des Landes und zugleich einer der renommiertesten Musikerinnen der Welt. Heute Abend findet ein Konzert der berühmten Solistin im Auditorio Nacional im schönen Madrid. Es ist das erste Mal das Vater und Sohn gemeinsam ein Konzert besuchen und schon auf der Fahrt erklärt Georgio seinem Vater den Ablauf des Konzertes und wie man sich als Zuschauer und Hörer im Publikum zu verhalten hat.
Schon im ersten Teil des Konzertes ist das Publikum begeistert und auch Perdomo und sein Sohn lassen sich von der Musik bezaubern. Nach der Pause allerdings betritt der Direktor der Veranstaltung die Bühne und verkündet, dass der zweite Teil des Konzertes nicht stattfinden kann. Falls sich ein Angehöriger der Polizei unter den Zuschauern befinden sollte, so sollte dieser sich bitte umgehend zu den nahegelegenen Garderoben begeben.
Perdomos erste Vermutung, dass die Stradivari von Ane Larrazabals gestohlen worden ist, bewahrheitet sich leider nicht. Die berühmte Solistin wurde ermordet aufgefunden, stranguliert und auf ihrer Brust mit Blut geschriebene arabische Schriftzeichen. Aber auch ihre berühmte Stradivari mit dem einzigartigen Teufelskopf ist unauffindbar. Musste die junge Musikerin deswegen ihr Leben lassen?!
In den nachfolgenden Ermittlungen wird klar, dass das Motiv des Mordes nur der Raub der sehr wertvollen und berühmten Stradivari sein kann. Gerüchte über einen Fluch der über die Geige gesprochen wurde, machen die Runde. Auch Perdomo der überaus skeptisch ist, recherchiert und trifft dabei auf Unfälle und Selbstmorde die alle mit dieser Geige von Stradivari zu tun haben...
Kritik
„Die Violine des Teufels“ von Joseph Gelink ist ein Musikthriller der sich ganz klar von seinen Verwandten abhebt. Im Grunde geht es hier um den vorliegenden Roman nur um die Musik selbst. Angefangen über den Besuch des Konzertes bei dem Perdomo schon eine klassische, theoretische Unterweisung durch seinen Sohn bekommt, oder bis hin zu einem Besuch in die Vergangenheit in der man Paganini in seinen letzten Atemzügen begleitet, ganz gleich wo – es ist Musik im Spiel.
Spannung wird hier über große Längen nicht erzeugt, der Autor findet viel mehr Gefallen daran sich mit der Stradivari, den Musikern oder überhaupt über die dramatischen Details der Musikgeschichte auseinanderzusetzen, als daran zu arbeiten den Spannungsbogen zu steigern.
Es gibt zwar kleinere Nebengeschichten wie z.B. das Verhältnis zwischen Perdomo und seinem Sohn Georgio, doch all dies wirkt auf einen evtl. unmusikalischen Leser eher langweilig.
Der Roman „Die Violine des Teufels“ ist einzig und alleine für Musikliebhaber geschrieben, und hier vor allem für diejenigen die den Klang, die Musik einer Violine lieben.
Die Figuren des Romans sind stupide und eindimensional beschrieben. Einzig und alleine Paganini selbst, der in einigen Kapitel auftritt, verleiht dem Roman das nötige interessante etwas. Hätte der Autor seinen Roman in der Vergangenheit spielen lassen, z.B. mit Paganini und Stradivari, vielleicht in einer Kulisse mit Rom, Mailand, Paris oder London, wäre der Roman um Dimensionen besser gewesen. Also ein musikalischer, historischer Thriller – ja – das wäre auch für die „klassischen“ Leser von spannungsgeladenen Thrillern etwas gewesen.
Zwar ist immer die Rede von einem Fluch, und einem Pakt mit dem Teufel, den außer Paganini evtl. auch die ermordete Solistin eingegangen ist, aber das bleibt auch schon das Einzige mystische Element. Auch hier war die Erwartungshaltung eine immens größere.
Fazit
Hier werden sich die Geister teilen: Einerseits ist der Roman sehr gut und vor allem überzeugend, weil man viel über Musik und überhaupt von Violinen erfährt, andererseits bleibt die Spannung völlig auf der Strecke.
Jeglicher Musikliebhaber der im Klang mit sich selbst und einer Violine den größten Gefallen findet, wird diesen Roman lieben. Viele andere, die noch kein klassisches Violinen Konzert oder eine musikalische Ausbildung haben, werden hier schnell die Lust am Lesen verlieren. Zu sehr steht die Musik hier im Fokus und verliert sich hier leider hoffnungslos.
Also nur zu empfehlen für Leser deren Musik ihr eigentliches Talent oder Interesse ist.
Autor:
„Joseph Gelinek“ ist das Pseudonym eines spanischen Musikwissenschaftlers und Bestsellerautors, der nah „Die 10. Symphonie“ nun seinen zweiten Roman vorlegt.
Der „echte“ Jospeh Gelinek (1758-1825) stammte aus Böhmen und war zu Mozarts und Beethovens Zeit ein begehrter Klavierlehrer und Hauspianist des Wiener Adels, der sich auch an eigenen Kompositionen versuchte. (Verlagsinfo)
Michael Sterzik
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