Mittwoch, 16. Juni 2010

Todesspiele - Karen Rose


Todesspiele – Karen Rose

Schon in den ersten beiden Teilen von Karen Rose – „Todesschrei“ und „Todesbräute“ spielte die Handlung um die Familie Vartanian. In „Todesschrei“ mordete Simon Vartanian für seine Interpretation von Kunst und im zweiten Teil der Trilogie musste sich Daniel Vartanian seinen Ängsten nun endlich stellen und zurück nach Dutton, seinem Geburtsort und dem Sitz seiner Familie kommen. Zwar wurde Daniel nicht mit den Taten Simons in der letzten Zeit konfrontiert, doch es ist so, als würde der Schatten Simons noch immer auf ihn und auf seine Schwester Susannah lasten. Das man zwar seiner Vergangenheit für eine bestimmt Zeit den Rücken kehren und quasi weglaufen kann, aber diese einem wie ein lästiger Fluch auf immer begleiten wird, dass merkt auch schnell Susannah Vartanian, Staatsanwältin und selbst auch Opfer ihres Bruders Simon und seiner grausamen Clique, die die kleine Stadt Dutton seit Jahren mit ihren Vergewaltigungen in Atem gehalten haben.

Inhalt

Daniel Vartanian konnte zusammen mit einer Schwester eines Opfers, Alex Fallon den Mädchenring aufspüren und einige der Vermissten Personen unter Lebensgefahr retten. Daniel selbst wurde bei einem Schusswechsel schwer verletzt und auch einige Täter konnten leider nicht lebend gefasst werden, was zukünftige Ermittlungen erschweren wird. Auch der oder die Drahtzieher bleiben noch immer im Verborgenen und es ist offensichtlich, dass weiteren Tätern zusammen mit einigen entführten Mädchen die Flucht gelungen ist. Daniel und Alex waren nur Marionetten in einem tödlichen Spiel, denn wirkliche Kontrolle hatten sie nie zu keinem Zeitpunkt. Den Spuren denen die Beamten gefolgt sind, wurden präzise und völlig geplant hinterlassen, es gab zwar einige Verluste für die Täter, doch die waren einkalkuliert.

Als Luke Papadopolus, ein Freund und Kollege von Daniel Vartanian den Ort der Schießerei untersucht, findet er in dem Bunker neben den erschossenen Tätern in den Räumen fünf erschossene Mädchen. Sie wurden kaltblütig liquidiert und dem sensiblen Ermittler der eigentlich für Internetkriminalität in Verbindungen mit Verbrechen an Kindern zuständig ist, sträuben sich angesichts der Brutalität die Haare. Die toten Mädchen zeigen Spuren von schlimmster Folter und Unterernährung. Namenlose Opfer, die meisten waren wohl minderjährig und neben der Suche nach den verliebenden Tätern, müssen jetzt die toten Mädchen identifiziert und die Eltern benachrichtigt werden.

Susannah Vartanian, die eigens in die kleine Stadt ihrer verhängnisvollen Kindheit gekommen ist, wollte  an offizieller Stelle aussagen was ihr vor Jahren zugestoßen ist. Genau wie die anderen bekannten Opfer wurde auch sie vergewaltigt, dabei wurden Fotos gemacht um sie evtl. damit erpressen zu können. Ein Plan der bei ihr und vielen anderen Frauen bis zu den jüngsten Ermittlungen aufgegangen zu sein scheint. Je mehr Susannah und Luke in Duttons Vergangenheit und frühester Gegenwart ermitteln, desto gefährlicher wird es für das Duo denn die Täter setzen alles dran Susannah zum schweigen zu bringen mit allen Mitteln und auch die „überlebenden“ Opfer die im Krankenhaus behandelt werden stehe auf der Todesliste.

Kritik

„Todesspiele“ ist der dritte und abschließende Roman von Karen Rose in der die Familie Vartanian die einnehmend tragische Rolle spielt. Dabei geht die Autorin wie schon in „Todesschrei“ und „Todesbräute“ gewohnte und erfolgreich bestätigte Wege. In ihren Romanen vermischen sich immer die „Vartanians“ mit den GBI-Agenten die in den Mordfällen ermitteln. Einzig und allein im ersten Teil, war „Simon Vartanian“ der Killer, der die Beamten in Atem gehalten hat, erst am Ende des ersten Teils, präsentierten sich Daniel und Susannah Vartanian.

Interessant ist es, dass das Ende „Todesbräute“, der Anfang von „Todesspiele“ ist, nur aus einer ganz anderen Perspektive. Es ist für das Grundverständnis fast schon zwingend die beiden Teile vorher gelesen zu haben, bevor man zu dem dritten greift. Zu viele wichtige Personen spielen ganz entscheidende Schlüsselrollen und um die Familie „Vartanian“ mit ihrer Vergangenheit zu begreifen, bleibt dem Leser nichts anderes übrig als „Todesschrei“ in die Hand zu nehmen.

Das Schema in den drei Romanen ähnelt sich, doch bei „Todesspiele“ wird am Ende alles offengelegt, jegliche Kombination und Verstrickung von Personen, Taten und Verwandtschaftsverhältnissen wird aufgedeckt. Die eigentlichen „Drahtzieher“ des „Bösen“ bleiben bis fast zum Ende unter Verschluss, der Leser hat zwar die Möglichkeit selbst zu grübeln wer der oder die Täter denn sein könnten, doch herausfinden können sie es nicht. Geschickt vermengt Karen Rose die vielen „Täter“, hinter denen sich immer wieder ein „neuer“ versteckt, und wenn man glaubt, alle Geheimnisse seien dann gelüftet, so taucht an der nächsten Ecke der Handlung gleich die nächste auf.

Eine „schwache“ Frau benötigt bekanntlich eine starke Schulter, doch so einfach macht es sich Karen Rose nicht bei dem Aufbau ihrer Charaktere. Luke Papadopolus wie auch Susannah haben ihre „Altlasten“, ihre Dämonen die sich verfolgen und auch immer wieder einmal überholen. Luke ist kein „beinharter“ Ermittler, er hat zwar einen recht starken Charakter, aber lässt er doch menschliche Schwächen erkennen, damit bekommt er beim Leser dann satt und reichliche Sympathiewerte. Ähnlich, aber im Detail anders, verhält es sich mit der Staatsanwältin Susannah Vartanian, die ihren Schmerz, ihre Wut und Angst jahrelang unterdrückt, bzw. verdrängt hat. Luke und Susannah verhalten sich wie zwei Gegenpole eines Magneten, gleiche Energie, aber doch stoßen sie sich voneinander ab, auch ihre „Liebesgeschichte“, denn nicht anderes ist es, als Nebengeschichte gedacht, entwickelt sich parallel zur Haupthandlung.

Die Zielgruppe die zu den Romanen greifen werden, sind mit großer Sicherheit Frauen, doch auch die männliche Leserschaft wird an dieser Familientragödie ihren Lesespaß haben. Einziges Manko ist die „Liebesgeschichte“ die sich im Kern immer wiederholt, nur mit anderen Charakteren.

Fazit

Man kann schwerlich jedes Buch einzeln betrachten, denn Karen Rose schafft es verteufelt gut, eine Handlung aufzubauen, die so komplex und spannend erzählt wird, wie ich es selten erlebt hat. Neben einigen Überraschungen verbergen sich einige gut wohldosierte Actioneinlagen die packend sind, die Protagonisten sind sehr lebensnah gezeichnet. Selbst die „Bösen“ sind nicht eindimensional, sondern sind oftmals so manipuliert worden, dass sie keinen anderen Ausweg hatten. Genau darum dreht es sich – Manipulation von Menschen, der „Mädchenhandel“ nur ein nettes Nebengeschäft, nicht der eigentliche Spaß und die Motivation der Verbrecher. Lesen Sie selbst, fangen sie bei „Todesschrei“ an, weiter über „Todesbräute“ und sehen sie selbst wie „Todesspiele“ endet und vergessen sie nicht dabei zu schlafen.

Nicht nur „Todesschrei“ ist absolut zu empfehlen, sondern gleich die ganze Trilogie der Familie Vartanian.

Michael Sterzik



 

Dienstag, 8. Juni 2010

Die linke Hand Gottes - Paul Hoffmann



Thomas Cale ist Novize und lebt in der Ordensburg der „Erlösermönche“. Auch wenn sie Gott – dem „Erlöser“ dienen so ist die Botschaft, die sie überbringen meistens nicht die des Friedens, sondern eher sind sie Gesandten des Todes.


Das Leben für die vielen Jungen ist äußert unbarmherzig. Der Kriegerorden kennt so etwas wie „Gnade“ und „Erbarmen“ nicht. Ihre Ausbildung ist voller Enthaltsamkeit, dafür regiert die Gewalt hinter den Klostermauern. Schon von Kindesbeinen an, wird ihr Willen systematisch gebrochen, um sie später als „Kriegsmaschinen“ gegen die Antagonisten einzusetzen, Ketzer, Abtrünnige vom wahren einzigen Glauben an dem gottgleichen „Erlöser“.



Eine Flucht aus der Ordensburg scheint unmöglich, und selbst wenn die Flucht einem Novizen oder einem Mönch gelingen mag, so wird er gejagt und getötet, öffentliche Abschreckung die ihre Wirkung bei den Novizen nicht verfehlen. Auch sonst sind tägliche, drakonische Strafen das eigentliche Programm für Disziplin und ggf. kommt es vor, dass Novizen oder Angehörige spurlos verschwinden und nie wieder auftauchen.

Als Cale und zwei seiner „Freunde“ die Ordensburg durchstreifen, und Cale sowieso mit den Gedanken an eine Flucht beschäftigt ist, wird er Zeuge eines grausamen Mordes. Ein ranghoher und gefürchteter Mönch seziert ein noch junges Mädchen bei lebendigem Leibe, ein zweites, verschrecktes Mädchen ist eine gefesselte Zuschauerin dieses bestialischen Mordes. Ohne Zweifel wird sie sich in die Reihe seines nächsten Opfers einordnen. Cale verliert außer sich vor Wut die Kontrolle und tötet den Mönch nach kurzen Kampf. Mit diesem Mord ist Cale ein schon praktisch zum Tode verurteilter Mann, und er flieht zusammen mit seinen zwei Freunden und dem Mädchen aus der düsteren Ordensburg. Doch damit ist das Quartett noch lange nicht in Sicherheit, als die Mönche von Cales Tat erfahren, jagen sie die Abtrünnigen durch das manchmal unwirtlich bergige Land. Als sie endlich die prächtige Stadt „Memphis“ erreichen, sind sie zwar vorübergehend in Sicherheit vor den Mönchen, doch werden sie weder freundlich noch herzlich empfangen. Die aristokratisch geordnete Welt ist eine eigene für sich. Von dem Krieg zwischen den Erlösern und den Antagonisten ist nicht viel bekannt, auch von der kriegerischen Ausbildung ahnen die Stadtväter nichts bis eines Tages die Tochter eines Herrschenden von den Mönchen entführt wird. Cales Talent offenbart sich und es wird klar, dass Cale eine tödliche Waffe ist. Fast zeitgleich formiert sich ein Heer der Erlösermönche vor den Stadtmauern die zum Angriff bereit sind. Warum legen die kriegerischen Mönche so viel Wert auf Cale und seine Freunde? Welche Geheimnisse sind es wert einen Krieg zu entfachen….?



Kritik



„Die linke Hand Gottes“ ist der erste Roman des Autors Paul Hoffmann und der Beginn einer Trilogie um Thomas Cale. Angesiedelt ist der Roman im Genre „Fantasy“ und da ist er auch passend aufgehoben. Allerdings bedient sich Hoffmann nicht düsterer Magie oder finstere Geschöpfe der Nacht. Seine Protagonisten sind allzu „menschlich“, mit allen Facetten und Eigenarten, die uns auszeichnen.



Die Atmosphäre ist anhaltend finster, alleine schon die ersten Kapitel in der Ordensburg der Erlöser geben Anlass das es wenig Hoffnung und Liebe gibt. Gewalt und die Angst der Novizen werden dem Leser eindrucksvoll vor Augen gehalten. Analysiert man den „Glauben“ der Erlösermönche, so kommt das den christlichen Glauben recht nahe, denn immer wieder mal kommt die „Sünde“ als Begriff vor, oder der Satan. Und auch der Erlöser der sich für die Menschheit geopfert hat, hat einen gewissen Wiedererkennungswert. Dass Religion immer wieder von Menschen ein legitimer Vorwand ist, andere Menschen ihren Willen aufzuzwingen wird hier drastisch erzählt. Mit „Erlösung“ hat die Erziehung der Novizen gar nichts zu tun. Wer nicht ins Muster passt, wird aussortiert und die nächste Station ist das wohl das „Jenseits“. Auch ein Krieg gegen die Antagonisten, die Ketzer scheint nur ein Vorwand zu sein. Die Mönche geben sich sehr weltlich und sündhaft, erst am Ende des Romans erwartet den Leser ein kurzer Einblick in die religiösen Motive der Kriegerkaste. Doch ist das nur der Anfang, und noch lange ist die Geschichte nicht zu Ende erzählt.



Zeitweise liest sich der Roman wie ein Drehbuch, wie der Anfang einer Saga und man merkt aus welchem Bereich der Autor kommt und seinen ersten Erfahrungen machen konnte. Betrachten wir nun die Protagonisten des Romans so nur unter der Perspektive, dass der ganze Roman sich als Einleitung versteht. Die Schachfiguren sind aufgestellt, der Krieg kann beginnen und Thomas Cale ist der König des ganzen, der Mittelpunkt und die (Er)Lösung für viele Parteien.



Sein Talent ist offensichtlich, seine innerliche Rebellion und sein Hass auf die Mönche reicht bis in sein Innerstes selbst, so das der junge Mann nach Rache für die vielen Verletzungen und Schmähungen völlig verbittert und kalt wirkt. Durch seine Ausbildung, und das erfährt der Leser erst nach und nach, offenbart sich die ganze Persönlichkeit, aber auch seine Angst und Verletzbarkeit. Für Cale und seine Freunde beginnt in Memphis ein neues Leben und vor allem müssen sie viel lernen, denn außer Ausbildung mit und an Waffen, ist das Abenteuer Liebe und Mitgefühl total neues und unentdecktes Terrain. Thomas Cale und viele andere Haupt- und Nebencharaktere sind nicht eindimensional gezeichnet. Cale wirkt verschlossen, und jegliche Gefühle sind ihm scheinbar fremd. Er kämpft wie er es erlernt hat, effektiv, schnell und tödlich, nicht grausam, eher wie ein komplexes aber schnelles Uhrwerk. Eine Maschine die aufs töten programmiert wurde, denn Cale beherrscht nicht nur die unterschiedlichen Waffen, sondern ist auch ein begnadeter Taktiker und Stratege. Auch seine beiden Freunde weisen Talente auf, die jeglichen Krieger der Stadt in ihren Schatten stellen.



Das gerettete Mädchen weißt auch Talente auf, sie ist nichts anderes als eine exzellente Geisha, ausgebildet um Männer ihre sexuellen Wünsche zu erfüllen, vielleicht auch als „Sklavin“ zu fungieren, alles weitere bleibt erst einmal ein Rätsel.

Die Spannung der Geschichte ist stark aufbauend, auch so manche Überraschung wird es geben und nach und nach erfährt der Leser mehr um das grobe inhaltliche Bild langsam zu verfeinern.



„Die linke Hand Gottes“ spielt zwar in einer Fantasywelt, aber die Verwendung von Orts- oder Namen von Nationen kann verwirrend wirken und wird jedenfalls in den vorliegenden Roman nicht erklärt. Die Waffen sind eher im späteren Mittelalter angesiedelt, ebenso die soziale Gesellschaftsform.



Als alleiniger Kritikpunkt sei zu sagen, dass viele, viele Fragen offen bleiben, die hinsichtlich der Handlung und der Charaktere verwirrend sein kann. Von der Ausbildung der Mönche liest man nicht viel, ebenso wenig oder viel über den Krieg mit den Antagonisten. Vielleicht kommen diese in den nächsten beiden Teilen vor?!



Fazit



„Die linke Hand Gottes“ von Paul Hoffmann ist der Auftakt und ein sehr gelungener Fantasy-Roman. Der erste Teil, besonders das Ende ist eigentlich der Anfang und prophetisch zu sagen, die Action und die Spannung haben noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Es ein warm laufen für den eigentlichen Wettkampf.

Als vorläufiges „Ergebnis“ kann ich den Roman sehr empfehlen. Alleine die Überraschungen die viel Potential auf eine explosive Entwicklung hindeuten, werden die Leser nicht enttäuschen. Das Debüt ist geglückt und das auf der ganzen Linie. Thomas Cale – Der Engel des Todes – ein Junge, ein Erlöser wird seinen Weg gehen….nur wohin!?





Michael Sterzik





Mittwoch, 2. Juni 2010

Das Flüstern der Toten - Stepen Woordworth



Das Flüstern der Toten – Stephen Woodworth

Man nennt die wenigen geheimnisvollen und mystischen Menschen die unter uns leben, einfach nur „Die Violetten“. Diese Bezeichnung gilt der violetten Augenfarbe die nur wenige Frauen und Männer haben. Sie sind etwas besonders, sie sind nur wenige und sie werden von der Öffentlichkeit als ein „Medium“ ausgenutzt. Die meisten Menschen fürchten diese feinfühligen und sensiblen „Violetten“, denen es möglich ist, mit den Seelen der Toten Kontakt aufzunehmen. Nicht immer sind diese Erlebnisse für die „Violetten“, wie auch für die nächsten Angehörigen vorteilhaft. Auch „verstorbene“ können noch Hass und Wut empfinden, besonders dann, wenn sie, keines natürlichen Todes gestorben sind. Geheimnisse die man also quasi in Grab nimmt, bleiben dann oftmals nicht so verborgen wie einige es sich vielleicht wünschen.

Die Anzahl der Violetten ist sehr beschränkt, in Nordamerika gibt es nur eine kleine Minderheit von ca. 200 Violetten.  Diese sind der Regierung offiziell gemeldet, und die Gesellschaft für „Jenseitskommunikation“ hat für seine „Mitglieder“ strenge Regeln.

Mehr Segen wie Fluch sind die Violetten in den Augen der Staatsanwaltschaft und den ermittelnden Behörden für die Verbrechensbekämpfung. Es wird schwierig, gar unmöglich für den Mörder „unerkannt“ sein Opfer in das „Jenseits“ zu befördern, wenn der Ermordete, bzw. die Seele den Täter selbst nach seinem gewaltsamen Tod überführt.

Doch nun sind die „Violetten“ selbst zur Zielscheibe geworden, als einige der ihren grausam ermordet werden. Doch der Täter weiß wie er sich schützen kann und maskiert sich, um nicht vom Opfer identifiziert zu werden. Nun ist potentiell jeder „Violette“ gefährdet, und könnte den tödlichen Maskenmann als nächstes begegnen.

Die Behörden möchten natürlich unter keinen Umständen die Hilfe der „Violetten“ verlieren und setzt den Spezialagent Dan Atwater ein. Atwater soll das Medium Nathalie Lindstrom beschützen, denn diese „arbeitet“ hauptsächlich für das FBI. Nathalie ist nicht wirklich entzückt, aber auch ihr wird klar, dass sie Schutz benötigt, nachdem einige enge „violette“ Freunde ermordet wurden. Für Dan ist es nicht leicht mit der sehr kühlen Frau, die geschickt ihr „Äußeres“ tarnt, um nicht gleich von jedem erkannt und „gehasst“ zu werden. Er ist hin- und hergerissen von den Eigenschaften Lindströms und beide haben gewisse Vorurteile, die die Arbeit des Duos etwas verzerren.

Atwater ist immer wieder bestürzt und fasziniert zugleich wenn seine unfreiwillige „Kollegin“ und zugleich sein Schützling mit den Seelen ihrer ermordeten Freund in Verbindung steht, und diese durch den „Mund“ Lindströms von dem Tathergang berichten. Die Spuren sind schwierig zu deuten, es bleibt ihnen nur übrig zu warten bis der Mörder einen Fehler begeht.



Die Situation spitzt sich zu, als immer mehr Freunde und ehemalige Schulkollegen Lindströms ermordet werden und sie immer mehr in den Fokus des Killers tritt....

Kritik

Stephen Woodworth greift eine interessante Thematik auf die so unglaubhaft es auch klingen mag, schon längst „Realität“ ist. Es gibt einige Fälle in denen die hilflosen Behörden, wenn sie in einem Mordfall mit den Ermittlungen nicht weiterkommen, sich der „Parapsychologie“ bedienen und „Medien“ aufsuchen, die schon erfolgreich zu dem Erfolg eines inzwischen gelösten Falles Anteil hatten. Doch leider gibt es viel mehr nüchterne Menschen, die solche Methoden ungläubig verdrängen, als solche die diesen vielleicht letzten Strohhalm, die letzte Chance beiseite schieben. Leider stimmt es aber auch das es viele, zu viele Scharlatane gibt, die sich profilieren möchten und quasi damit über Leichen gehen.

Der Autor Woodworth zeigt dem Leser absolut spannend, wie es vielleicht sein könnte. In seinem Roman „Das Flüstern der Toten“ sind die „Toten“ sehr redselig und alles andere als introvertiert. Da sie in einer „Bewußtseinsebene“ zwischen Diesseits und Jenseits „existieren“, und noch nicht „übergegangen“ sind, ist ihre Laune mehr wie bitter. Sie sind unzufrieden, vielleicht weil sie sich nicht verabschieden konnten von ihren Liebsten, weil vieles ungesagt blieb, weil sie noch so viel zu erledigen hatten, noch so viele weltliche Pläne hatten und „liebe“ geben wollten. Als dies ist „praktisch“ nicht mehr möglich. Das einzige was sie können, sich zu verabschieden, den Angehörigen „Hoffnung“ geben, aber im Schmerz des Todes ist das nicht immer eine alternative Lösung.

In Stephen Woodworth ist das „Jenseits“ in dem die Seelen der Toten verweilen (müssen?!), dunkel, leer und verflucht Einsam. Die einzige Möglichkeit für die Toten ist es mit anderen Toten zu kommunizieren, aber das Niveau dieser Unterhaltungen gleicht dann doch eher einen dunklen Friedhof. Die Toten sehen sich nach ihrem „Leben“ zurück.

Für die „Violetten“ kann das anstrengend sein, denn ihre Nächte oder sagen wir ruhige Phasen der Entspannung gleichen der Geräuschkulisse eines Bahnhofes in denen die Reisenden wirr und laut hin und her laufen und reden, reden, reden.....! Die Toten klopfen an der „Tür“ des Mediums um sich zu unterhalten, um zu reden, um Abwechslung zu genießen. Lindström kann durch einige Mantras die sie gelernt hat, sich abkapseln, doch ihre Nächte in der sie „angreifbar“ sind, werden oftmals „alptraumhaft“.

Interessant ist die soziale Studie die der Autor beschreibt. Zwar sind die „Violetten“ etwas besonders, doch alleine durch ihre Augenfarbe sind sie stigmatisiert. Sie sind gefürchtet und zugleich verehrt, doch von der übrigen Gesellschaft, werden sie gerne als „Monster“ gesehen, die man ausnutzen kann zum Wohle der Gesellschaft.

„Das Flüstern der Toten“ ist nicht nur ein grandioser, spannender und mystischer Roman, sondern er drängt die Leser auch dazu, sich mit Randgruppen unserer Gesellschaft zu befassen. Dieser Handlungsstrang zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Story. Zugleich präsentiert uns der Autor nicht ein schwarz/weiß denken, sondern wirft durchaus viele kritisch gesehene Blicke in den Topf. Zum Beispiel die „Nordamerikanische Gesellschaft“ für „Jenseitskommunikation“ ist eher eine Kontrollinstanz, als eine Hilfe für die „violetten“ die in ihr vielmehr eine indirekte Bedrohung ihrer Menschenrechte sieht.

Die Protagonisten des Romans wirken auf den Leser sehr faszinierend und interessant. In der Figur des FBI Ermittlers Dan Atwater gibt sich so manches Klischee die Hand, aber die eigentliche Hauptperson ist Natalie Lindström. Dan Atwater zeigt sich dem Leser als ein sehr unglücklicher Mann, der eine immense Schuld mit sich trägt, und Natalie ist dieser Schlüssel zu diesem unheilvollen Erlebnis. Atwater und Lindström müssen zusammenarbeiten, aber sie kommen aus gegensätzlichen Welten, so dass im Laufe der Handlung erst Vertrauen aufgebaut werden muss. Im Grunde, ist diese Handlung nichts neues, aber der Autor erzählt diesen auch diesen Verlauf sehr spannend und zugleich authentisch.

Die Spannung ist in jedem Fall steigend und allein die Kommunikation mit den Toten ist sehr originell. Gerade in den ersten Kapiteln wird der Leser mehr erfahren wollen, aus dem „Jenseits“ und nach und nach wird dieser auch dafür belohnt, auch wenn einige Fragen einfach offen bleiben und Raum schaffen für eigene Interpretationen. Die Botschaft alleine ist schon interessant, dass der Tod nicht unbedingt das Ende ist, nur eine „Transformation“ in eine andere, vielleicht „bessere“ Welt?!

Fazit

„Das Flüstern der Toten“ von Stephen Woodworth ist kein stilles, gemurmeltes „Flüstern“ sondern ein spannender, unterhaltsamer und vielschichtiger Roman der absolut zu empfehlen ist. Viele Schwächen hat der Roman nicht, bis auf ein paar kleine Klischees bei den Protagonisten die entschuldbar sind, denn das Finale zugleich Ende, kann hier auch ein neuer Anfang sein. Fulminant erzählt und der Leser, davon bin ich überzeugt wird schnell den zweiten und dritten Teil lesen wollen, in denen Natalie Lindström mit den Toten redet.


 Michael Sterzik

Samstag, 29. Mai 2010

Die Rache des Kreuzfahrers - James Patterson


James Patterson – Die Rache des Kreuzfahrers


Papst Urban II. rief im Jahre 1095 den ersten Kreuzzug aus. Jerusalem und das Heilige Grab sollten aus den Händen der Muslime befreit werden und so die größten und christlichen Heiligtümer des Christentums gerettet werden.

Naiv und vor allem verblendet durch die Aussicht nicht nur die angesammelten Sünden loszuwerden wenn man für Gott kämpft, sondern auch im Heiligen Land Schätze zu finden, sammelten sich viele Adlige in ganz Europa mitsamt ihren Rittern, Soldaten und einfachen Bauern ein, um sich auf den Weg ins Heilige Land zu begeben.

Schon der Weg Richtung Antiochia, Konstantinopel ist schwer und gefährlich und überall je näher sie dem Ziel kommen, finden die Kreuzfahrer „verbrannte“ Erde vor. Zerstörte Felder, verlassene Dörfer, stillgelegte Brunnen lassen die Invasoren verzweifeln denn es besteht so keinerlei Möglichkeit die ohnehin schon mageren Reserven zu ersetzen oder aufzufüllen. Hinzu kommt noch die unbeschreibliche Hitze, die Umgehung in den Vorhof der Hölle verwandelt. Hunger, Hitze und kleinere Kämpfe sowie Unfälle dezimieren schnell die Zahl der Kreuzfahrer. Nicht wenige wünschten sich auf dieses unselige Abenteuer besser verzichtet zu haben.

Als die ersten Städte der Ungläubigen nach langwieriger Belagerung durch die Kreuzfahrer erobert werden, entladen sich angestaute Wut und Verzweiflung, Ängste und Gier durch umbarmherzige Brutalität die keine Grenzen kennt. Raub, Mord, Vergewaltigung und Massaker an der zivilen Bevölkerung, aber durch „Gottes Gnade“ legitimiert, lassen doch einige desillusioniert Seelen zurück, die sich unter diesem „Kreuzzug“ etwas ganz anderes vorgestellt haben und nicht verabscheuungswürdige Taten die alle Sünden gleichwohl in die tiefsten Schatten stellen. Kriegsmüde und verletzt an Körper und Geist desertieren Adlige und einfache Soldaten und haben nur noch das Ziel die „Heimat“ vor Augen.

Doch nach vielleicht mehreren Jahren der Abwesenheit finden die ehemaligen Krieger der Kreuzzüge eine Gegenwart vor, die sie nicht mehr wieder erkennen.

James Patterson erzählt in seinem historischen Roman „Die Rache des Kreuzfahrers“ von einem einfachen Mann der zurück von den Kreuzzügen, nichts anderes findet als noch mehr Tod und Zerstörung.

Inhalt

Frankreich – Veille de Père, ein Dorf im südlichen Frankreich im Jahre 1096.
Hugh de  Luc lebt mit seiner Frau Sophie als Gastwirt friedlich in dem kleinen Provinzdörfchen. Der junge Mann der als umherziehender Gaukler nun endlich seinen Platz im Leben gefunden hat,träumt von einem ruhigen Leben und einem kleinen Glück mit seiner Frau.

Als ein Tross von Kreuzfahrern durch das Dorf zieht, sehnt sich Hugh nach den Reichtümern des heiligen Landes, die ihn dort erwarten und nach dem Kreuzzug ein sorgenfreies Leben in Freiheit und Wohlstand garantieren.

Zusammen mit vielen die das Kreuz auf sich nehmen ziehen sie in Richtung Heiliges Land. Seine schöne und junge Frau Sophie bleibt in dem kleinen Dorf zurück. Sie verspricht Hugh auf ihn zu warten und gibt ihm als Symbol ihrer Liebe die Hälfte eines schönen Kammes, ein Stück und Halt Erinnerung und das Versprechen des Wiedersehens.

Doch die Reise verläuft unerwartet Katastrophal: Viele Menschen sterben auf den qualvollen Fußmarsch durch den Balkan und Kleinasien an Hunger, Hitze und Krankheiten. Nach diesen Strapazen erwartet die Überlebenden die moslemische Festung Antiochia im heutigen Syrien. Nach einer langen Belagerung fällt letztlich die Stadt und die Kreuzfahrer richten ein Massaker bei der Bevölkerung an, egal ob es sich um christliche oder moslemische Einwohner handelt die in Freundschaft und Toleranz miteinander gelebt haben.

Als sich Hugh während des Massakers in eine winzige Kirche rettet, die gerade geplündert wird, verliert der ohnehin schon nicht gläubige Mann endgültig alle Ideale an die er sich geklammert hat. In Notwehr tötet er zwei „Ungläubige“ wird aber von einem dritten entwaffnet und sieht schon seinen eigenen Tod vor Augen. Doch der Moslem verschont Hugh in letzter Minute, wird aber von einigen fränkischen „Tafuren“, fanatischen Kämpfern vor den Augen Hughs grausam ermordet. Hugh fällt auf das die rücksichtlosen Mörder ein eingebranntes Kreuz am Hals haben.

Hugh der nun genug gesehen und erlebt hat, wendet sich ab, nicht ohne den Holzstab eines Priesters mitzunehmen der ihn auf die langwierige Reise nach Hause begleitet. Nach zwei Jahren Abschied erreicht Hugh sein Dorf, doch erwartet ihn dort nur die Trümmer seines Gasthofes und das Grab seines Sohnes Philippes, von dem er nichts geahnt hat. Sophie wurde von den Angreifern die große Teiles des Dorfes zerstört haben, verschleppt. Seine Freunde erzählen von maskierten Rittern die auf der Suche nach etwas waren und keinerlei Erkennungszeichen trugen. Hugh der vermutet das der Herzog Baudouin von Treille dahintersteckt, wandert durch die Wildnis Richtung seines Widersachers. Bei einem Angriff durch einen Eber wird Hugh schwer verletzt, und von einer edlen und schönen Frau namens Emilie in die Burg von Borée gebracht und dort gepflegt. Hugh vertraut sich in seinem Schmerz Emilie an und erzählt ihr von seinem ermordeten Sohn und seiner Frau, die wie er hofft noch am Leben sein soll und verschleppt wurde.

Emilie die gerührt ist, hilft Hugh sich unter Vorwand in die Höhle des Löwen zu begeben. Hugh der ja das Handwerk eines Gauklers seit Kindesbeinen kennt, wird als Hofnarr ausgebildet um unerkannt und recht anonym Sophie in der Burg suchen zu können. Nach und nach erfährt Hugh mehr von den mysteriösen Rittern die auf der Suche nach einer bestimmten Reliquie nicht vor Mord zurückschrecken und eine Spur des Todes zurücklassen....


Kritik

„Die Rache des Kreuzfahrers“ von James Patterson ist ein actionreicher und manchmal auch humorvoller Thriller im historischen Genre. Der Autor verstreut in der Haupthandlung so manches Rätsel, das spannend erzählt wird und den Leser überzeugt. Der Grundstein der Handlung sind die Abenteuer die Hugh auf seinem Kreuzzug erlebt, doch bilden diese inhaltlich den kleinsten Part, denn in der Haupthandlung geht es nur darum herauszufinden wer die mysteriösen Ritter mit den schwarzen Kreuzen sind, und warum und für wenn sie etwas suchen!?

James Patterson erzählt seinen historischen Thriller mit viel Action und dramatischen Szenen die immer wieder an die Oberfläche der Handlung kommen. Das der Kreuzzug blutig war, ist dem Leser ohnehin klar, aber auch als Hugh in sein zerstörtes Dorf kommt, geht es nahtlos mit „Mord und Totschlag“ weiter.

Das der Humor nicht zu kurz kommt, dafür sorgt schon die „Narrenfreiheit“ der sich Hugh bedienen muss um Sophie zu finden und um hinter die Bedrohung der mysteriösen Ritter zu kommen. Das „Mittelalter“ wird von dem Autor nicht auf die Schippe genommen, viel mehr wird der Leser mit den komödiantischen Talent Hughs konfrontiert, der mit Wortwitz und kalkulierten Risiko den Adel unterhalten und so einen gewitzten Blick hinter die Kulissen werfen kann.

Hugh versteht es zu provozieren und mit gewagten ironischen Wortspielchen sich Freund und Feind zu machen. Doch der Krug geht so lange zu Wasser bis er bricht, und auch die Narrenzeit hat einmal ein Ende und Hugh kehrt zu den Wurzeln zurück die sich in seinem Dorf befinden. Er baut seinen alten Gasthof auf und überzeugt seine Freunde und die Einwohner sich gegen die Bedrohungen und unrechtmäßigen Gesetze zu wehren. „Rebellion“ ist der letzte Akt, aber erst dann wenn den Menschen bewusst wird, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Um „Unabhängig“ zu werden, schließen sie sich Hugh an und letztlich im Finale wird das Rätsel der Reliquie gelöst, auch wenn der Preis dafür sehr hoch erscheint.

James Patterson lässt in seinem Roman dramatischen Opfer zu, gerade in den Reihen der Protagonisten entstehen schnell Lücken und so mit Dramatik die den Leser rührt.

Manche Rätsel werden im Laufe der Handlung gelöst, einige andere werden aber erst im Finale zur Überraschung aufgeklärt.

Fazit

„Die Rache des Kreuzfahrers“ ist ein sehr empfehlenswerter Roman der durch eine geschickte Kombination von Drama, Lovestory und Action überzeugt. James Patterson glorifiziert nichts und schildert das bunte Mittelalter in vielen farbenreichen Facetten. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz und knapp erzählt, so dass sich der Leser manche Atempause gönnen kann.

Die Spannung ist elegant aufbereitet, die Charaktere realistisch und die Story sowieso überzeugend.

„Die Rache des Kreuzfahrers“ ist unbedingt zu empfehlen. Man sagt ja „Rache“ ist süß, doch ist sie doch vielmehr, sie ist spannend, humorvoll, tiefgründig, traurig und lässt den Leser nicht zur Ruhe kommen. Großartiges Lesevergnügen“.

Michael Sterzik

Sonntag, 16. Mai 2010

Die Wundärztin - Heidi Rehn



Die Wundärztin – Heidi Rehn

Das der 30jährige Krieg (1618 – 1648) ganz Deutschland und Teile Europas in einem verheerenden Krieg stürzte, spürten die Menschen noch Jahrzehnte später. Städte wie z.B. Magdburg und andere wurden belagert, erobert und für die damaligen Verhältnisse faktisch zerstört. Diese Epoche markiert einen wichtigen Umbruch in der Europäischen Geschichte. Das Ringen um Macht, politischen und militärischen Einfluss kostete hunderttausenden von Soldaten und weiteren unzähligen Zivilisten das Leben jeglicher Nation und Religion.

Die Autorin Heid Rehn erzählt in ihrem gerade erschienenden Roman „Die Wundärztin“ (Verlag Knaur), dass Schicksal einer Frau, die im Tross eines Heeres quasi aufgewachsen ist und in den Jahren der Kämpfe die Schlachten als „Wundärztin“ miterlebt hat.

Heidi Rehn beschreibt im primären Sinne die soziale Stellung der Frau in den über Jahre anhaltenden Krieg, und nicht die Motivation und Stellung der einzelnen kriegführenden Länder und Parteien. Es ist für den Leser nicht einfach nachvollziehbar, dass eine Generation ihr ganzes Leben im Krieg verbringt und lernen muss, die kleinen und spärlichen Glücksmomente, in einer solchen von Grauen des Krieges geprägten Leben, als Lichtblicke in einer brutalen Dunkelheit zu erleben und zu sehen. Die Heldin des Romans, Magdalena erlebt in ihrer Geschichte das beispiellose Grauen des Krieges, wenn zerfetzte menschliche Körper in ihrem Lazarett dem Tode näher sind wie dem Leben, und sie nicht nur entscheiden muss wie man den Verletzten hilft, sondern auch wem man hilft.

Einem komplizierten Uhrwerk gleich erzählt die Autorin vor der Kulisse des endenden Krieges von einem kaiserlichen Tross und seinem sozialem Aufbau. Vor allem die soziale Stellung der Frau, ihren Alltag, ihre Entbehrungen und ihre Hoffnungen bilden den Kern in dem Roman. Kombiniert mit einer alten Fehde und natürlich einer tiefen Liebesbeziehung taucht der Leser in eine Welt ein die detailliert und interessant beschrieben ist.

Allerdings bleibt größtenteils die Spannung auf der Strecke. Kühl und vor allem nüchtern wird das Schicksal Magdalenas und ihres Liebsten Eric erzählt. Falls der Leser hier erwartet viel über den Dreißigjährigen Krieg zu erfahren, so wird er enttäuscht sein. „Die Wundärztin“ ist zwar ein historischer Roman, aber doch bleibt es leider nur bei einer „Liebesgeschichte“ ohne sonderlichen Tiefgang. Die Story ist sehr vorhersehbar und wartet mit keinerlei Überraschungen auf.

Heidi Rehn erzählt ihre Geschichte teil sehr langatmig, mit vielen Durststrecken innerhalb der Handlung und dem einen oder anderen zeitlichen Sprung, der nicht hätte sein müssen. Ganz alleine aus der Perspektive „Magdalenas“ ist die Geschichte für mich zu eindimensional gewesen.

Die Rezeptur des Romans ist weder originell noch wirklich etwas neues. Bedient wurde sich ausschließlich einer verhängnisvollen Liebe zwischen zwei Menschen die nicht sein darf, einem Frauenschicksal usw. Alles schon einmal dagewesen nur mit anderen Titeln benannt.

Für mich absolut nicht empfehlenswert, vielleicht liegt es auch an meiner Erwartungshaltung? Ich hätte gerne mehr über den Dreißigjährigen Krieg gelesen, als über eine vorhersehbare Liebe.

Michael Sterzik

Donnerstag, 13. Mai 2010

Gewinnspiel - "Die Bestie von Florenz" - bei Buchwurm-info.de


Leseprobe zu »Die Bestie von Florenz«
von Douglas Preston & Mario Spezi


... Spezis Überlegungen wurden von der Ankunft von Hauptkommissar Sandro Federico unterbrochen, der in Begleitung eines Staatsanwaltes namens Adolfo Izzo und den Leuten von der Spurensicherung erschien. Federico hatte die typisch römische, lockere Art und gab sich stets nonchalant und leicht amüsiert. Izzo hingegen war auf seinem ersten Posten und erschien gespannt wie eine Feder. Er sprang aus dem Streifenwagen und stürzte auf Spezi los. "Was haben Sie hier zu suchen?", fragte er zornig.

"Ich arbeite."

"Sie müssen den Tatort auf der Stelle verlassen. Sie können hier nicht herumstehen."

"Schon gut, schon gut ..." Spezi hatte alles gesehen, was er sehen wollte. Er steckte Stift und Notizbuch ein, stieg in seinen Wagen und fuhr zurück zum Polizeipräsidium. Im Flur vor Cimminos Büro lief er einem Wachtmeister über den Weg, den er gut kannte; sie hatten sich hin und wieder einen Gefallen erwiesen. Der Polizist zog ein Foto aus der Tasche und hielt es ihm hin. "Wollen Sie es haben?"

Das Foto zeigte die beiden Opfer lebendig, Arm in Arm auf einer niedrigen Mauer sitzend.

Soezi nahm es. "Ich bringe es später am Nachmittag wieder zurück, wenn wir es kopiert haben."

Cimmino nannte Spezi die Namen der beiden Opfer: Carmela De Nuccio, einundzwanzig Jahre alt, hatte für das Modehaus Gucci in Florenz gearbeitet. Der Mann hießt Giovanni Focci, war dreißig Jahre alt und Angestellter des örtlichen Stromversorgers. Die beiden waren verlobt. Ein Polizist, der an seinem freien Tag einen Sonntagsspaziergang in den Hügeln gemacht hatte, hatte die beiden um halb elf gefunden. Das Verbrechen war kurz vor Mitternacht geschehen, und es gab gewissermaßen einen Zeugen dafür: einen Bauern, der auf der anderen Straßenseite wohnte. Er hatte John Lennons "Imagine" aus einem Auto gehört, das auf den Feldern geparkt war. Der Song war mittendrin plötzlich abgebrochen. Er hatte keine Schüsse gehört. Die Schüsse waren aus einer Pistole abgefeuert worden - die zurückgebliebenen Hülsen gehörten zu Geschossen der Winchester Serie H, Kaliber 22. Cimmino sagte, die beiden Opfer seien sauber und hätten keine Feinde, bis auf den Mann, den Carmela verlassen hatte, als sie Giovanni kennengelernt hatte.

"Es ist beängstigend", sagte Spezi zu ihm. "Ich habe so etwas hier in der Gegend noch nie gesehen ... Und wenn man erst daran denkt, was die Tiere mit ihr gemacht -"

"Welche Tiere?", unterbrach ihn Cimmino.

"Die Tiere, die in der Nacht an der Leiche waren ... die das Mädchen so verstümmelt haben ... zwischen den Beinen."

Cimmino starrte ihn an. "Tiere, von wegen! Der Mörder hat das getan."

Spezi wurde eiskalt. "Der Mörder? Was hat er getan, auf sie eingestochen?"

Kommissar Cimmino antwortete ihm in besonders nüchternem Tonfall, vielleicht seine Art, das Grauen zurückzudrängen. "Nein, er hat nicht auf sie eingestochen. Er hat ihr die Vulva herausgeschnitten ... und sie mitgenommen."

Spezi verstand nicht sofort. "Er hat ihre Vulva mitgenommen? Wohin?" Sobald er die Frage ausgesprochen hatte, wurde ihm klar, wie dumm sie sich anhörte.

"Sie ist einfach nicht mehr da. Er hat sie eben mitgenommen."

Leseprobe der ersten 17 Buchseiten als pdf-Datei
http://www.prestonchild.de
http://www.knaur.de

Eva Schuster [12.05.2010]

und hier der Link:

http://www.buchwurm-info.de/news/anzeigen.php?news_id=7463

Montag, 10. Mai 2010

Der gläserne Schrein - Petra Schier




Der gläserne Schrein – Petra Schier.

Aachen im Jahre 1413. In der alten Kaiserstadt soll die eindrucksvolle Chorhalle des alten Doms umgestaltet werden. Grund dafür ist der Todestag Kaiser Karls des Großen und der soll entsprechend in der alten Königsstadt gefeiert werden. Vom Marienstift und Zunft beauftragt die Arbeiten in der Chorhalle auszuführen, hat Bardolf Goldschläger einen lukrativen und vor allem einen sehr werbewirksamen Auftrag vor sich. Bardolfs Stieftocher Marysa, eine aus ungarnstämmige, verwitwete Reliquienhändlerin hat ganz andere Sorgen die sie plagen. Ihre zweijährige Frist in der sie als Witwe die Geschäfte ihres verstorbenen Mannes schalten und verwalten kann, läuft in Bälde aus.

Nicht wenige wohlhabende und einflussreiche Kaufleute, sowie Gesellen haben mehr wie einen Blick auf die recht reiche und vor allem schöne Witwe geworfen, doch bisher ist es niemanden geglückt Marysas Herz zu erobern. Kühl und unnahbar trotzt die eigensinnige und selbstbewusste Frau einer neuen Ehe, die sie vielleicht wieder in Zwängen bringt, die sie sich überhaupt nicht wünscht und die gegen ihre doch recht frohe Natur sind. Ihr Vetter will sie unbedingt mit einem ihr unsympathischen Handwerker verheiraten und sieht sich als alleinigen Vormund, doch Marysas Mutter und ihr Mann Bardolf stehen voll und ganz hinter ihrer Tochter.

Und nicht nur unter familiären Schutz steht Marysa, auch der Dominikanermönch Christopherus, der als „Ablasshändler“ durch Europa pilgert, fühlt sich für das Glück Marysas verantwortlich. Marysas verstorbener Bruder Aldo war der engste Freund von Bruder Christopherus, und hat diesem auf dem Sterbelager das Versprechen abgenommen auf seine kleine Schwester und ihre Mutter achtzugeben. Bruder Christopherus nimmt diese Bitte ernst, schon einmal haben sich ihre Wege gekreuzt, doch nun fast zwei Jahre später, treibt es ihn wieder in die alte Reichsstadt.

Als es in der Chorhalle zu unheimlichen und tragischen Unfällen kommt, und auch ein alter Geselle Bardolfs seinen ernsten Verletzungen erliegt und auch Bardolf verletzt wird, aber überlebt, ist der erste Schrecken groß. Wenig später wird Bardolfs Konkurrent der vertretungsweise die Arbeiten in der Chorhalle übernommen hat, vergiftet. Bardolf wird von den Bütteln der Stadt Aachen ins „Grashaus“ das alte Gefängnis der Stadt gebracht. Des vorsätzlichen Mordes angeklagt erwartet Meister Bardolf Folter und Hinrichtung, sollte es Marysa und Christopherus nicht gelingen den oder die wahren Mörder zu finden….

Kritik

„Der gläserne Schrein“ von Petra Schier ist nach „Die Stadt der Heiligen“ der zweite Band einer historischen Trilogie um die Reliquienhändlerin Marysa Markwardt und dem Dominikanermönch „Christopherus.

Die Autorin erzählt diesen historischen Kriminalfall mit viel Gefühl und stützt sich dabei mehr auf ihre Protagonisten, als auf die eigentliche Haupthandlung. Spannung entsteht hier aber trotzdem und das anhaltend nur über die Charaktere, allen voran natürlich die selbstbewusste Marysa und der geheimnisvolle Mönch Christopherus. Letztere gibt der gesamten Handlung die notwendige Tiefe, denn so richtig anschaulich und erklärend ist die eigentliche Handlung – der oder die Mörder die in der Chorhalle für Unfälle gesorgt haben – nicht. Weder an Anfang noch im weiteren Verlauf der Handlung wird dem Leser klar worum es denn eigentlich geht. Weder kann der Leser ein Motiv vorab erkennen, noch Verdächtige ausmachen. All das ist erstmal verwirrend, wäre da nicht das persönliche Umfeld Marysas und ihre Vergangenheit. Ganz zu schweigen von Bruder Christopherus der man sagt ja zwischen Himmel und Erde mehr Geheimnisse hat, als man glauben mag.

Doch schon in den ersten Kapiteln offenbart sich der Mönch als ein Mann mit vielen Facetten und einigen, hilfreichen Eigenschaften, sowie einem hellwachen Geist. Amüsant und vor allem auch spannend ist die Verbindung zu Marysa, auch wenn sie natürlich etwas naiv und vorhersehbar ist.

Spannend und abwechslungsreich sind die Figuren in „Der gläserne Schrein“. Diese sind im Grunde überschaubar, aber so in einander verschachtelt und verwoben, dass man wie gewünscht mit den Figuren mit fiebert und natürlich lebt. Immer das mittelalterliche leben im Blick erzählt Petra Schier das Leben und die täglichen Schwierigkeiten einer Handwerkswitwe die in ihrer sozialen Stellung immer wieder zeigen muss, dass sie mehr ist, als nur eine „Frau“ die ihre ehelichen und mütterlichen Pflichten beizukommen hat. Marysa trägt Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Menschen die ihr wichtig sind, egal ob es sich nun um einen einfachen Knecht handelt oder um ihre eigene Mutter. Sie trägt ihr Herz am rechten Fleck, auch wenn ihr Mundwerk und ihr Temperament so feurig sein kann, wie „ungarisches“ Gulasch.

Emanzipation hin oder her – „Der gläserne Schrein“ ist nicht nur für die weibliche Leserschaft. Auch wenn natürlich die „Liebe“ einen Großteil der Handlung einnimmt. Besonders nett und unterhaltsam sind die kleineren und größeren Wortgefechte zwischen dem „braven“ Mönchlein „Christopherus“ und Marysa. Diese beiden Schlüsselpersonen sind der Dreh- und Angelpunkt in der gesamten Dramatik.

Lobenswert auch hier, dass Petra Schier fabelhaft die Geheimnisse von Christopherus bis zum Ende im Dunklen lässt. Alles andere hätte, dem Roman die inhaltliche Spannung genommen.

Man kann den Roman „Der gläserne Schrein“ unabhängig von „Die Stadt der Heiligen“ (Erster Band) lesen, doch ist dem hier klar abzuraten, denn die Protagonisten sind so intensiv komplex, dass man sich als Leser immer fragt, was da wohl passiert sein mag!? Immer wieder wird im Laufe der Handlung auf die Geschehnisse im ersten Teil hingewiesen, so das wenn man schon den ersten Teil verpasst haben sollte, interessiert ist den ersten Teil zu lesen.

Fazit

„Der gläserne Schrein“ ist mehr „Sein“ als Schein und damit eine recht große Überraschung in diesem Genre. Neben gut recherchierten, geschichtlichen Material, verspricht die Handlung mit seinen liebenswerten Figuren, extremen Spaß.
Lesen Sie das Buch, oder besser, fangen Sie mit dem ersten Teil „Die Stadt der Heiligen“ an: Sie werden es nicht bereuen.

Michael Sterzik