Der Totenkult im alten Ägypten war recht komplex. Durch eine Vielzahl von Ritualen wurden die sterblichen Menschen darauf vorbereitet, nach ihrem physischen Tod in ein anderes Leben einzutreten. Es war ein ausgesprochen wichtiges Ziel, sich auf diesen Übergang vorzubereiten.
Der Weg ins Jenseits war nicht für jeden garantiert. Die Ägypter glaubten an ein Totengericht, das über das Schicksal der Verstorbenen entschied. Die Göttin Maat: Maat war die altägyptische Göttin der Wahrheit, Gerechtigkeit, Ordnung und kosmischen Harmonie. Sie wird oft als Frau mit einer Straußenfeder auf dem Kopf dargestellt. Diese Feder ist das Symbol für die Wahrheit und das Prinzip der Maat selbst.
Das alte Ägypten hält noch eine Menge ungelöster Geheimnisse und Fragen parat, auf die unsere moderne Wissenschaft noch keine abschließenden Ergebnisse vorweisen kann. Viele Thesen und Theorien unter Historikern und Ägyptologen gibt es zwar, und hier gibt es auch Ausflüge in populäre Spekulationen, dass beispielsweise die Pyramiden mithilfe von Außerirdischen gebaut worden seien. Eine interessante Theorie, die man hinsichtlich der modernen Forschung zwar nicht gänzlich ausschließen kann, die aber auch nicht unterstützt wird. Ein historischer, mystischer Gedanke wird sich also immer unter Verschwörungs- und paranormalen Hobbywissenschaftlern manifestieren.
In den spannenden Romanen des Autorenehepaares Alex Thomas spielt die Mystik immer wieder eine spannende Rolle.
Entsetzen auf der weltbekannten Berliner Museumsinsel: Im Kuppelsaal der Nofretete wird eine grausam verstümmelte Leiche entdeckt. Augen, Ohren und Zunge wurden entfernt. Kurz darauf wird ein zweites Opfer gefunden. Die ganze Stadt spricht schon bald von einem Pharaonenfluch. Kommissarin Annetta Niedlich und ihr pensionierter Ex-Chef Magnus Böhm stehen vor einem Rätsel, denn der Täter hinterlässt keine Spuren – nur ein mysteriöses Symbol aus dem Ägyptischen Totenbuch. Dann schlägt der Killer im Pergamonmuseum zu, und es wird klar: Die Opfer verbindet ein dunkles Geheimnis. Aber was hat es mit der „Waage der Maat“ auf sich? (Verlagsinfo)
Es ist der zweite Krimi mit der jungen Kommissarin Annetta Niedlich und ihrem nun pensionierten Kollegen. Der erzählerische Stil dieser Fortsetzung ist bekannt, ebenso die Verwendung eines kleineren, aber sehr guten Geschichtsunterrichts in Kombination mit mystischen Punkten. Wer hier allerdings einen Verschwörungsthriller/Krimi erwartet, wird diesen nicht finden. Trotzdem sind die Themen rund um Geschichte und Mystik der Fokus der Geschichte. Krimis gibt es viele auf dem Buchmarkt – leider zu wenige, die Legenden, Rituale, Traditionen usw. so geschichtlich gekonnt einbauen.
Die Bühne der Ereignisse ist natürlich die Museumsinsel in Berlin. Wer diese Museen schon besucht hat, wird nachvollziehen können, dass die Räumlichkeiten eine gewisse Atmosphäre vermitteln. Nicht unbedingt negativ, aber eine Aura voller Zeitzeugen der Geschichte und ihren Geheimnissen ist mehr als deutlich spürbar.
Die Charaktere werden gut in Szene gesetzt und bilden demnach auch muntere Nebengeschichten. Allerdings erfährt man von Böhm wesentlich mehr als von seiner Kollegin Niedlich. Letztere ist damit schwer einzuordnen.
Es gibt ein paar Punkte, die leider nicht näher erklärt worden sind. Warum diese Verstümmelungen bei den Opfern? Das wurde leider ausgeklammert. Der Erzählfluss und die Logik dahinter sind plausibel und solide. Spannend ist der Roman, wenn er inhaltlich auch manchmal kleinere Längen hat. Ich würde mir wieder einmal einen klerikalen Thriller wünschen: Wissenschaft, Glaube, Mythos – vielleicht ist das Thema auch übersättigt – die Autoren können das beide sehr gut. Also bitte Mut zur Lücke.
Vermisst habe ich in „Totenbuch“ die Originalität – das Besondere, das diesen Titel von der großen Masse der Kriminalromane hätte abheben können.
Fazit
Niedliche Ermittlungsmethoden ohne böhmische Dörfer. Solider Kriminalroman mit einem guten Unterhaltungswert.
Michael Sterzik