Montag, 21. Januar 2013

Die Grals-Trilogie - Bernard Cornwell

Der Wanderer - Bernard Cornwell  (Band 1)
Das Mittelalter fasziniert noch immer. Auf mittelalterlichen Märkten erwacht diese Epoche noch einmal zum Leben und jedermann fühlt sich beim Besuch solcher Feste in die Vergangenheit versetzt. Zwischen Marktständen, an denen die Kaufleute laut feilschend ihre Waren anpreisen, und defilierenden Rittern und Adligen bringt diese Vergangenheit eine romantische Atmosphäre hervor.


Doch das Mittelalter war durchaus düsterer, als romantisierte Vorstellungen es uns vorgaukeln wollen, aber auch vielschichtiger und geheimnisvoller. Besonders die Kriege und die Techniken sowie Taktiken sind uns oftmals als heroische Schlachtengemälde in Film und Fernsehen gezeigt worden. Erst in den letzten Jahren können die Archäologen und Geschichtsforscher mithilfe neuester Technik das frühere Leben aber auch die Kampftechniken analysieren und erforschen.


Im Hundertjährigen Krieg zwischen England und seinem langjährigen Erzfeind Frankreich war das Zeitalter des Rittertums in seinem Niedergang begriffen, das Mittelalter ging dem Ende entgegen und zur Renaissance über. Neue Waffen wie Kanonen, Armbrüste und nicht zuletzt der englische Langbogen forderten im Krieg ihren Tribut von den schwerfällig gepanzerten Rittern aus aller Welt.

Bernard Cornwell erzählt im ersten Teil seiner Trilogie Auf der Suche nach dem Heiligen Gral, "Der Bogenschütze", vom Verlauf dieses Hundertjährigen Krieges, der von 1337 bis 1453 andauerte.



Die Geschichte
Ostern 1342: Vier französische Schiffe überfallen das friedliche, abgelegene Dorf Hookton an der englischen Küste. Der Raubzug wird heimlich, aber mit brutaler Härte durchgeführt. Die Einwohner des Küstendorfes werden grausam niedergemetzelt, die Häuser geplündert und verbrannt. Angeführt werden die Soldaten von einem geheimnisvollen schwarzen Ritter, der sich Harlekin nennt. Sein Ziel sind nicht die dürftigen Geldwerte der Einwohner; zielgerichtet sucht und plündert er die Dorfkirche und stiehlt eine geheimnisvolle, alte Lanze. Diese soll dem heiligen Georg gehört haben - einem der Schutzheiligen - und über Gottes Kraft verfügen.
Auch der Pfarrer, der sein Gotteshaus schützen möchte, bezahlt mit seinem Leben. Sein Sohn Thomas von Hookton, einer der wenigen Überlebenden, kann fliehen und findet seinen Vater wenig später sterbend vor. Der alte Pfarrer vertraut Thomas an, dass er adligen Geblüts ist, und der Mann, der "Harlekin", der ihn niedergestochen hat, der Sohn seines eigenen Bruders ist. Seinen wahren Namen verheimlicht er aber vor seinem Sohn und nimmt ihm das Versprechen ab, die Lanze wiederzuholen und sein eigenes Schicksal zu bestimmen. 


Thomas, gerade 18 Jahre jung, geht als Bogenschütze in die Bretagne. Unter dem Befehl des Earl of Northhampton kämpft und tötet er im englischen Heer. Der Schrecken des Krieges lässt Thomas schnell erwachsen werden, und sein Geschick mit dem gefürchteten Langbogen macht ihn bald zu einem Krieger, dem man Respekt zollen muss. 

Die Gräuel des Krieges sind unaussprechlich. Aber nicht nur auf dem Schlachtfeld wird gekämpft, auch die französische Zivilbevölkerung wird attackiert; Felder und Bäume, Ernten und Dörfer gezielt vernichtet, die Bevölkerung ohne Erbarmen getötet - ein Zermürbungskrieg, der auf beiden Seiten unzählige Opfer fordern wird.

Thomas wird getrieben durch seinen Schwur und verfolgt nur das eine Ziel, den Tod seines Vaters zu rächen. In Frankreich entdeckt Thomas die Flagge der französischen Schiffe, die Hookton überfallen und vernichtet haben, und er kommt so dem Mörder seines Vater näher und damit der Vergangenheit seiner Familie.



Meine Meinung
Bernard Cornwell erzählt "Der Bogenschütze" in sehr abenteuerlicher Manier. Das Ende des Rittertums wird farbenprächtig und ausschweifend, aber auch sehr, sehr blutig und brutal dargestellt. Letztlich waren die Schlachten aber sicherlich noch brutaler, als es uns Cornwell berichten kann.


Die Ritter hatten den Distanzwaffen – Bogen oder Armbrust - nichts entgegenzusetzen. Mit dem Einsatz dieser Kriegswaffen waren die Tage des Rittertums gezählt. Selbst schwere Panzerung eines Ritters konnte von einem guten Pfeil, der gezielt abgeschossen wurde, durchschlagen werden. Der ritterliche Zweikampf fand meist nur noch auf den Turnierplätzen in ganz Europa statt. Der Krieg war seit dem Einsatz der Fernwaffen nur noch ein wildes Gemetzel. Genau dieser Szenerie beschreibt der Autor recht eindrucksvoll und geschichtlich einwandfrei recherchiert.
Es bleibt wenig übrig von Ritterlichkeit, Höflichkeit oder Tapferkeit. Bernard Cornwell schreibt über Brutalität, Rach- und Mordlust. Über das Leben im späten Mittelalter erfährt der Leser hingegen nur sehr wenig. Primär geht es in diesem Roman um das Schicksal des jungen Bogenschützen Thomas, der in den verschiedenen Schlachten zu überleben versucht, um seiner Identität nachzuspüren. 


Schockierende Grausamkeiten auf dem Schlachtfeld aus der Sicht eines englischen Bogenschütze bilden im Wesentlichen die Grundlage dieses Abenteuerromans. Dem historischen interessierten Leser wird eine völlig neue Sicht des Mittelalters geschildert – Strategie, Taktik, Waffentechnik und Ausrüstung werden detailliert vor ihm ausgebreitet.
Hervorragend und spannend erzählt, entführt Cornwell den Leser in die Zeit dieses mehr als hundert Jahre andauernden Krieges.

Die Hauptfigur Thomas von Hookton wird in ihrer Unreife und inneren Zerrissenheit behutsam in die Geschichte eingeführt, so dass der Charakter sich wohl erst in den beiden späteren Romanen wirklich entwickeln kann. Manchmal fand ich diese Darstellung zu eindimensional, mit viel zu wenig Potenzial erzählt. Auch die weiblichen Charaktere sind nicht sonderlich gut der Geschichte eingepasst und fast schon klischeehaft in Szene gesetzt.


Bernard Cornwells Erzählung selbst birgt auch leider keine unterhaltsame oder geschickte Wendung. Bedauerlicherweise mangelt es hieran und die Geschichte wirkt daher sehr vorhersehbar. "Der Bogenschütze" ist dennoch informativ und gut erzählt, ein unterhaltsamer historischer Roman, den ich gern gelesen habe und der mir eine militärische Sichtweise des Hundertjährigen Kriegs zwischen England und Frankreich vermitteln konnte.

Im Nachwort spricht Cornwell zwar die historische Genauigkeit des Romans an, aber vermisst habe ich dennoch ein Personenregister, aus dem man entnehmen könnte, welche Person nun wirklich lebte und wirkte, sowie eine Land- bzw. Regionskarte, um die Schlachten und deren Verlauf greifbarer werden zu lassen.



Der Autor


Bernard Cornwell wurde in London geboren. Aufgewachsen in Wessex, arbeitete er viele Jahre für den Fernsehsender BBC. 1980 folgte Bernard Cornwell seiner Frau in die USA und begann, Romane zu schreiben. Seine historischen Abenteuerromane sind weltweit sehr erfolgreich und erreichen immer wieder die oberen Plätze der internationalen Bestsellerlisten. Er lebt auf Cape Cod in Massachusetts, USA.



Der Wanderer - Bernard Cornwell (Band 2.) 


Der Hunderjährige Krieg zwischen England und Frankreich forderte viele Opfer. Auf beiden Seiten wurde ein Zermürbungskrieg mit unvorstellbarer Brutalität geführt, und Opfer waren nicht nur die Soldaten und Ritter, sondern vielmehr die zivile Bevölkerung, die in wenigen Augenblicken alles verlor, oftmals das Leben selbst. 



Der größte Truppenanteil des englischen Heeres kämpfte in Frankreich gleich an verschiedenen Fronten, in der Bretagne, der Normandie und natürlich wurde auch daran gedacht, Paris zu belagern. Diese vermeintliche Schwächung des englischen Königreiches brachte beim schottischen König David II. den Plan hervor, England zu überfallen, um mehrere große und einflussreiche Städte zu plündern und zu erobern. Dies geschah nicht zuletzt auf das Drängen der Franzosen. 



Doch diese Schlacht hatte für die Schotten einen katastrophalen Ausgang; durch die hervorragenden Bogenschützen aus England wurde das schottische Heer vernichtet und selbst ihr König und Anführer David II. geriet in Gefangenschaft. Die einzige Möglichkeit, sich dieser unerfreulichen Lage wieder zu entziehen, war eine Lösegeldzahlung des schottischen Adels, und diese war gewaltig für die damalige Epoche. Außerdem mussten bei solchen Verhandlungen im Austausch Geiseln gestellt und eine "Ratenzahlung" vereinbart werden. Das Absurd-tragische an dieser Begebenheit war aber: Als für den König das Lösegeld aufgebracht wurde, stand zu diesem Zeitpunkt Schottland im Krieg an der Seite Englands. Die Fronten wurden also 
gewechselt. 



Das ist nur eine Nebengeschichte des Fortsetzungsromans von "Der Bogenschütze". Im zweiten Roman "Der Wanderer" aus dieser Trilogie von Bernard Cornwell geht es wieder um die Suche nach dem Heiligen Gral und die Identität des Thomas von Hookton, der noch immer seine Vergangenheit und die seiner Familie erforscht. 




Die Geschichte



1346: Inmitten des Hundertjährigen Krieges zwischen den Königreichen England und Frankreich kämpft Thomas von Hookton noch immer als Bogenschütze auf der Seite des englischen Königshauses. Die Jahre des Krieges haben ihn geformt und seelisch altern lassen. Der Krieg ist ein sehr guter Lehrmeister, wenn es darum geht, Mord, Vergewaltigung und Plünderung als legitim und rechtens anzuwenden. Die Erlebnisse sind nicht spurlos an dem jungen Mann vorübergegangen.



Inzwischen hat auch der englische König davon gehört, dass der legendäre Gral irgendwo in greifbarer Nähe liegen muss, und natürlich will er sich die Reliquie für seinen Feldzug nutzbar machen. Auch der Erzfeind und Vetter von Thomas, der schwarz gekleidete und gerüstete Ritter mit dem Namen "Harlekin", sucht nach dem Heiligen Gral und ebenso nach seiner eigenen Vergangenheit, denn seine Familie hat ihre Wurzeln im Glauben der Katharer, die Hüter des Grals waren und von der päpstlichen Macht vernichtet wurden.

Im Auftrage des Königs wird Thomas auf die Suche nach dem Heiligen Gral geschickt. Doch Thomas, den die Gräuel des Krieges nicht ruhen lassen, wird von Zweifeln geplagt. Kann ein Gott solche Grausamkeit auf dem Schlachtfeld akzeptieren? Und kann der Gral, wenn er tatsächlich existiert, dieser grausamen Welt Erlösung bringen? Als Sohn eines Priesters, aber auch als Bogenschütze existiert er zwischen den Glaubenswelten. 



Thomas weiß, dass sein Vater der älteste Sohn des Grafen von Astarac war und seine Familie als die Hüter des Grals galt, bis sie dem Glauben der Katharer abschworen. Seine Zweifel beginnen zu verschwinden, als er sich den persönlichen Aufzeichnungen seines Vaters widmet, doch eine unheilvolle Begegnung mit der päpstlichen Inquisition und durch Folter erpressten Geheimnissen lässt Thomas wieder an Gott und dem Gral zweifeln.


Genesen und von Rachsucht geplagt, trifft er seinen Vetter, den Harlekin, auf dem Schlachtfeld wieder und dieser bittet Thomas darum, sich ihm anzuschließen, um gemeinsam der Welt den Gral und mit diesem Frieden und Freiheit zu bringen ...




Meine Meinung



"Der Wanderer" ist solide recherchiert, stützt sich aber hauptsächlich wie sein Vorgänger auf die Techniken, Strategien und Taktiken des Krieges zur damaligen Zeit. Das bunte Leben und Treiben der spätmittelalterlichen Bevölkerung findet leider kaum die Beachtung des Autors. Dadurch wirkt die Story nicht unbedingt ganzheitlich ansprechend und die Wirrungen und Irrungen der Protagonisten allein konnten die Erzählung nicht bereichern. Einzig und alleine der Lebenslauf des Hauptcharakters Thomas von Hookton wurde erzählerisch umfassend ausgearbeitet.

Seine Zweifel und Gewissenskonflikte retten den zweiten Teil der Gralstrilogie über seine Längen hinweg und lassen den Leser mit der dürftigen und auch wieder zu vorhersehbaren Handlung fiebern.

Eher unglaubwürdig und ein wenig verwirrend sind die anderen Charaktere beschrieben, die sich wohl nicht entschließen können, auf welcher Seite sie denn jetzt kämpfen sollen und wollen. Immer dem eigenen Vorteil als Ziel folgend, sind diese Nebenfiguren leider nur Schemen.

Bernard Cornwell hätte sich viel mehr auf historische Persönlichkeiten stützen sollen, anstatt sein ganzes literarisches Talent auf die Figuren des Thomas von Hookton und den "Harlekin" zu konzentrieren. 



Auf historischer Ebene hat mich "Der Wanderer" enttäuscht. Ich hätte gerne mehr vom Glauben der Katharer erfahren, mehr über die politischen Interessen der Kontrahenten Frankreich und England gelesen. Das bleibt Cornwell leider seinen Lesern schuldig, und selbst im Nachwort konzentriert er sich nur auf den Verlauf der Schlachten und auf Waffentechnik und Taktik. Auch die Inquisition und ihre brutalen Methoden bleiben nebulös und werden schlechthin als die "Bösen" dargestellt.

"Der Wanderer" soll ebenso wie sein Vorgänger dem Anspruch gerecht werden, ein historischer Roman zu sein.

Diese beiden Romane sind jedoch zweifelsfrei zu abenteuerlich, um in dieses Genre eingeordnet werden zu können. Wer aber eine blutige und brutale Handlung in allen Details lesen möchte, dem seien "Der Bogenschütze" und "Der Wanderer" empfohlen. Interessierte Leser, die ihre Motivation eher im gesellschaftlichen und politischen Leben des ausgehenden Mittelalters suchen, wird die Erzählung rund um den Hundertjährigen Krieg dagegen schnell langweilen. 



Der Erzfeind - Bernard Cornwell  (Band 3.)

In der ersten Phase des Hundertjährigen Krieges der beiden Kontrahenten England und Frankreich und nach verlustreichen Schlachten auf beiden Seiten war es das primäre Ziel von König Eduard III., die großen und bedeutungsvollen Städte der Franzosen anzugreifen, um sie entweder zu vernichten oder zu erobern. 



1346. Nach der Schlacht und dem Sieg des englischen Heeres bei Crècy begann im gleichen Monat noch die Belagerung der Hafenstadt Calais. Nach elfmonatiger Belagerung versuchte das französische Heer mit einem Entsatzangriff, die Stadt zu retten. Vergeblich, der Angriff wurde abgewendet und das Schicksal der Stadt war scheinbar besiegelt. Eine Plünderung und Brandschatzung hätte Calais vernichtet; das wussten auch die wichtigsten Ratsherren der Stadt und beschlossen, vor dem englischen König zu kapitulieren. 



Eduard stellte allerdings eine Bedingung: Die sechs wichtigsten und vornehmsten Bürger sollten in einem Büßerhemd und mit einem Strick um den Hals vor ihn treten und ihm den Schlüssel der Stadt persönlich übergeben. Die Königin setzte sich für die sechs Geiseln ein und bat ihren Mann um Nachsicht, denn dieser hätte wohl ansonsten ein Exempel statuiert; die sechs Geiseln wurden freigelassen. 

Diese Belagerung der Stadt Calais bildet den Prolog des dritten und letzten Romans "Der Erzfeind" zu Bernard Cornwells Trilogie Auf der Suche nach dem Heiligen Gral. 




Die Geschichte



Die elfmonatige Belagerung von Calais geht zu Gunsten des englischen Königs aus. Nach schier endlosen Schlachten und großen Opfern auf beiden Seiten wird nun ein Waffenstillstand vereinbart. 

Diesen brüchigen kleinen Frieden soll der junge Bogenschütze Thomas von Hookton ausnutzen und weiter sein Ziel verfolgen - die Suche nach dem Heiligen Gral. Sein Weg führt ihn in die Gascogne, zu der ehemals kleinen Grafschaft Astarac seiner Familie. Das Schloss seiner Vorfahren existiert noch, und der Sage nach soll man hier zuletzt den Heiligen Gral gesehen haben. In diese Gegend kommt auch sein Vetter und Erzfeind Guy Vexille, der dem katharischen Glauben abgeschworen und sich selbst auf der Suche nach dem Gral gemacht hat, diesmal für die Heilige Römische Kirche.

Eine Konfrontation zwischen Thomas und dem Mörder seines Vaters ist unausweichlich.

Als Thomas mit seinen Freunden und Vertrauten den Sitz seiner Familie erreicht und erobert, findet er in dem Verlies einer junge Frau, die der Ketzerei beschuldigt wird. Auf Befehl der Kirche soll sie den reinigenden Flammen übergeben werden. Doch Thomas, nun Herrscher über die Burg und das Land, erbarmt sich ihrer und rettet sie vor dem qualvollen Tod. 

Durch diesen Entschluss macht sich Thomas gerade unter seinem ersten Kommando über eine Abteilung von englischen Bogenschütze in seinen eigenen Reihen Feinde. Viele seiner eigenen Männer sind gottesfürchtig, und aus Angst vor dem Höllenfeuer und ewiger Verdammnis sind sie nicht einverstanden mit der Entscheidung ihres Anführers. Selbst die engsten Freunde von Thomas sind seiner Entscheidung gegenüber skeptisch und wenden sich von ihm ab. 



Thomas kann sie zwar durch stichhaltige Argumentationen zum Bleiben bewegen, aber die Lage eskaliert, als der Bischof Thomas exkommuniziert. Thomas muss fliehen und ist zusammen mit der Ketzerin, die er lieben gelernt hat, in Feindesland auf sich selbst gestellt. 

Gehetzt von Räubern, die sich das Kopfgeld für einen englischen Bogenschützen verdienen wollen, verraten von seinen eigenen Freunden und verfolgt von seinem Vetter, dem schwarzen Ritter Guy Vexille, den man auch überall als „Harlekin“ fürchtet und kennt, bleibt ihn nur die direkte Konfrontation ...




Mein Eindruck



"Der Erzfeind" von Bernard Cornwell bildet den Abschluss der Gralstrilogie. Anders als in den ersten beiden Teilen "Der Bogenschütze" und "Der Wanderer" ist dieser Roman fast rein fiktiv und stützt sich nur im Prolog – die Schlacht um Calais – und am Ende – der Ausbruch der Pest – auf historische Ereignisse. Der überwiegende Teil der handelnden Personen, Orte und Ereignisse ist frei vom Autor erfunden.

Zwar bediente sich Bernard Cornwell des Hundertjährigen Krieges als Schauplatz seiner Geschichte, aber enttäuschend ist es dennoch, dass die Geschichte viel zu abenteuerlich und keinesfalls glaubwürdig erscheint.

Bernard Cornwell bedient sich eines modernen erzählerischen Stils, und die Umgangssprache seiner Charaktere bildet hier auch keine Ausnahme. Wie schon in den beiden vorherigen Romanen, wird hier schnell und brutal gemordet, gefoltert, verraten und geliebt. Alles schnell hintereinander, ohne wirklich einen tieferen Sinn für die Geschichte übrig zu haben. "Der Erzfeind" basiert eigentlich viel mehr auf der Darstellung von brutalen Schlachten und Toden einem von Dialogen getragenen Stil. 



Auch die Story ist dermaßen unglaubwürdig und vorhersehbar, dass ich mich fragen muss, ob der Autor nicht unter Zeitdruck stand. Verrat und gebrochene Eide, eine Kirche, die zumeist als böse dargestellt wird, ein Glaube, der zu diesem Zeitpunkt eigentlich überhaupt keine Rolle mehr spielen dürfte, und ein Held, der es immer wieder schafft zu überleben und meiner Meinung nach völlig unzulänglich charakterisiert ist - das kann mich nicht davon überzeugen, diese Trilogie wirklich zu empfehlen. 



Weniger Schlachten, weniger Gemetzel und viel mehr inhaltliche Dialoge hätten dieser Serie gut getan. Natürlich hat die literarische Welle um Geheimnisse und Verschwörungen im Zusammenhang mit der Kirche Hochkonjunktur, und jeder Schriftsteller möchte sicherlich an diesem Erfolg teilhaben, doch muss ich sagen, dass es in dieser Richtung inhaltlich dichtere Werke gibt.



Die Trilogie von Bernard Cornwell und nicht zuletzt "Der Erzfeind" ist für Liebhaber von Blut und Schlachten genau die richtige Lektüre. Wer aber wirklich einen gut recherchierten Roman aus dem historischen Genre lesen möchte, dem rate ich eher ab. So bleibt unterm Strich eine Reihe von Abenteuerromanen übrig, unterhaltsam und für den einen oder anderen spannend beschrieben, aber nicht mehr.

Michael Sterzik









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