Der vorliegende historische
Roman des Münchner Autors Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter und der Rat der
Zwölf, ist der siebte Teil um die Henkersfamilie Kuisl und dem inzwischen zum
Arzt ernannten Simon Fronwieser.
Autor Oliver Pötzsch
verlagert die Handlung, in seinem neuem historischen Krimi, von dem heimischen
Schongau, in die aufsteigende Großstadt München. Der Beruf des Henkers ist
stigmatisiert und die gesamte Familie ist sozial ausgegrenzt. Als unehrlicher
Beruf hat es der städtische Henker oftmals schwer seine Kinder außerhalb dieses
gewaltsamen Berufes, zu verheiraten. Meist heiraten die Kinder in anderen
Henkersfamilien ein – so entstehen über Jahrzehnte und Jahrhunderte wahre Dynastien.
Besonders regional gesehen – Die Familien kennen sich untereinander, sind ggf.
organisiert und sprechen sich bestimmt auch über Methoden des Tötens und
Folterns ab, doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass hier auch über Medizin,
Heilungsmethoden und Medikamente gesprochen wird. Tod und Leben gehen hier
oftmals Hand in Hand, und auch die Bürger wissen, dass manchmal der
professionelle Mörder mehr von Medizin versteht, als der Arzt, oder Bader.
Im vorliegenden Roman wird
Jakob Kuisl in den Rat der Zwölf berufen. Nach langen Jahren eine Ehre, dieser
elitären Vereinigung von bayrischen Henkern anzugehören. Mitsamt seiner
Familie, und dem Schwiegersohn geht es nun nach München. Doch nicht nur der Rat
der Zwölf motiviert den alten Henker die beschwerliche Reise aufzunehmen, er
möchte auch seine jüngste Tochter möglichst gewinnbringend und vorteilhaft für
die junge Frau, unter die Haube bringen.
In München geschehen eine
ganze Reihe von brutalen Morden an jungen Frauen. Die Serie zieht sich
womöglich schon seit mindestens zwei Jahrzehenten durch die Stadt. Die
Handschrift und Darstellung der Opfer, lässt vermuten, dass nur ein Henker,
diese Morde begangen haben kann. Jakob Kuisl und Simon Fronwieser beginnen zu ermitteln
und der Täter beginnt erneut zu jagen.
Oliver Pötzsch hat gut daran
getan, den Fokus der Handlung nicht nur auf Jakob Kuisl und Simon Fronwieser zu
konzentrieren. Diesmal wird die Geschichte aus vielen Perspektiven der ganz
verschiedenen Familienangehörigen erzählt. Dadurch wird die Handlung sehr
abwechslungsreich und spannend geschildert. Der Perspektivwechsel ist gut, die
Handlung allerdings manchmal etwas zäh. Der Titel lässt Erwarten, das der Autor
dem Rat der Zwölf viel Aufmerksamkeit schenkt, das ist leider nicht so. Ja, die
Mitglieder des Rates werden vorgestellt, aber beteiligen sich zu wenig an den
Geschehnissen. Ebenfalls bleibt der Grund dieses unregelmäßigen Treffens, seine
Motive und Ergebnisse relativ offen. Darüber hätte ich als Leser gerne mehr
erfahren.
Die Atmosphäre der
Geschichte ist gut, hätte aber etwas düsterer ausfallen können. Ja der Tod, war
auch im späten Mittelalter durch Krankheiten, Hungersnöten und Verbrechen
allgegenwärtig, doch die gewaltsame Berufung eines Henkers wird hier wenig
thematisiert. Die Morde werden allerdings grauenhaft gut interpretiert.
Faszinierend genau sind aber
die Charaktere der Familie Kuisl konzipiert. Oliver Pötzsch lässt seine Figuren
älter, reifer, erfahrender und ja auch anfälliger werden. Da wir uns schon im
siebten Band befinden, hat die Familie Kuisl schon Verluste erlitten, aber auch
Zuwachs bekommen. Die Kinder werden älter und gehen ihre eigenen Wege, sie
gründen neue Familien mit noch mehr Herausforderungen und auch inneren
Konflikten. So eine stringente und durchdachte Konzeption ist auffällig und
großartig, passgenau in die Handlungen eingebaut.
Neben der eigentlichen
Kriminalgeschichte, befassen sich die Nebengeschichten mit vielerlei privaten,
schwierigen Situationen, kleineren und größeren und diese lassen die Familie in
den Romanen von Oliver Pötzsch wirklich authentisch und sympathisch leben und
lieben.
Fazit
Oliver Pötzsch ist sich
selbst treu und geht mit der Familie Kuisl seinen Weg weiter. Quer durch Bayern
lädt er seine Leser im Nachwort dazu ein, sich auf den Spuren der Kuisl zu
bewegen und erklärt sehr konstruktiv lehrreich, die Schauplätze seiner Romane.
„Die Henkerstochter und der
Rat der Zwölf“ ist ein starker, schnittiger Kriminalroman. Spannend, witzig und
manchmal rotnasig frech und munter. Klare Leseempfehlung, trotz kleinerer
Schwächen. Allerdings bleibe ich der Familie der Kuisl ein treuer Leser.
Michael Sterzik
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