Nach „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“
veröffentlicht Ken Follett nun mit „Kinder der Freiheit“ den dritte und letzten
Teil seiner fulminanten Familiensaga.
Nach den Schrecken des 2. Weltkrieges steht
nicht nur Europa vor einem Wiederaufbau. Die USA und die damalige UDSSR spüren
in der jetzigen Generation den fordernden Schrei nach Freiheit. Die
Nachkriegsjahre sind bei den Familien Peshkow, Fitzherbert, Williams, Rothmann
und Dewar geprägt von privaten Schicksalsschlägen die unlängst durch Ungerechtigkeiten,
sozialen Zwängen und politischer Willkür.
„I have dream..“ so lauteten die großen Worte
eines großartigen Martin Luther Kings auf einer Kundgebung. Der Traum von
Freiheit findet sich in der gesamten Handlung immer wieder. Gerade die älteren
Leser werden immer wieder in die Vergangenheit katapultiert. In einer
Vergangenheit des Aufbaus, der Revolution, der epochalen Umwälzung durch eine
Generation des Rock`n Rolls, der Drogen und gegen Politischer Unterdrückung.
Ken Follett bietet dem Leser, tief in die
geschichtliche Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern zu treten. Die
vielen historischen Ereignisse sind sensibel, dramatisch und jederzeit spannend
erzählt. Thematisiert wird der Mauerbau in Ostberlin, der Hass auf die farbige
Bevölkerung nicht nur im Süden der USA, die Kuba-Krise in der John F. Kennedy und
Chrustschow die Welt an Rand eines Abgrundes brachten. Ebenso offenbart der
Autor die verzweifelte Politik der DDR und den gescheiterten Gedanken des
Kommunismus. Die Macht und die Ohnmacht der Geheimdienste, die Arbeiterbewegung
in Polen findet man in „Kinder der Freiheit“ ebenso wieder wie der Beginn des
Terrorismus.
Die Familiengeschichten verzweigen sich im
Laufe der Handlung oftmals. Zwar ist der Kalte Krieg der faktisch länger als
der 2. Weltkrieg dauerte den Lesern oftmals bekannt, aber die großen Ereignisse
und nicht zuletzt das Lebensgefühl einer ganzen Generation erzählt Ken Follett
fantastisch.
Auch wenn der Autor sich klassischer,
erzählerischer Mittel bedient,
transportiert er brillant eine Sensibilität durch die sehr komplexe Handlung. Selbstverständliche
begegnen uns in der Entwicklung der Hauptpersonen, so manche historische
Persönlichkeiten. Natürlich muss sich der Autor hier auch die Brücke zu
erzählerische Freiheit offen halten, doch hält sich der Autor mehr an Fakten
als an Fiktionen. Manchmal vermisst man eine gewisse Emotionalität beim Lesen
des Romans. Der alleinige Kritikpunkt sind eventuell die Dialoge, die etwas
feinfühliger aufgebaut sein könnten.
Damit sind die Charaktere auch etwas windige
Zeitgenossen. So recht sind diese ihren Prinzipien und Idealen nicht immer
treu. Das macht es dem Leser manchmal schwer diesen moralisch oder ethisch
folgen zu können. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Leser nun mal
in einer ganz anderen „Welt“ lebt.
Der Autor Ken Follett veröffentlichte mit
„Kinder der Freiheit“ einen „historischen, politischen und kulturellen“
Unterhaltungsroman. Für die im Detail lebenden Leser, die sich gerne mit
Politik beschäftigen wird, der Roman großartige Unterhaltung sein, obwohl er
manchmal eher oberflächig erscheint. Für diejenigen die hier „Sex, Drugs und
Rock`n Roll erwarten wird „Kinder der Freiheit wie ein entspannter Zug an einem
Joint sein. Erfrischend und viele werden sagen: Weißt Du noch, wie das damals
war?“ Die jüngeren Leser werden schmunzeln, aber ebenso manchmal sehr
erschrocken sein über eine Welt zu lesen, in der unsere Eltern und Großeltern
alles investiert und riskiert haben! Doch eines haben sie scheinbar nie
aufgegeben – der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit.
Selbstverständlich kann der Autor nicht mit der
politischen Aktualität up to date sein. Er endet mit dem Amtsantritt Barack
Obamas im Jahre 2008.
Im Grunde schade, denn in den letzten 7 Jahren
gab es doch viele politische Situationen die es wert wären, in einem Roman
erzählt zu werden. Na ja, vielleicht kommt der Autor in ein paar Jahren mit
einer Fortsetzung.
Fazit
„Kinder der Freiheit“ ist der Mantel der
Geschichte, der Politik und Kultur einer ganzen Generation. Der Traum von
Freiheit ist brillant und spannend umgesetzt und dadurch ist der Roman ein sehr
helles und manchmal mahnendes Spiegelbild, was uns vor Augen gehalten wird.
Der Roman ist absolut empfehlenswert und lässt
die Stärken des Autors wieder erkennen – Es ist was es ist,....die Geschichte
der Generationen.
Michael Sterzik