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Dienstag, 14. Februar 2023

Buchtipp: Früher war mehr Verbrechen - Nina Batram und Katharina Kolvenback

Buchtipp: "Früher war mehr Verbrechen - von Nina Batram und Katharina Kolvenbach.


Haben wir wirklich dazugelernt? Sind wir vernünftiger geworden? Nicht mehr ganz so kaltblütig, oder sagen morden wir zivilisierter?
"Früher war alles besser"?! Kann man sehen wie man will, aber werfen wir mal mit dem vorliegenden Buch ein Blick in die Vergangenheit. Historische Kriminalfälle und das durch einige Jahrhunderte hinweg. Mit viel Ironie erzählen die Autoren von "Verbrechen" - an die man sich ggf. erinnert.
Perfide Mord-Komplotte, grausame Hexen-Verfolgung oder blutige Dienstmädchen-Morde: Die Prähistorikerinnen Nina Batram und Katharina Kolvenbach versammeln in ihrem ersten True-Crime-Buch spektakuläre Fälle, darunter sowohl die besten Folgen aus dem Podcast als auch exklusive historische Kriminalfälle, die noch nicht im Podcast diskutiert wurden. Die Autorinnen berichten von spannenden historischen Verbrechen und deren Hintergründen, skizzieren mögliche Lösungen weit zurückliegender Cold Cases und die Relevanz der Fälle für die heutige Zeit - stets respektvoll, mit viel Empathie und Sachverstand - und immer auch mit einer Prise (Selbst-) Ironie.
Die einzelnen Fälle wurden gründlich recherchiert. Die Leserinnen und Leser werden stets mit neuen Einblicken in längst vergangene Gräueltaten und Schicksalsschläge und in die jeweilige Epoche überrascht. Wohlbekannte, aber auch nicht geläufige Kriminalfälle werden bei diesem detailreichen Streifzug durch die Jahrhunderte unter die Lupe genommen.
Der Blick in die Vergangenheit lohnt sich, um heutige Kriminalfälle und die Psychologie der Täter besser zu verstehen. (Verlagsinfo)
Viel Spaß und gute Unterhaltung mit dieser Zeitreise.
Michael Sterzik


Sonntag, 28. November 2021

Legenden des Krieges - Im Schatten des Falken - David Gilman

 


David Gilman lässt uns in seinem 7. Roman der Thomas Blackstone Reihe, wieder am 100-jährigen Krieg teilnehmen. Der Krieg zwischen den Erzfeinden England und Frankreich verlagert sich ins ferne Spanien.

Der Erbfolgekrieg in Kastilien lässt Thomas Blackstone in diesem Roman, an seine Grenzen kommen. Als „Kriegsherr“ ist er dem König verpflichtet, auch wenn er begreift, dass er in dieser dramatischen Auseinandersetzung in Gefahr gerät, als kleine Schachfigur, in dem Spiel um die Throne vernichtet zu werden.

In diesem Buch geht es dramatisch zu. Fernab der Heimat müssen der erfahrene Kriegsherr und sein Trupp von Rittern und gefürchteten Bogenschützen bluten. David Gilman erzählt sehr plakativ, wie Könige ihre Soldaten opfern, um sich persönlich zu bereichern, oder ihren Einfluss und ihre Macht auszubauen.

Winter 1364. Sir Thomas Blackstone, Kriegsherr König Edwards III., sichert die Bretagne für England. In den Wirren des Erbfolgekriegs rettet er einen kastilischen Jungen, Lázaro – der allein Zeuge eines Mordes wurde. Hat der König von Kastilien und Englands Verbündeter, Don Pedro I., seine Gemahlin Blanche de Bourbon getötet?

Kastilien steht kurz davor, in die Knie zu gehen. Blackstone muss Don Pedro in Sicherheit bringen! Gemeinsam mit seinen Gefährten und einer Gruppe treu ergebener maurischer Kavalleristen reitet Blackstone bis zum weit entfernten Sevilla und nach Santiago de Compostela. Aber der Mörder der Königin Kastiliens hat es auf Blackstone und seinen Schützling Lázaro abgesehen …(Verlagsinfo)

„Im Schatten des Falken“ ist ein teils sehr mystischer Roman, der auch erzählt, dass die damaligen Menschen in dieser Epoche doch sehr an Vorzeichen und Omen glaubten. Hexerei, Zauberei – der ewige Kampf zwischen Gut und Böse – der schmale Grat zwischen Vernunft und einem abwegigen Aberglauben kann Soldaten den Mut und die Zuversicht nehmen.

Die Dramatik hat in dem vorliegenden Roman auch einen hohen Stellenwert. Thomas Blackstone verliert einige seiner ‚Freunde‘ und auch seine kleine Truppe wird erhebliche Verluste erleiden – am Ende stellt sich die Frage: War es das alles wert“? Das macht den siebten Band dieser Reihe zu einem sehr spannenden – gerade weil man als Leser auch begreift, dass Thomas Blackstone verletzlich, sogar sterblich ist, und das der Autor ein bittersüßes Happy End verfassen kann. Dem Tod zu dienen verlangt Opfer – und diese werden eingefordert.

Fiktion und Fakten werden von David Gilman großartig kombiniert, ohne, dass dieses brisante Thema erzählerisch langweilig wird. Der Unterhaltungswert ist hoch, dank einer herausragenden Spannung und einer starken Dramaturgie. Dieser Ausflug nach Spanien war vielleicht nötig, um etwas Abwechslung zu bringen, doch hoffe ich doch, dass der Autor in den nächsten Bänden geografisch sich wieder England und Frankreich zuwendet.

Die Actionszenen sind qualitativ gut und nicht zu grausam geschildert. Vom Krieg zu erzählen, heißt schließlich auch das „sterben“ aufzuzeigen. Doch bei diesen harten Passagen vergisst David Gilman auch nicht, von Ehre, Ethik, Verantwortung zu sprechen und Mitgefühl und Freundschaft bis in den Tod lassen den Roman sehr lebendig und authentisch wirken.  

Fazit

„Legenden des Krieges – Im Schatten des Falken“ ist einer der stärksten Romane aus dieser Reihe. Dramatik – ohne künstliche Theatralik – eine souveräne und steigende Spannung. Und selbst ruhige Momente um Freundschaft und Liebe bei den „harten“ Männern wirken selbstbewusst und authentisch. Sehr zu empfehlen.

Michael Sterzik

Donnerstag, 2. April 2015

Gold des Südens - Ulf Schiewe


Der Münchner Autor Ulf Schiewe verlässt mit seinem neuesten, historischen Roman „Gold des Südens“, dass mittelalterliche Genre.

Der vorliegende Roman spielt in der Zeit, in der die Ozeane und Weltmeere von Krieg- und Handelsschiffen und natürlich auch von Schmugglern, Freibeutern und Piraten heimgesucht wurden. Der Handel der Seefahrernationen florierte. Exotische Waren aus Indien, Amerika, China und nicht zu vergessen der Karibik waren in Europa stark begehrt. Mit dem Handel und Eröffnung der Kolonien folgten nicht nur See- und Handelskriege, sondern die Konfrontation mit Piraten, Freibeutern und Schmugglern auf den Seewegen war nicht zu unterschätzen.

Es war ein lukratives Geschäft, allerdings voller Gefahren und Risiken. Doch die Piraten und Schmugglern war das sehr bewusst. Was hatten sie den schon zu verlieren. Nicht wenige Piraten waren vorher verschuldete Kaufleute gewesen, oder in Ungnade gefallene Offiziere, entflohene Sklaven, enttäuschte Matrosen oder einfach nur Berufsverbrecher und Abenteurer. Einige wechselten allerdings die Fronten und verdingten sich durch die legitimierten Kaperbriefe – ausgestellt von Ihren Majestäten auf die Jagd nach wertvollen Prisen und versenkte oder kaperten die Handelsschiffe feindlicher Nationen.

In dem Roman „Gold des Südens“ wird die Geschichte eines noch sehr naiven und sehr jungen Kapitäns erzählt, der aufgrund der nicht getilgten Schulden seines Vaters, die Flucht ergreift. In Holland angekommen, besucht er einen alten Freund und Kaufmann seines Vaters und übernimmt einen gefährlichen Auftrag der ihn in die spanischen Kolonien, in die Karibik führt. Der Sohn des holländischen Kaufmanns ist als Pirat und Schmuggler gefangen worden, sein stolzes Schiff beschlagnahmt und deren Besatzung leistet Zwangsarbeit.

Doch auch in die spanischen Kolonien gibt es Gesetze und die Großgrundbesitzer mit Ihren Zuckerrohrplantagen. All diese kleineren Lokalfürsten möchten ihre Freiheit und die relative Unabhängigkeit bewahren und sich nicht wieder der spanischen Krone beugen.
Es geht hier um nicht entrichtete Steuern und Abgaben die vorbei an Fiskus und Staat, die man unbedingt benötigt. Der Unterhalt von Kolonien kostet seinen Preis, und die Verteidigung und Ausbau der Schifffahrtsrouten, ist ebenso ein machtvolles Argument, um hier eine Kontrolle durch einen Gouverneur einzubauen.

Der junge Kaufmann wird in eine von Macht, Politik und Verbrechen gesteuerte Welt katapultiert, in der er nicht zuletzt persönlich entscheiden muss, wie seine Zukunft sein wird.

Kritik

Der Grad zwischen Legende, Fakten und Fiktion ist ein sehr, sehr schmaler. Gerade dies bietet den Autoren solcher Abenteuerromane viel Gelegenheit für spannende Geschichten, heißblütiger Liebe unter der karibischen Sonne und einer Menge an actiongeladenen Szenen, die es zu erzählen gilt.

Auch in „Gold des Südens“ greift der Autor zu dieser klassischen Rezeptur. Doch dem Autor Ulf Schiewe gelingt es, eine recht Gute authentisch- realistische Atmosphäre aufzubauen.

Die Handlung ist spannend, wenn diese leider auch manchmal einige Chancen schlichtweg verpasst. Für einen Abenteuerroman, gibt es zu wenig Kanonendonner, Pulvergestank und Säbelduelle – schließlich verbindet jeder Leser diese Elemente mit einer guten Abenteuergeschichte. Stattdessen sehr viel Dialoge und zudem wird die Geschichte der spanischen Plantagenbesitzer und ihren internen Schwierigkeiten zu viel Raum gegeben. Der Weg der Liebe, den die „Liebe“ hier geht, ist vorhersehbar konzipiert.

Ebenso verhält es sich mit den Schicksalen und der persönlichen Motivation der Charaktere. Der aus Bremen stammende und noch sehr junge Kapitän Jan van Hagen verliert sich ein wenig in seiner beruflichen (Weiter) Entwicklung. Noch recht unerfahren im interkontinentalen Handel, der Politik, im Umgang mit Waffen und auch der Liebe, gelingt es dem Autor Ulf Schiewe in diesem Band noch nicht wirklich ein bleibendes Profil zu entwickeln.

Es gibt nur wenige Charaktere, die wirklich fesseln können. Zum einen vermisst man in der Handlung einen wirklich, raffinierten und durchtriebenen Gegenspieler, zum anderen gibt es vereinzelnd Charaktere, die ähnlich wie der junge, deutsche Kapitän noch deutlich Potenzial haben dürften für weitere Fortsetzungen. Einzig und alleine der Schiffsarzt wirkt überzeugend in seinen Handlungen und Bestrebungen.

Nichtsdestotrotz ist „Gold des Südens“ trotz aller offensichtlichen Schwächen ein guter und unterhaltsamer Roman. Wie immer weiß Ulf Schiewe über was er schreibt, so das die historischen Elemente klasse eingebaut sind. Die Themen: Sklavenhandel, Piraterie, Schmuggel und auch die Politik sind fabelhaft umgesetzt.

Fazit

„Gold des Südens“ ist gemessen an einen Auftakt einer eventuell, neuen Reihe empfehlenswert. Bei Weitem nicht so stark wie die Mittelalterromane „Der Bastard von Tolosa“ oder „Die Comtessa“ – so garantieren die Piraten der Karibik, so viel erzählerisches Potenzial wie andere Epochen eben auch. Ich hoffe, dass Ulf Schiewe einen zweiten Band veröffentlicht und beschreibt, welchen Weg unser junger Kapitän denn nun gehen will.


Michael Sterzik

Sonntag, 1. Februar 2015

Kinder der Freiheit - Ken Follett

Nach „Sturz der Titanen“ und „Winter der Welt“ veröffentlicht Ken Follett nun mit „Kinder der Freiheit“ den dritte und letzten Teil seiner fulminanten Familiensaga.

Nach den Schrecken des 2. Weltkrieges steht nicht nur Europa vor einem Wiederaufbau. Die USA und die damalige UDSSR spüren in der jetzigen Generation den fordernden Schrei nach Freiheit. Die Nachkriegsjahre sind bei den Familien Peshkow, Fitzherbert, Williams, Rothmann und Dewar geprägt von privaten Schicksalsschlägen die unlängst durch Ungerechtigkeiten, sozialen Zwängen und politischer Willkür.

„I have dream..“ so lauteten die großen Worte eines großartigen Martin Luther Kings auf einer Kundgebung. Der Traum von Freiheit findet sich in der gesamten Handlung immer wieder. Gerade die älteren Leser werden immer wieder in die Vergangenheit katapultiert. In einer Vergangenheit des Aufbaus, der Revolution, der epochalen Umwälzung durch eine Generation des Rock`n Rolls, der Drogen und gegen Politischer Unterdrückung.

Ken Follett bietet dem Leser, tief in die geschichtliche Vergangenheit unserer Eltern und Großeltern zu treten. Die vielen historischen Ereignisse sind sensibel, dramatisch und jederzeit spannend erzählt. Thematisiert wird der Mauerbau in Ostberlin, der Hass auf die farbige Bevölkerung nicht nur im Süden der USA, die Kuba-Krise in der John F. Kennedy und Chrustschow die Welt an Rand eines Abgrundes brachten. Ebenso offenbart der Autor die verzweifelte Politik der DDR und den gescheiterten Gedanken des Kommunismus. Die Macht und die Ohnmacht der Geheimdienste, die Arbeiterbewegung in Polen findet man in „Kinder der Freiheit“ ebenso wieder wie der Beginn des Terrorismus.

Die Familiengeschichten verzweigen sich im Laufe der Handlung oftmals. Zwar ist der Kalte Krieg der faktisch länger als der 2. Weltkrieg dauerte den Lesern oftmals bekannt, aber die großen Ereignisse und nicht zuletzt das Lebensgefühl einer ganzen Generation erzählt Ken Follett fantastisch.

Auch wenn der Autor sich klassischer, erzählerischer  Mittel bedient, transportiert er brillant eine Sensibilität durch die sehr komplexe Handlung. Selbstverständliche begegnen uns in der Entwicklung der Hauptpersonen, so manche historische Persönlichkeiten. Natürlich muss sich der Autor hier auch die Brücke zu erzählerische Freiheit offen halten, doch hält sich der Autor mehr an Fakten als an Fiktionen. Manchmal vermisst man eine gewisse Emotionalität beim Lesen des Romans. Der alleinige Kritikpunkt sind eventuell die Dialoge, die etwas feinfühliger aufgebaut sein könnten.

Damit sind die Charaktere auch etwas windige Zeitgenossen. So recht sind diese ihren Prinzipien und Idealen nicht immer treu. Das macht es dem Leser manchmal schwer diesen moralisch oder ethisch folgen zu können. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Leser nun mal in einer ganz anderen „Welt“ lebt. 

Der Autor Ken Follett veröffentlichte mit „Kinder der Freiheit“ einen „historischen, politischen und kulturellen“ Unterhaltungsroman. Für die im Detail lebenden Leser, die sich gerne mit Politik beschäftigen wird, der Roman großartige Unterhaltung sein, obwohl er manchmal eher oberflächig erscheint. Für diejenigen die hier „Sex, Drugs und Rock`n Roll erwarten wird „Kinder der Freiheit wie ein entspannter Zug an einem Joint sein. Erfrischend und viele werden sagen: Weißt Du noch, wie das damals war?“ Die jüngeren Leser werden schmunzeln, aber ebenso manchmal sehr erschrocken sein über eine Welt zu lesen, in der unsere Eltern und Großeltern alles investiert und riskiert haben! Doch eines haben sie scheinbar nie aufgegeben – der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit.

Selbstverständlich kann der Autor nicht mit der politischen Aktualität up to date sein. Er endet mit dem Amtsantritt Barack Obamas im Jahre 2008.
Im Grunde schade, denn in den letzten 7 Jahren gab es doch viele politische Situationen die es wert wären, in einem Roman erzählt zu werden. Na ja, vielleicht kommt der Autor in ein paar Jahren mit einer Fortsetzung.

Fazit

„Kinder der Freiheit“ ist der Mantel der Geschichte, der Politik und Kultur einer ganzen Generation. Der Traum von Freiheit ist brillant und spannend umgesetzt und dadurch ist der Roman ein sehr helles und manchmal mahnendes Spiegelbild, was uns vor Augen gehalten wird.

Der Roman ist absolut empfehlenswert und lässt die Stärken des Autors wieder erkennen – Es ist was es ist,....die Geschichte der Generationen.

Michael Sterzik




Freitag, 22. November 2013

Die Burg der Könige (Oliver Pötzsch)

 Inhalt

1524. Die deutschen Lande werden von den Bauernkriegen zerrissen. Dem Adel droht der Verlust der Macht, dem Volk Hunger und Tod. Die Herrschaft Kaiser Karls V. ist in Gefahr. Da stoßen Agnes, die Herrin der mächtigen Burg Trifels, und Mathis, der Sohn des Burgschmieds, auf ein Geheimnis, das über die Zukunft der Krone entscheiden wird. Bestsellerautor Oliver Pötzsch hat einen großen Roman über die legendäre Burg der Staufer geschrieben. Der Trifels: Hort vieler Legenden und Schlüssel zum Kaiserthron. (Verlagsinfo)

Kritik

„Als Adam grub und Eva spann wo war denn da der Edelmann“?- Ein Zitat des englischen Predigers John Ball. Der neueste Roman von Oliver Pötzsch spielt um das Jahr 1525. Eine unruhige Zeit in Europa. Nicht nur aufgrund der königlich-/ kaiserlichen Kriege und Intrigen an den Höfen des Adels, sondern auch unter der armen Bevölkerung, unter den Bauern, den Leibeigenen, den unfreien macht sich massive Unzufriedenheit breit. Es ist auch, der Niedergang des herkömmlichen und traditionellem Rittertums. Die Zeit der Schwerter im Kampf um Ruhm und Ehre gehört der Vergangenheit an. Die damaligen Ritter sind zumeist verarmt, einsam und können die königlichen Steuern und Abgaben kaum mehr aufbringen. Nicht wenige werden aus Not vom Ritter zum Räuber.

Die Zeit der Burgen nähert sich dem Ende. Die Kosten sind zu hoch und zwingen den verarmten Adel zur Aufgabe. Es ist die Zeit der Gilden, der Kaufmänner, der reichen Pfeffersäcke, wie sie oftmals betitelt werden, aber auch beneidet.

Die Burg Trifels am Annweiler spielt zusammen mit ihren Bewohnern die Hauptrolle in „Die Burg der Könige“. Wie der Titel schon ahnen lässt, geht es um sagenumwobene Burg, in der schon Kaiser Barbarossa (Friedrich der I.) residierte. König Richard Löwenherz – Herrscher von England war hier drei Wochen in Gefangenschaft. So reihen sich Fabeln, Fiktion und Geschichte nahtlos aneinander und immer wieder ist die Sprache von einem sagenhaften Schatz, der hier versteckt sein soll. Die Burg der Staufer lädt den Leser ein zu einer fantastischen Geschichte.

Die Vogtstochter Agnes und der Sohn des Waffenschmieds sind die Hauptcharaktere in „Die Burg der Könige“ und kommen einem Geheimnis auf der Spur, der den Schlüssel zum Kaiserthron birgt. Agnes ist allerdings nicht das holde Burgfräulein, sondern rebellisch und eigensinnig und möchte einen goldenen Käfig für ihre Zukunft gar nicht in Betracht ziehen. Ihren Jugendfreund und vertrauten Mathis vertraut sich die junge Frau an und gemeinsam bestreiten sie einige Abenteuer.

Die Handlung wird immer abwechselnd aus den Perspektiven Agnes und Mathis erzählt. Die Dramaturgie ist vielseitig, und obwohl es ein historischer Roman ist, nimmt sich der Autor doch die eine oder größere künstlerische Freiheit. Der Bauernkrieg als Dreh- und Angelpunkt gedacht, ist gut erzählt worden, allerdings fehlt es hier oft an historischen Fakten und Entwicklungen, sodass dieser nicht Mittelpunkt ist. Sehr unrealistisch und leider manchmal deplatziert haben die Träume von Agnes gewirkt, die dazu dienen sollen sie auf den „rechten“ Weg zu bringen.
Auch die Entwicklung zum Ende hin klingt manchmal zu phantastisch und wenig plausibel. Sehr positiv dagegen sind die Nebenfiguren gezeichnet, deren manchmal leider etwas von Tiefgang fehlt. Gerade der Barde Melchior wäre als eigenständige Figur, vielleicht auch in späteren Romanen sehr interessant gewesen. Die Schwarz-Weiß Zeichnung der Charaktere ist wie in vielen anderen historischen Romanen leider auch hier zu finden.

Oliver Pötzsch der schon in die Reihe „Die Henkerstochter“ sein schriftstellerisches Talent bewies, erzählt auch hier eine spannende Geschichte, die den Leser mit  abwechslungsreicher Atmosphäre unterhält. Der Stil von Oliver Pötzsch ist nicht der gleiche wie in seinen vorherigen Werken, doch darum ist er nicht schlecht. Die Geschichte entwickelt sich hier rasanter und ist allemal actionreicher wie z.B. in „Die Henkerstochter“.

Fazit

„Die Burg der Könige“ von Oliver Pötzsch ist trotz aller Kritik ein Garant für spannende Lesestunden.

Ich hoffe, dass der Autor weiter solch hervorragende historische Romane schreiben wird. Vielleicht mit etwas mehr an historischen Figuren und Begebenheiten und weniger an fantastischen Elementen.

Machen Sie es sich gemütlich, trinken Sie eine gute Tasse Tee und lassen sie sich von Oliver Pötzsch auf Burgen entführen, mit Raubrittern kämpfen und intrigante Machtspiele erleben. Großartige Unterhaltung!


Michael Sterzik


Freitag, 4. März 2011

[Rezension] Die Blutsäule (Iris Kammerer)

Die Blutsäule – Iris Kammerer

Die Domhauptstadt Köln ist immer einen Besuch wert und die über 2000 Jahre alte Stadt am Rhein hat viel zu erzählen. Natürlich beherrscht die Kunst, sowie auch die Kultur diese Metropole und natürlich ist der Kölner Dom das traditionelle Ziel vieler Touristen.

Der Kölner Dom gehört zu den weltweit größten Kathedralen im gotischen Stil und seit 1996 gehört dieses imposante Bauwerk zum Weltkulturerbe der Unesco.

1248 wurde der gotische Bau vom Dombaumeister Gerhard von Rile begonnen. Sein Vorbild war die Kathedrale von Armiens. Er war der erste der Dombaumeister von Köln.

Iris Kammerer die schon brillante historische Romane wie „Varus“, und u.a. „Der Tribun“ erfolgreich verfasste und die bereits in mehreren Auflagen erschienen sind, lässt in ihrem neuesten Roman „Die Blutsäule“ die Stadt Köln und den Dombaumeister Gerhard von Rile eine Hauptrolle spielen.


 
Inhalt


 
Köln 1248: Der noch sehr junge Baumeister Gerhard von Rile hat in der Stadt am Rhein den Auftrag angenommen, eine prachtvolle Kathedrale zu errichten. Die Stadt Köln entwickelt sich rasant. Sie ist zu einem Magnet für Handwerker und Kaufleute geworden die im Schatten dieses Doms Reichtum und Rum wittern. Die Konflikte zwischen Klerus und Bürgerschaft nehmen zu und auch Gerhard von Rile und sein Neffe Gerwich geraten schnell zwischen die verfeindeten Fronten, genauso wie der eigentliche Stadtherr – der Erzbischof.

Als Gerwich unmittelbarer Zeuge eines Mordes wird, und dieser kein Einzelfall bleibt, überschlagen sich die Intrigen und Ereignisse innerhalb der Stadtmauern. Die beiden Predigermönche Albert von Lauingen und sein noch jünger Schüler Thomas von Aquin helfen Gerwich bei den Ermittlungen. Doch kein weltlicher Richter wird über die Verdächtigen urteilen können. Denn die „Blutsäule“ entscheidet letztlich über das Schicksal, über Schuld und Sühne der potentiell verdächtigen Personen.

Als „Gottesurteil“ soll diese Säule an der Jesus Christus gemartert und ausgepeitscht wurde, dienen. Denn das heilige Blut soll den Stein getränkt haben und den wahren Sünder entlarven oder freisprechen können.

Die Kölner die endlich Ruhe und Frieden in der Domstadt haben möchten, und die nicht zuletzt durch die Anbetung von Reliquien an Tourismus und Handel gut verdienen handeln durch Aberglauben gehetzt etwas vorschnell. Als der regulär durch die Blutsäule entlarvte Täter identifiziert und gefangen wird, und trotzdem noch weitere Morde geschehen, überschlagen sich die Ereignisse....


 
Kritik


 
Iris Kammerer hat ihren Schauplatz hervorragend gewählt. Köln sprüht ja förmlich über von Geschichte, aber nicht nur durch die auch schon damals im Jahre 1248, gab es umfangreiche Intrigen unter den Kaufleuten, Handwerkern, den Stadträten. Auch die Kirchenväter wollten an den Touristen ihren Profit weiter ausbauen, und die Gewinnung von Macht und Einfluss rief doch weltliche Motivationen hervor.

Die Autorin hat wie schon erwartet hervorragend recherchiert und wer Köln kennt, wird im Lesen quasi an die Hand genommen und gleich durch die Domstadt spaziert. Hjer nimmt das Mittelalter Gestalt an, die Gassen, die verschiedenen Straßen und Plätze, der Bau des Kölner Doms – all das entwickelte sich in eine ungemein dichte Atmosphäre.

Doch nicht nur die Kunst und Kultur spielt in „Die Blutsäule“ eine tragende Rolle. Auch die Menschen die in dieser Metropole lebten, hat die Autorin realitätsnah und vielseitig aufleben lassen. Zudem Iris Kammerer noch sehr beispielhaft und sagen wir es ruhig, sehr lebhaft uns an deren täglichen Leben teilhaben lässt. Da wie immer die Kirche ihre Schäfchen leitete und führen wollte, wird das Thema Aberglauben hier auch stark thematisiert.

Das eine Säule einen Verbrecher entlarven oder einen Unschuldigen retten könnte, ist für unseren Intellekt nur schwerlich nachvollziehbar, doch für viele Personen im 13 Jahrhundert und auch noch später hatte der Glaube an Wunder und Reliquien eine immense Gewichtung. Doch nicht alle waren so gutgläubig, natürlich gab es auch Menschen die mit einer gewissen Skepsis solchen Wundern begegneten, aber ungefährlich war das freilich nicht. So oder so, dass Mittelalter war ein prägende Epoche, ein Zeitraum in der Kunst und Kultur, und natürlich auch die Architektur wahre Quantensprünge vollführte.

„Die Blutsäule“ von Iris Kammerer ist ein abwechslungsreicher und sehr, sehr spannender Roman der zu überzeugen weiß. Die Stadt am Rhein lebt hier auf, die Menschen und deren Schicksale werden vielfältig und überzeugend auf die frühmittelalterliche Bühne geworfen.

Es ist kein historischer Kriminalroman wie vielleicht der Leser ihn hier erwartet. Iris Kammerers Stil ist weit vielfältiger. Im Vordergrund stehen die sozialen Verflechtungen, die Intrigen der Händler, der Kampf um Macht und Einfluss in dieser Großstadt die alles dafür tut um wachsen zu können

Dem Leser wird Gerhard von Rile begegnen, der erste Dombaumeister zu Köln von dem nicht wirklich viel bekannt ist, aber viel vermutet wird. Iris Kammerer gibt diesen und anderen historischen Persönlichkeiten ein gewisses Gesicht, dass der Vergangenheit durchaus entsprechen könnte. Thomas von Aquin und Albertus Magnus sind zwei der herausragenden Geistliche denen hier die Autorin die Gelegenheit gibt in dieser Geschichte mitzuspielen.


 
Fazit


 
„Die Blutsäule“ von Iris Kammerer ist grandios und überzeugt nicht nur durch Spannung und Abwechslung in ihrem Roman, sondern auch durch eine sichere und realitätsnahe Beschreibung des Mittelalterlichen Kölns und seiner Bewohner.

Am liebsten möchte man sich auf den schnellsten Weg nach Köln begeben, um die Atmosphäre in der Nähe des Doms zu spüren, zu begreifen wie faszinierend und spannend eine Autorin „Köln“ beschreiben kann. 



Michael Sterzik