Donnerstag, 19. März 2009

Das Schwert (Daniel Easterman)


Im Laufe der letzten Jahre konnte man in den Medien verfolgen wie islamische Fundamentalisten immer wieder den „Heiligen Krieg“ ausrufen – Dschihad – der Kampf auf dem Wege Gottes. Die Heilige Pflicht. Es ist ein wichtiges Glaubensprinzip, manchmal wird es auch als die sechste Säule des Islams bezeichnet. Doch es gibt auch andere sprachwörtliche Erklärungen dieses Begriffes, alle aus dem Koran, und damit aus dem Munde Mohammeds kommend, eine Parole, ein anzustrebendes Ideal und leider für viele extremistische und militanten Gruppen die Absolution für jeglichen terroristischen Angriff auf die ihnen so fremde westliche Welt.

Im Namen des Korans, zum Wohle Allahs und seines Propheten, wird dieser sehr frei interpretiert und ausgelegt, viele sehen es als ihre heilige Pflicht sich für den Kampf gegen die ungläubigen als Märtyrer zu opfern um in einem Paradies ewig zu leben. Aber auch das gesellschaftliche Ansehen steigert sich mit dem Freitod ins schier unermessliche, für Angehörige des Helden wird finanziell gesorgt und ihr Namen in Ehren gehalten.

Mit dem heiligen Krieg verbinden wir die Person Osama bin Laden und seiner Terrororganisation Al-Qadia. Charakteristisch ist für diese Terrorgruppe die asymetrische Kriegsführung die auch wie schon erwähnt Selbstmordattentate legitimiert.

Doch innerhalb des muslimischen Kulturkreises gibt es auch kritische Stimmen die sich gegen jegliche Gewalt aussprechen und terroristische Angriffe mit aller Härte verurteilt. Es ist nicht nur eine Frage des Glaubens, mit Sicherheit auch eine Frage des persönlichen Umfelds, dass die vorurteilsfreie Denkweise und ein freieres Leben, ohne religiösen Zwang eine andere Perspektive aufzeigen.

Aber die Fronten sind mehr und mehr verhärtet. Jeder Krieg, jeder Grenzkonflikt in Israel, jeder Freiheitskampf und jeder Anschlag lassen die Spirale der Gewalt länger und länger werden.

Der Autor Daniel Easterman, dass Pseudonym für den irischen Nahost-Experten Denis McEion, hat mit „Das Schwert“ erschienen im Aufbau Taschenbuchverlag, einen brisanten und aktuellen fundierten Roman verfasst. Ein erschreckender Politthriller, nachvollziehbar und sehr spannend erzählt.

Inhalt

Professor Jack Goodrich lebt mit seiner Frau und seiner Tochter Naomi in der Millionenstadt Kairo. Die multikulturelle Metropole bietet der kleinen und glücklichen Familie ein beschauliches und ruhiges Leben. Jack lehrt dort an der dortigen Universität, seine Frau ist Sekretärin in der Botschaft und Naomi besucht die internationale Schule. Doch angesichts der Terrordrohungen und Anschläge und der sowieso unruhigen Lage in den Nachbarländern, gilt die persönliche Lage doch als angespannt. Als ein ägyptischer Freund und Buchhändler Jack bittet sich ein altes Artefakt zu begutachten, nimmt er das Angebot gerne an, sein Wissenschaftliches Interesse, seine Neugierde sind geweckt. Der alte Mann präsentiert Jack ein Schwert, die Zeit hat ihre Spuren auf der eindrucksvoll gearbeitete Waffe hinterlassen und die beiliegenden Schriftstücke deuten daraufhin das es sich um das persönliche Schwert des Propheten Mohammeds handeln könnte. Jack zweifelt nicht an der Echtheit des Schwertes und gerät sehr schnell ins Visier eines radikalen, islamistischen Terroristen – Mohammed Al-Masri – ein direkter Nachfahre des letzten Kalifats. Al-Masri sieht sich als von Gott berufen, die muslimische Welt zu einem globalen Dschihad zu mobilisieren. Tod allen Ungläubigen, bzw. Rückeroberung der damaligen muslimischen Ländern wie Spanien oder Portugal. Al-Masri mit dem Schwert des Propheten Mohameds wäre ein Symbol das zu einem wahren Sturm auf die westliche Welt werden könnte, ein Konflikt in dem ausschließlich nur die Waffen sprechen würden.

Eines Tages wird Jacks Familie überfallen, seine Frau und seine Tochter werden grausam gefoltert und von den Terroristen ermordet, auch der ägyptische Buchhändler ist unter diesen ersten Toten. Gepeinigt vom Verlust sucht ihn schließlich ein britischer Mitarbeiter des Geheimdienstes auf, um ihm mitzuteilen, dass seine Frau Leiterin des MI6-Büros in Kairo war und seine Tochter Naomi nicht Tod, sondern von Al-Masri`s Terrorgruppe entführt wurde um sie gegen das Schwert einzutauschen. Jack sinnt auf Rache und Vergeltung – Auge um Augen – Zahn um Zahn – aber noch mehr möchte er seine Tochter retten und riskiert dabei nicht nur sein eigenes Leben......

Kritik

Im Grunde klingt die ganze Geschichte ja recht unwahrscheinlich und voller Vorurteile und Klischees, aber der erste Blick kann auch täuschen. Daniel Easterman hat sein Wissen um die islamisch geprägte Welt mit seiner Ideologie und seiner Kultur spannend durchkonstruiert.

Für uns bleibt die islamische Welt mit ihrer uns so fremden Lebensart- und Einstellung ein verschlossenes Buch, und wenn wir es denn öffnen können wir die die Denkweise und demzufolge ihre Handlungen schwerlich positiv oder auch nur neutral nachvollziehen. Zu feindselig sind die Fronten verhärtet. Auch wenn Daniel Easterman Islamwissenschaft studiert hat, so erfährt der Leser nicht unbedingt viel von ihrer Kultur und ihren streng religiös geprägten Leben, wohl aber von der Motivation fundamentalistischer Terroristen die nur aggressiv agieren.

Auch der Ursprung des Schwertes und die Geschichte Mohameds bleiben im Dunkeln. Es gibt zwei Handlungsstränge die sich abwechseln, einmal aus Sicht des Professors Jack Goodrich, zum anderen der Gegenspieler Al-Masri. Dabei sind alle beide Charaktere recht eindimensional: Jack war in seiner Vergangenheit Soldat der britischen Spezialeinheit SAS, was ihn natürlich zu gute kommt auf der Jagd nach den Terroristen. Und Al-Masri ist ein charismatischer und gebildeter Mann, der nach Macht und Ansehen strebt und tendenziell leicht größenwahnsinnige Züge zeigt.

Jacks Figur ist noch als realistischsten zu bezeichnen, ein Vater, eine Ehemann der seine Frau ermordet vorfindet und seine Tochter in den Händen skrupelloser Terroristen sieht, kenn bald nur noch Angriff als die beste Verteidigung. Ob das nun der richtige Weg ist, angesichts der späteren Ereignisse, sei mal so dahingestellt.

Die erzählte Brutalität ist manchmal doch sehr schwer zu verdauen. Folter, Mord und Anschläge werden so kaltblütig und detailreich beschrieben, dass einem schon das Grauen kommt. Es zeigt ein erschreckendes Bild von radikalen, verblendeten Menschen die aus religiöser und politischer Motivation Herr über Leben und Tod sein möchten und darüber hinaus vergessen was Ethik und Moral für eine wichtige Rolle spielen mag.

„Das Schwert“ ist ein spannender, ein schneller Roman in dem die Story gar nicht zur Ruhe kommt. Daniel Easterman schreibt unterhaltsam, aber so finde ich leider zu oberflächlich. Sein Wissen setzt er in einigen Szenen schlüsselreich und richtig ein, doch letztlich bleibt es einfach erzählt immer das gleiche, da die Grenze zwischen „schwarz“ und „weiß“, sprich gut und böse, kristallklar gezogen ist. Es geht primär nicht um den Konflikt oder einer anzustrebenden Lösung zwischen den verschiedenen Religionen, sondern nur um den brutalen Charakter der islamischen Terroristen aufzuzeigen. Verblendet, brutal, rücksichtslos und menschenverachtend wird hier jedes Klischee gleichmäßig bedient.

Wenn Daniel Easterman schon den Islam studiert hat und auch die Regionen kennt, so frage ich mich, warum hat sein Wissen nicht genutzt um einen atmosphärisch dichteren Roman zu schreiben in dem der islamische Terrorismus nicht die Hauptrolle einnimmt sondern die Kultur mit seinen wechselwirkenden Schwierigkeiten im Vordergrund stehen sollte?! Der Blick über den wohlwollenden Tellerrand mag man hier wirklich vermissen.

Die Protagonisten werden schnell und den Szenen gerecht eingeführt, doch bleiben sie immer im Schatten ihrer selbst. Logisch nachvollziehbar ist etwas anderes, aber wer fragt schon bei solchen Spannungsmomenten nach Logik?

Fazit

„Das Schwert“ ist und bleibt ein unterhaltsamer Thriller, allerdings ohne atmosphärische Dichte oder lehrreichen, interessanten Ansätzen und Überlegungen. Daniel Easterman weiß gut zu erzählen, aber leider zu kurzweilig. Auch der Showdown war dann doch etwas enttäuschend und wusste nicht zu überzeugen.

Daniel Easterman hat eine pragmatischen Schreibstil, ein rasantes Tempo das den Leser zwar mitreisst aber literarisch nicht unbedingt umhaut. Ein solider Thriller der kurzweilig und spannend, erzählerisch kompakt und deswegen bedingt zu empfehlen ist.

Autor

Daniel Easterman, geb. 1949 in Belfast, hat Anglistik, Persisch, Arabisch und Islamwissenschaften studiert. Er arbeitete als Dozent für Islamwissenschaften in Fez (Marokko) und in England und ist ein gefragter Nahost-Experte. Neben wissenschaftlichen Werken hat er neun Bestseller geschrieben und sich ein internationales Publikum erobert. Daniel Easterman lebt mit seiner Frau in Newcastle.

Michael Sterzik




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