Die Literatur mit postapokalyptischen Titeln nimmt stetig zu. Es gibt Endzeitromane in denen ein Atomkrieg, die zivilisierte Welt wie wir sie kennen ist vernichtet, die Überlebenden kämpfen sich auf der Suche nach Rohstoffen, Nahrung und Zuflucht durch eine verbrannte Welt. Das wäre eine Variante, eine andere erzählt ggf. von einer Pandemie und präsentiert uns eine Welt, in der „Zombies“ die wenigen Überlebenden als Nahrung betrachten. Der Grundtenor ist also immer ähnlich. Und ebenfalls in der Beschreibung von Hoffnungslosigkeit, Brutalität und Verzweiflung und viel Action gibt es viele Gemeinsamkeiten.
Getragen werden diese Storys von sehr individuellen Charakteren; meistens sind es einfache Menschen, die in diesen Extremsituationen über sich selbst wachsen, es quasi müssen. Die Spannung entsteht also nicht nur über beschriebene actionreiche Szenen, sondern maßgeblich über die Entwicklung und das Schicksal der Protagonisten. Viele überleben es am Ende nicht, auch das ist Teil einer spannenden Dramaturgie.
Anthony Ryan thematisiert einen Endzeitthriller in seinem neuesten Roman: „Ein Fluss so rot und schwarz“.
Sechs Menschen erwachen auf einem Schiff. Ohne jede Erinnerung. Der siebte ist tot. Was ist passiert? Warum nimmt das Schiff Kurs auf ein postapokalyptisches London? Und von welchem Grauen künden die Schreie im dichten Nebel? Eine Mission auf Leben und Tod beginnt, der sich niemand entziehen kann.
Als Huxley zu sich kommt, weiß er nichts mehr. Nicht mal seinen Namen. »Huxley« ist ihm auf den Unterarm tätowiert. Offenbar befindet er sich an Bord eines fremdgesteuerten Militärschiffs auf der Themse. Und er ist nicht allein. Da gibt es noch fünf weitere Überlebende. Den sechsten findet er tot auf, Selbstmord. Sie alle sind nicht zufällig hier: Zusammen sind sie Polizist, Soldat, Ärztin, Physikerin, Historiker und Polarforscherin. Über ein Satellitentelefon erhalten sie von einer mysteriösen Stimme Anweisungen. Unaufhaltsam steuern sie in ein zerstörtes und ausgestorbenes London hinein. Doch schließlich stellen sich ihnen nicht mehr nur Schiffswracks und Brückenruinen in den Weg. Immer lauter werden die Schreie in der Ferne. Im dichter werdenden Nebel lauert ein Grauen außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Mit jeder Seemeile wird deutlicher, dass ihre Reise ins Unbekannte ein schreckliches Geheimnis birgt. (Verlagsinfo)
Stark beschrieben hat der Autor die Ausgangslage, in der sich die Protagonisten befinden. Eine kleine Bühne, ein Schiff, das automatisch gesteuert wird, sechs Menschen, die mitunter unterschiedliche Talente und Instinkte besitzen, sich aber an nichts aus ihrer Vergangenheit erinnern können. Allerdings trägt jeder eine Reihe von frischen Operationsnarben, die sich nicht erklären lassen.
Die Atmosphäre des Romans ist konsequent düster gehalten. Nicht nur das beschriebene London, sondern auch die Angst, die Verzweiflung dieser Personen, die nach und nach verstehen, dass sie ein Rettungskommando sind. Fragt sich nur, für wen, oder wofür.
Die Story legt ein gutes Tempo vor und ist sehr kurzweilig, aber dennoch spannend. Wie in vielen verwandten dystopischen Geschichten, geht es auch sehr brutal und blutig vor. Anthony Ryan hat originelle Ideen, aber auch dieses Genre besitzt immer eine ähnliche Rezeptur und somit verwundert es den Leser auch nicht, dass er sich phasenweise an die Story von „the last of us“ erinnert, jedenfalls was die Grundidee ist.
Es ist auch ein kleiner Horrortrip – eine Entwicklung der Charaktere sieht man nicht, dafür ist der Seitenumfang des Buches auch viel zu gering. Originelle Ideen hat er allerdings verwendet und dadurch ist der Titel auch gut zu empfehlen.
Der Showdown wirkt dann zwar in sich schlüssig, dennoch aber nicht zufriedenstellend. Am Ende ist eine kleine Kurzgeschichte, mit wenig Hintergrund, und noch weniger Antworten auf viele Fragen die beim Lesen aufkommen.
Fazit
Spannende Horrorstory mit viel originellen Ideen. Man hätte viel mehr daraus machen können. Aber vielleicht und das würde ich mir hoffen, schreibt Anthony Ryan weiter an dem Grundplot dieses guten Romans.
Michael Sterzik
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