Thomas Cale ist Novize und lebt in der Ordensburg der „Erlösermönche“. Auch wenn sie Gott – dem „Erlöser“ dienen so ist die Botschaft, die sie überbringen meistens nicht die des Friedens, sondern eher sind sie Gesandten des Todes.
Das Leben für die vielen Jungen ist äußert unbarmherzig. Der Kriegerorden kennt so etwas wie „Gnade“ und „Erbarmen“ nicht. Ihre Ausbildung ist voller Enthaltsamkeit, dafür regiert die Gewalt hinter den Klostermauern. Schon von Kindesbeinen an, wird ihr Willen systematisch gebrochen, um sie später als „Kriegsmaschinen“ gegen die Antagonisten einzusetzen, Ketzer, Abtrünnige vom wahren einzigen Glauben an dem gottgleichen „Erlöser“.
Eine Flucht aus der Ordensburg scheint unmöglich, und selbst wenn die Flucht einem Novizen oder einem Mönch gelingen mag, so wird er gejagt und getötet, öffentliche Abschreckung die ihre Wirkung bei den Novizen nicht verfehlen. Auch sonst sind tägliche, drakonische Strafen das eigentliche Programm für Disziplin und ggf. kommt es vor, dass Novizen oder Angehörige spurlos verschwinden und nie wieder auftauchen.
Als Cale und zwei seiner „Freunde“ die Ordensburg durchstreifen, und Cale sowieso mit den Gedanken an eine Flucht beschäftigt ist, wird er Zeuge eines grausamen Mordes. Ein ranghoher und gefürchteter Mönch seziert ein noch junges Mädchen bei lebendigem Leibe, ein zweites, verschrecktes Mädchen ist eine gefesselte Zuschauerin dieses bestialischen Mordes. Ohne Zweifel wird sie sich in die Reihe seines nächsten Opfers einordnen. Cale verliert außer sich vor Wut die Kontrolle und tötet den Mönch nach kurzen Kampf. Mit diesem Mord ist Cale ein schon praktisch zum Tode verurteilter Mann, und er flieht zusammen mit seinen zwei Freunden und dem Mädchen aus der düsteren Ordensburg. Doch damit ist das Quartett noch lange nicht in Sicherheit, als die Mönche von Cales Tat erfahren, jagen sie die Abtrünnigen durch das manchmal unwirtlich bergige Land. Als sie endlich die prächtige Stadt „Memphis“ erreichen, sind sie zwar vorübergehend in Sicherheit vor den Mönchen, doch werden sie weder freundlich noch herzlich empfangen. Die aristokratisch geordnete Welt ist eine eigene für sich. Von dem Krieg zwischen den Erlösern und den Antagonisten ist nicht viel bekannt, auch von der kriegerischen Ausbildung ahnen die Stadtväter nichts bis eines Tages die Tochter eines Herrschenden von den Mönchen entführt wird. Cales Talent offenbart sich und es wird klar, dass Cale eine tödliche Waffe ist. Fast zeitgleich formiert sich ein Heer der Erlösermönche vor den Stadtmauern die zum Angriff bereit sind. Warum legen die kriegerischen Mönche so viel Wert auf Cale und seine Freunde? Welche Geheimnisse sind es wert einen Krieg zu entfachen….?
Kritik
„Die linke Hand Gottes“ ist der erste Roman des Autors Paul Hoffmann und der Beginn einer Trilogie um Thomas Cale. Angesiedelt ist der Roman im Genre „Fantasy“ und da ist er auch passend aufgehoben. Allerdings bedient sich Hoffmann nicht düsterer Magie oder finstere Geschöpfe der Nacht. Seine Protagonisten sind allzu „menschlich“, mit allen Facetten und Eigenarten, die uns auszeichnen.
Die Atmosphäre ist anhaltend finster, alleine schon die ersten Kapitel in der Ordensburg der Erlöser geben Anlass das es wenig Hoffnung und Liebe gibt. Gewalt und die Angst der Novizen werden dem Leser eindrucksvoll vor Augen gehalten. Analysiert man den „Glauben“ der Erlösermönche, so kommt das den christlichen Glauben recht nahe, denn immer wieder mal kommt die „Sünde“ als Begriff vor, oder der Satan. Und auch der Erlöser der sich für die Menschheit geopfert hat, hat einen gewissen Wiedererkennungswert. Dass Religion immer wieder von Menschen ein legitimer Vorwand ist, andere Menschen ihren Willen aufzuzwingen wird hier drastisch erzählt. Mit „Erlösung“ hat die Erziehung der Novizen gar nichts zu tun. Wer nicht ins Muster passt, wird aussortiert und die nächste Station ist das wohl das „Jenseits“. Auch ein Krieg gegen die Antagonisten, die Ketzer scheint nur ein Vorwand zu sein. Die Mönche geben sich sehr weltlich und sündhaft, erst am Ende des Romans erwartet den Leser ein kurzer Einblick in die religiösen Motive der Kriegerkaste. Doch ist das nur der Anfang, und noch lange ist die Geschichte nicht zu Ende erzählt.
Zeitweise liest sich der Roman wie ein Drehbuch, wie der Anfang einer Saga und man merkt aus welchem Bereich der Autor kommt und seinen ersten Erfahrungen machen konnte. Betrachten wir nun die Protagonisten des Romans so nur unter der Perspektive, dass der ganze Roman sich als Einleitung versteht. Die Schachfiguren sind aufgestellt, der Krieg kann beginnen und Thomas Cale ist der König des ganzen, der Mittelpunkt und die (Er)Lösung für viele Parteien.
Sein Talent ist offensichtlich, seine innerliche Rebellion und sein Hass auf die Mönche reicht bis in sein Innerstes selbst, so das der junge Mann nach Rache für die vielen Verletzungen und Schmähungen völlig verbittert und kalt wirkt. Durch seine Ausbildung, und das erfährt der Leser erst nach und nach, offenbart sich die ganze Persönlichkeit, aber auch seine Angst und Verletzbarkeit. Für Cale und seine Freunde beginnt in Memphis ein neues Leben und vor allem müssen sie viel lernen, denn außer Ausbildung mit und an Waffen, ist das Abenteuer Liebe und Mitgefühl total neues und unentdecktes Terrain. Thomas Cale und viele andere Haupt- und Nebencharaktere sind nicht eindimensional gezeichnet. Cale wirkt verschlossen, und jegliche Gefühle sind ihm scheinbar fremd. Er kämpft wie er es erlernt hat, effektiv, schnell und tödlich, nicht grausam, eher wie ein komplexes aber schnelles Uhrwerk. Eine Maschine die aufs töten programmiert wurde, denn Cale beherrscht nicht nur die unterschiedlichen Waffen, sondern ist auch ein begnadeter Taktiker und Stratege. Auch seine beiden Freunde weisen Talente auf, die jeglichen Krieger der Stadt in ihren Schatten stellen.
Das gerettete Mädchen weißt auch Talente auf, sie ist nichts anderes als eine exzellente Geisha, ausgebildet um Männer ihre sexuellen Wünsche zu erfüllen, vielleicht auch als „Sklavin“ zu fungieren, alles weitere bleibt erst einmal ein Rätsel.
Die Spannung der Geschichte ist stark aufbauend, auch so manche Überraschung wird es geben und nach und nach erfährt der Leser mehr um das grobe inhaltliche Bild langsam zu verfeinern.
„Die linke Hand Gottes“ spielt zwar in einer Fantasywelt, aber die Verwendung von Orts- oder Namen von Nationen kann verwirrend wirken und wird jedenfalls in den vorliegenden Roman nicht erklärt. Die Waffen sind eher im späteren Mittelalter angesiedelt, ebenso die soziale Gesellschaftsform.
Als alleiniger Kritikpunkt sei zu sagen, dass viele, viele Fragen offen bleiben, die hinsichtlich der Handlung und der Charaktere verwirrend sein kann. Von der Ausbildung der Mönche liest man nicht viel, ebenso wenig oder viel über den Krieg mit den Antagonisten. Vielleicht kommen diese in den nächsten beiden Teilen vor?!
Fazit
„Die linke Hand Gottes“ von Paul Hoffmann ist der Auftakt und ein sehr gelungener Fantasy-Roman. Der erste Teil, besonders das Ende ist eigentlich der Anfang und prophetisch zu sagen, die Action und die Spannung haben noch lange nicht den Höhepunkt erreicht. Es ein warm laufen für den eigentlichen Wettkampf.
Als vorläufiges „Ergebnis“ kann ich den Roman sehr empfehlen. Alleine die Überraschungen die viel Potential auf eine explosive Entwicklung hindeuten, werden die Leser nicht enttäuschen. Das Debüt ist geglückt und das auf der ganzen Linie. Thomas Cale – Der Engel des Todes – ein Junge, ein Erlöser wird seinen Weg gehen….nur wohin!?
Michael Sterzik
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen