Der Schrei der Sirenen –
Philip Le Roy
Inhalt
Der letzte Samurai kämpft
gegen das ehrlose Verbrechen
In Paris wird die heimliche
Geliebte des Präsidenten entführt. In den darauffolgenden Tagen verschwinden
weitere junge Frauen auf allen Kontinenten. Profiler Nathan Love begibt sich
auf die Suche und stößt auf eine heiße Spur: Alle hatten die Herzen mächtiger
Männer erobert – Präsidenten, Bankdirektoren oder Minister – und so Einfluss
auf sie ausgeübt. Wer sind diese Frauen ohne erkennbare Vergangenheit oder
soziale Kontakte? Loves Ermittlungen führen ihn in die Schaltzentralen der
Macht, doch seine unbequemen Fragen stören, und er wird zur Zielscheibe aller...(Verlagsinfo)
Kritik
Nach dem Erfolg von „Phonex“
lässt der französische Autor Philip Le Roy seinen Profiler und Ermittler Nathan
Love in seinem zweiten Roman „Der Schrei der Sirenen“ wieder Abenteuer und
Gefahren (über)leben.
Eigentlich hat sich Nathan
gewünscht, innerlich seinen Frieden zu finden. Zu sehr verletzte ihn der
Verlust seiner Frau, die von einem Serienmörder dem er auf der Spur war,
getötet wurde.
Zurückgezogen, mehr wie ein
Eremit lebt und meditiert Nathan vor sich hin, bis er von Sylvie einer Beamtin
des Geheimdienstes Frankreich gebeten wird, ihr und damit der Regierung zu
helfen.
Mit diesen beiden
Charakteren beginnt ein Thriller, dessen Geschichte sich verselbstständigt und
von Kapitel zu Kapitel immer verwirrender wird. Die grundlegende Idee, dass
Frauen an der Seite von Staats- und Regierungschefs, die eigentliche Macht inne
haben, ist ein origineller Gedanke, doch warum baut der Autor diese Geschichte
so minutiös mysteriös aus, wenn es hier nicht mystisch vor sich geht?
In Phoenix war Natan Love
noch ein fassbarer und realistischer Protagonist. Zwar mit einer klassischen Backgroundstory,
die ihn manchmal übermächtig erschienen ließ, doch hier im zweiten vorliegenden
Band übertreibt es der Autor mit seinem Ego.
Nathan Love überlebt alles
und aufgrund seiner tief meditativen Trainingseinheiten, und seinem durch
Kampfkünste gestählten Körper überlebt der gern philosophische auftretende
Ermittler noch jede Gefahr. Gleich einer Katze mit sieben Leben, die benötigt
er hier auch, schießt, kämpft und liebt er sich durch unzählige Kapitel. Immer
auf der Jagd nach den Entführern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die
Geliebten der Staatschefs und anderen einflussreichen Männern vom Fleck weg
ohne Spuren zu hinterlassen, entführen. Die eigentliche Story nimmt ein
rasantes Tempo auf, doch leider steht hier nicht die Geschichte im Vordergrund,
sondern Nathan Love.
Wer Action erwartet wird
hier reichlich bedient doch der Spannungsbogen, der zwar eine stabile Größe
erreicht, bleibt dann irgendwo hängen und entwickelt sich kein Stück weiter. Im
Laufe der Geschehnisse verkommt die Geschichte zu einer brachialen
Schnitzeljagd über den Globus.
Von den Charakteren erfährt
man außer über Nathan Love nicht viel. Im Gegenteil sie sind einfach zu
eindimensional konzipiert. Wer „Böses“ tut, der ist und bleibt einfach „Böse“
und der gute Samurai dessen ethische und moralische Grundsätze felsenfest
sitzen, obsiegt den gemeinen Plänen.
Was fürchterlich nervt und
immer wieder ins Lächerliche übergeht, sind die philosophischen Gedanken und
Sprüche, die Nathan Love immer wieder, egal in welcher Situation und egal mit
welchem Charakter von sich gibt. Sicherlich mögen die asiatischen Kampfkünste
auch einen starken philosophischen Gedanken tragen, doch wenn diese zu einer
Art „Kalendersprüche“ missbraucht werden, klingt das nur noch abgedroschen und
fehl am Platze.
„Der Schrei der Sirenen“ ist
ein Actionthriller mit einer gewollten Botschaft die den Leser leider über
nicht erreicht. Spannung?! Ja, wer Spannung und Action sucht, wird hier
befriedigt, doch nach „Phoenix“ ist der zweite Band eine große Enttäuschung.
Weder überzeugt der Roman
über eine durchgehende durchdachte Geschichte, noch können die Charaktere ihr
wahres Potential zeigen. Eine spannende Atmosphäre kommt nur bedingt auf.
Schade, aber trotzdem, werde
ich zu einem eventuellen dritten Band greifen, sollte der Autor Nathan Love
noch einmal auf die Bühne bringen wollen.
„Der Schrei der Sirenen“ ist
zwar eigenständig zu lesen, doch zu empfehlen ist zu „Phoenix“ zu greifen.
Autor
Philip Le Roy wurde 1962 in
Toulouse geboren. Nach einem BWL-Studium arbeitete der begeisterte Cineast,
Kampfkünstler und Rockbassist u.a. in der Werbung und als Drehbuchautor. Für seinen
ersten Thriller „Phoenix“ wurde er mit dem renommierten französischen
Krimipreis „Grand Prix de Littèrature Policiere ausgezeichnet. Philipe Le Roy,
der in Frankreich mittlerweile Starruhm genießt, lebt in Vence. (Verlagsinfo)
Michael Sterzik
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