Mit dem vorliegenden Band Death - Das Kabinett des Dr. Leng wird die Reihe um den exzentrischen und geheimnisvollen Agenten Pendergast fortgesetzt. Die Geschichten, die dabei zum Einsatz kommen, sind von den beiden erfolgreichen Autoren bereits sehr originell umgesetzt worden. Zwischen wissenschaftlichen Themen und vielen Mythen, Legenden und paranormalen Ereignissen ist diese Reihe so interessant wie die X-Akten.
Nach 21 Bänden könnte es allerdings eng werden mit weiteren Grenzfällen des FBI, und noch enger wird es, wenn es darum geht, die Charaktere weiterzuentwickeln. Im Laufe der Zeit wird die Garde der Protagonisten immer größer - mal tauchen die „alten“ Weggefährten wieder auf, mal in Nebenrollen, mal wieder in Hauptrollen an der Seite von Pendergast.
Nach außen hin ist Constance Green eine ebenso kluge wie bildhübsche Mittzwanzigerin - doch das Mündel von Special Agent Pendergast ist 140 Jahre alt!
Jahrhunderts ermordete Pendergasts wahnsinniger Vorfahre, der Serienmörder Dr. Enoch Leng, nicht nur die Geschwister von Constance, sondern führte auch finstere Experimente an der jungen Frau durch, die sie bis heute nicht altern lassen. Als Constance nun eine Möglichkeit findet, in der Zeit zurückzureisen und Leng erneut gegenüber zu treten, ergreift sie sofort die Chance. Doch ihr waghalsiger Plan könnte sie geradewegs in eine Falle führen.
Im New York der Gegenwart muss Agent Pendergast alles daran setzen, Constance vor ihrer Vergangenheit zu retten ...(Verlagsinfo)
Klingt abenteuerlich, oder? Vielleicht auch ein bisschen absurd. Und fast könnte man meinen, dem Autorenteam gehen die Ideen aus. Ein Racheengel, der durch die Zeit reist. Nein - es geht zwar in die Vergangenheit, aber in ein Paralleluniversum, sodass keine neue „Realität“ entstehen kann - das wäre dann doch etwas zu abgedreht gewesen. Trotz dieser sehr ungewöhnlichen und absurden Zeitreise-Theorie ist der Roman spannend.
Allerdings dauert es sehr, sehr lange, bis die Geschichte wirklich interessant wird. Das letzte Drittel der Handlung ist die Rettung für den ganzen Roman. Die vielen verschiedenen Erzählperspektiven sind zwar abwechslungsreich. Aber viele Sequenzen sind überflüssig oder zäh erzählt.
Und die Figur des Dr. Leng ist anspruchsvoller, wenn man das Wort „originell“ verwenden will. Eine intellektuelle Figur, die Pendergast und Constance Green absolut ebenbürtig ist.
Wenig Verwendung finden naturwissenschaftliche Themen. „Quantenphysik“ wird zwar erwähnt, aber nicht einmal ansatzweise erklärt. Interessanter sind da schon die Geschehnisse in der „Vergangenheit“, als Zeitreisender ist es schwer, sich in die Gesellschaft einzufinden. Man muss ohnehin auf viele Details achten, wenn man sich 140 Jahre in einer Umgebung aufhält. Das eigene Wissen kann gefährlich werden und Umgangsformen und sprachlicher Ausdruck wären nur weitere Hürden, denen man begegnen würde.
Douglas Preston und Lincoln Child agieren souverän die Leser gleich für den Folgeroman zu motivieren. Trotz vieler Schwächen, wird man wissen wollen, wie es weitergeht, denn Dr. Leng liegt in Führung, aber das Team um Pendergast hat eine sehr persönliche Geheimwaffe, die das absurde einmal mehr in den Schatten stellt.
Fazit
Spannende Zeitreise – zwischen Akte X und zurück in die Zukunft. Letztlich überholt sich die Reihe allerdings selbst und erreicht nicht die Qualität der ersten Bände.
Michael Sterzik
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