Rom war in der Antike nicht nur der Mittelpunkt
der Welt, nicht nur eine Metropole der Macht, der Religion auf seinen sieben
Hügeln. Nicht nur das Zentrum des Senat und der römischen Kaiser, die über
Generationen einen großen Teil der Welt beherrschte.
Rom war das Licht und zugleich die tiefste Dunkelheit.
Der Epochenabschnitt der römischen Kaiserzeit ging von 27. V. Chr. bis 284 n.
Chr. Durch Augustus gab es eine Neuordnung des Staatswesens, die seine Macht
bestätigte und somit die Begründung der kaiserlichen Epoche war. Es folgten
kriegerische und ruhige Jahre – innerhalb Rom gab es schon immer traditionell
die Gefahr eines Bürgerkrieges und Roms Expansions- und Eroberungspolitik
vergrößerte natürlich das Reich, aber bot den inneren und äußeren Feinden Roms
eine immens große Angriffsfläche.
Man sagt: „Rom sei einer Hure“, dem ist auch
so. Nicht nur Roms Eroberungspolitik war brutal, sondern auch die innere
Politik war durchsetzt von Intrigen, Machtmissbrauch, Manipulation, Korruptheit
und einer gewissen zügellosen Dekadenz. Und vergessen wir nicht, dass die Kaiser,
oftmals größenwahnsinnig und völlig irre waren und willkürlich mordeten –
andererseits hingegen war diesen Herrschern ein kurzes Leben prognostiziert –
Gift, Klingen, plötzliche Unfälle versprachen keine exzellente Lebenserwartung.
Der spätere Kaiser Vespasian der nach seiner
militärischen Karriere, in die Politik ging konnte diese Konfrontationen nicht
immer aus dem Weg gehen. Aber als umgänglicher, besonnener und nicht zuletzt
intelligenter Mensch, überlebte er diverse Kaiser bevor er selbst das höchste
Amt antreten sollte.
Der neueste Band von Robert Fabbri: „Das Blut
des Bruders“ ist aufgeteilt in zwei Handlungssträngen: Der weiteren Eroberung
Britanniens und zurück in Rom um den Verrat an den amtierenden Kaiser Claudius
zu bekämpfen. Beide Handlungen verlangen viel von dem inzwischen erfahrenen
militärischen Anführer und den ersten Schritten als Politiker und bringen
Vespasian und seinen Bruder immer wieder in Lebensgefahr.
Robert Fabbri erzählt beide Passagen äußerst
spannen und informativ. Analysiert man die Handlung, hat sich wie auch in den
Vorgängerromanen, der Autor sehr gut an den historischen Quellen von Suetons
Biografie über Vespasian und Cassius Dios Geschichtswerk orientiert. Nichtsdestotrotz
verarbeitet der Autor aber auch fiktive Inhalte und kommt zu sprechen auf die
Kinder von Jesus von Nazareth, oder der naturgleichen Magie der britischen
Druiden, die ihre Sichel nicht nur dafür verwendeten Kräuter abzuschneiden. Ein
gewisser Okkultismus wird hier mit transportiert, wirkt aber auch nicht übermäßig
deplatziert. Trotzdem wird es den einen, oder anderen Leser ganz bestimmt
stören.
Der britische Autor, der in London und Berlin
wohnt, vermittelt aber nicht nur einen hochspannenden Action-und Politthriller,
sondern positioniert ganz selbstverständlich viele wichtige und interessante
Details in der Handlung, z.B. Gesetze, Senat, festliche Spiele, familiäre
Verhältnisse, soziale Strukturen, Umgang mit Sklaven usw.
Selten habe ich solche Details gesichert in die
Handlung eingebaut gesehen. Großartig.
Die beiden Erzählstränge sind überaus spannend
– und methodisch zeigt der Autor, wie gefährlich es am Hofe des Kaisers
zugegangen sein muss – eine Gratwanderung auf einem mörderischen Vulkan, der
alles – auch die eigene Familie zerstören kann.
Rom Politik war nicht nur durch
Senatsmitglieder, Konsuln, oder Militärischen Angehörigen durchsetzt. Die
Waffen einer Frau konnten ebenso schnell und brutal töten, wie ein römisches
Kurzschwert. Ein geflüstertes Wort, eine Lüge, eine Intrige, eine Manipulation
und man(n) konnte beim Kaiser in Ungnade fallen. Das Produkt dessen war dann
der Suizid, die Exekution, oder wenn man viel Glück hatte – die Verbannung.
Der Verrat von Claudius Frau – Messalina spielt
im zweiten Teil des vorliegenden Titels die größte Rolle und zeigt ähnlich wie
bei den Vorgängern des Kaisers auf, wie menschenverachtend Roms Politik gewesen
sein mag.
„Das Blut des Bruders“ ist der fünfte Band um
„Vespasian“. Er wirkt überzeugend – aber trotzdem sollte Robert Fabbri in den
nächsten Bänden Abstand von gewissen, fragwürdigen und phantastischen Elementen
nehmen. Sicherlich gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns mit
unserer heutigen Wissenschaft nicht erklären können, aber „Magie“ und
„Okkultismus“ haben in dieser Reihe, in diesem Kontext nichts zu suchen.
Fazit
„Vespasian – Das Blut des Bruders“ ist
insgesamt gut – nicht der beste Band der Reihe, aber überzeugt durch seine
Spannung. „Blut ist dicker wie Wasser“ also auch schon im alten Rom. Die Reihe
ist mit einer der besten, die die römische Epoche aufleben lassen möchten.
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen