Donnerstag, 4. Juli 2019

Vespasian - Das Blut des Bruders - Robert Fabbri


Rom war in der Antike nicht nur der Mittelpunkt der Welt, nicht nur eine Metropole der Macht, der Religion auf seinen sieben Hügeln. Nicht nur das Zentrum des Senat und der römischen Kaiser, die über Generationen einen großen Teil der Welt beherrschte.

Rom war das Licht und zugleich die tiefste Dunkelheit. Der Epochenabschnitt der römischen Kaiserzeit ging von 27. V. Chr. bis 284 n. Chr. Durch Augustus gab es eine Neuordnung des Staatswesens, die seine Macht bestätigte und somit die Begründung der kaiserlichen Epoche war. Es folgten kriegerische und ruhige Jahre – innerhalb Rom gab es schon immer traditionell die Gefahr eines Bürgerkrieges und Roms Expansions- und Eroberungspolitik vergrößerte natürlich das Reich, aber bot den inneren und äußeren Feinden Roms eine immens große Angriffsfläche.

Man sagt: „Rom sei einer Hure“, dem ist auch so. Nicht nur Roms Eroberungspolitik war brutal, sondern auch die innere Politik war durchsetzt von Intrigen, Machtmissbrauch, Manipulation, Korruptheit und einer gewissen zügellosen Dekadenz. Und vergessen wir nicht, dass die Kaiser, oftmals größenwahnsinnig und völlig irre waren und willkürlich mordeten – andererseits hingegen war diesen Herrschern ein kurzes Leben prognostiziert – Gift, Klingen, plötzliche Unfälle versprachen keine exzellente Lebenserwartung.

Der spätere Kaiser Vespasian der nach seiner militärischen Karriere, in die Politik ging konnte diese Konfrontationen nicht immer aus dem Weg gehen. Aber als umgänglicher, besonnener und nicht zuletzt intelligenter Mensch, überlebte er diverse Kaiser bevor er selbst das höchste Amt antreten sollte.

Der neueste Band von Robert Fabbri: „Das Blut des Bruders“ ist aufgeteilt in zwei Handlungssträngen: Der weiteren Eroberung Britanniens und zurück in Rom um den Verrat an den amtierenden Kaiser Claudius zu bekämpfen. Beide Handlungen verlangen viel von dem inzwischen erfahrenen militärischen Anführer und den ersten Schritten als Politiker und bringen Vespasian und seinen Bruder immer wieder in Lebensgefahr.

Robert Fabbri erzählt beide Passagen äußerst spannen und informativ. Analysiert man die Handlung, hat sich wie auch in den Vorgängerromanen, der Autor sehr gut an den historischen Quellen von Suetons Biografie über Vespasian und Cassius Dios Geschichtswerk orientiert. Nichtsdestotrotz verarbeitet der Autor aber auch fiktive Inhalte und kommt zu sprechen auf die Kinder von Jesus von Nazareth, oder der naturgleichen Magie der britischen Druiden, die ihre Sichel nicht nur dafür verwendeten Kräuter abzuschneiden. Ein gewisser Okkultismus wird hier mit transportiert, wirkt aber auch nicht übermäßig deplatziert. Trotzdem wird es den einen, oder anderen Leser ganz bestimmt stören.

Der britische Autor, der in London und Berlin wohnt, vermittelt aber nicht nur einen hochspannenden Action-und Politthriller, sondern positioniert ganz selbstverständlich viele wichtige und interessante Details in der Handlung, z.B. Gesetze, Senat, festliche Spiele, familiäre Verhältnisse, soziale Strukturen, Umgang mit Sklaven usw.
Selten habe ich solche Details gesichert in die Handlung eingebaut gesehen. Großartig.

Die beiden Erzählstränge sind überaus spannend – und methodisch zeigt der Autor, wie gefährlich es am Hofe des Kaisers zugegangen sein muss – eine Gratwanderung auf einem mörderischen Vulkan, der alles – auch die eigene Familie zerstören kann.

Rom Politik war nicht nur durch Senatsmitglieder, Konsuln, oder Militärischen Angehörigen durchsetzt. Die Waffen einer Frau konnten ebenso schnell und brutal töten, wie ein römisches Kurzschwert. Ein geflüstertes Wort, eine Lüge, eine Intrige, eine Manipulation und man(n) konnte beim Kaiser in Ungnade fallen. Das Produkt dessen war dann der Suizid, die Exekution, oder wenn man viel Glück hatte – die Verbannung. 

Der Verrat von Claudius Frau – Messalina spielt im zweiten Teil des vorliegenden Titels die größte Rolle und zeigt ähnlich wie bei den Vorgängern des Kaisers auf, wie menschenverachtend Roms Politik gewesen sein mag.

„Das Blut des Bruders“ ist der fünfte Band um „Vespasian“. Er wirkt überzeugend – aber trotzdem sollte Robert Fabbri in den nächsten Bänden Abstand von gewissen, fragwürdigen und phantastischen Elementen nehmen. Sicherlich gibt es Dinge zwischen Himmel und Erde, die wir uns mit unserer heutigen Wissenschaft nicht erklären können, aber „Magie“ und „Okkultismus“ haben in dieser Reihe, in diesem Kontext nichts zu suchen.

Fazit

„Vespasian – Das Blut des Bruders“ ist insgesamt gut – nicht der beste Band der Reihe, aber überzeugt durch seine Spannung. „Blut ist dicker wie Wasser“ also auch schon im alten Rom. Die Reihe ist mit einer der besten, die die römische Epoche aufleben lassen möchten.

Michael Sterzik


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