Der britische Autor Bernard Cornwell ist seit
Jahrzehnten ein begnadeter Autor im Genre „Historischer Roman“. Wie kaum ein
anderer, besitzt er das Talent, konventionell geführte Schlachten der
Vergangenheit literarisch in seinen
Romanen zum Leben zu erwecken.
Kriege wurden schon immer geführt – bei den
wesentlichen Gründen ging es Macht, Region, Geld, Frauen, Religion und das über
ganz verschiedene Epochen mit unterschiedlichen Waffengattungen und
individuellen Strategien. Bernard Cornwell „Schlachtfelder“ befinden sich zu
Zeiten des legendären König Arthurs, gehen über in die Wikingerzeit, dann den
100-jährigen Krieg, die Napoleonische Zeit, und auch der Krieg zwischen den
Nord- und Südstaaten wird betrachtet.
Jeder Krieg bringt große Helden und große Opfer
mit sich und vergessen wir nicht das immense Leid der Zivilbevölkerung. In
Bernard Cornwells historischen Romanen gibt es immer den einen „Helden“, der auch
Dreh- und Angelpunkt in einer ganzen Serie sein kann. Der vorliegende Band:
„Wolfskrieg“ ist der elfte Band der Uhtred-Saga von Bernard Cornwell. Der Recke
der zwischen den Fronten von den späteren Briten und den einfallenden Wikingers
gerät, der sich auch kulturell und religiös zwischen Thors Hammer und dem
angenagelten Gott bewegt, zählt inzwischen schon satte 60 Jahre. Also alles
andere, als ein „junger“ Krieger, aber erfahren und gezeichnet vom Krieg, von
Verlust und Schmerz. Noch immer hält er sich an für ihn heiligen Schwüren und
lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.
Auch im 11. Band dieser Saga muss Uhtred das
zusammenwachsende England vor den Wikingern, den Nordmännern retten. Sein
Schwiegersohn Sigtryggr ist der letzte Heidenkönig auf der britischen Insel und
nun fallen die Norweger mit ihren Wolfskriegern ein. Diese Elitekrieger
schrecken vor nichts zurück und Uhtred stellt sich ihnen in den Weg.
„Wolfskrieg“ ist nicht nur ein spannender,
historischer Roman, er überzeugt auch über das Duell der Religionen – die
Nordischen Götter vs. dem Christentum. Und sowieso beschäftigt sich der Roman
mit Mythen und Legenden, und man weiß ja, irgendwo gibt es da immer ein
Stückchen Wahrheit. Nebenbei allerdings hat sich Bernard Cornwell durchaus
historischer Quellen bedient um historische, politische und kriegerische
Ereignisse treffend erzählen zu können.
Der erfolgreiche Autor bemüht sich um
Authentizität und wird diesem auch gänzlich gerecht. Auch neben
Schlachtgetümmel und Schwerter schwingenden Berserkern kommen die Dialoge nicht
zu kurz. Man könnte meinen, dass der alternde Krieger Uhtred nicht nur weiser
wird, sondern auch spitzzüngiger und er entwickelt einen trockenen, bissigen
Humor. Besonders gefallen haben mir die Rede- und Fluchduelle der verehrten
Priester und Zauberern. Das war mitunter auch ein Stück Komödie – allerdings
nicht für die Figuren selbst.
„Wolfskrieg“ reiht sich als durchschnittlich
spannende Titel in die bestehende Saga ein. Letztlich gibt es dann zum Ende hin
viel Tragik, Dramatik und auch Opfer, die Uthred und seine Männer tragen
müssen. Der Lohn eines geeinten Königsreichs kann verdammt hoch ausfallen.
Ebenfalls kommt hier die lokale Politik immer wieder zum tragen – wie gesagt –
Alfreds Traum eines geeinten Englands ist nicht mehr so weit abwesend, aber
noch immer gibt es Konflikte, Neid und Doppelspiele. Also auch ein bisschen von
einem historischen „Game of Thrones“.
Sehr wichtiger Aspekt noch: Diesen Titel kann
man nicht lesen, wenn wann man die vorherigen nicht angefasst hat. Die
Protagonisten, die Politik und die Grenzen der einzelnen Königreiche, auch und
gerade wegen dem Einfluss der Wikinger auf diese Insel, könnte man überhaupt
nicht mehr folgen.
Trotzdem muss ich an dieser Stelle betonen,
dass es gut wäre, diese Reihe jetzt einmal zu beenden. Sonst wird aus dieser
komplexen, historischen Saga, die wirklich spannend ist, eine abenteuerliche
Räuberpistole, die an Tief und Authentizität viel verlieren kann.
Fazit
„Wolfskrieg“ von Bernard Cornwell wirkt überzeugend
– durch Spannung, Humor und durch seine Charaktere, die durchaus auch ihre
sterbliche Seite zeigen. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem geeinten
England. Es wird allerdings höchste Zeit – diese Saga zu beenden.
Michael Sterzik