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Freitag, 7. Juni 2019

Wolfskrieg - Bernard Cornwell


Der britische Autor Bernard Cornwell ist seit Jahrzehnten ein begnadeter Autor im Genre „Historischer Roman“. Wie kaum ein anderer, besitzt er das Talent, konventionell geführte Schlachten der Vergangenheit literarisch  in seinen Romanen zum Leben zu erwecken.

Kriege wurden schon immer geführt – bei den wesentlichen Gründen ging es Macht, Region, Geld, Frauen, Religion und das über ganz verschiedene Epochen mit unterschiedlichen Waffengattungen und individuellen Strategien. Bernard Cornwell „Schlachtfelder“ befinden sich zu Zeiten des legendären König Arthurs, gehen über in die Wikingerzeit, dann den 100-jährigen Krieg, die Napoleonische Zeit, und auch der Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten wird betrachtet.

Jeder Krieg bringt große Helden und große Opfer mit sich und vergessen wir nicht das immense Leid der Zivilbevölkerung. In Bernard Cornwells historischen Romanen gibt es immer den einen „Helden“, der auch Dreh- und Angelpunkt in einer ganzen Serie sein kann. Der vorliegende Band: „Wolfskrieg“ ist der elfte Band der Uhtred-Saga von Bernard Cornwell. Der Recke der zwischen den Fronten von den späteren Briten und den einfallenden Wikingers gerät, der sich auch kulturell und religiös zwischen Thors Hammer und dem angenagelten Gott bewegt, zählt inzwischen schon satte 60 Jahre. Also alles andere, als ein „junger“ Krieger, aber erfahren und gezeichnet vom Krieg, von Verlust und Schmerz. Noch immer hält er sich an für ihn heiligen Schwüren und lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Auch im 11. Band dieser Saga muss Uhtred das zusammenwachsende England vor den Wikingern, den Nordmännern retten. Sein Schwiegersohn Sigtryggr ist der letzte Heidenkönig auf der britischen Insel und nun fallen die Norweger mit ihren Wolfskriegern ein. Diese Elitekrieger schrecken vor nichts zurück und Uhtred stellt sich ihnen in den Weg.

„Wolfskrieg“ ist nicht nur ein spannender, historischer Roman, er überzeugt auch über das Duell der Religionen – die Nordischen Götter vs. dem Christentum. Und sowieso beschäftigt sich der Roman mit Mythen und Legenden, und man weiß ja, irgendwo gibt es da immer ein Stückchen Wahrheit. Nebenbei allerdings hat sich Bernard Cornwell durchaus historischer Quellen bedient um historische, politische und kriegerische Ereignisse treffend erzählen zu können.

Der erfolgreiche Autor bemüht sich um Authentizität und wird diesem auch gänzlich gerecht. Auch neben Schlachtgetümmel und Schwerter schwingenden Berserkern kommen die Dialoge nicht zu kurz. Man könnte meinen, dass der alternde Krieger Uhtred nicht nur weiser wird, sondern auch spitzzüngiger und er entwickelt einen trockenen, bissigen Humor. Besonders gefallen haben mir die Rede- und Fluchduelle der verehrten Priester und Zauberern. Das war mitunter auch ein Stück Komödie – allerdings nicht für die Figuren selbst.

„Wolfskrieg“ reiht sich als durchschnittlich spannende Titel in die bestehende Saga ein. Letztlich gibt es dann zum Ende hin viel Tragik, Dramatik und auch Opfer, die Uthred und seine Männer tragen müssen. Der Lohn eines geeinten Königsreichs kann verdammt hoch ausfallen. Ebenfalls kommt hier die lokale Politik immer wieder zum tragen – wie gesagt – Alfreds Traum eines geeinten Englands ist nicht mehr so weit abwesend, aber noch immer gibt es Konflikte, Neid und Doppelspiele. Also auch ein bisschen von einem historischen „Game of Thrones“.

Sehr wichtiger Aspekt noch: Diesen Titel kann man nicht lesen, wenn wann man die vorherigen nicht angefasst hat. Die Protagonisten, die Politik und die Grenzen der einzelnen Königreiche, auch und gerade wegen dem Einfluss der Wikinger auf diese Insel, könnte man überhaupt nicht mehr folgen.

Trotzdem muss ich an dieser Stelle betonen, dass es gut wäre, diese Reihe jetzt einmal zu beenden. Sonst wird aus dieser komplexen, historischen Saga, die wirklich spannend ist, eine abenteuerliche Räuberpistole, die an Tief und Authentizität viel verlieren kann.

Fazit

„Wolfskrieg“ von Bernard Cornwell wirkt überzeugend – durch Spannung, Humor und durch seine Charaktere, die durchaus auch ihre sterbliche Seite zeigen. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem geeinten England. Es wird allerdings höchste Zeit – diese Saga zu beenden.

Michael Sterzik