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Samstag, 18. März 2023

Jack Bannister - Herr der Karibik - Mac P. Lorne


Eine Seefahrt, die ist lustig…nun ja, kommt darauf an, ob man in der Zeit von ungefähr 200 Jahren, auf Seiten der Bruderschaft stand, oder auf einem Handelsschiff seinen Dienst versah, oder gar ein Soldat war. Die Piraterie hatte seine Blütezeit von ca. 1600 bis 1800 in der Karibik. Es entstanden Legenden um die Frauen und Männer, die auf See Handelsschiffe mehr oder minder brutal aufbrachten, und sogar „Piratenstädte“ gründeten. Das Charakteristische für diese Epoche waren überschaubaren Nationen, die sich einen hartnäckigen Krieg lieferten. England, Frankreich, die Niederlande und die Spanier kämpften in der Karibik um Einfluss, um die Macht in dieser Region mit vielen Bodenschätzen und den exotischen Gütern.

Wer waren diese „Freibeuter“, die manchmal über ausgestellte Kaperbriefe verfügten und so legal die Piraterie betrieben? Die Antworten auf diese Frage ist faszinierend, denn vielen von Ihnen wurde Unrecht getan und hatten wenig Alternativen um ihren Leben noch einen Sinn zu geben. Verzweiflung und Rache in Kombination waren oftmals eine hervorragende Motivation, sich der „Bruderschaft“ anzuschließen.

Das Leben auf See, als einfacher Matrose, selbst als Offizier war nicht leicht, der Lohn karg, der physische und psychischer Druck stark. Die See ist tückisch – ein schwerer Sturm, eine Naturkatastrophe usw. und das Leben konnte sehr schnell vorbei sein. Warum also das Leben, wenn auch ein ggf. ein kurzes nicht genießen, als „freier“ Mann, mit der Aussicht auf Gold, Alkohol und Frauen und dem Fünkchen Hoffnung zu überleben, um sich ggf. wieder ein Leben innerhalb der Gesellschaft zu verdienen.

Viele dieser Männer wechselten auch die Seite – von einem Soldaten zu einem Piraten und wieder zurück, oder, oder, oder – die Karriere war nicht planbar und hatte oftmals eine Dynamik, die man selbst nicht kontrollieren konnte.

Mac P. Lorne erzählt in seinem vorliegenden Roman: „Jack Bannister – Herr der Karibik“ von einem Piraten, von dem die meisten noch nichts gehört haben dürften. Doch die Vita dieses „Herrn der Karibik“ ist spannend erzählt und es lohnt sich, sich mit diesem „Abenteuer in der karibischen See“ zu beschäftigen.

In höchster Not übernimmt der Erste Offizier Jack Bannister das Kommando, als sein Handelsschiff auf der Heimreise aus der Karibik von Piraten angegriffen wird. Im buchstäblich letzten Moment gelingt es ihm, die Freibeuter abzuwehren.

Zurück in London, ernennt ihn die Royal African Company zum Kapitän der Golden Fleece, einer neuen, schwer bewaffneten Galeone. Jack ahnt nicht, dass er die Beförderung vor allem den Affären seiner jungen Frau verdankt. Als er auf einem frivolen Maskenball Zeuge ihres Verrats wird, sagt Jack nicht nur der mächtigen Company den Kampf an, sondern auch dem Königshaus der Stuarts und der als unbesiegbar geltenden Royal Navy. (Verlagsinfo)

Mit diesem Roman hat Mac P. Lorne seinen bisherigen spannendsten und stärksten veröffentlicht. Die Story wirkt und ist authentisch und sicherlich musste der Autor neben der Recherche vieles interpretieren, denn die vorhandenen Quellen geben nicht die gesamte Vita und timeline vor. Als Leser nimmt man viel Wissen auf, nautische Begriffe, Segelmanöver, Waffentechnik usw. – aber man nimmt auch als „Dritte“ Person die Dekadenz des Adels, die Geschäftspolitik der Schifffahrtsgesellschaften und die gesellschaftliche Rolle der Frau mit.

Die atmosphärische Dichte des Romans entsteht, wenn der Autor von der karibischen See spricht, von den paradiesischen, aber auch gefährlichen Küsten. Damit wird das „Kopfkino“ mit Bildern beschossen, die uns begreifen lassen, wie das Leben ggf. auf See gewesen sein muss.

Es ist keine klassische Piratengeschichte – aber der Roman ist ein Schatz auf einer Insel voller verfluchter Piraten. Die Figuren, allen voran „Jack Bannister“ sind gut geschildert, wenn auch ab und an zu eindimensional. Hier hätte ich mir fast gewünscht, dass man die Geschichte auf zwei Bände aufgeteilt hätte. Auch wenn Jack Bannister sich als „Held“ hier darstellen lässt, muss ich sagen, hat er sein persönliches Leid dutzende Male multipliziert und selbst oftmals den Tod gebracht. Keine heroische Leistung, die man schätzen sollte – seine Lösung Rache auszuüben verdient selbst den Tod durch das Schwert, oder dem Galgen.

Der Unterhaltungswert ist absolut hoch gesetzt. Das Tempo der Geschichte schnell manchmal überschlagend – deswegen wäre Band zwei gut gewesen. Auch hätte ich es mir gewünscht, dass man viele Perspektiven der Protagonisten erlebt hätte.

Es gibt faktisch auch keine Nebengeschichten – die Rache ist der Fokus der gesamten Handlung. Sehr lobenswert allerdings, wie schon erwähnt, wenn uns der Autor die Karibik, oder die anderen Orte sehr bildhaft vor Augen führt.

Damit ist „Jack Bannister – Herr der Karibik“ ein sehr, sehr guter Abenteuerroman, wobei Jack weniger Herr, sondern ein „Fluch der Karibik“ wurde.

Größter Kritikpunkt ist, und das verstehe ich nicht, warum die Geschichte nicht zu Ende erzählt worden ist – ja im Nachwort geht der Autor darauf ein, aber wenn ich schon so biografisch erzähle, dann bitte zukünftig bis zum Ende.

Fazit

Hier der wahre „Fluch der Karibik“ zu lesen. Spannende Unterhaltung die alle Erwartungen mehr als nur erfüllt. Starke „Räuberpistole“ – dessen geschichtliche Spuren man noch immer finden kann.

Michael Sterzik

Dienstag, 7. Juli 2020

Legendes Krieges - Der eiserne Schwur - David Gilman


David Gilman lässt seinen Protagonisten Thomas Blackstone zum inzwischen sechsten Mal im 100.jährigen Krieg zwischen dem englischen und französischen Königshaus kämpfen.  Der jugendliche Steinmetz ist inzwischen zum legitimierten Kriegsherrn aufgestiegen. Doch sein kriegerisches Leben hinterlässt eine Spur des Todes in seiner Vergangenheit. Seine Frau und Tochter wurden ermordet, ganz zu schweigen von vielen Freunden – Lehrern und Weggefährten, die nicht nahezu unsterblich wirken, wie Blackstone selbst.

Das dieser Krieg nicht nur lange, sondern auch von beiden Seiten unerbittlich und brutal geführt wurde, geben viele historische Quellen wieder. Die Opfer waren nicht nur Soldaten der beiden Länder, oder Söldner – sondern gerade die Zivilbevölkerung in kleineren Dörfern und Städten wurde fast schon systematisch abgeschlachtet. David Gilman lässt in dem vorliegenden Band dieser hervorragenden historischen Reihe eine Brutalität sprechen, die fast schon nicht mehr zu ertragen ist. Ein Leben, auch das eines einfachen Soldaten wird nicht wertgeschätzt – es kann natürlich sein, und es deutet ja auch alles darauf hin, dass es wirklich so gewesen sein mag – aber die erzählerische Kälte möglichst den Tod durch das Schwert spannend und blutig zu schildern, ist tendenziell zu stark. Dieses wiederum spiegelt sich auch im Charakter von Thomas Blackstone wider. In „Der eiserne Schwur“ zeigt er bis auf wenige Ausnahmen eine Gefühlskälte dar, bei der man sich fragt, wie es charakterlich mit der persönlichen Legende des Krieges weitergehen mag.

Der Autor hat gezeigt, dass er sehr, sehr spannend erzählen kann. Spannend ist der vorliegende Band auch – doch auch sehr vorhersehbar und allzu konzentriert darauf möglichst brutale Tötungen zu beschreiben. Kampfkunst hin oder her – auch hier beschreibt David Gilman anhand historischer Quellen verschiedene Schwerttechniken, die natürlich auch praktische Verwendung finden.

Trotz dieser vorherrschenden Kritikpunkte retten die Nebenfiguren den Unterhaltungswert. Die Dialoge sind manchmal sehr provokant witzig, ironisch und führen Thomas Blackstone zurück auf den unblutigen Weg des Kriegers.

Auch die Politik versteckt sich hinter der Bühne. Leider – denn auch das wäre ein spannendes Thema sein können. In puncto „Liebe“ – die hier sehr sekundär verwendet wird, findet man zum Ende hin eine interessante Dramatik, aber auch diese ist vorhersehbar und keineswegs überraschend. Gerade eine dramatische Auseinandersetzung fehlt hier – eine Person, oder überhaupt ein Feind, der Thomas Blackstone ebenbürtig ist. David Gilman stellt ihn als allzu selbstsicher, unbesiegbar und unsterblich dar. Letzteres ist ärgerlich – denn es ist nicht allzu realistisch, dass er einfach alles überlebt.  

Frankreich, 1362: Zwar wurde Thomas Blackstone, einst ein einfacher Bogenschütze, zum Kriegsherrn König Edwards III. ernannt – doch das schützt ihn vor Verleumdung nicht. Eine Gruppe Ritter des Deutschen Ordens trachtet nach Vergeltung an dem walisischen Söldnerführer Gruffydd ap Madoc, der für grausame Verbrechen im Elsass verantwortlich sein soll. Da wittert Simon Bucy, der raffinierte Berater des französischen Königs, seine Chance. Blackstone sei mit dem Waliser geritten und der eigentliche Schuldige, flüstert er ihnen ein, und die Ritter begeben sich auf die Suche. Blackstone kämpft derweil mit Entschlossenheit für den Anspruch seines Königs auf französischen Boden. Zugleich bangt er um die Sicherheit seines Sohnes Henry. Dann gerät nicht nur dieser, sondern auch der englische Prinz in größte Gefahr …(Verlagsinfo)

Fazit

„Legendes Krieges – Der eiserne Schwur“ von David Gilman ist ein brachiales, brutales Bild des 100. Jährigen Krieges. Erbarmungsloses Töten – kalt und emotionslos erzählt. Spannend ist es – wie geht’s denn nun weiter? Es wird Zeit für eine neue Herausforderung, die Thomas Blackstone dazu treiben muss, sich selbst zu reflektieren. Es wird Zeit – dass auch er wieder weiß – was Tot und Verlust bedeuten mag.

Der sechste Band ist, obwohl der Schwächen sehr empfehlenswert – wenn man sich auch die gesamte Reihe konzentriert. David Gilman hat auch mit diesem Band bewiesen, dass er ein guter Autor ist – gut recherchiert – guter Aufbau – gute Charaktere – aber insgesamt zu wenig Handlung.

Michael Sterzik

Freitag, 7. Juni 2019

Wolfskrieg - Bernard Cornwell


Der britische Autor Bernard Cornwell ist seit Jahrzehnten ein begnadeter Autor im Genre „Historischer Roman“. Wie kaum ein anderer, besitzt er das Talent, konventionell geführte Schlachten der Vergangenheit literarisch  in seinen Romanen zum Leben zu erwecken.

Kriege wurden schon immer geführt – bei den wesentlichen Gründen ging es Macht, Region, Geld, Frauen, Religion und das über ganz verschiedene Epochen mit unterschiedlichen Waffengattungen und individuellen Strategien. Bernard Cornwell „Schlachtfelder“ befinden sich zu Zeiten des legendären König Arthurs, gehen über in die Wikingerzeit, dann den 100-jährigen Krieg, die Napoleonische Zeit, und auch der Krieg zwischen den Nord- und Südstaaten wird betrachtet.

Jeder Krieg bringt große Helden und große Opfer mit sich und vergessen wir nicht das immense Leid der Zivilbevölkerung. In Bernard Cornwells historischen Romanen gibt es immer den einen „Helden“, der auch Dreh- und Angelpunkt in einer ganzen Serie sein kann. Der vorliegende Band: „Wolfskrieg“ ist der elfte Band der Uhtred-Saga von Bernard Cornwell. Der Recke der zwischen den Fronten von den späteren Briten und den einfallenden Wikingers gerät, der sich auch kulturell und religiös zwischen Thors Hammer und dem angenagelten Gott bewegt, zählt inzwischen schon satte 60 Jahre. Also alles andere, als ein „junger“ Krieger, aber erfahren und gezeichnet vom Krieg, von Verlust und Schmerz. Noch immer hält er sich an für ihn heiligen Schwüren und lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.

Auch im 11. Band dieser Saga muss Uhtred das zusammenwachsende England vor den Wikingern, den Nordmännern retten. Sein Schwiegersohn Sigtryggr ist der letzte Heidenkönig auf der britischen Insel und nun fallen die Norweger mit ihren Wolfskriegern ein. Diese Elitekrieger schrecken vor nichts zurück und Uhtred stellt sich ihnen in den Weg.

„Wolfskrieg“ ist nicht nur ein spannender, historischer Roman, er überzeugt auch über das Duell der Religionen – die Nordischen Götter vs. dem Christentum. Und sowieso beschäftigt sich der Roman mit Mythen und Legenden, und man weiß ja, irgendwo gibt es da immer ein Stückchen Wahrheit. Nebenbei allerdings hat sich Bernard Cornwell durchaus historischer Quellen bedient um historische, politische und kriegerische Ereignisse treffend erzählen zu können.

Der erfolgreiche Autor bemüht sich um Authentizität und wird diesem auch gänzlich gerecht. Auch neben Schlachtgetümmel und Schwerter schwingenden Berserkern kommen die Dialoge nicht zu kurz. Man könnte meinen, dass der alternde Krieger Uhtred nicht nur weiser wird, sondern auch spitzzüngiger und er entwickelt einen trockenen, bissigen Humor. Besonders gefallen haben mir die Rede- und Fluchduelle der verehrten Priester und Zauberern. Das war mitunter auch ein Stück Komödie – allerdings nicht für die Figuren selbst.

„Wolfskrieg“ reiht sich als durchschnittlich spannende Titel in die bestehende Saga ein. Letztlich gibt es dann zum Ende hin viel Tragik, Dramatik und auch Opfer, die Uthred und seine Männer tragen müssen. Der Lohn eines geeinten Königsreichs kann verdammt hoch ausfallen. Ebenfalls kommt hier die lokale Politik immer wieder zum tragen – wie gesagt – Alfreds Traum eines geeinten Englands ist nicht mehr so weit abwesend, aber noch immer gibt es Konflikte, Neid und Doppelspiele. Also auch ein bisschen von einem historischen „Game of Thrones“.

Sehr wichtiger Aspekt noch: Diesen Titel kann man nicht lesen, wenn wann man die vorherigen nicht angefasst hat. Die Protagonisten, die Politik und die Grenzen der einzelnen Königreiche, auch und gerade wegen dem Einfluss der Wikinger auf diese Insel, könnte man überhaupt nicht mehr folgen.

Trotzdem muss ich an dieser Stelle betonen, dass es gut wäre, diese Reihe jetzt einmal zu beenden. Sonst wird aus dieser komplexen, historischen Saga, die wirklich spannend ist, eine abenteuerliche Räuberpistole, die an Tief und Authentizität viel verlieren kann.

Fazit

„Wolfskrieg“ von Bernard Cornwell wirkt überzeugend – durch Spannung, Humor und durch seine Charaktere, die durchaus auch ihre sterbliche Seite zeigen. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem geeinten England. Es wird allerdings höchste Zeit – diese Saga zu beenden.

Michael Sterzik


Samstag, 9. März 2019

Der Preis der Freiheit - David Gilman


Einst war das britische Empire groß – Kolonien in der Karibik, im Norden der späteren Vereinigten Staaten von Amerika und natürlich auch in Südafrika. Die sogenannten in Rot und weiß gekleideten Soldaten waren ein untrügliches Zeichen von Unterdrückung und Tyrannei. Die Kolonialmacht kannte oftmals keine Gnade und setzte sich oft Rücksichtlos und brutal bei der Zivilbevölkerung durch. Es liegt nahe, dass es zu Aufständen und Rebellionen kam. Der Konflikt zwischen Großbritannien und den beiden Burenrepubliken Oranje-Freistaat und der Südafrikanischen Republik eskalierte im sogenannten zweiten Burenkrieg von 1899 bis 1902. Letztlich setze sich das britische Empire durch und gliederte die Staaten ein. Ursachen des Konflikts waren natürlich der Eroberungsgedanke der Briten einerseits, andererseits interessierte sich die Krone sehr für die großartigen und vielfältigen Bodenschätze Südafrikas. David Gilman der durch seine historische Romanreihe -  Legenden des Krieges – sehr bekannt wurde, widmet sich in seinem Stand-Alone-Titel „Der Preis der Freiheit“ dem zweiten Burenkrieg. In Irland schwelt die Rebellion. Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce übernehmen die härtesten Fälle. Doch Radcliffe hadert mit seinen Niederlagen und mit seinem einzigen Sohn, Edward. Der schifft sich nach einem Streit in Richtung Südafrika ein, um sich im Burenkrieg zu beweisen. 

Südafrika, 1900. Als ehemalige US-Kavalleristen kann Radcliffe und Pierce wenig schrecken. Aber in der weglosen Steppe, achthundert Meilen nördlich von Kapstadt, lernen sie eine neue, blutige Realität des Krieges kennen. Unter Feuer von Burischen Schützen, ohne Rückhalt bei den Briten, suchen die alten Veteranen nach dem verlorenen Jungen …(Verlagsinfo)

David Gilman ist ein fantastisch guter Erzähler – ein historischer Kriegsberichterstatter mit einem hohem und nachhaltigen Unterhaltungswert. Der Autor recherchiert außerordentlich gut und stellt den blutigen Konflikt realistisch dar. Seine Schilderungen erinnern im Stil eines Bernard Cornwell – dem Altmeister der literarisch erzählten Kriegskunst.

„Der Preis der Freiheit“ ist eine authentische Momentaufnahme des Krieges zwischen den Briten und Südafrika. Das natürlich die rücksichtslose, militärische Grundhaltung der britischen Armee und ihre brutale Kolonialpolitik thematisiert wird, liegt auf der Hand. Ebenfalls spiegelt sich der Rassenkonflikt immer wieder in einigen Szenen. Auch wenn Konzentrationslagern wird gesprochen, die aber mit einer systematischer Vernichtung von Menschenleben noch nichts zu tun haben. Soll aber nicht heißen, dass die Versorgung von ca. 18.000 – 30.000 Menschen nicht vollumfänglich gelang. Mangelnde Hygiene und die Grundversorgung von Medikamenten und Nahrung sorgten für eine hohe Sterblichkeitsrate hinter Mauern und Stacheldraht.

David Gilman ist auch ein kompromissloser Erzähler und lässt die Schrecken des Krieges aufleben, ohne allerdings deutlich offensiv Stellung zu beziehen. Seine Protagonisten sind alle „Kinder“ des Krieges -  Der Anwalt Joseph Radcliffe und sein Kamerad Benjamin Pierce sind Veteranen der Nordamerikanischen Indianerkriege. Als Kavalleristen haben sie den Krieg zwischen den Rassen an eigenen Leibe mitbekommen. Benjamin Price – als farbiger Soldat der US-Armee steht er, egal wo er lebt, immer zwischen den Fronten – egal wie hoch dekoriert er auch sein mag, trägt er doch das Stigma ein minderwertiger Mensch zu sein.Diese charakterliche Tiefe prägt und trägt die Story. Ebenfalls der jugendliche Drang, sich im Krieg beweisen zu wollen. Krieg als Abenteuer – dieses Motto, dieser Gedanke überlebt wohl in allen Generationen, egal in welchen kriegsführenden Ländern. Das die blutige Realität diese jungen Menschen einholt – auch davon erzählt der Autor sehr eindringlich. 
 „Der Preis der Freiheit“ ist im direkten Vergleich mit der Reihe „Legendes des Krieges“ ein ganzes Stück sanfter, ruhiger und entwickelt sich insgesamt langsamer. Doch die Story explodiert immer wieder mal in actionreichen Szenen und auch die Spannung nimmt von Kapitel zu Kapitel zu. Bewusst eindringlich erzählt der Autor von seinen Protagonisten Radcliffe und Pierce die immer und faktisch zwischen den Fronten stehen – in seinen familiären irischen Wurzeln entwachsen und mit seiner militärischen Angehörigkeit der US-Armee erlebt der fast fünfzigjährige früherer Offizier und nun amtierende Anwalt, die Kolonialpolitik der Krone, und sieht diese aus seiner menschlichen Perspektive äußerst brisant und kritisch.

David Gilmans Talent den Schrecken des Krieges dem Leser vor Augen zu führen, gelingt ihn sehr gut. Ebenfalls schildert er sehr plakativ die Ängste und Nöte der Zivilbevölkerung, und die Strategie der verbrannten Erde, die Englands Krone militärisch durchsetzt. Weit weg davon entfernt einer Story ein Happy End aufzudrücken ist der Autor erwachsen genug konsequent eine Geschichte enden zu lassen.

Als einziges Manko habe ich bei dem Titel „Der Preis der Freiheit“ empfunden, dass von Politik und motivierenden Gründen für einen Krieg wenig bis gar nicht gesprochen wird.

Fazit

„Der Preis der Freiheit“ von David Gilman ist ein spannender Abenteuerroman der den Krieg nicht glorifiziert, sondern sensibel und nachhaltig zeigt, wie sinnlos er im Grunde ist. Nachhaltig Unterhaltsam und mitfühlend erzählt. Großartig und lesenswert. Michael Sterzik

Sonntag, 7. August 2016

Der Pirat - Mac P. Lorne



Piraten – Raubritter der Meere faszinieren mit ihrem blutrünstigen Abenteuern und melodramatischen Auftritten noch immer Leser und Cineasten. Raue Männer, die „Frei“ und uneingeschränkt die Herren der sieben Meere waren. Romantisiert, ehrenvoll, mutig, galant, gefährlich und ein wenig Sex and Crime – wundervolle Rezeptur für kunstvoll ausgeschmückte Geschichten, die mit der Realität nichts zu tun hatten.

Ja, sie waren oftmals ein wirklicher „Fluch der Karibik“ und es gab auch historische Piratenpersönlichkeiten, die einem Gentleman recht nahekamen. In der Geschichte der Seefahrt tummeln sich viele Legenden und Sagen – daraus ist nicht selten ein Mythos um die Person entstanden.

Neben „Blackbeart, „Henry Morgan“, „Charles Vane“ und vielen anderen historischen Freibeutern, gab es noch die schillernde Figur „Sir Francis Drake“ – Der Pirat.

Im Goldenen Zeitalter Englands und der Regentschaft der jungfräulichen Königin Elisabeth I. war Spanien eine Weltmacht und unter der Herrschaft von König Philip, ein erzkonservativer Katholik, eine Bedrohung.

Der deutsche Autor Mac P. Lorne gibt mit seinem neuesten Buch – „Der Pirat“ der historischen Gestalt Francis Drake, ein unterhaltsames und gut recherchiertes Bild. Francis Drake war nicht der romantisierte Herr der sieben Meere – er war weithin mehr: Entdecker, Weltumsegler, Vizeadmiral und ein erfolgreicher Pirat. Letzteres, so stellt es auch der Autor in seinem Roman dar, war er immer – seine Motive waren vermögend zu werden und zu Ruhm und Ansehen zu gelangen. Da er eher in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, ein plausibler Grund.

„Der Pirat“ schildert die chronologische Lebensgeschichte Drakes, allerdings startet die Geschichte nach seiner Weltumseglung und der Ankunft im heimischen England. Francis Drakes Erfolge und seine reichliche Beute, imponieren Königin Elisabeth, die seine nächsten Unternehmungen, wenn auch nicht offiziell unterstützt und billigt. Seine Erzfeindschaft gegenüber dem Königreich Spanien, ist ebenfalls die ihre.

Mac P. Lorne stellt den Günstling und Piraten Francis Drake sehr authentisch da, oftmals allerdings in einem zu sympathischen Auftreten. Befasst sich der Leser mit der historischen Figur „Drakes“, so wird ihm ein ganz anderer Pirat präsentiert. Er soll rechthaberisch, egoistisch und aufbrausend gewesen sein und nicht der Menschenfreund, wie es der Autor darstellt. Doch der Autor sagt selbst: „Francis Drake“ war ein Kind seiner Zeit. Wer also so erfolgreich auf den Meeren segelte und raubt, muss eine gewisse Führungspersönlichkeit gewesen sein, tja und damit sind alle demokratischen Entscheidungen auf See inakzeptabel. Auf hoher See war Drake „Alleinherrscher“.  

„Der Pirat“ ist eine spannende Räuberpistole, ein sehr unterhaltsamer Roman ohne Seemannsgarn oder romantisierte Heroisierung. Der Autor baut sein großes Fachwissen um nautische Aktivitäten, Strategie und Taktik in Seegefechten ein. Doch auch auf dem Festland schildert der Autor die politischen Ränkespiele der Königin, sowie Spionage und Liebeleien am königlichen Hofe.
Francis Drake Privatleben ist ebenfalls Teil seiner Geschichte. Primär verlagert sich die Handlung auf die imposant geschilderten Seegefechte mit viel Kanonendonner, Gewalt und Tod. Duelle mit dem Rapier, tödlicher Enterkämpfe, aber auch ehrenvolle Rettung und Gnade gegenüber besiegten Feinden, sind die größten Elemente der Geschichte. Selten konnte sich der Leser näher in einem Seegefecht wiederfinden.

Die Handlung wird fast immer aus der Perspektive Drake erzählt, obwohl hier auch die Spanier ihre Sicht der Situationen schildern und dem Leser ein sehr umfassendes Bild dieser Ereignisse.

Mac P. Lorne gibt dem Roman eine grandiose Atmosphäre und gibt der Figur eines Francis Drake, eine sehr individuelle, aber plausible Note. Es gibt nur sehr wenig zu kritisieren. Die Charakter Zeichnung von Drake ist schlichtweg eindimensional – einfach zu ehrenhaft, zu glatt konzipiert. Obwohl sein Handeln plausibel ist, vermute ich, dass Drake als Seemann alter Schule, weniger ehrenhaft und rücksichtsvoll war, als es der Autor schildert. Doch das ist ganz alleine meine Meinung und spiegelt nicht die Meinung des Autors wieder.

Fazit

„Der Pirat“ ist ein fulminanter Seekriegsroman mit allem Drum und Dran. Präsentes Kopfkino mitsamt Kanonendonner, klirrender Säbel und lauten Befehlen, katapultieren den Leser inmitten der Seegefechte.

Sehr empfehlenswerter, historischer Abenteuerroman, ich hoffe, es gibt weitere Piratengeschichten aus der Feder des Autors, es gibt genug berühmt-berüchtigte Piraten.

Ohne Seemannsgarn – stattdessen schlachtrufend Piraten hi ho...

Michael Sterzik

06.08.16




Montag, 14. September 2015

Der leere Thron - Bernard Cornwell

In langen Kämpfen haben die vereinten Heere der Angelsachsen die Dänen zurückgedrängt. Doch die tödliche Gefahr aus dem Norden hängt weiter über den englischen Königreichen. Und nun liegt Æthelred, Herrscher von Mercien, im Sterben. Wie soll sein Land die Unabhängigkeit vom benachbarten Wessex wahren? Im Kampf um die Nachfolge hält der Krieger Uhtred treu zu Æthelflæd, seiner Herrin und heimlichen Geliebten, Æthelreds Weib. Aber werden die führenden Männer des Reiches eine Frau auf dem mercischen Thron akzeptieren _ und sei sie noch so halsstarrig und so tapfer wie diese? (Verlagsinfo)

Kritik

Der achte Roman aus der „Uthred-Reihe“ von Bernard Cornwell, erzählt in gekonnter Manier die Abenteuer des sächsischen Helden weiter. Die Bedrohung durch die Nordmänner ist nicht mehr ganz so akut, wie noch vor wenigen Jahren. Die britische Küste, ist zwar nach wie vor Ziel der Norweger und Dänen, die auf der Suche nach neuen Lebensraum und Gold, oftmals eine Schneise der Verwüstung hinterlassen, doch auch ihr Blutzoll ist den nordischen Kriegsfürsten manchmal zu hoch.

Uthred, inzwischen Mitte vierzig hat für einen Krieger seinen Zenit erreicht. Sein Körper und sein Geist sind versehrt, er empfindet Angst und spürt durch das schwinden seiner körperlichen Kraft, seine unwiderrufliche und unausweichliche Sterblichkeit. Nach dem Kampf mit dem Heidenfürst Cnutson, ist Uthred noch immer durch die Schwertwunde verletzt. Sorgen bereiten ihm weniger die Nordmänner, die Gefahr geht eher durch den Kampf um die Thronfolge aus. Die beiden Königreiche Wessex und Mercia sind sich uneins. König Edward will die Königreiche unter einem Banner vereinen. Die Erben von König Alfred, sowie die machtgierigen Fürsten – spielen mit hohem Risiko und Einsatz ein politisches Schachspiel.

Die Handlung des Romans birgt im Grunde keine Überraschungen, langsam entwickelt sich allerdings ein nationales Bewusstsein im Denken der „Briten“. Doch noch sind die Fürsten aus Kirche und Adel sich nicht bewusst über die Konsequenzen ihres Handelns. Die Uneinigkeit könnte den Nordmännern signalisieren, wie verletzlich und angreifbar die kleineren Königreiche sein könnten, wenn man die richtigen Schlüsse zieht und sich Vorteile durch gewagte Bündnisse verspricht.

Der Grundton dieses vorliegenden Romans ist nach wie vor kriegerisch. Doch auch an den Verhandlungstischen, in Audienzen und Verschwörungen wird mit Worten gekämpft. Das verspricht weniger Kämpfe mit Schild und Schwert, aber die Spannung ist nicht weniger gut platziert. Erstaunlicherweise gelingt dies dem Autor auch im achten Teil der Reihe. Bernard Cornwell erzählt wie immer die Story im recht hohen Tempo und schildert die Details der Handlung sehr realistisch.

Die Charaktere bilden das literarische Rückgrat der Story. Auch Uthred wirkt in diesem Band deutlich „menschlicher“. Er trifft Fehlentscheidungen, stellt sich selbst infrage und versagt so manches Mal, wenn es um seine Kinder und Freunde geht. Diese neu gefundene Sensibilität lässt ihn verletzlicher und dadurch nahbarer wirken.

Wenn man rückblickend die Reihe betrachtet, so wird der Leser manchmal das Treiben der Nordmänner schmerzlich vermissen. Diese bedrohliche Atmosphäre sucht man hier leider vergebens. Ich hoffe, dass in den nächsten Bänden, die Nordmänner wieder mehr am Geschehen teilnehmen.

Fazit

„Der leere Thron“ wirkt überzeugend, auch wenn man diesen Band besser nicht unabhängig von den anderen sieben Bänden lesen sollte. Die Geschichte ist zu Komplex um die kriegerischen wie auch politischen Handlungen der Charaktere einzuordnen und zu begreifen. 

Es wäre an der Zeit diese Reihe langsam zu beenden. Die Story, wenn diese auch überwiegend spannend zu lesen ist, verzerrt sich langsam selbst. Das Lebenswerk, das persönliche Schicksal von Uthred ist noch nicht zu Ende erzählt, doch es wird Zeit – Uthred abtreten zu lassen.

Michael Sterzik