Der zweite Roman um den Schweizer
Sicherheitschef Tom Winter, mit dem Titel „Korrosion“ ist im Verlag emons
veröffentlicht worden. Der schriftstellerische Vater dieser Reihe, Peter Beck hat einen
hochspannenden und knallharten Roman geschrieben deren originelle Handlung
überrascht.
Mit der Schweiz verbindet man natürlich neben
der köstlichen Schokolade, fein verarbeiteten Uhrwerken und einer beispiellosen
Pünktlichkeit, natürlich auch das sprichwörtliche, fast schon heilige Bankgeheimnis.
Als eine millionenschwere, in Einsamkeit
lebende, ältere Frau ermordet aufgefunden wird, obliegt es dem Sicherheitschef
der Schweizer Privatbank Tom Winter, die Erben zu finden. Eigentlich eine ganz
einfache Aufgabe – doch mit der Aufforderung der verstorbenen, dass das
Testament nur eröffnet werden kann, wenn der Mörder ihres zweiten Ehemanns
gefunden wird, fangen die Schwierigkeiten erst an. Die verstorbene, alte Dame
war sich sicher, dass eines ihrer drei Kinder dafür verantwortlich ist.
Tom Winter begibt sich auf die Suche nach den
drei potenziellen Erben und stößt dabei auf dunkle Familiengeheimnisse und
einer noch nicht vollendeten Rache, die ihn unmittelbar gleich mehrmals in
Lebensgefahr bringt.
Peter Beck ist es brillant gelungen, einen
originellen Ermittler zu erschaffen. Kein gescheiterter Antiheld, kein
versoffener, runtergekommener Charakter mit einem langen Vorstrafenregister
oder ein Ex-Agent auf der Suche nach Vergebung und dem Vergessen. Tom Winter
ist ein solider und wortkarger Ex-Polizist, den man wahrscheinlich auf dem
ersten Blick unterschätzen mag, aber da bekanntlich ruhige Gewässer tief
sind, so sind die Talente des
Sicherheitschefs beeindruckend.
Analytisch, vorsichtig agierend, intelligent
und auch mal zupackend, wenn es die Situation erfordert, versteht er sich
durchzusetzen.
Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt
– einmal natürlich aus der von Tom Winter, der bei der Suche nach den drei
Töchtern einiges aufdeckt, zum Beispiel einen Bäcker, der seinem Ofen etwas zu
nahe gekommen ist und diese Hänsel und Gretel Geschichte ist nicht wirklich für
ein Märchen geeignet.
Der andere Strang wird aus der Perspektive
eines sudanesischen Flüchtlings erzählt, der unter Lebensgefahr das Paradies
Europa zum Ziel hat. Bis fast zum Schluss bleibt dieser Part für eine Erklärung
im Schatten der Hauptstory. Doch diese Nebengeschichte geht unter die Haut, da
der Autor, dass aktuelle Thema Flüchtlinge eindrucksvoll und sehr sensibel
schildert. Für uns behütete Europäer sind
diese Einzelschicksale leider allzu fern. Bürgerkriege, Gewalt, die Mühen und
Versprechungen einer Flucht in ein Land, das Frieden verspricht, die Hoffnungen
und Ängste, dass scheitern und wieder aufstehen, all das erzählt Peter Peck
brutal realistisch.
Überhaupt ist die ganze Geschichte keinesfalls
abwegig und inhaltlich überladen. Kompakt, stilsicher und außerordentlich
spannend ist dieser Roman fein konzipiert. Zum Ende hin gibt es einige
Wendungen, die überraschen dürften und auch wer Action erwartet, kommt hier auf
seine Kosten.
Neben den besagten Hauptfiguren, gibt es noch
ein paar wichtige Nebencharaktere, die sehr gut in das Geschehen eingewebt
sind. Gerade diese Szenen sind mit interessanten Dialogen und auch Wortwitz
kombiniert, die überzeugen. Einige dieser Charaktere wird man hoffentlich in
den nächsten Bänden wiederfinden. Mit Blick aufs Detail sind die Charaktere
feinfühlig und vor allem tiefsinnig beschrieben.
Viel an Kritik gibt es nicht. Von der
Vergangenheit Tom Winters erfährt man nicht viel, vermisst es allerdings auch
zu keinem Zeitpunkt. Die beiden Erzählstränge hätten ggf. früher kombiniert
werden können, aber auch das ist gemessen an der Spannung, nicht unbedingt von
belang.
Einzig und allein, diesen Vergleich sehe ich
überhaupt nicht - „Peter Beck, Europas
Antwort auf John Grisham“ ein Gleichnis, das hinkt und überhaupt nichts an
Wahrheit innehat. „Korrosion“ ist kein Justizthriller, sondern einfach ein
genial harter Thriller, der sich perfekt in die großartigen Thriller der letzten
Jahre einordnet und keinen Vergleich scheuen darf.
„Korrosion“ von Peter Beck ist ebenfalls eine
Einladung für Drehbuchautoren, die auf der Suche nach einem Pageturner fürs
Fernsehen sind. Die Schauplätze sind außerordentlich gut gewählt, die Thematik
rund um die Flüchtlinge hochaktuell. Der eigenwillige Charakter Tom Winters,
könnte auf kurz oder lang eine Kultfigur werden.
Ich freue mich auf die nächsten Bände, die
hoffentlich nicht lange auf sich warten lassen.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen